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Veröffentlicht am 25.12.2017

Paranoia oder Verbrechen?

Woman in Cabin 10
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Laura "Lo" Blacklook fühlt sich nicht mehr sicher. Eines nachts erwacht sie und ein fremder Mann steht vor ihrer Schlafzimmertüre. Da kommt der Reisejournalistin der neue Job gerade recht. Sie soll mit ...

Laura "Lo" Blacklook fühlt sich nicht mehr sicher. Eines nachts erwacht sie und ein fremder Mann steht vor ihrer Schlafzimmertüre. Da kommt der Reisejournalistin der neue Job gerade recht. Sie soll mit dem Schiff "Aurora Borrealis" auf Jungfernfahrt gehen und einen Bericht über die Luxusjacht schreiben. Doch Lo gerät vom Regen in die Traufe. Denn sie beobachtet einen Mord in der Nachbarkabine. Doch niemand will ihr glauben, denn es wird weder ein Passagier noch ein Crewmitglied vermisst. Wer war die fremde Frau in der Nachbarkabine und was ist mit ihr geschehen?

Ruth Ware hat sich entschlossen den Start ins Buch mit einer Szene zu beginnen, die wohl für alle von uns der blanke Horror bedeuten würde. Man erwacht nachts und vor der Schlafzimmertüre steht ein Einbrecher. Diese Szene ist sehr bildlich beschrieben und man spürt als Leser, das Grauen, das Lo empfindet. Das Trauma, das sie bei diesem zutiefst verängstigenden Vorfall erleidet, konnte ich sehr gut nachvollziehen.
Nach dieser Szene wird es Punkto Gänsehaut ruhig während dem ersten Drittel des Thrillers. Unterschwellig spürt man, dass da noch ein grosser Knall kommen wird. Doch erst mal lullt die Autorin die Leser mit alltäglichen Urlaubsszenen ein. Diese sind durch den sehr flüssig geschriebenen Schreibstil gut zu lesen und abwechslungsreich. Ein wenig hat mich der Alkoholkonsum von der Protagonistin gestört. Seite 28 wird schon der zweite, totale Filmriss wegen dem Alkoholkonsum erwähnt. Seite 90 erleben wir Lo zum dritten Mal total betrunken neben der Spur. Mich hat nicht etwa gestört, dass sie Alkohol in grossen Mengen konsumiert, sondern dass dies als Grund für Blackouts, die wichtig für die Handlung waren, herhalten mussten.
Nach und nach lernt man die Protagonistin kennen. Ihr Zivilstand, ihre Ängste und Träume. Ich empfand sie nicht als unsympathisch, sondern als sehr labil, wankelmütig und unsicher.
Nach einem Drittel Buch beginnt der Psychothriller. Als Leser ist man absolut nie sicher, was Lo tatsächlich erlebt und was ihrer Paranoia geschuldet ist. In dieser Situation wurden ein, zwei Zeitungsartikel eingefügt, die meine Neugier angestachelt und die Spannung in die Höhe geschraubt haben. Clever gemacht von der Autorin!
Als sehr wohltuend empfand ich die Klarheit im Aufbau der Geschichte. "Woman in Cabin 10" beinhaltet ein einziger Erzählstrang und eine fortlaufend erzählte Handlung ohne lästiges Hin und her hüpfen in Zeit und Handlung.
Bis zum Schluss habe ich also auf den grossen Knall hingefiebert: Er kam…er kam! Und noch dazu mit einer sehr überraschenden Wendung. Ich hatte verschiedenen Theorien was mit der Frau aus Kabine 10 geschehen ist...und auf diese Lösung wäre ich nie gekommen.

Veröffentlicht am 16.12.2017

Erfrischend anders...

Jeden Tag gehörst du mir
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"The Fab Four" wurden die vier Freundinnen, May, Kate, Beth und Gemma von Familie und Freunden genannt. Jahre nach der Schulzeit sind die Frauen immer noch befreundet, doch sind sie nur noch zu dritt. ...

"The Fab Four" wurden die vier Freundinnen, May, Kate, Beth und Gemma von Familie und Freunden genannt. Jahre nach der Schulzeit sind die Frauen immer noch befreundet, doch sind sie nur noch zu dritt. Beth fährt nicht mit den Freundinnen nach Kalkan in Urlaub, weil Beth vor Jahren spurlos verschwand. Kate hat sich erst gerade von ihrem langjährigen Freund Phil getrennt und will einfach mal abschalten. Noch in der Türkei, im Urlaub, erfahren die Freundinnen, dass in ihrer Heimatstadt Stockton Heath eine tote Frau aufgefunden wird. Kaum zurück aus dem Urlaub überrascht sie die Neuigkeit , dass eine zweite Tote gefunden wurde. Beide Opfer ähneln Kate und scheinbar geht ein Serientäter um, der Frauen vom selben Typ bevorzugt.

