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Veröffentlicht am 11.06.2020

Schöne Mischung aus Kalender und Ratgeber

Friederikefox: Mein Pflanzen-Journal
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Eigentlich ist sie als @friederikefox auf Instagram unterwegs und bloggt dort über Themen wie Interior, Lifestyle und Pflanzen. Nun widmet Julia Ruda einer dieser Leidenschaften ein ganzes Journal, welches ...

Eigentlich ist sie als @friederikefox auf Instagram unterwegs und bloggt dort über Themen wie Interior, Lifestyle und Pflanzen. Nun widmet Julia Ruda einer dieser Leidenschaften ein ganzes Journal, welches mit ästhetischen Fotos und zauberhaften Illustrationen von Kim Hoss überzeugt.

Das Buch ist dabei eine Mischung aus Jahreskalender und Ratgeber zur richtigen Pflege von Zimmerpflanzen. Zu Beginn jedes Anschnitts gibt es eine Monatsübersicht, dann folgen 5 Wochenübersichten. Da diese frei beschriftbar sind, quasi wie ein Bulletjournal, kann jederzeit im Jahr gestartet werden - super praktisch! Die Monatsübersichten bietet außerdem noch Platz für To Do's, Ziele und zwei frei wählbare Tracker. Eines Jahresüberischt darf natürlich auch nicht fehlen.

Zwischen den Kalenderseiten finden sich nun die unterschiedlichsten Pflanzenthemen: Informationen zu Schädlingen oder Krankheiten und deren Behandlung, Vorschläge für pflegeleichte Pflanzen und deren richtigen Standort, Bastelanleitungen, Tipps zum richtigen Gießverhalten und insekten- sowie haustierfreundliche Pflanzen - das sind nur einige Beispiele, die angesprochen werden. Für Anfänger werden hier defintiv alle Basics geliefert, die zur Pflanzenpflege notwendig sind.

Was das Buch noch persönlicher macht, sind Einblicke in Julia Rudas Wohnung. Ihr Stil ist wirklich ansprechend und macht definitv Lust darauf, sich selbst mit noch mehr Pflanzen zu umgeben. Sicherlich werde ich die ein oder andere Inspiration aus diesem schönen Buch mitnehmen.

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Veröffentlicht am 21.05.2020

Ein wichtiges Buch

Unsichtbare Frauen
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"Für die beharrlichen Frauen - bleibt verdammt noch mal schwierig!" Mit dieser Widmung beginnt Caroline Criado-Perez ihr Sachbuch. "Schwierig", das ist vermutlich noch eines der netteren Worte, das sich ...

"Für die beharrlichen Frauen - bleibt verdammt noch mal schwierig!" Mit dieser Widmung beginnt Caroline Criado-Perez ihr Sachbuch. "Schwierig", das ist vermutlich noch eines der netteren Worte, das sich sicherlich jede Frau schon einmal anhören durfte, die es wagte, in den heutigen Zeiten darauf hinzuweisen, dass die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau bei Weitem nicht so fortgeschritten ist, wie wir uns gerne einbilden. Mit "Unsichtbare Frauen" gibt sie nun die entsprechende faktische Munition für solche Diskussionen an die Hand. Das Buch befasst sich mit der so genannten Gender Data Gap; diese drückt aus, dass eigentlich alle Bereiche unseres Lebens daran orientiert sind, was für den Durchschnittsmann am besten funktioniert. Die Frauen, aber auch Männer, die von der gesellschaftlichen Norm abweichen (1,85m, 75kg) kommen dabei oft zu kurz.

Bereits die Einleitung des Buches macht abwechselnd erstaunt, erschrocken und wütend und verspricht keine einfache Lektüre. Anhand zahlreicher, durch Fakten belegte Beispiele und wissenschaftlicher Studien zeigt die Autorin auf, wie systematisch bei der Planung und Durchführung in verschiedensten Gebieten stets der Mann als Standard angenommen wird. Dabei unterstellt sie keinen bösen Willen, sondern erklärt anschaulich, was es bedeutet, Frauen in diese Gleichung nicht mit einzubeziehen. Dabei behandelt sie die unterschiedlichsten Themen: Autobau und Medizin, Politik und alltägliches Berufsleben, unbezahlte Care-Arbeit (Kinderbetreuung und häusliche Pflege) und Produktdesign. Um ehrlich zu sein: Das Ausmaß ist erschreckend.

Es beginnt bei "Kleinigkeiten" wie dem Pianobau, der mit der Konzeption für die durchschnittliche männliche Handspanne dazu führt, dass genau diese deutlich häufiger zu Starpianisten werden als Frauen oder Männer mit einer kleineren Handspannen. Extrem bedenklich wird es auf dem Fachgebiet der Medizin, in dem Frauen oft nicht einmal Teil wissenschaftlicher Studien sind. Zu marginal seien die Unterschiede zwischen den Geschlechtern, das falle nicht ins Gewicht - so werden sogar Medizinerinnen zitiert. Das führt am Ende dazu, dass es deutlich mehr Studien zu Viagra und erektiler Dysfunktion gibt, als zu Menstruation oder Geburt. Vor allem in letzterem Fall führt dies oft zur Gefährdung, und in Entwicklungs- und Schwellenländern sogar zum Tod der Frauen im Kindbett. In diesem Kontext ist dann auch nicht weiter verwunderlich, was über die Konstruktion von Flüchtlingslagern berichtet wird. Diese fördern durch ihren Aufbau und ihre Gestaltung weltweit die sexualisierte Gewalt an Frauen.

