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Veröffentlicht am 21.10.2023

Irgendwie zu wenig...

We Will Give You Hell
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Diese Rezension enthält keine expliziten Spoiler - allerdings können gewisse Aussagen möglicherweise zur Deutung der Ereignisse genutzt werden.

Im ersten Teil des Buches verfolgt man die Geschichte einer ...

Diese Rezension enthält keine expliziten Spoiler - allerdings können gewisse Aussagen möglicherweise zur Deutung der Ereignisse genutzt werden.

Im ersten Teil des Buches verfolgt man die Geschichte einer Gruppe junger Erwachsener, die nach dem Abi eine Reise nach Schweden unternimmt. Die Figuren werden gut eingeführt, ihre Beziehungen untereinander beleuchtet und der familiäre Hintergrund der Protagonistin Hell wird auf interessante Weise erkundet. Da ich mit 30+ wohl nicht mehr zum Hauptpublikum gehöre, war dieser Teil zwar unerhaltsam, aber nicht übermässig spannend. Die Charaktere sind einigermassen interessant, das mitreisende Pärchen scheint aber irgendwie nur zu existieren, damit genug Leute dabei sind. Später im Buch werden diese dann auch abgeschoben und verschwinden in der Versenkung.

Interessant wird dann der Mittelteil. Hell leidet an einem unerklärlichen Fieber, das sie in der Wildnis überkommt und die Gruppe in die Stadt zurückzwingt. Beim Besuch eines Wikingergrabs trifft Hell dann auf Astryd, eine geheimnisvolle Frau, die sie zu Nachforschungen anregt. Dabei erfährt Hell auch überraschendes über ihren toten Vater und seine Vergangenheit. Trotzdem sie sich fürchtet, zieht es sie in die nördlichen Wälder. Nachdem es dort in einem dramatischen Eklat zum Zerwürfnis mit ihren Freunden kommt, bleibt sie alleine zurück. Wie es dazu kam und dass diese Freunde sie tatsächlich allein zurücklassen, ist mir nicht ganz schlüssig - da bin ich einfach zu wenig nah an die Figuren rangekommen.

Jedenfalls gelangt Hell in eine Frauenkommune im Wald - und erfährt dort, dass ihr "Fieber" in einer uralten Macht begründet ist. Weiblicher Zorn. Das ist grundsätzlich ein spannender Punkt und wird durchaus auch erörtert. Gleichzeitig wird man aber mit einer Unmenge neuer Figuren, Namen und Geschichten bombardiert. Und später wird auch davon ausgegangen, dass man sich das alles merken konnte. Hell beschliesst zu bleiben, lernt und verliebt sich in Majvie. Wieso hier eine Liebesgeschichte rein musst, bleibt mir ein Rätsel, denn sie ist als solche nicht wirklich nachvollziehbar und tut auch nichts zur Geschichte.

Die Kritik an patriarchalen Strukturen, illustriert durch die Einzelschicksale der Frauen, ist berührend, macht wütend und rüttelt auf. Die Unterdrückung und gesellschaftliche Tabuisierung weiblicher Wut - und damit weiblicher Energie - ist ein spannender Ansatz. Und ich war zu diesem Zeitpunkt sogar ein Fan des Buches. Gerade für einigermassen junge Leser*innen finde ich das Konzept spannend und griffig verpackt und transportiert.

Die Geschichte nimmt dann eine neue Wendung, Lügen und Manipulationen werden aufgedeckt, die Friede-Freude Stimmung der Kommune ist dahin. Der Plot bis zum Höhepunkt ist soweit spannend, die Protagonistin steckt knietief drin und muss gemeinsam mit ihren Freunden Entscheidungen treffen und grosses leisten. Leider scheint sich mit der Auflösung auch das ganze - bis dahin zum Kampffeminismus gesteigerte - Konzept, das vorher aufgebauen wurde, in Luft auszulösen. Zurück bleibt ... irgendwie gar nichts.

Auch das Ausklingen des Buches dümpelt nichtssagend vor sich hin. Da ist keine Message drin. Die Protagonistin und die wichtigen Nebencharaktere planen ihre persönliche Zukunft, alle sind im Frieden mit den Geschehnissen und sich... Na gut, da kann ich damit leben und ich nehme mit, was vorher war und mich zum selber denken angeregt hat.

ABER dann kommt das letzte Kapitel. Und mit dem hat mich die Autorin echt verärgert! Um nicht zu spoilern gehe ich hier nicht ins Detail, aber die Autorin reisst hier die Geschichte noch einmal auf und lässt sie offen enden. Mir ist nicht klar, was das genau sollte. Ein offenes Ende, um das Buch noch länger nachwirken zu lassen? Dann ist es unschön gemacht für meinen Geschmack. Oder will sie sich hier mit einem Cliffhanger die Hintertür für eine Fortsetzung offen halten? Dann mach das gefälligst am Anfang des nächsten Bandes. Mich hat sie damit verloren...

