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Veröffentlicht am 28.10.2024

Zwei Frauenschicksale

Im Warten sind wir wundervoll
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Luise Adler ist eine jener jungen Frauen, die sich während der Besatzungszeit in einen amerikanischen Soldaten verlieben. Eine Liebe, die nicht gerne gesehen war. Weder von den Deutschen - die Kriegsbräute ...

Luise Adler ist eine jener jungen Frauen, die sich während der Besatzungszeit in einen amerikanischen Soldaten verlieben. Eine Liebe, die nicht gerne gesehen war. Weder von den Deutschen - die Kriegsbräute wurden von ihren Landsleuten verachtet - noch von den Amis, die vor zu viel Nähe gewarnt wurden. Und doch gab es sie, die Liebe über Grenzen hinweg.

Charlotte Inden erzählt davon, von den War Bridges. Luise ist eine davon, sie findet mit Jo Hunter ihre große Liebe. An einem Dezembertag des Jahres 1948 sind deutsche War Bridges an Bord eines Flugzeuges, sie sind auf dem Weg zu ihren Verlobten, auch Luise ist eine von ihnen. Nach der Landung auf amerikanischem Boden wartet sie jedoch vergeblich, sie wird nicht abgeholt. Die Presse greift ihre Geschichte nur zu gern auf. Siebzig Jahre später sitzt wieder eine junge Frau in einem Flugzeug über den großen Teich, es ist Luises Enkelin Elfie. Mit Stephen, einem Reisejournalisten, der den Platz neben ihr einnimmt, kommt sie ins Gespräch. Die beiden verstehen sich sehr gut, sie fängt an, die Geschichte ihrer Großmutter zu erzählen.

„Im Warten sind wir wundervoll“ beruht auf einer wahren Geschichte, die beiden Hauptcharaktere Luise und Else dagegen sind fiktiv. Zwei Zeitebenen wechseln sich ab, wobei mir Luises Schicksal sehr viel näher war. Sie ist eine zupackende junge Frau, die 1945 den amerikanischen Soldaten Joseph Hunter und seinen Freund Wilson kennenlernt. Sie verliebt sich in Jo und er sich in sie, ihre Zeit jedoch ist begrenzt, Hunter muss zurück in die Heimat.

Die beiden Geschichten werden im Wechsel erzählt, wobei sie oftmals ineinanderfließen. Mag Luises Part noch angehen, so war mir Elfie, deren Geschichte in der heutigen Zeit angesiedelt sein dürfte, sowas von Gestern, zu klebrig, zu klischeebehaftet. Ihre Geschichte hätte ich nicht unbedingt gebraucht. Ich mag Geschichten, die in zwei Zeitebenen erzählt werden und meist ist es diejenige, auf die wir zurückblicken, die wesentlich mehr Potential hat und auch hier ist es so. Gerne wäre ich bei Luise geblieben, ihre Geschichte hat mich interessiert, sie hat mich berührt, ich habe sie gerne gehört…

…gerne gehört, ja - dabei hat Julia Nachtmann, die Hörbuchsprecherin, ihren Anteil. Ihre angenehme Stimme, die sie sehr gekonnt einsetzt, gibt jeder einzelnen Figur ihre Charakteristik. Mag auch die Story zuweilen ins allzu Seichte abgleiten, gerade bei Elfies Part, so fängt sie mit ihrem perfekten Vortrag diese Sequenzen geschickt auf. Der vierte Stern, den ich für diesen Roman vergebe, gebührt somit ihr.

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Veröffentlicht am 25.10.2024

„Wer sich auf das Böse einlässt…

Kalte Erlösung
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…sollte auf alles gefasst sein.“ Mara Billinsky hat es mit einem psychosomatischen Serienmörder zu tun, dessen Markenzeichen es ist, seine Opfer mit Stacheldraht zu kennzeichnen und ihnen zuvor mit diesem ...

…sollte auf alles gefasst sein.“ Mara Billinsky hat es mit einem psychosomatischen Serienmörder zu tun, dessen Markenzeichen es ist, seine Opfer mit Stacheldraht zu kennzeichnen und ihnen zuvor mit diesem stacheligen Instrument dermaßen zuzusetzen, dass sie diese Folter nicht überleben. Eine geradezu irre Vorstellung.

„Das war nicht abgesprochen.“ Anstatt Seide spürt er etwas ganz anderes auf seiner Haut – kalt und unangenehm… Der erste Tote ist ein durchaus angesehener Rechtsanwalt, weitere werden folgen. Aber nicht genug damit, hat Billinsky es daneben mit einem Fall zu tun, an dem sie nicht nur beruflich nahe dran ist. Und als ob dies nicht genügen würde, hat sie ihren Vater in seiner Eigenschaft als Strafverteidiger gegen sich.

