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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2024

Sehr besonders

Im Morgenlicht
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„Im Morgenlicht“ ist ein Roman, der als Mischung aus Umweltroman, Dystopie und Science Fiction eine dichte, nachdenklich stimmende Atmosphäre schafft. Obwohl die genannten Genres normalerweise nicht meine ...

„Im Morgenlicht“ ist ein Roman, der als Mischung aus Umweltroman, Dystopie und Science Fiction eine dichte, nachdenklich stimmende Atmosphäre schafft. Obwohl die genannten Genres normalerweise nicht meine Favoriten sind, hat mich das Buch mit seinem außergewöhnlichen Aufbau und der tiefgründigen Handlung positiv überrascht.

Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, in den Text hineinzufinden – viele Informationen und Details wollen erst einmal entschlüsselt und in Zusammenhang gebracht werden. Doch sobald ich mich eingelesen hatte, nahm mich die Geschichte mit, und das anfängliche Bedürfnis, jeden Satz genau zu analysieren, wich. Die Geschichte dreht sich um die elfjährige Sil und ihre Mutter, die in einer futuristischen, teilweise überfluteten Stadt in einem Wohnkomplex namens „Morgenlicht“ leben. Die dystopische Atmosphäre baut eine fast schon beklemmende Realität auf, die trotz ihrer Science-Fiction-Elemente als erschreckend realistisch erscheint. Es wirkt wie eine kluge Kommentierung unserer Zeit, ein Spiegel dessen, was passieren könnte, wenn die Menschheit ungebremst Ressourcen verschwendet und globale Krisen verharmlost. Besonders gelungen ist die Darstellung der gesellschaftlichen Schichtung: Der Roman macht deutlich, dass Reiche und Mächtige Krisen ganz anders begegnen können als die durchschnittliche Bevölkerung.
Es bleibt bis zum Ende spannend und unvorhersehbar. Ein durchdachtes Buch von der ersten bis zur letzten Seite, das ein besonderes Leseerlebnis bietet!

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Veröffentlicht am 25.10.2024

Interessante Lebensgeschichte

Coco und die Revolution der Mode
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„Coco und die Revolution der Mode“ ist eine charmante und unterhaltsame Romanbiographie, die das Leben der jungen Gabrielle „Coco“ Chanel lebendig nachzeichnet. Die Geschichte beginnt in den tristen Mauern ...

„Coco und die Revolution der Mode“ ist eine charmante und unterhaltsame Romanbiographie, die das Leben der jungen Gabrielle „Coco“ Chanel lebendig nachzeichnet. Die Geschichte beginnt in den tristen Mauern eines Waisenhauses, aus dem Gabrielle bald mit Träumen ausbricht, die sie weit über die konventionellen Rollenbilder ihrer Zeit hinausführen sollen. Obwohl sie zunächst von einer Karriere als Sängerin träumt, merkt sie bald, dass sie dafür wohl doch nicht das nötige Talent mitbringt, um ganz groß herauszukommen.

Der Roman nimmt die Leser:innen mit auf Gabrielles Weg durch verschiedene Berufsstationen. Besonders gut hat mir gefallen, dass hervorgehoben wird, dass sie nicht ganz allein erfolgreich wird, sondern immer durch Schwestern und Freund:innen unterstützt wird. Der Durchbruch bleibt lange aus, bis sie auf Boy Capel trifft – einen Mann, der nicht nur ihre große Liebe, sondern auch ihr Förderer wird. Durch ihn entdeckt Gabrielle ihre wahre Berufung: die Mode. Mit der Eröffnung ihres ersten Modehauses und der Entwicklung ihres ganz eigenen Stils beginnt nun ihr Weg zur Modeikone.

Die Autorin hat es geschafft, die Geschichte authentisch und lebendig zu gestalten, ohne allzu weit von den historischen Tatsachen abzuweichen. Ein kurzes Nachwort informiert über die kleinen künstlerischen Freiheiten, die für die Erzählung genommen wurden. „Coco und die Revolution der Mode“ ist leicht zu lesen und bietet genau die richtige Mischung aus Unterhaltung und historischem Einblick, die ich von dieser Buchreihe erwarte. Insgesamt ein empfehlenswertes Buch für alle, die sich für Modegeschichte interessieren und zugleich eine charmante Lebensgeschichte lesen möchten!