Zusammenfassend: Ein interessantes Konzept; gesellschaftskritische Fantasy ist rar gesät und daher verdient die Idee an und für sich bereits Anerkennung. In der Umsetzung für mich nicht differenziert genug und bleibt in der Message leider nichtssagend.

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Veröffentlicht am 28.10.2024

Ein typischer Zwischenband mit wenig Handlung

Honesty. Was die Lüge uns kostet
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“Was die Lüge uns kostet” ist der zweite Teil der Honesty Reihe von Franzi Kopka, die beim Fischer Verlag erscheint. Das Hörbuch, das von Argon produziert wurde, ist von Marylou Poolman eingelesen.

Nachdem ...

“Was die Lüge uns kostet” ist der zweite Teil der Honesty Reihe von Franzi Kopka, die beim Fischer Verlag erscheint. Das Hörbuch, das von Argon produziert wurde, ist von Marylou Poolman eingelesen.

Nachdem der erste Band mit einem fiesen Cliffhanger inmitten der endlich aufkommenden Action geendet hat, beginnt dieser zweite Band in Maes Gedankenwelt, während sie im Krankenhaus auf Nachrichten wartet. In diesem Stil bleibt sich die Geschichte dann auch im weiteren Verlauf mehrheitlich treu. Der Plot entwickelt sich zwar irgendwie weiter - das Partnerprogramm wird fortgesetzt, Mae dringt tiefer in den Widerstand vor, die Propagandamaschine tut ihren Dienst -, das Tempo bleibt aber doch eher träge. Die Handlung findet vor allem im Kopf der Protagonistin statt, was nicht uninteressant ist, in dem Übermass aber doch etwas eintönig. Auch, weil Mae kaum Sparringspartner hat, die die Sache etwas würzen würden. Die grosse Matching-Gala zum Ende hin liefert dann genau das Ergebnis, das ich schon seit Band 1 erwartet habe. Und am Ende? Ein Cliffhanger, natürlich.

Kopkas Schreibstil ist nach wie vor ansprechend und Poolman macht das Hörerlebnis sehr angenehm und kurzweilig. Durch die Kopflastigkeit und den Mangel an Interaktionen mit dem und fesselnde Handlung im Aussen, war die Sache leider doch zäher, als ich mir das gewünscht hätte.

Ich bedanke mich beim Verlag für das Rezensionsexemplar! Meine Meinung bleibt - wie immer und offensichtlich - natürlich trotzdem meine eigene.

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Veröffentlicht am 03.05.2024

Weckruf ohne Vision

Heult leise, Habibis
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“Heult leise, Habibis” ist der provokative Titel des neuesten Werkes der Autorin und Journalistin Sineb El Masrar. Wie der Untertitel verlauten lässt, handelt es sich hierbei um ein Aufklärungswerk, dessen ...

“Heult leise, Habibis” ist der provokative Titel des neuesten Werkes der Autorin und Journalistin Sineb El Masrar. Wie der Untertitel verlauten lässt, handelt es sich hierbei um ein Aufklärungswerk, dessen Anliegen es ist, aufzuzeigen “wie Ignoranz und Dauerempörung unsere Gesellschaft spalten”. Erschienen ist das Buch bei Eichborn - vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung bleibt natürlich trotzdem meine eigene.

El Masrar konzipiert dieses Buch einerseits als eine Einladung an eben jene ignoranten Dauerempörten, sich der Folgen ihres Handelns bewusst zu werden. Dabei richtet sie sich nicht nur an böswillige Demagogen, sondern an alle extrovertierten Polemiker. Auch an jene, die glauben, für die sogenannt Gute Sache zu kämpfen. Dabei gelingt es ihr aufzuzeigen, wie unsachliches und voreiliges Gezeter die öffentliche Diskussion immer mehr zu einer Unkultur verkommen lässt und schlussendlich unsere Demokratien gefährdet. Andererseits ruft die Autorin jene, die sie als “vernünftige Stille” bezeichnet, auf, dieser grassierenden Unkultur entgegen zu treten und sich öffentlich wie privat sachlich und überlegt zu Wort zu melden.

