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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2024

Trost finden für die Endlichkeit allen Lebens

Das Igel-Tagebuch
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Die britische Journalistin Sarah Sands setzt sich in ihrem Buch 'Das Igel-Tagebuch' mit der Endlichkeit des Lebens auseinander und der trostspenden Kraft, die aus der Natur und ihren Lebewesen erwachsen ...

Die britische Journalistin Sarah Sands setzt sich in ihrem Buch 'Das Igel-Tagebuch' mit der Endlichkeit des Lebens auseinander und der trostspenden Kraft, die aus der Natur und ihren Lebewesen erwachsen kann. Sie ist sichtlich mitgenommen von der Nachricht, dass ihr schwerkranker Vater den Winter nur schwerlich überleben wird. Zeitgleich hilft sie einem kleinen im Jahr spätgeborenen Igel, den sie in ihrem Garten mehr tot als lebendig auffindet und bangt ebenso um das junge Leben. Nun begibt sie sich auf die Suche nach Wissenswerten und Erstaunlichen über den Igel und erfährt dabei welche große Liebe und Verbundenheit der Mensch zu diesem Tier besitzt. Diese Fakten der Literaten trägt sie in ihrer Geschichte zusammen, verwebt diese mit persönlichen Gefühlen, alltäglichen und politischen Ereignissen. Sie berichtet vom Trost beim Abschied von ihrem Vater, die das genesende Igelweibchen ihr schenken kann und davon wie fragil unser Dasein doch ist.
Der Schreibstil ist sehr nüchtern gehalten. Feinfühlig werden Gedanken und Emotionen festgehalten, die den Wert der Verbundenheit zur bedrohten Natur wiedergeben. Vielschichtig inspirierend präsentiert sich das Tagebuch.

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Veröffentlicht am 04.11.2024

Braucht das Schicksal eine zweite Chance?

Das kleine Café der zweiten Chancen
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Verpasste Gelegenheiten, die zutiefst traurig stimmen, tragische Unglücksfälle, die gewaltige Einschnitte im Leben hinterlassen und zwangsweise drastische Veränderungen erfordern, falsch getroffene Entscheidungen, ...

Verpasste Gelegenheiten, die zutiefst traurig stimmen, tragische Unglücksfälle, die gewaltige Einschnitte im Leben hinterlassen und zwangsweise drastische Veränderungen erfordern, falsch getroffene Entscheidungen, die Konsequenzen verlangen, sind mögliche schicksalhafte Ereignisse, die man bereut und allzu gern rückgängig machen möchte. Doch was passiert, wenn man das Schicksal herausfordert und in die Vergangenheit eingreift, um vermeintliche Fehler zu korrigieren? Ist es überhaupt möglich, die Konsequenzen in ihrer Komplexität zu überschauen?
In einem kleinen Café in Sapporo verfügt die Barista tatsächlich über eine eher ungewöhnliche Gabe, Menschen in ihre Vergangenheit eingreifen zu lassen, diese nach ihren Vorstellungen zu korrigieren. Himari selbst musste ihren Traum von einer Pianisten-Karriere auf Grund eines tragischen Unfalls aufgeben und erzählt nun von diesen Menschen, die von Reue und Traurigkeit geplagt sind, welche Erfahrungen sie machen, wenn sie ihr vergangenes Leben versuchen zu beeinflussen.
Shiori Ota liefert mit ihrem Roman ‘Das kleine Café der zweiten Chancen‘ eine fantastische Geschichte, die sehr lebendig und in einer bildhaften Sprache niedergeschrieben ist, das Gedankenkarussell um eigene Erlebnisse in Schwung bringt mit der berauschenden Frage: ‘Was wäre, wenn?‘.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Daher gebe ich gern meine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 28.10.2024

Generationsübergreifende Konflikte

Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen
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Regina ist eine Frau, die unzufrieden ist mit sich und der sie umgebenden Welt. Ihre Ideale konnte sie in ihrem bisherigen Leben nicht entsprechend ihrer hohen Ansprüche umsetzen. Familie gehört zwar irgendwie ...

