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Veröffentlicht am 05.11.2024

Ein packender Thriller mit nervenaufreibender Grundstimmung

Mit kaltem Kalkül
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Mit kaltem Kalkül ist der fesselnde zweite Teil der Rechtsmedizin-Thriller-Reihe um die talentierte Fachärztin für Rechtsmedizin, Sabine Yao. Das Cover ist passend zum ersten Band gestaltet und ich mag ...

Mit kaltem Kalkül ist der fesselnde zweite Teil der Rechtsmedizin-Thriller-Reihe um die talentierte Fachärztin für Rechtsmedizin, Sabine Yao. Das Cover ist passend zum ersten Band gestaltet und ich mag das Spiel mit der unterschiedlichen Haptik.
Mit kaltem Kalkül kann unabhängig vom ersten Band Mit kalter Präzision gelesen werden, doch es ist mir eine Freude, bekannte Charaktere wiederzutreffen, die im Vorgänger eine Nebenrolle spielten. Michael Tsokos schafft es, die Verbindungen zwischen den beiden Bänden so zu erläutern, dass Lesende ohne Vorwissen problemlos in die Geschichte eintauchen können.

Der Schreibstil ist leicht und bildhaft, was das Eintauchen in die Geschichte erleichtert. Zu Beginn des Buches werden mehrere Handlungsstränge eröffnet, darunter drei interessante Obduktionen und das mysteriöse Verschwinden des 9-jährigen Yasser, dessen Schicksal von dem ehemaligen Geheimdienstler Khalaf verfolgt wird. Der personale Erzähler ermöglicht es, die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven zu erleben, wobei mich die Sichtweise des kleinen Yasser besonders emotional berührt.
Die Wechsel der Perspektiven und Handlungsorte steigern die Spannung und sorgen für unerwartete Cliffhanger, die mich bis zur letzten Seite fesseln. Die kurzen Kapitel tragen zusätzlich zur Dynamik und zum hohen Lesetempo bei, während die Zeit- und Ortsangaben in jedem Kapitel eine klare Orientierung bieten.

Die detaillierten und oft grausamen Beschreibungen der rechtsmedizinischen Arbeit erfordern einen starken Magen, bieten jedoch gleichzeitig faszinierende Einblicke in diesen oft unbekannten Bereich. Die Kombination aus informativen Passagen und der spannenden Rahmenhandlung ist hervorragend gelungen. Besonders beeindruckend ist die Darstellung der Zusammenarbeit mit verschiedenen Behörden und die individuellen Aufträge, die die Rechtsmedizin erhält.

Ab der Mitte des Buches wird die Ermittlungsarbeit an Tatorten intensiver beleuchtet, und die Rolle der Mordkommission wird durch die Ermittlerin Monica Monti eindrucksvoll dargestellt. Fachausdrücke aus der Rechtsmedizin und der Ermittlungsarbeit werden stets im Kontext erklärt, was das Lesen angenehm und flüssig gestaltet.

Mit kaltem Kalkül ist ein packender Thriller, der mich kaum zum Atmen kommen lässt. Die packenden Wendungen und die nervenaufreibende Grundstimmung halten die Spannung bis zur letzten Seite aufrecht. Alle Erzählfäden werden schlüssig und gekonnt abgeschlossen, was mich Mit kaltem Kalkül zufrieden zuschlagen lässt.

Fazit:
Mit kaltem Kalkül ist gut strukturiert und die Kombination aus spannender Handlung, gut entwickelten Charakteren und informativen Elementen macht das Buch zu einer empfehlenswerten Lektüre für Thriller-Fans und Interessierte an der Rechtsmedizin.

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Veröffentlicht am 25.10.2024

Schwarzer Humor in Kombination mit einem ernsten Thema

Ein Mann zum Vergraben
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Der Einstieg in die Geschichte ist trotz der schwierigen Umstände, in denen sich die Icherzählerin Sally befindet, humorvoll und leicht gehalten. Sofort ist mir Sally sympathisch, und ich empfinde tiefes ...

