Cover-Bild Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer
19,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 29.07.2013
  • ISBN: 9783446243279
Alex Capus

Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer

Roman
Von drei Helden wider Willen erzählt Alex Capus in seinem neuen Roman: Vom Pazifisten Felix Bloch, der nach 1933 in den USA beim Bau der Atombombe hilft. Von Laura d’Oriano, die Sängerin werden will und als alliierte Spionin in Italien endet. Und von Emile Gilliéron, der mit Schliemann nach Troja reist und zum größten Kunstfälscher aller Zeiten wird. Nur einmal können die drei einander begegnet sein: im November 1924 am Hauptbahnhof Zürich. Doch ihre Wege bleiben auf eigentümliche Weise miteinander verbunden. Capus treibt seinen Erzählstil des faktentreuen Träumens zu neuer Meisterschaft. Heiter und elegant, lakonisch und zart folgt der Erfolgsautor aus der Schweiz den exakt recherchierten Lebensläufen seiner Helden.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Lesenswert!

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Lesenswert!

Die junge Frau Laura d’Oriano hat den Traum eine große Sängerin zu werden. Leider verfügt sie nicht über ausreichend Talent, dies umzusetzen. So schlägt sie sich mit gelegentlichen Auftritten ...

Lesenswert!

Die junge Frau Laura d’Oriano hat den Traum eine große Sängerin zu werden. Leider verfügt sie nicht über ausreichend Talent, dies umzusetzen. So schlägt sie sich mit gelegentlichen Auftritten und Jobs durch.
Emile Gilliéron besitzt außergewöhnliches künstlerisches Talent. Er gestaltet die bei Ausgrabungen gefundenen Bruchstücke im Sinne / nach den Wünschen seiner Auftraggeber. So erschafft er Realitäten.
Felix Bloch ist eigentlich Pazifist. Er studiert anfänglich Maschinenbau und kommt dann zur Atomphysik.

Ein plakativer Titel. Denn die Drei verbindet nicht mehr als, dass sie zufällig in der gleichen Zeit lebten und sich vielleicht, eventuell, einmal begegnet sein könnten.

Aber die Geschichte, die vom Autor darum herum „gesponnen“ wurde, ist ein wundervoller Roman, der einen umfassenden Eindruck von der Zeit, dem Leben und den Alltäglichkeiten der damaligen Zeit abgibt.

Es ist faszinierend mit welcher Bildgewaltigkeit der Autor über die Kriegswirrungen schreibt und wie fließend die gut recherchierten Details als Hintergrundinformationen in den Text einfließen.

Mir persönlich gefallen die stellenweise fast schon philosophischen Betrachtungen sehr gut: über die Bedeutung von Maschinen, was im Krieg zu was wurde oder dass Emile im Ausland als angesehener Künstler es nicht mehr nötig hat sich anderen gegenüber auflehnen zu müssen.

Die Spannung wird wundervoll bis zu den letzten Seiten des Romans aufrecht erhalten – man will als Leser die ganze Zeit wissen „wie wird denn nun die Sängerin Laura zur Spionin“ und „durch welche Umstände hilft Felix Bloch beim Bau der Atombombe“.

Ehrlich gesagt kann ich nicht beurteilen, wie viel geschichtliche Wahrheit und wie viel Fiktion in dem Roman stecken.
Aber das Ergebnis finde ich auf alle Fälle hervorragend!

Veröffentlicht am 30.12.2017

Protagonisten des 20. Jahrhunderts

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aber solche der ganz besonderen Art porträtiert Alex Capus in seinem neuen Roman mit dem etwas umständlichen Titel "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" : Alex Capus' neuer Roman ist ein ungewöhnliches ...

