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Veröffentlicht am 26.10.2024

Kriminelle Anthologie

Du stirbst nicht nur zur Sommerzeit
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Du stirbst nicht nur zur Sommerzeit ... Nein, auch im Winter, wenn es schneit.

24 mörderische Geschichten in einer Sammlung von Kurzgeschichten der verschiedensten Autorinnen und Autoren. Es wird am Weihnachtsabend ...

Du stirbst nicht nur zur Sommerzeit ... Nein, auch im Winter, wenn es schneit.

24 mörderische Geschichten in einer Sammlung von Kurzgeschichten der verschiedensten Autorinnen und Autoren. Es wird am Weihnachtsabend gemordet, in der Adventszeit oder am Weihnachtsmarkt wird es kriminell.




Ich bin begeistert von diesem literarischen Adventskalender, der 24 mörderische und kriminelle Geschichten für den Krimiliebhaber bereithält. Ein Buch, das ideal als Begleiter in der Adventszeit ist, jedoch auch ausserhalb dieser besinnlichen Zeit gelesen werden kann.

Die Palette der Kurzgeschichten ist bunt wie der Schreibstil der 24 Verfasser. Mal handelt eine Geschichte an einer Baile-Funk-Party, mal versucht ein Täter sich an einem Enkeltrick am Weihnachtsabend, eine junge Frau muss sich gegen einen Stalker behaupten oder ein Ermittler kurz vor der Rente will unbedingt den einzigen Cold Case in seiner Karriere endlich lösen.

Manche Geschichten, wie das bei Anthologien so ist, haben mir besser gefallen, andere weniger. Und wenn letzteres, dann war ja die Geschichte bald wieder gelesen und ein neues Krimiabenteuer, das mir mehr zusagte, stand an. Die Geschichten sind zwischen zehn und neunzehn Seiten lang und ideal für eine kurze Auszeit in einer vielleicht hektischen Zeit.

Ich habe mich besonders über die Kurzgeschichten einiger, von mir geschätzten, Autoren gefreut. Nicole Neubauer, Svea Jensen, Regina Kälpin oder Michael Thode zum Beispiel.

Ich kann dieses Buch mit den originellen, schaurigen, entsetzlichen, tiefsinnigen und manchmal auch witzigen Krimi-Geschichten ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 16.10.2024

Geschichte mit Tiefgang

Pineapple Street
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Nach der Heirat mit Cord willigt Sasha ein in sein Elternhaus in der Pineapple Street im noblen Viertel Brooklyn Heights zu ziehen. Seine Eltern Tilda und Chip machen dem jungen Paar Platz und ziehen in ...

Nach der Heirat mit Cord willigt Sasha ein in sein Elternhaus in der Pineapple Street im noblen Viertel Brooklyn Heights zu ziehen. Seine Eltern Tilda und Chip machen dem jungen Paar Platz und ziehen in ihr zweites Domizil ein paar Strassen weiter.

Kein Problem für die hoch angesehene Familie Stockton, die in New York Einfluss und Macht hat. Einzig Cords Schwestern Darley und Georgiana beäugen Sashas Einzug mit Argusaugen. Denn schliesslich hat Bruder Cord mit ihr eine Frau aus der Mittelschicht gewählt und damit unter seinem Stand geheiratet.


Dieses Buch trägt als Titel den Namen eine Strasse und verrät dadurch Dreh- und Angelpunkt der Handlung. In der Pineapple Street in New York, in einer alten Villa randvoll mit Erinnerungen, sind die drei Geschwister Darley, Cord und Georgiana gross geworden. Ihre Eltern waren und sind gut situiert und bewegen sich trittsicher auf New Yorks Tennisplätzen, Charity Events und in luxuriösen Fitnessstudios. Die Familie Stockton ist eine eingeschworene Gemeinschaft und Aussenstehende, wie Cords Frau Sasha, die zudem nicht ganz aus denselben Kreisen stammt, haben es schwer einen Fuss in die Türe zu kriegen.