Der Einstieg in die Geschichte ist trotz der schwierigen Umstände, in denen sich die Icherzählerin Sally befindet, humorvoll und leicht gehalten. Sofort ist mir Sally sympathisch, und ich empfinde tiefes Verständnis für die Situation, in die sie sich unabsichtlich manövriert hat. Ihr prügelnder und psychisch gewalttätiger Ehemann Jim hat Bekanntschaft mit Sallys Bratpfanne gemacht – einem Erbstück ihrer geliebten Großmutter. Diese Begegnung hat Jim das Leben gekostet.
Obwohl Sally von einem erdrückenden schlechten Gewissen geplagt wird und der emotionale Zwiespalt mitfühlend ausgearbeitet ist, drängt sich ein Gedanke immer wieder bei ihr auf. Soll sie nach Jahrzehnten der Unterdrückung für ihre Tat ins Gefängnis? Sally empfindet das als ungerecht und beschließt, dass Jim verschwinden muss. Doch wie kann sie das anstellen, ohne dass jemand erfährt, was wirklich geschehen ist?

Ein Mann zum Vergraben spielt während des großen Lockdowns und thematisiert nicht nur den alarmierenden Anstieg häuslicher Gewalt in dieser Zeit, sondern bietet auch die Gelegenheit, etwas Totes möglichst unauffällig verschwinden zu lassen. Mit viel Humor und einem feinen Gespür für die kleinen Dinge des Lebens wird nicht nur die Frage behandelt, wie der misshandelnde Ehemann effektiv aus dem Leben scheiden kann, sondern auch, wie er für immer aus der Welt verschwindet.
Natürlich sollte dieser Roman nicht wörtlich genommen werden – Mord ist und bleibt keine Lösung. Dennoch finde ich das Gedankenspiel faszinierend, das an manchen Stellen bewusst übertrieben und überspitzt dargestellt wird. Besonders spannend wird es, als sich zur mordenden Sally noch andere Frauen gesellen, die alle ihre eigene Odyssee hinter sich haben und gute Gründe für ihre Taten mitbringen. Ob absichtlich oder nicht, so mancher Mann verliert hier sein Leben.

Sally selbst erzählt von ihrer Ehehölle, dem tödlichen Missgeschick und der plötzlichen Freiheit, so zu leben, wie sie es möchte. Auf humorvolle Weise wird erläutert, welche Schwierigkeiten auf eine Frau nach einer solchen Tat warten – es geht nicht nur um praktische Fragen, sondern auch um eine Vielzahl an Emotionen.
Um aufzuzeigen, dass das Problem der häuslichen Gewalt in allen Gesellschaftsschichten und
Kulturen präsent ist, führt Alexia Casale noch weitere Figuren ein. Deren Sicht wird vom personalen Erzähler begleitet, sodass eine klare Abgrenzung zwischen Sally und den Frauen stattfindet, gleichzeitig aber auch das Thema facettenreich und die verschiedensten Gründe für diese Gewalt durch Männer beleuchtet werden kann.
Die vielschichtigen Charaktere wachsen mir alle an Herz und es fällt mir schwer, die teilweise sehr kreativen Mörderinnen zu verurteilen.

Die Kapitel in Ein Mann zum Vergraben spielt haben eine angenehme Leselänge, und die Titel geben bereits einen kleinen Vorgeschmack darauf, was mich erwartet. Die unterschiedlichen Perspektiven und Handlungsstränge sind äußerst interessant. Ich mag, wie Alexia Casale alles nach und nach schlüssig miteinander verknüpft. Lange Zeit habe ich keine Ahnung, wie die Frauen den Tod ihrer Männer verschleiern wollen und welche Lösung sie letztendlich für die Entsorgung finden.
Ihre Idee finde ich sehr kreativ und amüsant, auch wenn ich die kleine finale Überraschung schon früh vorhergesehen habe. Das stört mich jedoch nicht, denn sie rundet Ein Mann zum Vergraben spielt perfekt ab und lässt mich mit einem feinen Lächeln auf den Lippen zurück.

Fazit:
Der Roman besticht durch seinen schwarzen Humor und die tiefgründige Auseinandersetzung mit dem ernsten Thema der häuslichen Gewalt. Die sympathischen Charaktere und die geschickte Erzählweise machen Ein Mann zum Vergraben spielt zu einer fesselnden Lektüre, die zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 25.10.2024

Perfekt zum Weihnachtlichen-Spaß haben für Groß und Klein

Kommissar Wuschel rettet Weihnachten
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Meine Meinung:
Kommissar Wuschel rettet Weihnachten ist eine fiktionale weihnachtliche Geschichte, die ganz klar zu lustigen Unterhaltungszwecken dient. Kommissar Wuschel ist ein Pinguin, der Süßigkeiten ...