Der mittlerweile neunte Fall für die Kommissarin Mara Billinsky ist so, wie sie selber ist. Sie ermittelt schonungslos, ist unnachgiebig und immer gesetzestreu, auch wenn sie sich dabei selber keinen Gefallen tut. Es sind viele lose Fäden, die – wie es den Anschein hat – nichts miteinander zu tun haben und doch gibt sie nicht auf, sie verbeißt sich regelrecht in das Böse, das sie noch nicht so ganz durchschaut.

„Kalte Erlösung“ wird in vier Teilen erzählt, dabei ist „Das Böse“ immer gegenwärtig - es bleibt, es hasst, es liebt und letztendlich vergisst es nie. Dieser Thriller hat Suchtpotenzial – einmal angefangen, muss man einfach dran bleiben. Mit Mara Billinsky hat Leo Born eine Ermittlerin erschaffen, die sich in der Männerwelt durchzusetzen versteht. Sie ist mutig und erfasst schnell komplizierte Zusammenhänge, sie ist mit Leib und Seele Polizistin, sie verbeißt sich regelrecht in ihre Arbeit. Ihr Kollege Rosen ist eher das Gegenteil von ihr und doch ergänzen sie sich super.

Dazwischen kommt einer zu Wort, der lange nicht zuzuordnen ist. Neben den Morden geht es auch ansonsten ganz schön brutal zur Sache, jeden kann es treffen, sie alle müssen eine Menge einstecken. Das war mir dann stellenweise doch ein wenig zu viel des Schlechten, ansonsten bin ich auf den nächsten Fall gespannt, denn natürlich werde ich ihn mir nicht entgehen lassen. Übrigens kommt man auch ohne Vorkenntnisse ganz gut zurecht, das Buch ist in sich abgeschlossen.

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Veröffentlicht am 20.10.2024

HaPe, der Ahnenforscher

Gebt mir etwas Zeit
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Aufmerksam wurde ich bei Inas Nacht, bei der Hape Kerkling zu Gast war, um dieses Buch zu bewerben. Es war ein launiges Gespräch, ich war angefixt. Als absoluter Fan von ihm musste ich sein neuestes Werk ...

Aufmerksam wurde ich bei Inas Nacht, bei der Hape Kerkling zu Gast war, um dieses Buch zu bewerben. Es war ein launiges Gespräch, ich war angefixt. Als absoluter Fan von ihm musste ich sein neuestes Werk unbedingt kennenlernen und was liegt da näher, als es sich von ihm vortragen zu lassen. Gesagt – getan. Die letzten Töne des ungekürzten Hörbuches, in dem er über 10 Stunden und 48 Minuten über sein Leben und auch über seine Verwandtschaft zu den britischen Royals erzählt, sind verklungen und nun hier mein Resümee.

Der Einstieg ins Buch war mir zu lang und breit erklärt. Wir stammen alle von denselben Ur- Ur- Ur… Vorfahren ab. Nach dem ausführlichen Prolog war ich erleichtert und auch gespannt darauf, was er nun zu berichten weiß - ich gebe ihm nur zu gerne etwas Zeit.

Hape ist nun auch Ahnenforscher. Dabei hat er festgestellt, dass er mit dem britischen Königshaus verwandt ist, was auf Oma Bertha zurückgeht. Auch sei verraten, dass der „Hutmacher“ Cornelius Kerkeling mit dem Titel dieses Buches zu tun hat. Er hatte ein auf Zweisamkeit ausgelegtes, nicht direkt legales Geschäft, das aber dennoch gut besucht war. Er erzählt viel Interessantes über interessante Leute und wie es so ist, ist manche Anekdote besser gelungen als so manch andere. Seine Anfänge im Showgeschäft gehören natürlich dazu und auch weiß man, dass er Männer liebt. Er meint, ein erzkonservativer Schwuler zu sein, also ein ganz normaler Mensch. Ein sympathischer noch dazu, wie ich finde. Etwas zu viel waren mir die zu intimen Einblicke in sein Privatleben, die hätte ich so geballt nicht gebraucht. Über so einige langatmige Stellen sehe ich hinweg, denn dieses locker-leichte, das Spontane, dieses witzig Vorgetragene, das ich von ihm gewohnt bin, ist auch hier da – Hape ist präsent, „Gebt mir etwas Zeit“ durchaus hörenswert.

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Veröffentlicht am 12.10.2024

Gefährliche Liebschaften - düster, manipulativ, dramatisch

Everything We Never Said – Liebe lässt uns böse Dinge tun
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Obwohl für mich das Cover eher zweitrangig ist, hat mich doch zunächst das Äußere dieses Buches in seiner Komplettheit (sowohl die Farbgebung als auch der Buchschnitt) angezogen. Und nun, nachdem ich es ...

Obwohl für mich das Cover eher zweitrangig ist, hat mich doch zunächst das Äußere dieses Buches in seiner Komplettheit (sowohl die Farbgebung als auch der Buchschnitt) angezogen. Und nun, nachdem ich es beendet habe, bin ich auch von diesem Romantic Suspence, wie sich dieses Genre auf Neudeutsch nennt, positiv überrascht. Aber nun zum Wichtigsten, zum Inhalt…

…der hauptsächlich die Sicht von Ella und von Sawyer wiedergibt, dazwischen sind Hayleys Tagebucheinträge zu lesen.