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Veröffentlicht am 23.10.2024

Die Welt der Reichen in New York

Pineapple Street
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Ich frage mich beim Spazieren durch reiche Wohngebiete immer, wie es wohl in den Häusern aussieht, und würde nur zu gerne mal für eine Hausbegehung hereingebeten werden. In „Pineapple Street“ von Jenny ...

Ich frage mich beim Spazieren durch reiche Wohngebiete immer, wie es wohl in den Häusern aussieht, und würde nur zu gerne mal für eine Hausbegehung hereingebeten werden. In „Pineapple Street“ von Jenny Jackson reist man in die exklusive Wohngegend von Brooklyn Heights in New York City und darf hinter die Mauern der Häuser und Wohnungen der wohlhabenden Familie Stockton schauen. Mit Witz und Charme beleuchtet der Roman dort das Leben der drei Protagonistinnen – die Töchter der Familie Darley und Georgiana sowie Schwiegertochter Sasha.

Während Darley, die älteste Tochter, damit hadert, ihre Karriere und ihr Erbe zugunsten ihrer Familie aufgegeben zu haben und Georgiana, die älteste Tochter, nach der großen Liebe sucht, kämpft Sasha damit, dass sie als Kind der Mittelschicht vom Rest der Familie nicht akzeptiert wird. Dass trotz dieser Schwierigkeiten alle drei ein sehr privilegiertes Leben innerhalb ihrer überdimensionierten Häuser und Wohnungen führen, wird immer wieder mit Witz und Ironie kommentiert, sodass immer wieder auch Kritik an der Lebensweise und den Einstellungen der Familie Stockton sowie an den Strukturen, die dieses Leben ermöglichen, deutlich wird.

Dennoch ist „Pineapple Street“ in erster Linie ein unterhaltsamer Roman über die Familiendynamiken und gibt einen Einblick in das Leben der reichen weißen Oberschicht von New York. Wenn es um die größeren gesellschaftlichen Themen wie Klassismus und Rassismus geht, bleibt der Roman an der Oberfläche und hinterfragt Strukturen nicht grundsätzlich. Stattdessen dominiert bei mir die Faszination für die glamouröse Welt der High Society, was für mich jedoch auch nicht überraschend war und im Kontext des Romans gut funktioniert.

Insgesamt ist „Pineapple Street“ damit ein kurzweiliger Roman, der nicht zu viel Tiefgang verspricht, aber auf charmante Weise einen Blick hinter die Kulissen des Lebens der Reichen und Schönen bietet. Wer eine leichtfüßige, unterhaltsame Lektüre, die nicht zu seicht ist, sucht, wird hier fündig.

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Veröffentlicht am 18.10.2024

Die Schattenseiten von Fritz Lang

Die Könige von Babelsberg
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Ralf Günther schafft mit „Die Könige von Babelsberg“ einen historischen Kriminalroman, der die glamouröse und zugleich düstere Welt der 1920er Jahre in Berlin passend einfängt. Der Roman basiert auf der ...

Ralf Günther schafft mit „Die Könige von Babelsberg“ einen historischen Kriminalroman, der die glamouröse und zugleich düstere Welt der 1920er Jahre in Berlin passend einfängt. Der Roman basiert auf der wahren Geschichte des berühmten Filmemachers Fritz Lang und dem mysteriösen Tod seiner Ehefrau Elisabeth „Lisa“ Rosenthal, mit dem Lang in Verbindung gebracht wurde, der aber nie aufgeklärt wurde. Um diese reale Begebenheit spinnt Günther eine fiktive Krimihandlung, in der der hartnäckige Kommissar Beneken ermittelt.

Besonders überzeugend ist die Darstellung der aufstrebenden Filmwelt der Weimarer Republik und des pulsierenden Berliner Nachtlebens, welche er immer wieder in Kontrast zu den gesellschaftlichen Spannungen und den Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs im Alltag setzt. Günther lässt die Leser:innen mit den ermittelnden Kommissar in die Filmstudios von Babelsberg eintauchen, wo Größen wie Fritz Lang und seine Geliebte sowie zukünftige Ehefrau, die zu der Zeit sehr bekannte Drehbuchautorin Thea von Harbou, die Grenzen des Kinos erweitern. Während Lang noch heute zum filmischen Kanon gehört, war mir nicht bekannt, dass Thea von Harbou maßgeblich an Filmen wie „Metropolis“ mitgearbeitet hat, sodass sich der Roman für mich allein schon deshalb gelohnt hat.