Meine Meinung:
Kommissar Wuschel rettet Weihnachten ist eine fiktionale weihnachtliche Geschichte, die ganz klar zu lustigen Unterhaltungszwecken dient. Kommissar Wuschel ist ein Pinguin, der Süßigkeiten liebt und einen ziemlich frechen Schnabel hat. Uschi Buchsbaum ist seine Assistentin und hilft dem putzigen Pinguin bei seinen Abenteuern.
Dieses Mal braucht offenbar der Weihnachtsmann Hilfe und so geht es für Wuschel und Uschi Richtung Nordpol.

Kommissar Wuschel rettet Weihnachten ist keine tiefschürfende Geschichte und einfach zum Spaßhaben erzählt worden. Die Namen der Figuren sind wirklich lustig und inhaltlich ist Kommissar Wuschel rettet Weihnachten einfach gehalten. Die Wortwahl ist leicht verständlich und manchmal frech. Da wird auch schnell mal Dörte Dieb als „gestörte Dörte“ bezeichnet. Wer darüber hinwegsehen kann, wird bei den Erstlesern mit Sicherheit den ein oder anderen Lacher miterleben dürfen.

Kommissar Wuschel rettet Weihnachten ist liebevoll von Vera Schneider illustriert. Die Figuren wirken allesamt eckig, aber doch niedlich. Es gibt viel zu entdecken und Kommissar Wuschel rettet Weihnachten ist durchgängig farbig gestaltet. So ist das Buch auch super zum Vorlesen geeignet und wer das ein oder andere Wort nicht mag, überliest es einfach. Aber ein bisschen Blödelei muss einfach erlaubt sein und macht die süße Geschichte locker.
Für Erstleser finde ich das Schriftbild in Ordnung, es könnte aber für meinen Geschmack ein bisschen größer sein.

Lesejunior:
Heute stelle ich euch das Kinderbuch Kommissar Wuschel rettet Weihnachten vor.

Es ist eine süße, kleine Geschichte, die vor allem für Grundschulkinder oder Kindergartenkinder kurz vor der Grundschule geeignet ist.
Es geht um einen Pinguin, der Kommissar in Flausenhausen ist und Wuschel heißt. Er sorgt gewissenhaft für Recht und Ordnung. Auf einmal muss er zum Weihnachtsmann, um ihm zu helfen. Und dort fängt das Abenteuer so richtig an.

Die Schrift ist gut lesbar und es gibt viele Bilder, wo die Kinder ihren Gedanken freien Lauf lassen können. Außerdem ist diese Geschichte supergeeignet, um das Lesen zu fördern. Zum krönenden Abschluss ist Kommissar Wuschel rettet Weihnachten auch sehr lustig und es gibt viel auf den Bildern zu entdecken.

Fazit:
Eine süße und strukturiert aufgebaute Geschichte, die Spuren von Nonsens enthält. Perfekt um Spaß zu haben und ein wenig in Weihnachtsstimmung zu kommen.

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Ein kühler und beinah klinischer Thriller, aber top konstruiert

Anna O.
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Schlaf ist das zentrale Thema in diesem Buch. Immerhin verbringen wir fast ein Drittel unseres Lebens damit. Der Schlaf bringt nicht nur Träume und Albträume hervor, es gibt Menschen die schlafwandeln, ...

Schlaf ist das zentrale Thema in diesem Buch. Immerhin verbringen wir fast ein Drittel unseres Lebens damit. Der Schlaf bringt nicht nur Träume und Albträume hervor, es gibt Menschen die schlafwandeln, im Schlaf sprechen, unter Schlafstörungen leiden oder in einen komatösen Schlaf sinken können, wenn die äußeren Umstände passen. Das sogenannte Resignationssyndrom gibt es wirklich und Matthew Blake hat es genutzt, um daraus einen sehr besonderen Thriller zu spinnen.

Anna O. ist nicht nur der Titel des Buches. Anna O. ist die Protagonistin, die Hauptfigur in dieser Tragödie und niemand weiß, ob sie Täterin oder Opfer ist. Was genau geschah in jener Nacht, als ihre beiden besten Freunde erstochen wurden und sie mit dem Tatmesser in der Hand in einen jahrelangen Tiefschlaf glitt?
Es ranken sich Mythen und Legenden um den Fall Anna O.
Dr. Benedict Prince, kurz Ben, ist Experte für Schlafmedizin und eine weitere Hauptfigur in diesem Buch. Ben erzählt mir selbst, was er über den Fall Anna O. weiß. Denn ein Teil seiner Vergangenheit ist indirekt mit Anna und der mysteriösen Nacht von vor vier Jahren verknüpft. Nun wird sie als Patientin in „The Abbey“ überstellt. „The Abbey“ ist eine prominente Schlafklinik mit den höchsten Sicherheitsstandards in England.
Ben hat eine Methode ersonnen, wie er Anna helfen kann, auf zu wachen. Und daran ist dem Justizministerium sehr gelegen. Anna soll für die Morde verurteilt werden und das kann nur passieren, wenn sie ihr Bewusstsein wiedererlangt.

