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Veröffentlicht am 11.06.2024

Die Vergangenheit reicht bis in die Gegenwart

Wenn sie lügt
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Der Thriller „Wenn sie Lügt“ von Linus Geschke ist am 31. Mai 2024 im Piper Verlag erschienen und hat 416 Seiten.
Nach beinahe 20 Jahren kehrt Goran in das abgelegene Dorf Waldesroda zurück, in dem er ...

Der Thriller „Wenn sie Lügt“ von Linus Geschke ist am 31. Mai 2024 im Piper Verlag erschienen und hat 416 Seiten.
Nach beinahe 20 Jahren kehrt Goran in das abgelegene Dorf Waldesroda zurück, in dem er aufgewachsen ist. Als Jugendliche waren Goran und seine Freunde eine eingeschworene Clique, wobei Goran und Norah beste Freunde waren. Die Freundschaft der beiden wurde jedoch auf eine harte Probe gestellt, als sich Norah in den vier Jahre älteren David verliebte und eine Beziehung mit ihm einging. Diese Beziehung hielt jedoch nicht lange, und kurz nach der Trennung ermordete David ein junges Paar. Bei seiner Flucht kam er ums Leben. Norah wurde im Dorf nur noch die „Freundin des Killers“ genannt. Die Clique zerstreute sich in alle Richtungen und auch Norah verließ damals das Dorf. Erst vor wenigen Jahren kehrte sie zurück.
Nun, 20 Jahre später, erhält Norah anonyme Briefe, die zunehmend bedrohlicher werden und den Eindruck erwecken, als wären sie von David verfasst. Goran und Norah sind gezwungen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, die sie beide längst hinter sich glaubten.
Das Layout des Buches hat mir sehr gut gefallen. Das Cover, das einen dunklen Wald zeigt, durch den Lichtstrahlen hindurchscheinen, passt hervorragend zur Geschichte und bezieht sich auf den Tatort. Die blaue Farbe des Covers setzt sich im Buchschnitt fort, was einen stimmigen Gesamteindruck vermittelt. Zudem möchte ich die Haptik des Buches hervorheben: Das dicke Papier hinterlässt einen wertigen Eindruck und erleichtert das Umblättern.
„Wenn sie Lügt“ ist ein sehr solider Thriller mit einem flüssigen und spannenden Schreibstil. Obwohl ich recht früh erahnen konnte, in welche Richtung sich der Plot entwickelt, bot das Buch dennoch kurzweilige und spannende Unterhaltung. Über kleinere Ungenauigkeiten im Plot kann ich gut hinwegsehen, da sie den Lesespaß nicht wesentlich beeinträchtigten. Insgesamt hatte ich großen Spaß beim Lesen.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Virale Heldin und die Schattenseite des Ruhms

The April Story – Ein wirklich erstaunliches Ding
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„The April Story. Ein wirklich erstaunliches Ding“ von Hank Green, erschienen bei dtv, lässt mich ein wenig ratlos und unschlüssig zurück. Während mir der Schreibstil von Hank Green sehr gefällt und ich ...