Caroline Criado-Perez liefert hier ein wichtiges Sachbuch, das sich nicht nur Frauen zu Gemüte führen sollten. Durch die vielen Fakten, Zahlen und Studien ist es jedoch nicht immer gefällig zu lesen - möglicherweise hätte hier eine andere Aufteilung oder das Einfügen von Diagrammen die Lektüre etwas erleichtert. Auch mit der Lösung des Problems bleibt die Autorin vage, wenn auch durchaus logisch: Die Sichtbarkeit der Frauen muss in allen Bereichen des Lebens erhöht werden. Nur da, wo Frauen in Entscheidungen eingebunden sind, haben sie letztendlich auch die Macht, die Gender Data Gap zu verkleinern.

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Veröffentlicht am 11.11.2024

Kurzweiliger Roman

Das kleine Café der zweiten Chancen
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Ein Unfall hat das Leben der Schülerin Himari Misaki komplett verändert. Seitdem ist ihre Karriere als Pianistin beendet und sie zieht zurück zu ihrer Mutter und Schwester nach Sapporo. Auf dem Weg zu ...

Ein Unfall hat das Leben der Schülerin Himari Misaki komplett verändert. Seitdem ist ihre Karriere als Pianistin beendet und sie zieht zurück zu ihrer Mutter und Schwester nach Sapporo. Auf dem Weg zu ihrem ersten Schultag ist Himari voller Angst, aber eine freundliche ältere Dame tröstet sie. Am nächsten Tag ist die Frau jedoch verschwunden, auch ihr Haus ist nicht mehr da und niemand erinnert sich an sie. Also macht sich die Schülerin auf den Weg zum „Tacet Yuguredo“, einem Café, das die ältere Dame ihr empfohlen hat. Dort, so erfährt sie, kann man in der Zeit zurückreisen – kann Himari so ihren Unfall rückgängig machen?

„Das kleine Café der zweiten Chancen“ ist der erste Roman der Mangaka Shiori Ota und wurde von Anemone Bauer ins Deutsche übersetzt. Erzählt wird aus der Perspektive der Protagonistin Himari in der Ich- und Vergangenheitsform. Da diese schon bald feststellt, dass sie eine so genannte „Zeitwächterin“ ist, können wir mit ihr und den Gästen des Cafés in die Vergangenheit reisen. Damit ähnelt die Geschichte sehr deutlich der bekannten „Bevor der Kaffee kalt wird“-Reihe, nur dass hier bei einer Reise in Vergangenheit die Zukunft verändert werden kann. Diese dauert jedoch nur genau 4 Minuten 33 Sekunden, so lange es benötigt, um einen Kaffee von Hand aufzubrühen.

Zuhause fühlt Himari sich nicht mehr wohl. Ihre Mutter hält noch immer ihren Karriereplänen fest, obwohl ihre Tochter nicht mehr Klavier spielen kann. Der Vater lebt im Ausland und ihre Schwester straft Himari mit Missachtung. Nur im Café „Tacet“ bei den Inhabern Hayare und Higure, Hund Mokka und dem Stammgast Kobayashi fühlt sie sich geborgen. Als sie erfährt, dass sie selbst ihre eigene Vergangenheit nicht verändern kann, ist sie zunächst untröstlich, aber vielleicht kann sie ja anderen auf ihrem Weg helfen?

„Das kleine Café der zweiten Chancen“ ist ein Mix aus einer zusammenhängenden Romanhandlung und kurzen Episoden, in denen im Café eine Person in die Vergangenheit reist. In eine dieser Zeitreisen wird Himari selbst verwickelt, was sie sehr emotional und mitreißend macht. Das Ende des Romans kommt dann aber sehr plötzlich und deutet klar auf einen zweiten Band hin.

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Veröffentlicht am 09.11.2024

Wichtiger Roman, aber manchmal etwas überfrachtet

Was wir nicht kommen sahen
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Eines Abends verlässt die 18-jährige Ada das Haus und nimmt sich mit einem Sprung von der Brücke das Leben. Zurück bleiben Jenny und Dominik, ihre Eltern, die vom Tod ihrer Tochter völlig überrascht sind. ...

Eines Abends verlässt die 18-jährige Ada das Haus und nimmt sich mit einem Sprung von der Brücke das Leben. Zurück bleiben Jenny und Dominik, ihre Eltern, die vom Tod ihrer Tochter völlig überrascht sind. Ada war doch glücklich? Vor kurzem erst hatte sie sich eine solide Followerschaft mit ihren Gaming-Streams erarbeitet und das Hobby schien ihr Spaß zu machen. Doch dann stößt Jenny auf erste Hinweise und geht ihnen nach. Vor ihr tut sich ein Abgrund auf, vom dem sie bisher nichts geahnt hatte.