Sasha und Cord leben, frisch verheiratet, in der Pineapple Street und Sasha kämpft mit den oben erwähnten Erinnerungen in dem Haus, die die Eltern und Schwestern von Cord einfach zurückgelassen haben und die nicht entsorgt werden dürfen. Kapitel aus der Sicht von Sasha dokumentieren nicht nur ihren Kampf um Anerkennung, sondern bringen auch eine nachdenklich machende Note in die Geschichte. Ist man in einem Leben in der privilegierten Schicht automatisch glücklicher? Ist ein Leben in Reichtum die Erfüllung aller Sorgen?

In weiteren Kapiteln ist das Leben der Jüngsten der Stockton Familie im Mittelpunkt. Georgiana strotzt nicht vor Selbstbewusstsein und eine frische, wenn auch nicht so treffsichere Liebe endet tragisch. Georgiana ist das wohl liberalste Mitglied der Familie und sie bringt nicht nur eine Prise Liebe und Romantik, sondern auch Gedanken über Rassismus ins Spiel.

Die weiteren Kapitel widmen sich Darley, die verheiratet mit Malcom, einem Koreaner und Vollzeitmutter von zwei Kindern ist. Die Autorin hat ihr Leben als New Yorker Mum gezeichnet, die sich immer ein wenig gefangen fühlt zwischen Spielplatz und Schwimmunterricht ihrer Kinder. Doch Darleys Leben ist nicht nur rosarot, sieht sie durch ein Ereignis ihren finanziellen Lebensstandard gefährdet.

Mich haben die Figuren erreicht, ich empfand sie alle als überzeugend. Dieses Buch ist nicht nur die Familiengeschichte einer gutsituierten Upper Class Family, sondern auch Unterhaltung pur. Der Kern der Geschichte, die Frage, ob Geld glücklich macht, wabert immerzu mit.

Leicht, feinfühlig und mit einem gut lesbaren Schreibstil hat es die Autorin geschafft die Welt der Reichen und vom Erfolg Verwöhnten so darzustellen, dass eine grosse Prise Sozialkritik mitschwingt.

Mich hat dieses Buch nicht nur wunderbar unterhalten, sondern auch zum Nachdenken gebracht.

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Veröffentlicht am 12.10.2024

Meisterwerk an Spannung!

Letzte Lügen
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Es sollte ein erholsamer und schöner Honeymoon für Will Trent und seine Ehefrau Sara Linton werden. Will hat für eine Woche im Riedgeview Lodge eine Hütte reserviert und die beiden wollen die angebotenen ...

Es sollte ein erholsamer und schöner Honeymoon für Will Trent und seine Ehefrau Sara Linton werden. Will hat für eine Woche im Riedgeview Lodge eine Hütte reserviert und die beiden wollen die angebotenen Aktivitäten nutzen. Die Familie McAlpine, die das Resort leitet, bietet Yoga, Kajaktouren, Wanderungen und weitere Vergnügungen an. Die beiden Frischvermählten freuen sich auf eine Auszeit von ihren anstrengenden Berufen als Special Agent und Medical Examiner beim Bureau of Investigation. Gleich am ersten Abend nach ihrer Anreise hören die beiden einen Schrei und finden eine tote Frau. Statt auszuspannen, finden sie sich in den Mordermittlungen und der Suche nach dem Sohn der Toten, der seit der Mordnacht verschollen ist.


Karin Slaughter ist mit Recht einer der populärsten Autorinnen in diesem Genre. Obwohl "Letzte Lügen" schon der zwölfte Band in der Will Trent Reihe ist, ist er durchgehend spannend und energievoll. Nicht wie bei anderen Autoren, bei denen die Bände in einer so langen Reihe oft schlechter und träger werden, dreht Karin Slaughter hier noch einmal richtig auf.

Das Setting, das einsam gelegene Resort, ist sicher nicht neu in Krimis. Karins Slaughter hat es jedoch gut bestückt. Die Familie McAlpine, die dort das Zepter führt, ähnelt dem Denver - Clan. Allerlei Anfeindungen, Machtkämpfe und Antipathien wirbeln im Familiengefüge ganz schön viel Staub auf.... was sage ich Staub...das, was hier abgeht, ist eher ein Sturm von Orkangrösse. Ich war oft sprachlos von so viel Bosheit und Gemeinheit. Etliche toxische Beziehungen machen das Leben und die Zusammenarbeit dort zu einem Krampf.