„The April Story. Ein wirklich erstaunliches Ding“ von Hank Green, erschienen bei dtv, lässt mich ein wenig ratlos und unschlüssig zurück. Während mir der Schreibstil von Hank Green sehr gefällt und ich den Plot für äußerst einzigartig und zeitgemäß halte, finden sich durchaus Längen im Roman, und das Ende lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück.
Der Plot:
April May, eine junge Produktdesignerin, stolpert eines Nachts auf dem Heimweg in der 23rd Street in New York über eine seltsame Skulptur, „ein über drei Meter großer Transformer in Samurai-Rüstung“, der mitten auf dem Bürgersteig steht. Ohne zu ahnen wie dies ihr Leben verändern würde, dreht sie mit ihrem ehemaligen Kommilitonen Andy Skampt ein Video und laden es auf Youtube hoch. Sprichwörtlich über Nacht geht das Video viral, April avanciert zum Star und wird zum Dauergast in Talkshows, denn die Roboter-Skulptur ist nicht nur in New York wie aus dem Nichts aufgetaucht, sondern in insgesamt 64 Großstädten weltweit. Schnell steht die These im Raum, dass es sich bei den Carls (wie die Skulpturen genannt werden) um Außerirdische oder eine Botschaft von Außerirdischen handeln könnte. April muss sich mit den Folgen ihrer plötzlichen Berühmtheit befassen, die nicht nur positiv sind. Sie muss sich mit Verschwörungstheoretikern und Hatern, Isolation und der Sucht nach Likes und Clicks auseinandersetzen.
Das Layout:
Ich empfinde die Gestaltung des Covers als absolut passend: eine junge Frau, die sich das Display eines Smartphones vor das Gesicht hält vor der erleuchteten Kulisse des nächtlichen New York. Im Fließtext sind einzelne Passagen, die beispielsweise Posts in Social Media oder Emails widergeben, von normalen Text visuell abgehoben. Auch das finde ich überaus passend.
Der Stil:
Hank Green hat einen sehr flüssigen, unkonventionell doch spannenden Schreibstil. Die Worte, die er den handelnden Personen in den Mund legt, sind modern, jung und passen sehr gut auf unseren Zeitgeist. Hank Green versteht es Spannungsbögen zu spannen und dabei dennoch äußerst kreativ und skurril zu bleiben und das ganze mit einer Prise Humor zu versehen.
Meine Einschätzung:
Was mich gleichsam faszinierte und störte, war die Entwicklung, die April May im Verlauf der Geschichte durchlaufen hat. War sie zunächst eine junge Frau, die durchaus als typisch für ihre Generation zu bezeichnen ist, so wird sie immer oberflächlicher und sehr auf ihre Außenwirkung bedacht. Dies wirft die Frage auf, ob man so, wenn man über Nacht unfassbar berühmt wird. Das Buch kann auf der einen Seite alles, was ein gute Roman für mich können soll: Ich kann ihn nicht mehr aus der Hand legen. Ich werde emotional involviert und denk darüber nach, wenn ich nicht darin lese. Auf der anderen Seite gab es auch immer wieder Längen und es fiel mir schwer April May zu greifen. Alles in allem empfehle ich das Buch zu lesen, denn „The April Story“ ist ein einzigartiges Leseerlebnis für jeden, der nach einer originellen und zeitgemäßen Geschichte sucht.
Meine Bewertung: 4/5 Sternen

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Rumänisch-deutsche Familiengeschichte

Das Pfauengemälde
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„Das Pfauengemälde“ von Maria Bidian (Paul Zsolnay Verlag, Juli 2024) ist eine deutsch-rumänisches Familienporträt, das tief in die Geschichte und Kultur Rumäniens eintaucht. Der Roman erzählt die Geschichte ...

„Das Pfauengemälde“ von Maria Bidian (Paul Zsolnay Verlag, Juli 2024) ist eine deutsch-rumänisches Familienporträt, das tief in die Geschichte und Kultur Rumäniens eintaucht. Der Roman erzählt die Geschichte von Ana, deren Vater Nicu mit seiner Familie in Deutschland lebte. Nicu hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den Familienbesitz, der im kommunistischen Rumänien enteignet wurde, wieder zurück zu bekommen. Sinnbildlich hierfür steh das titelgebende „Pfauengemälde“. Während seines letzten Besuche in Rumänien starb Nicu plötzlich und Ana kämpf noch heute, 2 Jahre später, mit ihrer Trauer und der Verarbeitung von Nicus Todes.
Als Ana nun Post von ihrer rumänischen Verwandtschaft erhält, dass nun noch letzte Formalitäten erledigt werden müssen, damit das sagenumwobene Haus wieder in Familienbesitz gelangt, macht Ana sich auf den Weg nach Rumänien an die Orte ihrer Kindheit. Ihr Hauptinteresse gilt dem „Pfauengemälde“, das ihrem Vater so wichtig war. In Rumänien tritt sie nicht nur auf ihre Familie väterlicherseits, sondern sie sieht sich auch mit ihren Erinnerungen und der eigenen familiären Geschichte konfrontiert. Eingebettet ist alles in die Schilderungen der rumänisches Lebensweise und der bewegten Geschichte des Landes.
Ich hatte ein wenig Schwierigkeiten den Einstieg in den Roman zu finden und musste mich hie und da auch durch kleinere Längen kämpfen. Schwierig war für mich zudem die große Anzahl an Personen. Ich hatte immer wieder Probleme, die einzelnen Akteure richtig einzuordnen. Im Großen und Ganzen ist es jedoch eine sehr berührende Familiengeschichte, die tief mit der rumänischen Geschichte verwoben ist. Ich kann mir vorstellen, dass jemand, der beispielsweise eine familiäre Bindung zu Rumänien hat und damit mehr Vorwissen zu Land und Kultur mitbringt als ich, der Handlung viel besser folgen kann und einen besonderen Zugang zu diesem Roman finden könnte.