„Was wir nicht kommen sahen“ ist der neue Roman der Autorin Katharina Seck, die in den unterschiedlichsten Genres zuhause ist. Die Handlung wird abwechselnd aus der Perspektive von Ada und Jenny in der dritten Person und dem Präsens erzählt, was der Geschichte eine gewisse Unmittelbarkeit verleiht. Zwischendurch sind immer wieder Kapitel eingestreut, in denen „die Anonymität“ zu Wort kommt; das sind Menschen, die direkt oder indirekt zu Adas Selbstmord beigetragen haben. Interessant ist an der Erzählweise außerdem, dass sie mit Adas Tod beginnt und dann sowohl in der Gegenwart (in den Ermittlungen Jennys), als auch der Vergangenheit (in Adas letzten Wochen) weiterläuft.

Mit Stichworten wie Cybermobbing, Doxxing und Swatting greift die Autorin sehr zeitgemäße, aber auch wichtige Themen auf, die zeigen, welches Ausmaß die Gewalt im Internet bzw. den sozialen Medien annehmen kann, ohne dass die Täter ihrem Opfer auch nur einmal begegnen müssen. Auch die so genannte Incel-Bewegung wird aufgegriffen, die in Ada als Frau, die ihre Meinung sagt, eine starke Bedrohung empfindet. Doch das Buch zeigt auch, wie Unbeteiligte zu Mitläufern werden – um nicht aufzufallen oder zum Außenseiter zu werden.

„Was wir nicht kommen sahen“ ist ein emotionales und wichtiges Buch, das ich durchaus als zukünftige Schullektüre sehe. Manchmal merkt man ihm jedoch stark an, dass die Autorin auch aktivistisch tätig ist, denn es werden sehr viele Schlagworte verwendet und weitere Themen kurz angerissen, so dass alles etwas überfrachtet wirkt. Das tut der Bedeutsamkeit der Geschichte jedoch keinen Abbruch.

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Veröffentlicht am 27.10.2024

Emotionaler Roman über das Erwachsenwerden unter schwierigen Umständen

Mandel
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Schon seit seiner Geburt kann Yunjae keine Emotionen empfinden; Gefühle wie Wut, Angst oder Freude sind ihm fremd und unverständlich. In der Schule gilt er daher als psychopathischer Außenseiter, aber ...

Schon seit seiner Geburt kann Yunjae keine Emotionen empfinden; Gefühle wie Wut, Angst oder Freude sind ihm fremd und unverständlich. In der Schule gilt er daher als psychopathischer Außenseiter, aber sein Leben zuhause mit Großmutter, Mutter und dem kleinen Buchladen, den sie führen, ist ein gutes. Mit Übungen und kleinen Zetteln versucht seine Mutter, Junjae angemessene Reaktionen beizubringen und ihm so den Umgang mit anderen zu erleichtern. Doch dann lässt ein furchtbares Ereignis den 16-Jährigen allein zurückbleiben.

„Mandel“ ist der Debütroman der südkoreanischen Schriftstellerin, Regisseurin und Drehbuchautorin Won-pyung Sohn und wurde von Sebastian Bring ins Deutsche übersetzt. Der Titel bezieht sich darauf, dass Yunjaes Mutter ihm jeden Tag Mandeln zu essen gibt, weil sie hofft, dies würde seine Alexithymie – so heißt seine Krankheit – heilen. Die Handlung wird in vier Teilen sowie einem Pro- und Epilog von Yunjae selbst erzählt, so dass für uns Leser*innen etwas greifbarer wird, was in seinem Inneren vor sich geht.

Ohne die Hilfe seiner Großmutter und Mutter fehlt dem Jungen zunächst jeder Anker. Um eine gewisse Routine beizubehalten, versucht er, das Antiquariat der Familie über Wasser zu halten; Hilfe erhält er dabei von Dr. Shim, dem örtlichen Bäcker. Nachhaltig verändert sein Leben sich jedoch, als seltsame Umstände ihn mit Gon zusammenführen, einem neuen Jungen an seiner Schule. Der empfindet Yunjae, der keine Furcht spüren kann, geradezu als Provokation, kann er doch die restlichen Schüler problemlos herumschubsen. Doch nach und nach freunden die ungleichen Jungen sich an und teilen ehrliche Gespräche miteinander.

Als Yunjae älter wird, scheint sich nach und nach etwas an seiner Alexithymie zu verändern. Besonders spürt er das im Umgang mit Mitschülerin Dora, die ihn als einzige nicht meidet, doch das fröhliche Mädchen und Gons aggressives Auftreten wollen nicht zueinander passen. „Mandel“ ist ein emotionaler Roman über das Erwachsenwerden unter schwierigen Umständen und vor allem über Freundschaft. Das Ende wirkte, für mich persönlich, jedoch etwas aufgesetzt.

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