Anna O. ist ein Thriller, der langsam und ohne Effekte erzählt wird. Matthew Blake legt viele Brotkrumen dabei aus und vereint verschiedene Perspektiven darin. Bis auf Ben und Anna wird alles vom personalen Erzähler geschildert. Manchmal kühl und distanziert, manchmal mit glühendem Fanatismus. Über allem schwebt Anna O., aber es gesellt sich noch eine andere Komponente dazu. Ein Ereignis, welches 20 Jahre vor den Morden stattfand. Etwas, dass offenbar eng verknüpft mit Anna O. und einigen anderen Charakteren in diesem Buch ist. Doch was genau das sein soll, es erschließt sich mir nicht. Ich schaffe es nicht, diesen einen Faden zugreifen, der das gutgebaute Knäul auflösen kann.

Ja, Anna O. hat mich manchmal ganz schön nah an die Verzweiflung gebracht. Der Thriller ist verdammt ruhig erzählt und bis über die Hälfte des Buches habe ich immer wieder das Gefühl, dass ich auf der Stelle trete. Was ich aber in Wirklichkeit gar nicht mache. Matthew Blake legt auf so geschickte Weise so gut platzierte Wendungen aus, dass ich gar nicht richtig begreife, welches ausgeklügeltes Handlungsgerüst er mit präsentiert.
Ja, bei Anna O. braucht es einen langen Atem. Gerade am Anfang ist es sehr theoretisch und medizinisch. Die Erläuterung des Resignationssyndroms ist umfassend, aber verständlich dargelegt. Ich lerne unterschiedliche Figuren kennen, alles hat eine Bedeutung. Nur langsam erfahre ich, was genau sich in der schicksalhaften Nacht ereignet hat, aber auch, was davor geschah. Was genau passieren musste, damit bestimmte Ereignisse in Gang gesetzt werden konnten. Und was viel wichtiger ist, warum.

Was sich jetzt hier wie ein Buch zum Schlummern anhört, ist es aber nicht. Anna O. ist etwas besonders, das zwar beinah klinisch erzählt, aber nicht minder spannend umgesetzt wird. Matthew Blake braucht kein lautes Tamtam, um mich einzufangen. Mich an diese komplexe Geschichte zu binden, die mir einfach nicht verraten will, wie genau alles zusammenhängt.
Die Spannung nimmt irgendwann mit jeder Seite so zu, dass ich am liebsten immer schneller lesen möchte, um endlich alles zu erfahren. Und dann, gerade als alles so schön schlüssig vor meinen Augen dargelegt wird, schlägt Matthew Blake gnadenlos zu. Mit einem letzten ausgezeichneten und bestechenden Plot Twist zerstört er alles, was ich zu wissen glaubte. Mit offenem Mund lese ich die letzten Seiten und bin fassungslos, wie gnadenlos logisch, perfide und beispiellos brillant dieser Thriller ist.

Fazit:
Anna O. ist ein sehr leiser Thriller. Er braucht Zeit, bis er sich entfaltet hat. Doch dann schlägt er mit einer Perfidität zu, die mich bannt. Erst am Ende ist alles vollständig und offenbart, was für ein genialer Thriller diese Lektüre ist.

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Back to the 80s mit einem gemütlichen Thriller

Finster
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Der Einstieg in Finster ist einfach, was besonders durch die knackigen Kapitellängen gelingt. Dadurch wirkt das Tempo schneller und ich komme flott voran.
Des Weiteren führt Ivar Leon Menger mehrere interessante ...

Der Einstieg in Finster ist einfach, was besonders durch die knackigen Kapitellängen gelingt. Dadurch wirkt das Tempo schneller und ich komme flott voran.
Des Weiteren führt Ivar Leon Menger mehrere interessante Charaktere ein. Das bringt förmlich Leben in die Geschichte, gleichzeitig habe ich viel Stoff für Spekulationen. Irgendwie scheint jeder ein Geheimnis mit sich herumzutragen und ist damit potenziell verdächtig der Greifer zu sein. So nennen die Medien den Täter, der Jungs seit Jahrzehnten rund um Katzenbrunn entführt.