Im ersten Teil des Buches ist es der Autorin durchaus gelungen, mich mit ihren faktengestützten Beobachtungen der (Sozialen) Medienlandschaft zu überzeugen. Es gelingt ihr nicht nur, gesellschaftliche Dynamiken schlüssig zu erklären und die Folgen der beklagten Diskussions(un)kultur herzuleiten, sondern auch aufzuzeigen, wie massenpsychologische Phänomene von Interessengruppen instrumentalisiert werden. In der zweiten Hälfte des Buches soll dann Tacheles gesprochen werden. Und entsprechend vehement nehmen sich dann auch der Schreibstil und die Argumentation aus. El Masrar stellt weiterhin zwar interessante Thesen auf, die aber zunehmend wissenschaftlicher Grundlagen entbehren. Immer öfter werden zwar stichhaltige Einzelfälle auf unzulässige Weise generalisiert und zu für mich fragwürdigen Implikationen weiter gesponnen. Hier scheint die Autorin auf eben jene Polemik und jenen absoluten Wahrheitsanspruch zurückzugreifen, die sie vorgängig so scharf zu kritisieren beliebt. Diese Tendenz, mit gleichen Waffen zurückzuschlagen, löste bei mir dann doch einiges an Stirnrunzeln und Vorbehalten aus.

Ich kann “Heult leise, Habibis” als Weckruf verstehen und als Aufruf an das Individuum. Das scheint mir einerseits legitim, da wir als Teil der Gesellschaft auch einen Teil der Verantwortung für unsere Kultur und Demokratie tragen. Allerdings lässt die Autorin das aufgerüttelte Individuum anschliessend mit der durch das Buch erweckten Empörung etwas hilflos im Regen stehen. Denn konkrete Vorschläge oder auch nur Beispiele, wie diese Verantwortung wahrgenommen werden könnte, sucht man hier vergeblich. Ganz unbeachtet bleiben auch strukturelle Bedingungen, die überhaupt erst Nährboden für die herrschende Unkultur bilden. Und entsprechend auch Visionen, wie auf struktureller Ebene Veränderung angestossen werden könnten, damit eine Veränderung der Diskussionskultur zu einem demokratischen Gemeinschaftsprojekt werden könnte.

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Veröffentlicht am 03.05.2024

Eine choreografierte Botschaft

Der Spiegelorden
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“Der Spiegelorden” ist ein Einzelband von Andi Bottlinger, erschienen bei Calderan. Vielen Dank an den Verlag und den Autor für das Rezensionsexemplar! Meine Meinung bleibt natürlich trotzdem meine eigene.

Die ...

“Der Spiegelorden” ist ein Einzelband von Andi Bottlinger, erschienen bei Calderan. Vielen Dank an den Verlag und den Autor für das Rezensionsexemplar! Meine Meinung bleibt natürlich trotzdem meine eigene.

Die Geschichte beginnt mitten im Geschehen: Eine Stadt wird erobert, die Verstärkung rückt an… und kommt zu spät. Und eine Flucht beginnt. Aus den Perspektiven von Darien und Bjoron verfolgen die Leser:innen, wie das ungleiche Paar aus Tief- und Hochländer Nauri, die sechsjährige Hoffnung Geriens, vor dem Feind zu beschützen suchen. Denn sie ist, einer alten Legende nach, eine wiedergeborene Magierin, die das Land zu schützen gelobt hat. Aus der Perspektive Berindas, der in Gefangenschaft ausharrenden Königin und Redals, eines Veteranen der Garde, wird ein Blick auf die brutale Herrschaft des Eroberers Arandes und seines Spiegelordens gewährt.
Zu Anfang konnte mich das Buch durchaus fesseln - weil die Dynamik irgendwie neu und die Kontraste der gebotenen Perspektiven vielversprechend waren. Aber obwohl sich die Ereignisse weiterhin überstürzten, wollte bei mir im Weiteren nicht so wirklich Spannung aufkommen. Das Gezänk der beiden Beschützer wurde alsbald sowohl zunehmend langweilig als auch vorhersehbar. Allgemein hielt das Buch vielerlei kleinere und grössere Klischees bereit, sowohl inhaltlich (Konflikt zwischen Gut und Böse) als auch in Form abgenutzter Sprachbilder. Für ein Buch, das verspricht, das Trope des “Choosen one” zu twisten, doch sehr enttäuschend. Durch dieses Versprechen wurde ausserdem relativ viel der Gesamtspannung schon vorweg abgebaut. Für geübte Leser:innen hält das Buch leider wenig Überraschungen bereit. Die vier Perspektiven bieten zudem keine Abwechslung: Sie sind alle in derselben Erzählstimme geschrieben, wenig charakteristisch und verharren in sich gleichenden Denkmustern. Und so bleiben auch die vier Perspektivfiguren trotz philosophisch grundsätzlich ansprechender Gespräche irgendwie generisch und wenig lebendig.
Das Buch fällt ausserdem durch eine unangenehme Häufung von Kommafehlern und anderweitigen Typos auf. Und obwohl ich davon teilweise im Lesefluss gestört wurde, scheinen sie mir dennoch verzeihbar. Viel peinlicher sind aber die durchs ganze Buch verteilten Spuren einer grösseren inhaltlichen Überarbeitungen, die dem Lektorat entgangen sind. Da dies aber weder dem Autor noch der Geschichte an sich anzulasten ist, mag ich dafür keine Sterne abziehen und belasse es bei der Erwähnung hier.

