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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2024

Von der jüdischen Stieftochter zur glühenden Nationalsozialistin

Reichskanzlerplatz
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Magda Goebbels ist vielen bekannt als die Vorzeigemutter des NS-Staates und überzeugte Nationalsozialistin. In Nora Bossongs Roman lernen wir jedoch eine andere Seite von ihr kennen: die junge, schüchterne ...

Magda Goebbels ist vielen bekannt als die Vorzeigemutter des NS-Staates und überzeugte Nationalsozialistin. In Nora Bossongs Roman lernen wir jedoch eine andere Seite von ihr kennen: die junge, schüchterne Magda Friedländer, Stieftochter eines jüdischen Kaufmanns. Sie heiratet zunächst den Industriellen Günther Quandt und später Joseph Goebbels.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Hans erzählt, einem fiktiven Freund von Magdas Stiefsohn, der homosexuell ist. Hans’ Perspektive verwebt sich mit Magdas Lebensweg, während die politischen Entwicklungen von der Weimarer Republik bis zur NS-Zeit eng mit ihren persönlichen Entscheidungen verknüpft sind. Deutlich wird dabei, dass Magda Goebbels ihre Entscheidungen stets bewusst traf; ihr Weg, so zeigt es der Roman, war von ihr selbstbestimmt und gewollt.

Hans ist eine erfundene Figur, doch es gibt Gerüchte über eine reale Affäre Magdas. Wer dieser Geliebte war, bleibt bis heute unklar, was Bossongs fiktionale Darstellung noch interessanter macht.
Bossongs Roman ist eine beeindruckende Mischung aus Fakten und Fiktion, einfühlsam und bildreich erzählt. Sie ermöglicht den Lesenden, in die komplexe Entwicklung ihrer Protagonisten einzutauchen, und erzählt die Geschichte auf eine Weise, die einfühlsam und ehrlich ist, ohne dabei eine Entlastung von Schuld anzubieten.

Von der jüdischen Stieftochter zur glühenden Nationalsozialistin – Bossong schafft es, die Widersprüche und Entwicklungen von Magda Goebbels’ Leben lebendig und differenziert darzustellen.

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Veröffentlicht am 20.10.2024

Neue Perspektive auf die bewegte Geschichte von Wallis und Edward.

Wallis Simpson
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Die Biografie über Wallis Simpson ist der 9. Band der Reihe „Reihenweise kluge Frauen“ aus dem Molen Verlag. Die Gestaltung des Covers folgt dem bewährten Muster der Reihe: ein markanter „Spot“ in einer ...

Die Biografie über Wallis Simpson ist der 9. Band der Reihe „Reihenweise kluge Frauen“ aus dem Molen Verlag. Die Gestaltung des Covers folgt dem bewährten Muster der Reihe: ein markanter „Spot“ in einer knalligen Farbe. Reich bebildert mit Originalaufnahmen.

Doch wer war Wallis Simpson wirklich? Bislang dachte ich, sie sei die große Liebe von König Edward VIII., der für sie auf Krone und Titel verzichtet hat. Doch Lindingers Buch hat mir eine andere, vielschichtigere Persönlichkeit aufgezeigt.

Zu Beginn fand ich das Buch etwas verwirrend. Viele Namen und Persönlichkeiten der damaligen Zeit tauchen auf, und auch die Erzählung springt oft zwischen verschiedenen Zeitpunkten hin und her. Edward, der nach seiner Abdankung ohne große Entourage auskommen muss, lebt fortan auf Kosten anderer und ist nicht in der Lage, sein Leben selbst zu organisieren. Wallis hingegen ist genervt und schon vor der Hochzeit unzufrieden, da sie befürchtet, nach der Eheschließung ohne offiziellen Titel dazustehen.
Wallis Simpson bleibt für mich eine schwer greifbare Persönlichkeit. Sie ist facettenreich, extravagant, egoistisch und gleichzeitig faszinierend. Ihr Ziel ist klar: Sie will Teil der Reichen und Mächtigen sein. Doch letztlich bekommt sie einen Mann, der nie wirklich erwachsen wird und für den sie das gesamte Leben organisieren muss.
Im weiteren Verlauf des Buches wird die Handlung übersichtlicher. Man bekommt einen tieferen Einblick in das Leben von Wallis und Edward und begleitet sie durch Höhen und Tiefen. Das Buch ist allerdings weniger eine reine Biografie über Wallis, sondern eher die Geschichte von „WE“ – Wallis und Edward. Themen wie die NS-Zeit, das Exil und Homosexualität werden ebenfalls beleuchtet.

Der Schreibstil der Autorin war für mich an manchen Stellen nicht flüssig genug. Die verschachtelten Sätze machten es teils schwierig, der Erzählung zu folgen, und gelegentlich fehlte mir eine neutrale Sichtweise.

Fazit: Wer sich für das britische Königshaus interessiert, dem kann ich dieses Buch empfehlen – es eröffnet eine neue Perspektive auf die bewegte Geschichte von Wallis und Edward.

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Agententhriller der alten Schule

Dezember 41
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Zu Beginn benötigt man etwas Geduld, denn es werden viele Charaktere eingeführt: Nazis, Nazi-Jäger, Agenten, Möchtegern-Schauspielerinnen, Doppelagenten… Die Handlung startet mit einem Überblick über die ...