aber solche der ganz besonderen Art porträtiert Alex Capus in seinem neuen Roman mit dem etwas umständlichen Titel "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" : Alex Capus' neuer Roman ist ein ungewöhnliches Werk - er versucht sich hier quasi in einer Biographie gleich dreier realer Personen, die in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Rolle spielten: allen voran der Atomphysiker, Nobelpreisgewinner und Pazifist Felix Bloch, der gleichwohl an der Entwicklung der Atombombe, eines der größten Schrecken der Menschheit, beteiligt war, die Sängerin Laura d'Oriano, die durch Zufall zu einer ausgesprochen effizienten Spionin der Alliierten im 2. Weltkrieg wurde und ein tragisches Schicksal nahm sowie der Maler Emile Gilliéron, der bei den archäologischen Entdeckungen in Troja und vor allem in Knossos auf Kreta eine Rolle spielte. Biographien von Personen, aus denen Zufallsbekanntschaften hätten entstehen können und zwar im November 1924 in Zürich, wo sie theoretisch zur gleichen Zeit hätten den Hauptbahnhof passieren können - Felix und vor allem Laura damals noch ganz am Anfang des Lebens bzw. ihrer Lebensplanung, Emile ein Mann mitten im Leben, der auch schon etliche Lasten zu tragen hat. . Aus diesem fiktiven möglichen Treffpunkt entwickelt Capus die weiteren Entwicklungen. Das Mädchen, das gerne allein in offenen Zügen träumt, der junge Mann, dessen Zukunft noch offen vor ihm liegt und der Kunstmaler, der schon auf Erlebtes zurückblickt, der mit Schliemann in Troja war. Die Geschichten spinnen sich weiter, nehmen ihren Lauf, Realität und Erzählkunst verweben sich zu einer dichten Geschichte. Für mich war Felix Blochs Geschichte das absolute Highlight und gab mir gleich Anlass, über die bahnbrechenden und leider sehr folgenreichen Entwicklungen der Atomphysik der 1940er Jahre zu rechererchieren. Der Part über Emile Gilliéron hingegen passte aus meiner Sicht nicht so ganz hinein und verlor sich im Laufe des Buches ein bisschen.
Hier ist ein Meister am Werk und das merkt man gleich auf den ersten Seiten - meisterhaft die Sprache, die gründliche und phantasievolle Recherche, ja die ganze Komposition seiner Erzählung! Historische Häppchen der Extraklasse werden hier serviert, die sich zu einer Geschichte verdichten - man möchte zu gern erfahren, wie es weitergeht!
Mir manchmal ein wenig zu dicht, zu konzentriert, ich liebe es, wenn ich beim Lesen zwischendurch etwas abschalten, entspannen, nachsinnen kann - das war hier nicht möglich, da hätte man den Faden verloren.Ein historischer Roman vom Feinsten, aber wirklich vom Allerfeinsten: das versprach Alex Capus' neuer Roman "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" zu werden, aus meiner Sicht sind es eher fiktive Biographien, die hier transportiert werden - sehr, sehr spannend und vielschichtig - vom Autor haben sie sicher jahrelange Recherchen abverlangt, vom Leser wird allerhöchste Konzentration verlangt - sonst versäumt man rasch Wesentliches. Capus' wunderbare Sprache, die ich bereits in früheren Werken, allen Voran "Leon und Louise" genossen habe, macht auch dieses Buch zu einem Lesegenuss. Wer allerdings denkt, dass hier nahtlos an den stimmungsvollen Roman "Leon und Louise" angeknüpft wird, der hat sich ganz schön getäuscht - Capus zeigt, dass er auch ganz anders kann, dies ist ein anderes Genre, die beiden Bücher vom Aufbau her nicht zu vergleichen. Ich finde es toll - man bekommt einen Vorgeschmack von der Bandbreite des Autors und ich bin sicher, der großartige Fante-Übersetzer hat als Autor noch einiges in petto! Ich empfehle dieses Buch allen, die Geschichte und Biographien mögen, die offen sind für Neues, vor allem für die große literarische Begabung und das breite Spektrum des Autors! Ich jedenfalls bin sehr gespannt darauf, was er noch so aushecken wird!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Lesenswert

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In dem Buch von Alex Capus geht es um drei historische Persönlichkeiten des zwanzigsten Jahrhunderts, die sich wohl niemals begegnet sind. Emile Gilliéron ist ein begnadeter Zeichner, der mit Schliemann ...