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Veröffentlicht am 25.06.2024

Thriller mit Schwächen

Das Baumhaus
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„Das Baumhaus“ von Vera Buck, erschienen am 14. Mai 2024 im Rowohlt Verlag, spielt in Schweden und wird aus vier unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Der Thriller umfasst 398 Seiten.
Die Geschichte ...

„Das Baumhaus“ von Vera Buck, erschienen am 14. Mai 2024 im Rowohlt Verlag, spielt in Schweden und wird aus vier unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Der Thriller umfasst 398 Seiten.
Die Geschichte beginnt nach einem gruselig-grausamen Prolog mit Rose, die eine Faszination für das Vergängliche und die Verwesung hat. Sie erforscht, welchen Einfluss verwesende Kadaver auf das Blattwerk von Bäumen und Gräsern haben.
Dann gibt es die Perspektiven von Nora und Henrik. Die beiden wollen ihren Urlaub gemeinsam mit ihrem fünfjährigen Sohn Finn im Ferienhaus von Henriks Familie verbringen. Das Haus liegt an einem See und ist von Wäldern umschlossen.
Ein weiterer wichtiger Handlungsstrang dreht sich um Marla und ein Baumhaus. Über all dem schwebt ein altes, dunkles Geheimnis, das bis in die Gegenwart reicht.
Vera Buck erzählt äußerst rasant, spannend und vielschichtig. Die unterschiedlichen Handlungsstränge werden im Verlauf des Thrillers mehr und mehr miteinander verwoben. Mir gefielen die Charaktere sehr gut, da sie tiefgründig und interessant gestaltet sind.
Einige Details des Buches erschienen mir jedoch leider wenig nachvollziehbar. So wirkt es auf mich eher unrealistisch, dass eine Forensikerin Gebeine findet und diese nicht unmittelbar der Polizei übergibt und dennoch sofort von der Polizei angeworben wird. Auch war ich nicht wirklich glücklich mit dem Ende – ohne spoilern zu wollen.
Insgesamt war der Thriller spannend, konnte mich aber aufgrund einiger für mich nicht logischer Details und wegen zu vieler Handlungsstränge zum Ende hin nicht vollends überzeugen.

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Veröffentlicht am 24.10.2024

Zwischen Realität und Mystik

Die Unmöglichkeit des Lebens
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"Die Unmöglichkeit des Lebens" von Matt Haig (erschienen im August 2024 bei Droemer Knaur) ist ein Roman, der stark polarisiert und die Leserschaft in unterschiedliche Lager spaltet. Die Geschichte handelt ...

"Die Unmöglichkeit des Lebens" von Matt Haig (erschienen im August 2024 bei Droemer Knaur) ist ein Roman, der stark polarisiert und die Leserschaft in unterschiedliche Lager spaltet. Die Geschichte handelt von Grace Winter, einer pensionierten Lehrerin, deren Leben von Verlust und Einsamkeit geprägt ist. Nach dem Tod ihres Mannes Karl und des gemeinsamen Sohnes Daniel, der bereits im Kindesalter bei einem Unfall ums Leben kam, zieht sich Grace aus dem sozialen Leben zurück. Ihr Alltag ist von tiefen Schuldgefühlen und der Trauer um Daniel überschattet, die sie auch nach über 30 Jahren nicht loslassen. Besonders Daniels Tod scheint eine unerträgliche Last zu sein, die sie täglich auf den Friedhof führt. Während sie Karl an dessen Grab noch von ihren Gedanken erzählen kann, bleibt sie an Daniels Grab wortlos.

