Schwesternliebe ohne Grenzen
Die Mädchen ohne NamenBeim Festa Verlag findet man immer wieder richtige Juwelen und bei diesem Roman wusste ich gleich, dass sich dahinter eine ernsthaftere Geschichte verbirgt. Keine Spur von Geistern oder Fantasy. Manchmal ...
Beim Festa Verlag findet man immer wieder richtige Juwelen und bei diesem Roman wusste ich gleich, dass sich dahinter eine ernsthaftere Geschichte verbirgt. Keine Spur von Geistern oder Fantasy. Manchmal sind es reale Hintergründe, die für den wahren Horror sorgen.
New York, 1913: Die Schwestern Luella und Effie sind unzertrennlich. Doch als die beiden Freundschaft mit Zigeunern schließen, ist es vor allem Luella die nicht genug kriegen kann von der Freiheit und dem Lebensstil des umherziehenden Volks. Das gefällt besonders dem Vater nicht, der daraufhin mit dem House of Mercy droht, ein Heim für junge Frauen auf Abwegen.
Eines Morgens ist Luella verschwunden und da ihre Eltern nur ausweichend auf ihre Fragen antworten, ist für Effie klar, dass ihr Vater seine Drohung wahr gemacht hat. Unter falschen Namen lässt sie sich in das House of Mercy einweisen, um ihre Schwester wiederzufinden. Aber Luella ist nicht dort und ein Entkommen aus den streng geführten Heim scheinbar unmöglich.
Wer den Film „Die unbarmherzigen Schwestern“ kennt, der kann sich ungefähr vorstellen, worum es hier geht. Junge Frauen, die meist gar nichts schlimmes verbrochen hatten, wurden auf unbestimmte Zeit in die von Nonnen geführten Wäschereien gesteckt, erniedrigt, gefoltert und nicht wenige starben sogar und landeten in namenlosen Gräbern. All das gelang erst Jahre später an die Öffentlichkeit.
Im Roman erleben wir durch Effie die Schikanen der Nonnen, die alles tapfer erträgt und nach der Erkenntnis, dass ihre Schwester nicht dort ist, nicht aufgibt, wieder einen Weg nach Hause zu finden. Dabei verbündet sie sich u.a. mit Mabel, aus deren Sicht wir ebenfalls lesen und die auch eine sehr bewegende Geschichte zu bieten hat. Die dritte Perspektive bildet Jeanne, die Mutter der Schwestern.
Trotz der erschütternden Thematik, habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Es war endlich mal wieder ein richtiges Lesevergnügen, keine Sekunde langweilig und ich habe mich immer auf das weiterlesen gefreut. Ich fand es unheimlich inspirierend, wie stark die Mädchen angesichts all ihrer Rück- und Schicksalsschläge waren und nie aufgegeben haben. Wie viel man als Mensch ertragen kann und muss.
Und es war seit langem ein Buch, wo ich am Ende richtig weinen musste. Es ist schön und schlimm zugleich und ich hoffe, dass ich damit nicht zu viel verrate.
Ein ganz toller Roman, der auch zum recherchieren einlädt.