Zu Beginn benötigt man etwas Geduld, denn es werden viele Charaktere eingeführt: Nazis, Nazi-Jäger, Agenten, Möchtegern-Schauspielerinnen, Doppelagenten… Die Handlung startet mit einem Überblick über die Situation im Jahr 1941 sowie einer ausführlichen Beschreibung der Vorgeschichte. Hier treten die USA in den Zweiten Weltkrieg ein, doch dieser Abschnitt zieht sich meiner Meinung nach etwas in die Länge. Einige Kürzungen hätten dem Buch gutgetan. Die Kapitel sind recht lang, jedoch ermöglichen viele Absätze kleine Lesepausen.
Doch dann… entfaltet sich ein fesselnder Thriller, der alles bietet, was man sich wünscht: spannende Wendungen, ein dramatischer Showdown und der klassische Konflikt zwischen Gut und Böse. Der Schreibstil ist großartig und mitreißend. Man fühlt sich wie in einem alten Schwarzweiß-Film und wird unmittelbar in die Handlung hineingezogen. Oft wechseln die Perspektiven schnell zwischen den Charakteren, und die Szenen folgen Schlag auf Schlag. Ab diesem Punkt muss man der Geschichte konzentriert folgen, da sie einen komplett in ihren Bann zieht. Die Atmosphäre ist packend und absolut stimmig.
Besonders gelungen ist die Einbindung historischer Fakten, die geschickt mit der fiktiven Handlung verwoben werden. Davon hätte ich gerne noch mehr gelesen. Der Rest der Geschichte ist zwar fiktiv, wirkt jedoch plausibel und authentisch.
Fazit: Nach einem etwas langatmigen Start entwickelt sich ein herausragender Agententhriller, der alle Elemente des Genres meisterhaft vereint.

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Veröffentlicht am 08.11.2024

Ein gelungener Start der neuen Reihe

Vier Schafe und ein Todesfall
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Die Rezension bezieht sich auf das Hörbuch

Der Auftakt dieser neuen Cosy Crime-Serie entführt uns nach Südengland und bringt frischen Wind ins Genre. Im Mittelpunkt steht das Familienoberhaupt, eine ältere ...

Die Rezension bezieht sich auf das Hörbuch

Der Auftakt dieser neuen Cosy Crime-Serie entführt uns nach Südengland und bringt frischen Wind ins Genre. Im Mittelpunkt steht das Familienoberhaupt, eine ältere Dame, die erfreulicherweise nicht als schrulliger Miss-Marple-Abklatsch dargestellt wird. Die Doyle-Familie ist ein echter Clan, wobei ein Mitglied, Chloe, seit Jahren vermisst wird.
Als auf einer Schafsweide eine Leiche entdeckt wird, gerät Chloe unter Verdacht. Der Doyle-Clan setzt alles daran, sie aufzuspüren und ihre Unschuld zu beweisen. Die Figuren sind lebendig und vielschichtig gestaltet, sodass man die Doyles, mit all ihren Eigenheiten, gut kennenlernt. Auch die Ermittler überzeugen durch Kompetenz, sodass glücklicherweise auf das Klischee der vertrottelten Polizisten verzichtet wird.

Die Handlung entwickelt sich spannend weiter, und nach einigen Wendungen tauchen weitere Leichen auf. Nach turbulenten Ereignissen wird der Fall letztlich zur Zufriedenheit aller gelöst.

Insgesamt bietet dieser humorvolle Cosy Crime eine gelungene Mischung aus Spannung und britischem Charme, der durch die angenehme Sprecherin perfekt unterstrichen wird. Ihr Talent, den britischen Humor zum Leben zu erwecken, sorgt für kurzweilige Unterhaltung.

Fazit: Ein gelungener Start der neuen Reihe, ideal für alle, die humorvolle und unblutige Krimis schätzen.

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Veröffentlicht am 07.10.2024

Faszinierenden Einblick in das Leben einer der berühmtesten Persönlichkeiten der Modegeschichte

Coco und die Revolution der Mode
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Eine weitere großartige Romanbiografie aus der Reihe über starke Frauen im Aufbau Verlag. Coco Chanel – eine Mode-Ikone, doch wie kam es dazu, und wer steckt hinter dem berühmten Namen?
Judith Johannson ...

Eine weitere großartige Romanbiografie aus der Reihe über starke Frauen im Aufbau Verlag. Coco Chanel – eine Mode-Ikone, doch wie kam es dazu, und wer steckt hinter dem berühmten Namen?
Judith Johannson entführt uns in das Leben von Gabrielle "Coco" Chanel, in eine Zeit, in der Mädchen und Frauen kaum Rechte oder Chancen hatten. Die Geschichte ist eine gelungene Mischung aus Fakten und Fiktion, bildhaft und emotional erzählt.
Besonders eindrucksvoll ist die Darstellung der frühen Jahre. Man spürt die Wut und Verzweiflung der jungen Coco, die früh ihre Mutter verliert und vom Vater zusammen mit ihren Schwestern ins Waisenhaus gegeben wird. Ihre Kindheit und Jugend sind geprägt von Armut und Entbehrungen, was ihren Lebensweg stark beeinflusst.
Gabrielle Chanel zeigt sich als extrem ehrgeizig und willensstark. Ihre Versuche, im Gesang und Tanz Karriere zu machen, scheitern. Doch dank ihrer Beziehungen und der Unterstützung ihrer „Liebschaften“ gelingt es ihr, ein Modeatelier zu eröffnen. Besonders in der Nachkriegszeit revolutioniert sie die Mode für Frauen, indem sie Kleidung entwirft, die sie von den engen Korsetts und der Unbeweglichkeit befreit.
Das Buch endet mit Chanels Aufstieg. Die späteren Jahre und der Tod ihrer großen Liebe werden jedoch nicht behandelt.
Fazit: Auch für Leser, die nicht in der Modewelt zuhause sind, bietet diese Romanbiografie einen faszinierenden Einblick in das Leben einer der berühmtesten Persönlichkeiten der Modegeschichte.

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