Als eine Tote gefunden wird, habe ich nahezu jedem den Mord zugetraut. Hat das cholerische und durch und durch böse Familienoberhaupt ein Familienmitglied angestachelt den Mord zu begehen? War es seine Frau, die ihr bequemes Leben in Gefahr sah? Oder etwa der Ehemann, der mit Schulden und Suchtproblemen kämpft und dringend Geld braucht? Es könnte aber auch der Koch oder ein Gast gewesen sein, der die Frau erstochen hat? Die Auflösung, wie der Mord geschah ist Gänsehaut pur!

Will Trent und Sara Linton haben ganz schön viel zu tun. Obwohl ich nicht alle vorderen Bände ( ... etwas, das ich nun doch bereue ...) gelesen habe, konnte ich problemlos folgen. Vorwissen benötigt man meiner Meinung für diesen zwölften Band nicht. Anfangs dauerte es eine Weile bis ich die Figuren in meinem Kopf sortiert und präsent hatte. Das ist jedoch nicht der laschen Charakterisierung, sondern der Anzahl der Gäste und Familienmitglieder, geschuldet. Trotz der stattlichen Anzahl Seiten kippte die Geschichte nie in die Langatmigkeit. Ein Meisterwerk an Spannung, falscher Spuren und Ermittlungen. Grausig die beschriebenen Autopsien!

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Veröffentlicht am 29.09.2024

Fesselnd und spannend!

Die vergessenen Kinder
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Nachdem die Schwestern Holly und Daisy Morgan nach einem schrecklichen Unglück Vollwaisen geworden sind, werden sie in das Waisenhaus Morgate überführt. Sie leiden schrecklich unter der Lieblosigkeit und ...

Nachdem die Schwestern Holly und Daisy Morgan nach einem schrecklichen Unglück Vollwaisen geworden sind, werden sie in das Waisenhaus Morgate überführt. Sie leiden schrecklich unter der Lieblosigkeit und dem Mangel an Wärme und Nahrung. Nachdem Holly einen jungen Mann kennenlernt, verschwindet sie eines Nachts spurlos aus dem Heim. Ihre jüngere Schwester Daisy ist überzeugt, dass Holly nicht freiwillig verschwunden ist.

30 Jahre später werden menschliche Ueberreste auf den Telscomp Cliffs gefunden. Superintendent Johanna Hamilton, die damals die beiden Schwestern nach Morgate brachte, holt jetzt die Vergangenheit ein. Wurde nun endlich, nach so vielen Jahren, Holly gefunden?

In diesem Roman stehen fünf Frauen im Mittelpunkt. Fünf Frauen, deren Lebensgeschichten mich berührt, erschrocken oder gefesselt haben.

Da ist erst einmal Jo, die sich als Polizistin langsam die Karrierestufen hinaufgearbeitet hat und als alleinerziehende Mutter in den frühen Achtzigerjahren dadurch viel Biss zeigen musste. Jo ist untrennbar mit den Schicksalen der anderen Frauen verbunden, da sie einige ältere Geschichten, die sie als junge Polizistin erlebt hat, bis in die Gegenwart mitschleppt.

Sehr berührt haben mich das Schicksal der Schwestern Daisy und Holly Moore. Sie werden als kleine Kinder Waisen und landen im Kinderheim Morgate. Ein Waisenhaus, das Zustände zeigt, in denen es Ende der Siebzigerjahre noch keine regelmässigen Kontrollen und Beistandschaften für die Waisenkinder gab. Im selben Waisenhaus leidet und darbt auch Gemma Smith einige Jahre zuvor ihr Dasein. Sie ist das typische Beispiel dafür, wie ein Kind, das weder Liebe noch Fürsorge erfährt, reagieren kann. Der Hunger nach Anerkennung und Liebe, lässt sie in Gefahr begeben.

Die Letzte im Bunde der abwechselnden Kapitel stellt Olive, Jo's Mutter, deren Leben zu Beginn nicht so recht in die Geschichte zu passen schien. Ihre Kapitel sind nämlich ganz anders aufgebaut und in einer lang vergangenen Zeit angesiedelt. Erst nach und nach ergeben die "Olive-Kapitel" Sinn und die Verbindung wird klar.