Günther zeichnet mit Beneken einen klassischen Krimihelden, der von der Wahrheitssuche besessen ist. Obwohl er sich in einem Geflecht aus Lügen, Geheimnissen und gesellschaftlichem Druck verliert, bleibt er unermüdlich. Die Ermittlungen führen Beneken durch die verschiedenen Schichten Berlins - bald entdeckt Beneken aber auch bei sich selbst Wahrheiten, die unter mehreren Schichten Alltag verborgen waren.

Die Parallelen zu Babylon Berlin sind unverkennbar. Wer die Serie liebt, wird auch an „Die Könige von Babelsberg“ Gefallen finden, da Günther ein ähnliches Gespür für historische Details und die Widersprüche der Weimarer Republik zeigt. Ein Nachwort zu den historischen Fakten zu Fritz Lang und Thea von Harbou runden den Roman deshalb für mich gelungen hab. Daneben ist der Kriminalroman aber auch einfach spannend zu lesen und wird Leser:innen gut unterhalten, die sich für komplexe Ermittlercharaktere interessieren.

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Berühmt-berüchtigte Schwestern

Die Mitford Schwestern
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„Die Mitford Schwestern“ ist eine typische, unterhaltende Romanbiographie, die die kontroversen Lebenswege der berühmten Mitford Schwestern beleuchtet, die in Englands Gesellschaft zwischen den Weltkriegen ...

„Die Mitford Schwestern“ ist eine typische, unterhaltende Romanbiographie, die die kontroversen Lebenswege der berühmten Mitford Schwestern beleuchtet, die in Englands Gesellschaft zwischen den Weltkriegen eine prägende Rolle spielten. Als Diana sich von ihrem wohlhabenden Ehemann scheiden lässt, um den britischen Faschisten Oswald Mosley zu heiraten, und ihre Schwester Unity nach München geht, sympathisieren mehr und mehr Mitfords mit den britischen und deutschen Faschisten. Während die Nazis an Macht gewinnen, wird die Schriftstellerin Nancy Mitford misstrauisch gegenüber den ständigen Besuchen ihrer beiden Schwestern in Nazi-Deutschland. Bald muss sie sich zwischen Loyalität zu Familie oder Land entscheiden.

Zu Beginn hatte ich die Befürchtung, dass die Vielzahl an Figuren und Namen verwirrend werden könnte. Das war allerdings schnell kein Problem mehr, weil nur die drei Schwestern Nancy, Diana und Unity Mitford im Zentrum des Romans stehen. Der Schreibstil von Benedict ist locker und flüssig, was das Buch trotz der oft schweren Thematik leicht lesbar macht. Die kurzen Kapitel und der Wechsel der Perspektiven schaffen ein hohes Erzähltempo. Es wird weitgehend auf Kitsch verzichtet, was für solche Romanbiographien ja auch nicht selbstverständlich ist.

Leider bleibt der Roman aber auch in einigen Punkten hinter meinen Erwartungen zurück. Besonders bedauerlich fand ich, dass das Nachwort nicht darüber informiert, was im Roman Fakt und was Fiktion war. Außerdem fand ich es schade, dass die Beziehungen von Diana und Unity zu Hitler sehr im Zentrum des Romans standen, während der Widerstand von Nancy und z.B. auch ihrer kommunistischen Schwester Jessica weniger Raum einnehmen konnten.

Insgesamt hat mir der Roman aber gut gefallen, insbesondere weil er mir eine neue Perspektive auf die britische Geschichte geboten hat. Dass es in Großbritannien in den 1930er Jahren eine aktive faschistische Bewegung gab, war mir zuvor nicht bewusst. Benedict schafft es, diese historische Realität auf unterhaltsame Weise zu vermitteln, ohne den ernsten Hintergrund zu vernachlässigen.

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