Ohne roten Faden
SeinetwegenZora del Buono war selbst noch ein Baby, als ihr Vater starb und hat so keine eigenen Erinnerungen an ihn. Da ihr Leben lang konsequent über ihn geschwiegen wurde, ist es nicht verwunderlich, dass sie ...
Zora del Buono war selbst noch ein Baby, als ihr Vater starb und hat so keine eigenen Erinnerungen an ihn. Da ihr Leben lang konsequent über ihn geschwiegen wurde, ist es nicht verwunderlich, dass sie nun doch mehr über diese Leerstelle erfahren möchte, bevor es zu spät ist - ihre Mutter ist inzwischen an Demenz erkrankt und im Heim und sie findet beim Ausräumen des Hauses endlich Dokumente zum Unfall.
Das größere Interesse gilt allerdings dem Unfallverursacher, “E. T.”, wie er zwecks Personenschutz in Zeitungsartikeln genannt wurde. Und so macht sie sich auf die intensive Suche nach ihm, weiß irgendwann mehr über ihn als über den Vater selbst.
Schön finde ich dabei zu beobachten, wie E. T. in ihrer Wahrnehmung vom Teufel höchstselbst immer weiter vermenschlicht, sie am Ende - trotz seiner Tat - sogar so etwas wie Mitgefühl für ihn empfinden kann.
Das Buch ist kein klassischer Roman, sondern eher ein Notizbuch ihrer Recherche, welches aus fragmentartigen Textabschnitten besteht, teils sehr zusammenhanglos, teils auch nur spekulativ. Dadurch geht der rote Faden etwas verloren, ein Lesefluss entsteht auch nicht wirklich. Sehr gelungen fand ich jedoch die kurzen “Kaffeehaus”-Szenen, niedergeschriebene Gespräche mit zwei, bzw. später drei, älteren Bekannten zu verschiedenen Themen. Auch die Statistiken zu Verkehrsunfällen fand ich interessant - und sehr erschreckend.
Insgesamt konnte mich “Seinetwegen” leider trotz der spannenden Thematik nicht wirklich abholen und ich musste mich durch die 200 Seiten regelrecht durchkämpfen. ⭐️2,5/5⭐️