Erschütternde, atmosphärische und wichtige Geschichte, die jede Frau lesen sollte.
Die Nacht der BärinWer Kira Mohn kennt, erwartet sicher eine andere Geschichte als diese hier. Es geht in diesem Buch nicht um einen leichten Liebesroman, sondern um eine tragische Familiengeschichte, die sich unwissentlich ...
Wer Kira Mohn kennt, erwartet sicher eine andere Geschichte als diese hier. Es geht in diesem Buch nicht um einen leichten Liebesroman, sondern um eine tragische Familiengeschichte, die sich unwissentlich über Generationen hinwegzieht. Das Hauptthema des Romans ist häusliche Gewalt. Jule flüchtet vor ihrem Freund, der in einem Streit die Kontrolle verlor und sich ihr gegenüber unverzeihbar verhalten hat. Der Fluchtort der Jule zuerst einfällt ist ihr Elternhaus, ihr Zuhause, indem Gewalt niemals ein Thema war. Bis zu dem Anruf, indem Jules Mutter Anna die Nachricht erhält, dass ihre eigene Mutter verstorben ist. Anna ist erschüttert. Jule kannte ihre Großmutter nicht und stellt sich nun nach der Reaktion ihrer Mutter und mit sechsundzwanzig Jahren zum ersten Mal die Frage, warum nicht. Sie animiert ihre Mutter dazu, zu ihrem Elternhaus zu reisen und sich um den Nachlass zu kümmern. Auf dieser Reise erfährt sie Dinge, mit denen sie niemals gerechnet hat. Denn Jules Mutter Anna hat keine einfache Vergangenheit.
In dieser Geschichte tauchte ich Stück für Stück in ein Familiendrama ein, das für die betroffenen Personen unerträglich gewesen sein muss. Dass ich hier keine leichte Kost in den Händen halte, wusste ich schon, bevor ich mit dem Lesen begonnen habe. Umso neugieriger war ich aber auch auf die vielen Geheimnisse, die sich in dieser Geschichte verbergen. Jules Mutter ist kein Mensch, der seine Gefühle offen zeigt. Sie tritt sehr selbstkontrolliert auf. Umso schwieriger war es für sie, nun zurück in die Vergangenheit und die schlimmste Zeit ihres Lebens zu kehren und ihrer Tochter von den traumatischen Erlebnissen zu erzählen. Ich näherte mich nur langsam einem wohlbehüteten Geheimnis von Anna. Die Kapitel wechselten zwischen Gegenwart und Vergangenheit. So ließ sich das Buch entspannt lesen, blieb dabei aber dauerhaft spannend. In mir brodelten viele Fragen, denn schließlich wollte ich die ganze Wahrheit erfahren. Oder vielleicht besser nicht? Denn das, was ich zu lesen bekam, war nicht einfach zu verdauen. Die Autorin beschreibt die Situationen sehr real. Ich spürte die Natur, die einen großen Teil von Annas Kindheit einnahm und für sie und ihre kleine Schwester einen bedeutenden Zufluchtsort bildete. Ebenso fühlte ich die dunkle Atmosphäre, die zu Hause herrschte. Das Buch enthält keine Trigger Warnung, aber wer bei dem Thema Gewalt in der Familie sensibel reagiert, sollte vorgewarnt sein. Das, was sich hier eröffnet, gehört meines Erachtens mit zu den schlimmsten Erfahrungen, die ein Mensch nur machen kann. Trotzdem ist es wichtig, dass es solche Geschichten gibt, um die Menschen darauf aufmerksam zu machen. Von mir bekommt das Buch eine volle Leseempfehlung besonders für Frauen und all jene, die sich dem schweren Thema gewachsen fühlen.