Eines Tages erhält Grace eine Nachricht, die ihr monotones Leben für immer ändern sollte: Christina, eine entfernte Bekannte, die sie seit Jahrzehnten nicht gesehen hat, hat sie in ihrem Testament bedacht und hinterlässt ihr ein Haus auf Ibiza. Kurzentschlossen beschließt Grace, ihrem eintönigen Leben in Großbritannien den Rücken zu kehren und nach Ibiza zu reisen. Dort hofft sie, Antworten auf die Frage zu finden, warum ausgerechnet sie dieses Erbe antritt. Doch statt Klarheit stößt Grace auf immer mehr Rätsel und Widersprüche.

Der Roman beginnt mit einer eindringlichen Schilderung von Grace’ Leben und den tiefen emotionalen Wunden, die der Verlust ihres Sohnes und Ehemannes hinterlassen haben. Im Abschnitt des Buches entsprach die Erzählung vollkommen meinen Erwartungen. Matt Haig schafft es, die Trauer und Einsamkeit der Protagonistin einfühlsam und poetisch zu vermitteln. Seine Sprache ist klar und dennoch bildhaft, fast schon lyrisch, was dem emotionalen Thema eine besondere Tiefe verleiht. Besonders aufgefallen hat mir die Botschaft des Romans in diesem Teil: Egal in welchem Lebensabschnitt wir uns befinden, wir haben immer die Möglichkeit, unser Leben zu verändern und neue Wege zu gehen. Grace’ Mut, einen Neuanfang zu wagen, nachdem sie so lange in ihrer Trauer gefangen war, ist bewundernswert und inspirierend.

Doch ab einem bestimmten Punkt schlug der Roman für mich eine unerwartete Richtung ein. Die Handlung driftet zunehmend in eine esoterische und spirituelle Dimension ab, die sich stark vom bisherigen Erzählton unterscheidet. Dieser Wechsel empfand ich als abrupt und schwer nachvollziehbar. Statt der erhofften Antworten auf die vielen offenen Fragen, die Grace nach Ibiza führten, wurde die Geschichte immer mystischer und mit übernatürlichen Elementen durchzogen. Diese Wendung war für mich schwer zu greifen und entsprach nicht dem, was ich ursprünglich erwartet hatte.

Ich glaube, dass Leserinnen und Leser, die sich für spirituelle und esoterische Themen interessieren, hier auf ihre Kosten kommen werden. Für mich persönlich ging es jedoch zu weit in diese Richtung, weshalb ich mich sehr schwer damit getan habe, das Buch fertigzulesen. Vermutlich hätte es mir besser gefallen, wenn ich mit einer anderen Erwartungshaltung an die Lektüre herangegangen wäre. Die spirituellen und metaphysischen Themen, die im Verlauf des Buches aufgeworfen werden, waren für mich nicht die Aspekte, die ich mir von der Geschichte erhofft hatte.

"Die Unmöglichkeit des Lebens" ist ein Roman, der sicherlich nicht jedem gefallen wird – was das Buch aber gleichzeitig auch zu einem spannenden Gesprächsstoff macht. Die poetische Sprache und die kraftvolle Botschaft über Mut und Veränderung sind starke Punkte, die das Buch lesenswert machen. Für Leserinnen und Leser, die offen für spirituelle und mystische Themen sind, bietet der Roman eine interessante und ungewöhnliche Perspektive. Wer jedoch, wie ich, eine eher realistische Auseinandersetzung mit den Themen Trauer, Verlust und Neuanfang erwartet, könnte sich von der esoterischen Wendung enttäuscht fühlen.

Insgesamt ist das Buch trotz meiner gemischten Gefühle ein mutiges Werk, das den Leser herausfordert, seine Sichtweisen zu hinterfragen. Vielleicht ist es genau diese Vielschichtigkeit, die das Buch so polarisierend macht.

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