Eines vorneweg : Noch selten hat ein Buch mich meine Meinung so um 180 Grad revidieren lassen , wie "Jetzt gehörst du mir". Ich war mir auf vielen Seiten und seit Beginn sicher zu wissen, wer der Serientäter ist. Geschickt wiegelt der Autor den Leser in Sicherheit Punkto Täteridentität. Ein Satz, der mich in meinem Verdacht bestärkt hat, ist so gut platziert, dass ich vor dem Autor den Hut ziehe. Naiv habe ich gedacht : wie langweilig und vorhersehbar. Man weiss ja schon nach einem Drittel wer der Täter ist. Wie will er uns Leser noch bis zum Schluss beschäftigen?
Und zeigt dann den Lesern die lange Nase: Aetsch, reingefallen!
Ganz am Anfang geht es hauptsächlich um Liebesbeziehungen. Kate verlässt ihren Freund, lernt im Urlaub einen anderen Mann kennen und findet auch einen Arbeitskollegen sympathisch. Man spürt , wie sehr Kate von Phil genervt ist, der sich mehr und mehr zum Stalker entwickelt. Leser, die Thriller suchen, müssen da durch diese Liebesturbulenzen einfach durch. Denn gerade diese Einführung ist enorm wichtig für die spätere Handlung.
Sehr authentisch beleuchtet Alex Lake beide Seiten, die der gestalkten Frau und die des Stalkers. Ebenfalls sehr interessant und gut recherchiert empfand ich die Ausführungen zum Thema "Serientäter".
Als die Geschichte fünf Jahre zurück in die Vergangenheit springt, habe ich schon geahnt, dass es wohl so einfach nicht sein kann. Dieses Kapitel endet mit einem Cliffhanger und ich habe es vor Spannung kaum ausgehalten. Freundin Beth verschwindet und die Frage, was mit ihr geschehen ist, hat mich durch das Buch getrieben.
Eine mehr als überraschende Wendung in der Handlung hat diesen Spannungsbogen noch mal erhöht und ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Gerade die letzten 60 Seiten sind Thriller pur. Spannung, der Wettlauf gegen den Psychopathen und einige brutale Szenen sind genial geschrieben.
Die Story ist sehr abwechslungsreich, der Plot hat mich zu 100 % überzeugt und ist sehr schlüssig.
Der Fokus liegt ganz klar auf den Opfern und der Sichtweise des Täters , nicht in der Ermittlungsarbeit. Ich empfand dies nach vielen gelesenen Thrillern in der jüngsten Vergangenheit als erfrischend anders.

Veröffentlicht am 14.12.2017

Sehr spannend!

Unersättlich
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In Stockholm mutieren unbescholtene Bürger zu Mördern. Sie verwandeln sich scheinbar grundlos in Kannibalen und töten und verspeisen ihre Angehörigen. Eine Mutter ihr Kind, eine pensionierte Frau ihren ...

In Stockholm mutieren unbescholtene Bürger zu Mördern. Sie verwandeln sich scheinbar grundlos in Kannibalen und töten und verspeisen ihre Angehörigen. Eine Mutter ihr Kind, eine pensionierte Frau ihren Mann. Der Verdacht liegt nahe, dass die Täter, die sogenannte "Kannibalendroge" genommen haben, da es auch in jüngster Vergangenheit Fälle rund um diese Droge in Stockholm gab. Kriminalkommissarin Amanda Poller, von der Polizei in Vasterort, ermittelt auf Hochtouren, testet die Droge an sich aus. Und erfährt, dass man sich in dieser Situation zum Tier verwandelt. Die Ermittlungen lassen sie tief ins Drogenmilieu eintauchen. Dabei trifft sie Andnan Nasimi , einen Polizistenmörder, wieder, der in ihrer Vergangenheit eine grosse Rolle gespielt hat.