Als kleiner Kritikpunkt hätte ich mir gewünscht, dass die Identität des Täters nicht so schnell offensichtlich war. Da hätte die Autorin ruhig noch ein oder zwei ernst zu nehmende falsche Fährten einbauen dürfen. Doch das ist Klagen auf hohem Niveau. Denn die Spannung, wie das nahe Umfeld des Täters seine Schuld aufnimmt, hat mich durch das Buch getrieben.

Emily Gunnis versteht es ausgezeichnet die Figuren lebendig und nachvollziehbar zu gestalten. Ich habe sehr oft mitgefühlt und mitgelitten. Dadurch wird der Roman, den ich persönlich als Krimi bezeichnen würde, fesselnd und spannend. Die regelmässigen Perspektivwechsel, die Jo, Holly, Daisy, Gemma und Olive, sowie die damit verbundenen Zeitwechsel haben mich nie verwirrt. Da einerseits die Wechsel gut deklariert sind und anderseits durch die überzeugende Charakterisierung man immer weiss, wo in der Geschichte gerade steckt. Ganz grosses Kino ist die Verknüpfung der einzelnen Stränge, die Schicksale der einzelnen Figuren, die sich am Schluss zu einem grossen Ganzen verbinden.

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Veröffentlicht am 23.09.2024

Beuteltee very british

Tee auf Windsor Castle
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Aus Freundschaft zu ihrer Freundin Zaira macht Kate Bulloch die Führung durch Windsor Castle mit. Etwas widerstreben, denn Kate hat es nicht so mit der royalen Familie.

Sie verirrt sich auf der Suche ...

Aus Freundschaft zu ihrer Freundin Zaira macht Kate Bulloch die Führung durch Windsor Castle mit. Etwas widerstreben, denn Kate hat es nicht so mit der royalen Familie.

Sie verirrt sich auf der Suche nach dem stillen Oertchen und landet stattdessen in der Teeküche des Schlosses. Die alte Dame, die sich gerade einen Tee zubereitet, ist Kate sofort sympathisch.

Betty, wie die Dame sich vorstellt und Kate verbringen Zeit zusammen und aus dieser Zufallsbekanntschaft wird Freundschaft.


Auf 158 Seiten hat Claire Parker einen Roman geschaffen, der sehr humorvoll durch die Welt der höchsten englischen Aristokratie führt. Immer wieder bekommen die Mitglieder der englischen Krone ihr Fett weg. Vor allem König Charles kommt dabei nicht gut weg. Dabei bewegt sich die Autorin stets über der Gürtellinie und bleibt anständig. Gleichzeitig schimmert jedoch auch eine Prise Englandkritik durch. Das noble Windsor Castle mit all dem Prunk vis - a - vis der armen Bevölkerung, hier in der Gestalt von Kate Bulloch, die in ärmlichen Verhältnissen aufwachsen musste.

Betty und Kate tauschen sich aus, denn ihre Lebensumstände sind komplett unterschiedlich. Kate ist eher kritisch gegenüber der royalen Familie, all dem Prunk und der Art des Geldscheffelns eingestellt. Betty erscheint oft sehr ahnungslos gegenüber dem Leben der Leute ausserhalb des Schlosses. Betty ist eine Dame, wie ich mir eine ältere britische Frau von Welt vorstelle. Zurückhaltend britisch, mit leisem und teilweise schwarzem Humor und allerliebst. Ich fand vor allem die Gespräche der beiden unterschiedlichen Frauen sehr gehaltvoll und aussagekräftig. Ich musste oft schmunzeln, aber genauso oft innehalten und nachdenken.

Gefreut habe ich mich das ganze Buch über auf den Augenblick, als Kate erkennt, wer ihre neue Freundin genau ist. Witzig fand ich übrigens auch die Namenswahl von Kate.

Die Aufmachung des Buches, etwas, was ich sonst nie erwähne, muss hier einfach ein paar Zeilen Platz haben: "Tee auf Windsor Castle" ist von herausragender Qualität. Das Buch hat eine feine Prägung, die einer edlen Tapete ähnelt, passend zum Golddruck und dem hochwertigen Schriftbild.

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