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Veröffentlicht am 25.10.2024

Schneechaos!

Die Winterschwestern
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Zwei Winterschwestern wurden vor langer Zeit getrennt, seitdem sucht die große Schwester ihre Kleine und wird von Jahr zu Jahr trauriger, weswegen das Wetter immer eisiger wird. Auf der Suche nach den ...

Zwei Winterschwestern wurden vor langer Zeit getrennt, seitdem sucht die große Schwester ihre Kleine und wird von Jahr zu Jahr trauriger, weswegen das Wetter immer eisiger wird. Auf der Suche nach den Trollen und ihrem Diebesgut, verlieren sich Ragnar und der zehnjährige Alfred aus den Augen. Der kleine Wikingerjunge trifft auf die kleine Winterschwester und bekommt die Möglichkeit, die beiden Winterschwester wieder zu vereinen.

Die Winterschwestern von Jolan C. Bertrand ist ein magisches, nordisches Winterabenteuer, das mit Zeichnungen von Chevalier Gambette punkten kann. Die Zeichnungen passen hervorragend zur Wikingergeschichte und sehen wunderschön aus.

Die Geschichte selbst konnte leider nicht in dem Maße überzeugen, wie es die Zeichnungen können. Bereits mit der Einführung Ragnars hatte ich meine Probleme - seinen Hintergrund finde ich gut und auch wichtig, dass Kinderbücher diesen aufgreifen, aber wie vieles andere auch, muss das stimmig eingearbeitet werden. Nach der Widmung zu Beginn des Buches, wirkte die Einführung des Themas jedoch leider sehr plump und ohne jegliche Tiefe. Dinge zu erwähnen, die im weiteren Kontext keine Bedeutung haben, werden den wichtigen Themen nicht gerecht und wirken deplatziert.

Dies hat sich auch durch die weitere Geschichte gezogen. Es blieb häufig das Gefühl, das etwas passiert, aber es fehlte das Verständnis warum etwas passiert. Das führte auch dazu, dass teilweise nicht mehr klar war, wo genau man sich gerade befindet. In der realen Welt, in den Gedanken oder in einer Zwischenwelt? Der Klappentext deutet natürlich eine magische Welt an, in der zwei Schwestern den Winter beherrschen. Dennoch kamen hier Dinge hinzu, mit denen nicht unbedingt zu rechnen war und welche die Geschichte teilweise sehr konfus wirken ließen.

Dennoch gab es auch Dinge, die mir gut gefallen haben. So gefällt mir die Figur Ragnar insgesamt sehr gut, ich hätte sie nur gerne viel bewusster eingebaut gesehen und auch die Botschaften der Geschichte finde ich schön, u.a. was Streiche dürfen und wann sie nicht mehr als Streich gelten, aber vor allem, dass man traurig sein darf und dass es dafür nicht immer einen (offensichtlichen) Grund geben muss.

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Alte Zeiten

Das Lied des Propheten
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Eilish Stack muss mitansehen, wie die neu gegründete irische Geheimpolizei ihren Mann Larry mit zum Verhör nimmt. Nur wenige Zeit später verschwindet ihr Mann spurlos. Zurück bleiben Eilish und die vier ...

Eilish Stack muss mitansehen, wie die neu gegründete irische Geheimpolizei ihren Mann Larry mit zum Verhör nimmt. Nur wenige Zeit später verschwindet ihr Mann spurlos. Zurück bleiben Eilish und die vier gemeinsamen Kinder. Wie soll Eilish sein Verschwinden erklären und wie kann sie ihre Kinder vor einem ähnlichen Schicksal schützen?

Das Lied des Propheten erzählt die Geschichte von Eilish und ihrer Familie. Neben ihrem Mann und ihren vier Kindern, spielt auch ihr dementer Vater eine Rolle. Sie alle erleben das neue Irland, das ihnen Angst und Schrecken einjagt.

Paul Lynch erschafft eine Atmosphäre, die die Zerrissenheit Eilish und das düstere ihrer Situation sehr gut transportiert, vor allem die Angst um die eigenen Kinder und die Welt, in der sie groß werden. Die Situation der Familie, auch mit Blick auf den dementen Vater, was das mit einem Macht, welche Gefühle aufkommen und welche Gedanken einen tragen oder zerreißen. Das sind Dinge, die interessant sind und doch irgendwie nicht vollkommen neu.

Denn Das Lied des Propheten war für mich nur durch den Vergleich mit Deutschland, zur Zeit der NSDAP, greifbar. Die Situation, die erschaffen wurde, hat sich für mich leider gar nicht erschlossen. Nur durch den Transfer auf die damalige Zeit, konnte mich das Leid der Familie erreichen, aber eigentlich sollte der Inhalt für sich stehen und nicht erst durch einen solchen Transfer greifbar werden.

Auch der poetische Schreibstil hat sich an manchen Stellen mit dem Inhalt gebissen, sodass die ‚schöne Sprache‘ den eigentlich erschreckenden Inhalt nicht transportieren konnte und diesem daher keinen Gefallen getan hat.