"Unersättlich" ist nach "Der Pavian" der zweite Band rund um die Ermittlerin Amanda Poller. Ich habe den ersten Band nicht gelesen und war zu Beginn völlig erschlagen von den vielen Namen und Figuren. Zudem wurden immer wieder Andeutungen zu der Vergangenheit , also den Stoff aus dem ersten Band, gemacht, die ich nicht nachvollziehen konnte. Nach ein paar Kapiteln hat die Autorin anhand von Erklärungen, die Amanda einem neuen Praktikanten gibt, in dieser Beziehung aufgeklärt. Ich empfand das als hervorragend gelöst um Erstleser einzuführen in die persönliche Hintergründe von Amanda Poller und Adnan Nasimi.
Von Beginn weg scheut sich die Autorin nicht, grausige Details anzusprechen. Dabei geht sie sehr subtil vor. Dem Thema entsprechend "Kannibalismus" erlebt man als Leser, die Mörder nach den Taten. Ohne in Details zu gehen, beschreibt die Autorin sehr bildlich das Szenario. Ein fast belanglos hingeworfener Satz lässt einen schaudern. Eklig und abstossend und zu 100 % Thriller!
Ich war direkt froh, als Anna Karolina Larsson, das komplizierte Privatleben der Staatsanwältin Pia Bromberg, die versucht in einer Patchworkfamilie zu (über) leben, in den Mittelpunkt rückt. So konnte ich mich etwas von all dem Blut und den grausigen Details erholen.
Es wird ebenfalls das Privatleben von Amanda Poller erwähnt. Sie ist Mutter von Zwillingen, die 2 Jahre alt sind. Wunderkinder! Denn, sie wurden so charakterisiert, als wären sie etliches älter. Sprechen und agieren wie fünfjährige Kinder. Dass, Amanda in ihrer Freizeit ihnen das Radfahren beibringt hat mich erstaunt. Normalerweise besitzen Zweijährige nicht die motorischen Fähigkeiten um schon Rad zu fahren. Abgesehen von diesem Detail ist die Charakterisierung sehr gelungen. Amanda ist absolut authentisch und eine starke Figur, die eine Schwäche hat : Ihre Kinder. Was die Täter schlussendlich auch ausnutzen.
Ich empfand den Spannungsbogen nach ein paar Kapiteln, die ich benötigte, um die Figuren zu sortieren, durchgehend hoch. Die beiden Stränge "Amanda" und "Adnan" , die einige Zeit nebeneinander herlaufen, verbinden sich auf schlüssige Weise. Sehr spannend und dies nicht nur im Hinblick auf den Fall "Kannibalismus"!

Veröffentlicht am 21.11.2017

Spannend!

Dunkel Land
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Verena Hofer hat einen neuen Job. Sie zieht mit Adoptivtochter Amelie für drei Monate auf das Gut Wuthenow. Verena wurde engagiert um sich dort um den Neffen der Hausherrin zu kümmern. Erstaunt stellt ...

Verena Hofer hat einen neuen Job. Sie zieht mit Adoptivtochter Amelie für drei Monate auf das Gut Wuthenow. Verena wurde engagiert um sich dort um den Neffen der Hausherrin zu kümmern. Erstaunt stellt sie fest, dass der vermeintliche Junge ein Mann ist. Carl von Wuthenow ist Profiler , wurde angeschossen und leidet unter dem Verlust des Kurzzeitgedächnisses. Als ein junger Mann, der brutal ermordet wurde, gefunden wird, wird er als Berater von der Staatsanwaltschaft hinzugezogen. Und da Verena als seine Assistentin eingestellt wurde, muss sie wohl oder übel bei den Ermittlungen präsent sein. Und erfährt, hört und sieht Dinge, die sie sich nie im Leben vorstellen konnte.