In dem Buch von Alex Capus geht es um drei historische Persönlichkeiten des zwanzigsten Jahrhunderts, die sich wohl niemals begegnet sind. Emile Gilliéron ist ein begnadeter Zeichner, der mit Schliemann nach Griechenland reist und später für den kurzsichtigsten aller Briten Arthur Evans sensationsarme Ausgrabungen in archäologische Wundertüten verwandelt. Emiles Fähigkeiten prädestinieren ihn förmlich für diese Aufgabe. Er dehnt die Wahrheit, um seine prestigeversessen Auftraggeber zufriedenzustellen und seine Kassen zu füllen. Capus erzählt augenzwinkernd und bravourös vor mediterraner Kulisse ein Schelmenstück, das in der nüchternen Aufklärung der Neuzeit endet.

Die Spionin Laura d’Oriano will eigentlich Sängerin werden, nicht so eine halbseidene Chanson Interpretin, wie die strumpfbandzeigende Mutter, nein, eine richtig ernst zunehmende Sangeskünstlerin, aber ach, am Konservatorium stellen die Lehrer fest, ihr fehlt es an einer herausragenden Stimme. Für eine Sängerin kein ganz unwichtiges Detail gibt Laura ihren Jugendtraum auf. Andere Talente bringen unsere Protagonistin durchaus erfolgreich durch das Leben, bis sie an Mann und Kinder gerät und fast der spießbürgerlichen Provinz an heim fiel. Der Weg bis zur Spionin ist dann nur noch kurz, der 2. Weltkrieg schreibt schließlich die sonderbarsten Lebensläufe und so wird aus Laura eine Spionin im Kampf gegen den Mussolini Faschismus. Laura d’Orianos Leben wird von Capus in einer typischen „Frau krempelt die Ärmel auf“ Manier erzählt, das liest sich gefällig, ziemlich spannungsarm und routiniert. An zwei Stellen leuchtet mir die Motivation der Protagonistin nicht ein. Nun denn. Die Unannehmlichkeiten ihrer letzten Tage spart Alex Capus aus, vermutlich, um den Rahmen eines Unterhaltungsromans nicht gänzlich zu sprengen. Alex Capus gibt Laura d’Oriano ein Gesicht, tiefer lässt er nicht blicken.

Bei weitem interessanter erzählt ist das Leben des Bombenbauers Felix Bloch, als junger Mann ein überzeugter Pazifist wird er Atomphysiker, weil ihm der Beruf ausreichend sinnlos erscheint, um nicht der Kriegsmaschinerie dienen zu müssen. Schließlich landet er in Los Alamos, wo er an der ersten Atombombe arbeitet. Eine faszinierende Persönlickkeit, ebenso faszinierend erzählt.

Alex Capus hat die Lebensläufe seiner Protagonisten recherchiert und die Leerstellen mit seiner Fantasie gefüllt. Wenn mich „Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer“ auch nicht vollends überzeugt hat muss ich doch sagen mich über weite Strecken des Buches einfach gut unterhalten zu haben. Alex Capus hat eine Art Geschichten zu erzählen, vor der man sich gern verneigen möchte. Quasi sofort entsteht ein Lesesog, alles ist klug ausformuliert, kein Wort zu viel oder zu wenig und immer pulsierend voll Leben. Vermutlich ist der Mann in der Lage Telefonbücher und Gebrauchsanweisungen unterhaltsam zu schreiben. Das Buch ist lustig, wenn es nach Kreta geht und geschichtliche Ereignisse und Ausgrabungsstätten nach Gutdünken gestaltet und uminterpretiert werden. Es macht nachdenklich und traurig, als Felix Bloch unter die Uni Nazis gerät und wird tiefsinnig in seiner Wandlung, die vielleicht gar keine ist. Einzig mit Laura wurde ich nicht besonders warm. Alex Capus ist ein Autor von dem ich gerne mehr lesen werde!