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Veröffentlicht am 20.09.2024

Ein Interview mit Gabriel de León

Das Reich der Vampire
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Seit 27 Jahren existiert der Tagestod in Gabriel de Leóns Leben, denn seitdem ging die Sonne nie wieder auf und die Vampire erobern die Welt. Nur noch wenige Dörfer sind für die Menschen bewohnbar, alle ...

Seit 27 Jahren existiert der Tagestod in Gabriel de Leóns Leben, denn seitdem ging die Sonne nie wieder auf und die Vampire erobern die Welt. Nur noch wenige Dörfer sind für die Menschen bewohnbar, alle anderen wurden von den Vampiren aufgesucht und in Finsternis gehüllt.

Gabriel de León muss in jungen Jahren sein Heimatdorf Lorson und seine Familie hinter sich lassen. Seine neue Heimat ist San Michon, dort gehört er zum Orden der Silberwächter und beginnt sein Leben in der heiligen Bruderschaft, welche die Welt vor den Vampiren schützen möchte. Gabriel de León wird zur größten Hoffnung der Menschheit und zu einer wahren Legende.

Das Reich der Vampire von Jay Kristoff ist der Beginn einer Reihe, die bis heute zwei Teile umfasst und das Leben der Legende Gabriel de León in den Fokus stellt.

Die Erzählweise, die Jay Kristoff für diese Reihe gewählt hat ist außergewöhnlich gut und sorgt dafür, dass man mit dem Protagonisten mitfühlen und -leiden kann. Denn Gabriel de León erzählt seine Geschichte dem Geschichtenschreiber Jean-François, sodass wir zwischen drei Zeitebenen switchen. Neben den zwei Fäden, die Gabriel de León aufmacht, streut Kristoff auch mehrfach Dialoge zwischen Gabriel und Jean-François ein, die für humorvolle Lichtblicke in der ansonsten sehr düsteren Geschichte sorgen.

Der Schreibstil von Jay Kristoff ist außergewöhnlich gut und überträgt die Bilder hervorragend, das hat das Lesen zu keinem Zeitpunkt schwerfällig wirken lassen, obwohl der Inhalt mich nicht komplett umhauen konnte. Dies lag für mich u.a. daran, dass die Zeitsprünge der beiden Stories die Gabriel erzählt so groß waren, dass ich emotional nicht immer folgen konnte und Gabriel in der näheren Vergangenheit nicht komplett nachvollziehen konnte. 

Ein weiterer Aspekt war die große Anzahl von Opfern und Toten, die den einzelnen Verlust irgendwann trivial wirken ließen und somit dafür sorgten, dass mir die Charaktere irgendwann nicht mehr wirklich wichtig waren. Teilweise wirkte das einzelne Schicksal nach copy+paste, weswegen inhaltlich einiges den Eindruck einer bloßen Wiederholung hatte, die sich lediglich durch die Namen unterschied.

Dennoch bleibt am Ende ein besseres Gefühl bestehen, als die Kritik erahnen ließe. Denn trotz allem war das Buch wirklich lesenswert, weil einzelne Stränge extrem intensiv waren und die Verbindung zum Protagonisten, vor allem durch die ferne Vergangenheit sehr stark wurde, sodass das Interesse an ihm durchgehend bestehen blieb.

Außerdem schafft der Autor es, viele aktuelle Probleme in die damalige Zeit zu transportieren, ohne sie 1:1 aufzumalen, er transferiert sie teilweise auf andere Ebenen und gibt einen dadurch Dinge, über die man nachdenken kann, an die Hand.

Auch der angesprochene Humor zwischen Gabriel und Jean-François war eine pure Freude und findet sich phasenweise auch in den Erzählungen wieder, wenngleich ich persönlich mehr Lichtblicke/Humor gebraucht hätte, um am Ende ein schöneres Lesegefühl zu haben.

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Veröffentlicht am 12.09.2024

Kuschelalarm

Kuscheln
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Kuscheln von Angelika Huber-Janisch ist ein Sachbuch, das sich mit dem Kuschelverhalten von neun verschiedenen Tierarten beschäftigt und nebenbei auch noch weitere Informationen über die Tiere vermittelt.

Das ...

Kuscheln von Angelika Huber-Janisch ist ein Sachbuch, das sich mit dem Kuschelverhalten von neun verschiedenen Tierarten beschäftigt und nebenbei auch noch weitere Informationen über die Tiere vermittelt.

Das Wissen wird aus der Perspektive eines Jungtiers übermittelt, was im Bezug auf das Kuscheln eine schöne Variante darstellt. Allerdings wirkt es holprig und unpassend, wenn der Text mehr Informationen transportiert, z.B. über das Gähnverhalten eines Löwen. Das Jungtier wirkt dadurch „allwissend“ und von spricht nicht mehr von „wir“, sondern von seiner Rasse - den „Löwen“.

