Was für ein grandioser historischer Roman
Herrliche Zeiten - Die HimmelsstürmerIn Karlsbad treffen durch Zufall 1871 die drei Hauptprotagonisten Vicky, Paul und Auguste aufeinander. Die Stimmung ist ausgelassen und die beiden jungen Männer sind von Vicky fasziniert. Diese kokettiert ...
In Karlsbad treffen durch Zufall 1871 die drei Hauptprotagonisten Vicky, Paul und Auguste aufeinander. Die Stimmung ist ausgelassen und die beiden jungen Männer sind von Vicky fasziniert. Diese kokettiert mit beiden so unterschiedlichen Männern. Während der deutsche Paul aus einer betuchten und angesehenen Ingenieursfamilie aus Berlin stammt, ist Auguste ein französischer Koch, im Waisenhaus aufgewachsen und durch die harte Schule des Küchenlehrlings gegangen. Vicky dagegen, eine behütete und reiche Unternehmerstochter aus England darf eigentlich selbständig keine Männerbekanntschaften machen. Vereint durch dieses eine gemeinsame Erlebnis entspinnt sich die Geschichte in drei Handlungsstränge, in denen sich die Vicky, Auguste und Paul immer wieder begegnen, dazwischen wird auch die Geschichte der drei Personen in ihrem Lebensumfeld/ Familie weiter erzählt. Während Paul am Bau der Wiener Weltausstellung beteiligt ist, hat sich Auguste in den Kopf gesetzt ein berühmter Koch und sein eigener Herr in der Küche zu werden und verfolgt dieses Ziel sehr konsequent. Vicky möchte nicht standesgemäß heiraten, soll dieses aber, wie in dieser Zeit üblich. Sie hat ihren eigenen Kopf und begehrt dagegen auf, wird aber durch ihre konsequente und sehr erfolgreiche Mutter in der Technik-und Baubranche, die ein Unternehmen erfolgreich in London leitet, gebremst.
Die Geschichte, beginnend in Karlsbad, entfaltet sich über 30 Jahre wie ein Fächer, jedoch werden einzelne Handlungsstränge immer wieder geschickt miteinander verwoben im Laufe der Zeit. Durch die kurzen Kapitel, auch gerne mit einem kleinen Cliffhanger versehen, geht es fortlaufend mit einer der drei Personen weiter. Mich hat diese Erzählweise sehr stark an das Buch gefesselt, wollte ich immer wissen, wie es nun weitergeht. Ich habe daher in jeder freien Minute zum Buch gegriffen. Zwar ist die Geschichte fiktiv, jedoch eingebettet in einen brillant recherchierten historischen Kontext. Auch hatte ich das Bedürfnis noch weiter in die historischen Details einzusteigen, so dass ich beispw. Einzelheiten und Bilder zur Wiener Weltausstellung gegoogelt habe, von der ich vorher so noch nichts gehört hatte. Ebenfalls vermittelt der Autor das Gefühl mitten in dem Zeitalter der neuen Techniken und deren Entwicklung dabei zu sein. Zwar geht es in der Geschichte nicht um ein bestimmtes historisches Ereignis, das man durch ellenlange Seiten begleitet, vielmehr sind sie eher Beiwerk der Hauptgeschichte um die drei Protagonisten, sie verleihen dem Roman aber ihre Tiefe. Mich hat die Geschichte an einigen Stellen emotional sehr berührt und ich musste auch einmal ein Tränchen zerdrücken. Ich habe mit den Protagonisten mitgelitten, das Ende fand ich großartig, ein kleiner Cliffhanger war für mich bereits erkennbar und ich bin unheimlich auf die Fortsetzung gespannt, die leider erst im nächsten Jahr kommen soll. Mir hat der Roman so viele wunderbare Lesestunden bereitet, ich bin total begeistert und kann zu Recht sagen, dass es eines meiner Jahreshighlights war. Daher eine ganz klare Leseempfehlung von mir.