Ella fühlt sich schuldig. Sie war es, in deren Auto Hayley mitgefahren ist. An den Unfall kann Ella sich nicht mehr erinnern, aber während sie immer noch da ist, ist Hayley, ihre beste Freundin, tot. Auch Sawyer, Hayleys Freund, geht es nicht gut. In ihrer Trauer um ihre Freundin kommen sich Ella und Sawyer näher, sehr nahe sogar.

Zunächst fühlt sich das Geschriebene an wie eine typische YA-Story. Neben Ellas Schuldgefühlen und der Trauer um den Verlust ihrer besten Freundin thematisiert Sloan Harlow die Liebe, die durchaus toxisch sein kann, auch Eifersucht, Wut, Kontrolle und Kontrollverlust spielen mit hinein. Die Charaktere – allen voran Ella und Sawyer – überzeugen, wobei mir er im Gegensatz zu Ella eher fragwürdig erscheint, da ihn eine Düsternis umgibt, die des Öfteren an seiner Redlichkeit zweifeln lässt. Die Handlung wird zunehmend intensiver, die Story gut nachvollziehbar und deren Ende so ganz anders, als es lange den Anschein hatte - obwohl ich dies ab einem gewissen Punkt geahnt hatte.

Ein emotionaler, ein durchaus düsterer Thriller über Schuld und Schuldgefühle, über Liebe und toxische, manipulative Beziehungen. Ein Thema, das eher verschwiegen wird. Ein Jugendbuch, das durchaus auch den älteren Leser anspricht.

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Veröffentlicht am 10.10.2024

Aristokratische It-Girls und die Nazis

Die Mitford Schwestern
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Marie Benedict hat mit „Die Mitford Schwestern“ den nunmehr sechsten Band aus der Reihe „Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte“ vorgelegt. Im Nachhinein kann ich es gar nicht glauben, dass mir diese ...

Marie Benedict hat mit „Die Mitford Schwestern“ den nunmehr sechsten Band aus der Reihe „Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte“ vorgelegt. Im Nachhinein kann ich es gar nicht glauben, dass mir diese Schwestern total unbekannt waren, denn sie lieferten Schlagzeilen zur Genüge.

Als Hitlers Groupie hat der Spiegel die Britin Unity Mitford einst bezeichnet, aristokratische It-Girls hat Marie Benedict sie in der Schlussanmerkung ihres neuesten Buches „Die Mitford Schwestern“ genannt - sie und ihre sechs durchaus exzentrische Schwestern.

Es ist Nancy, die Älteste, die erzählt. Von sich, von Diana und von Unity. Ein wenig auch von den anderen Schwestern und von der Familie an sich, wenngleich diese hier eher als Nebendarsteller fungieren. Diana ließ sich von dem Brauereierben Bryan Walter Guinness zugunsten des Faschistenführers Mosley scheiden, dem sie regelrecht verfallen war. Mit Untiy, die Hitler schon in München kennengelernt hatte, ging sie 1933 nach Nürnberg zum Reichsparteitag der NSDAP. Beide waren sie glühende Anhängerinnen des Faschismus und des Nationalsozialismus und vor allem schien Unity Hitler verfallen zu sein. Schon lange schwärmt sie für ihn und nun, da sie ihm endlich nahe war, lässt sie dem Wagner-Verehrer wissen, dass ihr zweiter Vorname Valkyrie ist. Für ihn lernt sie Deutsch, sie bezeichnet sich selbst als eine Faschistin und bringt ihren Hass auf die Juden und zugleich die Lobpreisung von Herrn Hitler zum Ausdruck. Nancy steht dem Idealismus ihrer Schwestern kritisch gegenüber. Sie, die Schriftstellerin, gibt die Jahre der Nazi-Herrschaft von 1932 bis 1941 wieder.

Es waren schillernde Persönlichkeiten, über die Marie Benedict schreibt. Gerne glaube ich ihr, dass es für sie persönliche eine Herausforderung war, sich selbst zurückzunehmen und die geschichtlichen Fakten sprechen zu lassen. Den Fanatismus und die sehr persönliche Sichtweise von Unity und auch den von Diana hat sie eindringlich geschildert, die beiden waren glühende Nazis ohne jegliches Unrechtsbewusstsein. Dieser Massenmörder, dieser Schwerverbrecher kam mir dabei aber allzu menschlich rüber. Gut, sie schreibt von diesem Monster A. H., das sie durch die Augen von Diana und Unity in positives Licht gesetzt hat. Eine Gratwanderung, die für mich persönlich nicht so ganz gelungen ist. Und doch hat sie mir ein Stück Geschichte nähergebracht, von dem ich bis dato nichts wusste.

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