Das gewählte 80er Setting ist gut umgesetzt, wirkt aber manchmal ein bisschen wie Schleichwerbung für Zigarettenmarken. Generell pafft es an jeder Ecke, jeder mit seiner persönlichen Lieblingsmarke. Um es stilecht abzurunden, werden auch viele Naschereien aus der damaligen Zeit namentlich erwähnt. Das finde ich ganz witzig, weil ich automatisch beim Lesen immer nicke und denke „Ja, das kenne ich auch noch“.
Außerdem wird die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl am Rande mit seinen Auswirkungen eingeflochten. Aber auch der fiktive Ort Katzenbrunn mit seiner verschlossenen Dorfgemeinschaft im Odenwald ist perfekt getroffen.

Mich können der Schauplatz und die Reise zurück in die 80er-Jahre definitiv überzeugen. Die Ereignisse spielen hauptsächlich im Jahr 1986 und Ivar Leon Menger beleuchtet die Geschichte von unterschiedlichen Perspektiven. Bis auf die Ich-Perspektive von Oskar werden die restlichen Betrachtungsweisen durch den personalen Erzähler geführt.
So eine multiperspektivische Sicht kann zu Problemen führen, Ivar Leon Menger löst dies hingegen geschickt. Die Sorge bei der Vielzahl an aktiv mitwirkenden Charakteren die Übersicht zu verlieren, ist schnell beseitigt. Zum einen wird mit jedem neuen Kapitel namentlich bekannt gegeben, wer gerade mit seiner Sicht die Ereignisse bestimmt, zum anderen sind die Figuren so vielschichtig aufgebaut, dass ich sie sehr gut auseinanderhalten kann.

Der Erzählton ist flott und auf das Wesentlichste konzentriert. Emotionen werden sehr gut dargestellt und auch wenn ich nicht jede Entscheidung exakt so wie einige Charaktere treffen würde, so sind sie jedoch sehr plausibel ausgearbeitet.
Der Sommer 1986 und die scheinbare Dorfidylle sind gut eingefangen. Das wirkt alles sehr realistisch und durch die erzeugte Atmosphäre wird alles auch fühlbar.
Das Schicksal der verschwunden Jungen wird langsam aufgedröselt und bietet reichlich Raum selbst mitzuraten. Ich ertappe mich selbst dabei, wie ich kritisch nach äußerlichen Merkmalen von männlichen Figuren Ausschau halte, denn es ist schon früh klar, dass der Greifer zwei gut sichtbare Besonderheiten im Gesicht trägt.
Gleichzeitig schweben Fragen im Raum: Warum holt der Greifer sich die Kinder und was macht er mit ihnen? Alles wird zu seiner Zeit aufgeklärt, mit unglaublich gut gelegten Wendungen und Charakteren, die sich ständig verdächtig machen.

Finster ist kein reißerischer Thriller, sondern überzeugt durch ein Dorf voller Geheimnisse. Selbst die eigentlichen Taten bleiben recht blutleer, sodass auch empfindsame Lesende getrost zu dem Buch greifen können.
Finster besteht auch mehreren Nebenschauplätzen und nicht alles ist auf die leise Jagd nach dem Greifer ausgelegt. Es liegt auch ein bisschen Liebe in der Luft, was diesen Thriller ein gewisses Etwas verleiht. Denn der Kommissar a.D. Hans J. Stahl ist nicht nur ein rüstiger Rentner und pfiffiger Ermittler, sondern bekommt noch unerwartet Unterstützung von einem ebenfalls älteren Gemeindemitglied. Und zwischen diesen beiden entwickelt sich etwas ganz Wundervolles.

Finster bezirzt mich mit seiner Leichtigkeit und ehe ich mich versehe, kann ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Durch die Seiten fliege ich und bin ratzfatz durch mit dieser sehr sauber ausgeklügelten Geschichte. Ja, Finster hat es geschafft mich wieder für Ivar Leon Mengers Werke zu begeistern. Dieser Thriller mit seinem 80er Setting ist lohnenswert.

Fazit:
Finster ist ein gemütlich leichter Thriller, bei dem sich das Grauen auf ganz leisen Sohlen anschleicht. Die Reise zurück in die 80er-Jahre ist lohnenswert und der Thriller überzeugt durch reichliche Spannungsmomente.

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