Nablus 1963: Jahre zuvor mussten Salma und ihr Mann vor dem Krieg fliehen und ihre geliebte Heimat Jaffa verlassen. Während ihr Mann Glück hatte, sich anpassen konnte, fühlte Salma sich nie wieder heimisch und wohl. Nablus blieb ihr immer fremd, sie hoffte immer, diesen Ort wieder verlassen, nach Jaffa zurückkehren zu können. Dieser Wunsch wurde ihr vom Schicksal, vom Leben, vom Krieg verwehrt.
Umso sehnlicher wünscht sie sich für ihre Kinder eine bessere Zukunft, eine bleibende Heimat, eine sichere Basis. Zunächst sieht es so aus, als ob sich dieser Wunsch erfüllen würde, liebt Salmas Tochter Alia Nablus doch so sehr wie die Mutter damals Jaffa.
Doch dann kommt dieser eine Tag, der alles verändert, alles ins Wanken bringt: der Kaffeesatz prophezeit Alia das gleiche schwierige, unstete Leben.
Und tatsächlich lügt der Kaffeesatz nicht, muss auch Alia immer wieder fliehen und irgendwo in der Fremde neu anfangen. Auch die nächste Generation bleibt nicht von diesem Schicksal verschont ...
Immer größer werden Isolation und Verzweiflung, immer klarer, dass es dumm und falsch war, sich bewusst zu weit für ein anderes, besseres Leben zu entfernen, immer größer der Wunsch, wieder in jeder Hinsicht zu den Wurzeln der Familie zurückzukehren, immer verständlicher die heilsame Wirkung und Salmas immerwährende Sehnsucht danach und Hoffnung darauf ...
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Die Leseprobe zu "Häuser aus Sand" fesselte und beeindruckte mich auf Anhieb sehr, und so wollte ich diesen Roman unbedingt lesen.
Tatsächlich fing die Geschichte dann auch sehr wort- und bildgewaltig an und blieb bis zur Hälfte so.
Die Sprache, die Bilder, die Kulisse, die Figuren, das Fremde, sowohl der Alltag als auch das gesamte Leben dieser Menschen, dieser Familie, die aufkommende, sich immer schneller zuspitzende politische Situation ... das alles ergab eine sehr gute, stimmige Mischung. Es war einerseits traumschön und exotisch, andererseits aber auch tieftraurig, erschreckend und berührend.
Es war nicht reiner Familienroman, aber auch nicht reine Kriegs- bzw. politische Erzählung. Es war wie erwähnt stimmig, zu einem einheitlichen Ganzen verflochten, stets interessant. Man hatte einen Bezug, eine Verbindung zu der Geschichte, vermutlich gerade wegen der absolut gelungenen Figuren, die für den Leser alles andere als distanziert bleiben.
Leider änderte sich dieser positive Eindruck ab der Hälfte des Buches.
Die jüngste Generation rückte in den Vordergrund, und ab hier wurde mir die Geschichte zu modern, zu banal, zu langweilig - die Sprache wurde ordinärer, die Schauplätze wechselten, wiesen keinerlei Zauber und Exotik mehr auf, die Figuren beeindruckten nicht mehr wirklich, die Dialoge wiesen immer mehr Längen auf. Ich hatte die Verbindung verloren. Die Geschichte langweilte mich, ich las sie nicht mehr mit Freude. Und wohl aus diesem Grund wurde es für mich dann noch schlimmer, als die Kriegs-Passagen überhand nahmen. Immer wieder musste ich mich durchkämpfen, wurde es wieder besser, dann aber auch wieder schlechter ... schade!
Es wurde nicht besser dadurch, dass die Schauplätze und Erzähler ständig wechseln. Immer wieder kam ich mit den Namen durcheinander und musste vorne im Familienstammbaum nachschlagen. Das fördert Lesefluss und -freude nicht, im Gegenteil.
Zugutehalten muss man der Autorin aber, dass Stil und Aufbau, wenn beide denn wirklich beabsichtigt und kein Produkt des Zufalls waren, perfekt zur Thematik und Handlung passen - denn dieses Ruhelose, dieses Umherirren, dieses sich-immer-und-immer-weiter-Entfernen von den Wurzeln, die Rückkehr als einzig logische, sich früher oder später mit aller Kraft ihren Weg bahnende Konsequenz ... das kommt mit jeder einzelnen Seite überdeutlich zum Ausdruck.
So wirkt dieser Roman letztlich trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Schwächen sehr authentisch und überzeugend.
Fazit: Ein Buch, das in jeder Hinsicht extrem stark angefangen, für mich persönlich dann aber leider auch ziemlich nachgelassen hat.
Eine Familiengeschichte vor einer Kulisse, die man sicher nicht jeden Tag findet und liest.
Politik und Krieg nehmen immer mehr Raum ein, das muss man mögen. Man sollte sich aber nicht davon abschrecken lassen. Es bleibt interessant und persönlich (und natürlich auch emotional), weil es eben nie abstrakt wird, sondern man immer den Bezug zu dieser Familie hat und so konkret und direkt sieht, was das alles für Menschen bedeutet, was es aus und mit ihnen macht ...
Es ist auch eine Geschichte, die noch eine Weile im Leser nachhallt, ihm Denkanstöße, etwa bzgl. der Bedeutung von Familie und Wurzeln, mit auf dem Weg gibt ...