Regina ist eine Frau, die unzufrieden ist mit sich und der sie umgebenden Welt. Ihre Ideale konnte sie in ihrem bisherigen Leben nicht entsprechend ihrer hohen Ansprüche umsetzen. Familie gehört zwar irgendwie dazu, um gesellschaftlich integriert zu sein. Doch eigentlich zählen ganz andere Werte in einer vollkommen gestalteten Kulisse, die in ihrer Vorstellung konkrete Gestalt angenommen hat mit ihr als Mittelpunkt allen Seins und Maßstab. Natürlich möchte sie diese Ideale in den beiden Töchter Antonia und Wanda verwirklicht sehen. Während Wanda nur zu gern bereit ist, sich der Anerkennung der Mutter immer und immer wieder zu versichern, geht Antonia ihren eigenen Weg, hat eine Eigenart, die so gar nicht harmonieren will mit Reginas Wahn zum Perfektionismus.
Hier ist ein Konfliktpotenzial vorprogrammiert, dass in Anna Brüggemanns Roman ‘Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen‘ deutlich ausgearbeitet und in einer bildhaften Sprache präsentiert wird. Die Geschichte zeigt anschaulich wie unvereinbar extreme Charaktere sind. Da hilft nur gegenseitige Akzeptanz zur Einstellung der verschiedenen Lebensphilosophien.

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Veröffentlicht am 24.10.2024

Die Liebe zu Büchern verbindet

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
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Satoshi Yagisawa eröffnet seinen Roman ‘Die Tage in der Buchhandlung Morisaki‘ mit einer fürchterlichen Botschaft für Takako ausgesprochen von ihrem Freund Hideaki, der zu allem Überfluss auch ihr Kollegen ...

Satoshi Yagisawa eröffnet seinen Roman ‘Die Tage in der Buchhandlung Morisaki‘ mit einer fürchterlichen Botschaft für Takako ausgesprochen von ihrem Freund Hideaki, der zu allem Überfluss auch ihr Kollegen ist. Der Protagonistin bricht das Herz als sie vernimmt, dass eben jener Hideaki heiraten wird, aber nicht Takako. Sie versteht die Welt nicht mehr, kündigt und zieht in ein kleines Zimmer über der traditionsreichen Buchhandlung Morisaki, die ihr Onkel Satoru im dem Bücherviertel Japans, im Jinbocho, seit vielen Jahren führt. Es ist seine Leidenschaft zu alten Büchern, die sein Leben bestimmt. Mit Geschichten über sich und die Familie holt er seine Nichte heraus aus der depressiven Verstimmung und öffnet ihr das Tor zur Welt der antiquarischen Literatur.
Der Autor erzählt eine Geschichte, die von Liebe, Verlust, Freundschaft und von Vertrauen berichtet. Er zeichnet Menschen, die trotz komplizierter Charaktere füreinander da sind, füreinander einstehen, an sich und andere glauben, ihnen Kraft geben. In diesem Buch finden Menschen zueinander, die sich verloren fühlen und mutig für ein liebevolles Miteinander kämpfen. Mit warmherzigen Worten in minimalistischer Form gefasst, strahlt der Roman Ruhe und ein gutes Lebensgefühl aus.
Ich empfehle dieses Buch sehr gern.

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Veröffentlicht am 24.10.2024

Dramatische Zeiten

Vaterländer
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Sabin Tambrea legt mit ‘Vaterländer‘ seinen zweiten Roman vor. Er wagt sich an die Geschichte seiner rumänisch-ungarischen Familie, die geprägt ist vom brutalen Regime des rumänischen Nicolae Ceaușescu, ...

Sabin Tambrea legt mit ‘Vaterländer‘ seinen zweiten Roman vor. Er wagt sich an die Geschichte seiner rumänisch-ungarischen Familie, die geprägt ist vom brutalen Regime des rumänischen Nicolae Ceaușescu, von Angst, von Entbehrung und der Suche nach einer neuen Heimat. Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts flüchtet sein Vater Béla während eines Auslandkonzertes in den Westen. Erst zwei Jahre später durften seine Frau und seine beiden Kinder zu ihm kommen.
Während das Leben des Großvaters und seines Vaters von unglaublichen Repressalien der Securitate bestimmt waren, sind die Erinnerungen Sabins an seine Kindheit eher glücklicher Natur. Insbesondere der Großvater war der Willkür des rumänischen Geheimdienstes durch brutalste psychische und physische Folter ausgesetzt.
Der Roman ist emotional sehr berührend, in dem historische Gegebenheiten eines totalitären Staates mit den sehr persönlichen Erlebnissen der Familie verwoben werden. Er gibt Zeugnis ab über eine Zeit schrecklicher menschenverachtender Politik und gleichzeitig versucht er Zuversicht zu vermitteln.

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