Das Buch beginnt mit einem Gedicht von Theodore Fontane, das immer wieder in der Geschichte eine Rolle spielen wird. Weiter geht es mit dem Prolog, in dem der Täter eine seiner Taten ins Zentrum stellt. Da ahnt man schon, dass dieses Buch ein Wechselbad der Genres sein wird. Umso mehr, als dass nach dem grausigen Prolog eine Szene wie aus einem Rosamunde Pilcher - Film den Leser in völlig ein anderes Genre katapultiert. Meine Neugierde war geweckt, denn so einen Krimi habe ich noch nie gelesen. Man wird also in eine Schlossszene gebeamt, in der von der reichen Hausherrin bis zum holden Schönling es an nichts fehlt.
Einige Szenen weiter …und bamm…man ist wieder mitten drin im Krimi mit einem Leichenfund.
Die, manchmal nur wenige Seiten, langen Kapitel verleiten einen regelrecht dazu, noch ein Kapitel und noch eines zu lesen. Aber auch der spannende Fall, in dem immer mehr junge Männer ermordet werden, hat mich gefesselt. Plötzlich ist man mitten drin in der Stricher Szene, und weg vom beschaulichen Schlossleben!
Trotzdem ist dieser Krimi eher von der weichgespülten Sorte. Und dies meine ich nicht negativ. Brutale Szenen gibt es wenige, bis gar keine, Ich kann mir denken, dass damit auch Leser, die mit Krimis wenig am Hut haben, gut bedient sein werden. Ich habe fleissig mit gerätselt…die Auflösung empfand ich als schlüssig und unvorhersehbar.
Die Figuren, vor allem die beiden Hauptpersonen Carl und Verena, waren mir etwas zu brav und weich gezeichnet. Beiden hätte es gut getan etwas mehr Ecken und Kanten zu haben. Carl hat massive Probleme mit seinem Kurzzeitgedächnis. Wenn er schläft ist die Erinnerung weg. Immer wieder wird erwähnt, dass er sich vor dem Schlafen gehen Notizen macht. Ob das reicht um einen so komplexen Fall zu lösen, sei dahin gestellt.
Der Schreibstil ist leicht und locker, man kommt sehr schnell vorwärts beim Lesen. Ein Logikloch ist mir aufgefallen. Seite 88, als Carl beim Aufwachen Verena nicht erkennt , doch den dort angestellten Colonel schon. Komisch, denn sein ganzes Gedächtnis ist ja über Nacht wie ausgelöscht, da würde er doch rein theoretisch auch die Angestellten nicht mehr erkennen?
Ich empfand den Fall als spannend und werde sicher auch einen nächsten Band rund um das Ermittlerduo lesen.

Veröffentlicht am 08.11.2017

Gesellschaftskritische Story!

Die sieben letzten Tage
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Yang Fei stirbt mit 41 Jahren und befindet sich eine Woche lang am "Ort der Unbegrabenen". Er denkt über sein Leben nach…seine Kindheit, die er als Findling bei seinem liebevollen Ziehvater Yang Jinbiao ...

Yang Fei stirbt mit 41 Jahren und befindet sich eine Woche lang am "Ort der Unbegrabenen". Er denkt über sein Leben nach…seine Kindheit, die er als Findling bei seinem liebevollen Ziehvater Yang Jinbiao verbracht hat, und seine Liebe zu Li Qing. Er trifft aber auch andere Tote, die ebenfalls auf ihr Begräbnis warten und entdeckt dabei, dass nicht immer alles so ist, wie es in der Zeitung steht.

Skurril ist das Wort, das mir spontan eingefallen ist, als ich den Klappentext von diesem Buch las. Diese Geschichte ist ohne Zweifel skurril und man muss sich ohne Vorbehalte darauf einlassen . In dieser Story werden Tote zu Schnäppchenjägern, Skelette sitzen auf dem Boden und spielen "Go" gegeneinander und man schmunzelt doch ab und zu ob all den Kuriositäten vor dem Bestattungsinstitut.
Doch die Geschichte um Yang Fei ist noch viel mehr. In der Provinz Chinas wird er unter speziellen Umständen, die für mich etwas unwahrscheinlich sind, geboren. Und wächst bei seinem Ziehvater auf. Die Beziehung zwischen Vater und Sohn hat mich tief berührt und zieht sich durch das ganze Buch.
Man findet jedoch auch eine ironische Seite: wie die Bürokratie, die sogar das Sterben diktiert. Gesellschaftskritisch die thematisierte Geburtenregelung und die Staatspolitik Chinas . Ebenfalls die Klassenunterschiede, die sogar noch nach dem Tod im Wartesaal des Todes, wabern. VIP Toter oder Normalsterblicher. Der Sarg und die Beerdigungszeremonie bringt es ans Licht!
Das Buch ist auch Satire…ein Hoch auf die chinesische Arbeitsmoral , Prestigeobjekte und Genauigkeit!
Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten. Gerade die Dialoge, sind gefühlsarm und knapp. Seitenweise und dies vor allem in den Erinnerungen fehlt die direkte Rede und so wird die Ich Perspektive Yangs zu einer Erzählung. Trotzdem hat die Geschichte einen unheimlichen Sog, dem ich nicht ausweichen konnte.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, mit leisen Untertönen erzählt der Autor eine gesellschaftskritische und unterhaltsame Story!