Die Informationen, die man erhält sind jedoch sehr interessant. Neben den unterschiedlichen Arten der Zuneigungsformen, gibt es auch weiteres Wissen, das einem mehr über die Tiere verrät und für junge Leser:innen interessant sein kann.

Die Illustrationen von Maria Over sind wunderschön und passen hervorragend zum Inhalt, der Textanteil ist hoch, das Schriftbild teilweise etwas zu klein.

Am Ende werden auch die Haustiere und ihr Verhalten kurz dargestellt. Ich finde es etwas schwierig, dass die Beziehung zwischen Haustier und Mensch am Kuschelverhalten des Tieres gemessen wird. Auch bei Tieren gilt: nicht alle mögen den Körperkontakt. Dementsprechend wollen nicht alle Hunde/Katzen gestreichelt werden und fühlen sich dennoch pudelwohl bei ihren Zweibeinern. Gerade (zuneigungsbedürftigen) Kindern sollte man beibringen, dass Haustiere ihre eigenen Bedürfnisse haben, die respektiert werden sollten.

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Veröffentlicht am 16.08.2024

Oscars Sicht auf das Leben und die Mathematik!

Pi mal Daumen
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Pi mal Daumen von Alina Bronsky ist ein Roman über die 53-jährige Moni Kosinsky und den 16-jährigen Oscar. Die Geschichte erleben wir durchgehend aus der Perspektive des hochbegabten Oscars, dessen Gedankenwelt ...

Pi mal Daumen von Alina Bronsky ist ein Roman über die 53-jährige Moni Kosinsky und den 16-jährigen Oscar. Die Geschichte erleben wir durchgehend aus der Perspektive des hochbegabten Oscars, dessen Gedankenwelt autistische Züge vermuten lässt.

Mir fällt es extrem schwer Pi mal Daumen zu bewerten, denn im ersten Affekt hätte ich diesem Buch gute 3,5 gegeben. Ich kann positive Meinungen daher durchaus nachvollziehen, denn der Blick auf die Welt durch Oscars Brille ist ungewöhnlich und dadurch kommt es zwangsläufig zu komischen Szenen.

Nun kommt jedoch mein aber! Aber nachdem das Buch weiterhin präsent in meinem Kopf war, kamen die kritischen Punkte immer stärker zum Vorschein, sodass ich meine erste Bewertung nochmal überdenken musste. Denn es ist mir viel zu klischeehaft und keine Seite bleibt dabei verschont (was wiederum positiv ist). Nur bin ich absolut kein Freund von Klischees und hätte - mit dem entsprechenden Vorwissen - eher nicht zu diesem Buch gegriffen. Wenn man jedoch Klischees bedient, wird es seltsam, wenn Eigenschaften einzelner Figuren diesen nicht mehr entsprechen und entgegen ihrer (überspitzten) Zeichnung agieren. Deswegen wurden es letztendlich die 2,5
.

Am schlimmsten empfand ich jedoch die Zeichnung des Studiums, das fernab der Realität ist und bei dem man sich am Ende fragt, warum Oscar von einem schwierigen Studienfach spricht. Bei dieser Exklusivbetreuung und dem Pensum, das manche Studenten nebenher abliefern können, erscheint es doch eher mit links machbar zu sein.

Der Epilog konnte mich dann leider gar nicht von sich überzeugen.

Positiv empfand ich die Botschaft, dass man nie zu alt ist, um seine Träume und Ziele zu verwirklichen und mit Moni Kosinsky eine - beinahe beängstigende - Powerfrau zum Vorbild bekommt. Außerdem gab es kleinere Szenen, die hoffentlich zum Nachdenken anregen u.a. das Kinder oft dem Entsprechen, was Erwachsene ihnen zutragen, wie Pi mal Daumen an einem traurigen Beispiel zeigt.

Auch wenn ich zwischenzeitlich versucht habe, meinen Kopf während des Lesens aus- und mich nur auf den Humor einzulassen, dann fiel mir das spätestens nach Beenden des Buchs nicht ganz so leicht, weil mir vieles zu unstimmig und dem Humor unterlegen war.

Ich bin mir jedoch sicher, dass viele Spaß an Pi mal Daumen haben, auch ein Grund warum ich im ersten Moment positiver bewerten wollte, weil ich dieses Potenzial sehe, jedoch geht es um mein subjektives Empfinden und nicht darum, wie es bei anderen ankommen könnte. Vielleicht ist es auch von Vorteil, wenn man selbst kein Mathematikstudium hinter sich und dementsprechend kein Bild des Studiums, der Kommilitonen, der generellen Atmosphäre und auch des Studienfachs Mathematik hat. Denn das kam für mich hier absolut nicht rüber! Vielleicht reicht es aber auch, wenn man Lektüre nicht immerzu zerdenkt und einen urkomischen Roman als solchen hinnehmen kann. Ich konnte es leider nicht, wünsche aber jedem viel Spaß, der dies kann und keine Probleme mit einer geballten Packung Klischees hat, denn diesen werdet ihr dann mit absoluter Sicherheit haben!

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