Die Motivation, das Buch in die Hand zu nehmen, kam vorwiegend durch die Teilnahme an der Leserunde. Im Allgemeinen kann ich aber sagen, dass das Lesen, trotz der hier aufgeführten Mängel, flott ging, wenn ich mal dran war. Das lag sicher einerseits am Schreibstil, der sich, obwohl kein sprachliches Highlight für mich, doch wenigstens flüssig lesen lässt. Der Plot ist ausserdem taktisch geschickt choreografiert, wenn auch für mich nicht zum Leben erwacht. Die Botschaft, die der Autor in seinem Werk transportiert, sagt mir grundsätzlich zu. Allerdings verlief dieser Transport für mich etwas zu plump und damit schlussendlich zu schulmeisterhaft. Der Plot wirkt auf mich dann eben entsprechend zu Gunsten des Themas konstruiert, anstatt sich organisch aus diesem und den Personen zu entwickeln.

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Für wen soll das sein?

Das kleine Buch der großen Risiken
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“Das kleine Buch der grossen Risiken” stammt aus der Feder von Jakob Thomä, wurde von Jörn Pinnow aus dem Englischen übersetzt und erschien im Klett-Cotta Verlag. Vielen Dank an den Verlag und Vorablesen ...

“Das kleine Buch der grossen Risiken” stammt aus der Feder von Jakob Thomä, wurde von Jörn Pinnow aus dem Englischen übersetzt und erschien im Klett-Cotta Verlag. Vielen Dank an den Verlag und Vorablesen für das Rezensionsexemplar. Natürlich ist meine Meinung trotzdem meine eigene! Behandeln tut das knapp 200 Seiten (ebook) starke Buch, was der Titel verspricht: Die grossen Risiken für die Menschheit. Dabei geht der Autor alphabetisch vor, ein Risiko pro Buchstabe. Da wird auch mal etwas Wortakrobatik und Schlaumeierei betrieben, um das ganze Alphabet sinnvoll zu besetzen. Wobei auch sinnvoll eher ein relativer Begriff ist.

Risiken - was ist damit gemeint? In der Einleitung schreibt der Autor einerseits von existenziellen Risiken, also jenen, die unser Überleben als Spezies betreffen. Gleich darauf weist er aber auch auf Risiken hin, die unser Zusammenleben, unsere moderne Gesellschaft bedrohen. Das eröffnet natürlich eine grössere Bandbreite für das Buch. Macht die Sache aber auch diffuser und führte für mich dazu, dass die Analyse der ausgewählten Risiken zur Subjektivität neigte.
Ganz im Allgemeinen war das Buch für mich doch erstaunlich subjektiv. Natürlich ist der Autor darum bemüht, wissenschaftliche Fakten zu seiner Einschätzung heranzuziehen. Und er versteht es, diese in allgemein verständlichen Worten zusammenzufassen und wiederzugeben. Teilweise sogar schon fast in anstrengend banaler Form. Aber die Auswahl der zitierten Forschung kann natürlich nicht vollständig sein. Und deren Bewertung und Gewichtung ist eben kaum objektiv. Und andere Texte kommen definitiv zu anderen Ergebnissen. Fast gänzlich ausser Acht lässt Thomä ausserdem, wie sich Risiken gegenseitig verstärken oder auch abmildern können - je nachdem, welchen Weg die Menschheit einschlagen wird. Es braucht keine künstliche Superintelligenz, die alle Menschen vernichten und/oder versklaven will, damit KI für die moderne Gesellschaft zur Gefahr wird. Was ich damit sagen will: Viele der behandelten Risiken beinhalten viel subtilere und perfidere Mechanismen, als das Hammerschlag-SuperGAU Szenario, das der Autor analysiert.

Wie dem auch sei, über den Inhalt und die Zuverlässigkeit von Thomäs Analyse kann man sicher geteilter Meinung sein. Und bestimmt ist es auch je nach Leser:in unterschiedlich lehrreich. Ich fand, wenn man sich ein wenig mit der Gesellschaft, Geschichte und aktuellen Entwicklungen auskennt (und ich meine wirklich nur ein bisschen), bietet “Das kleine Buch der grossen Risiken” leider sehr wenig Erleuchtung - wenig neue Fakten und wenige Gedankengänge und Analysen, auf die man nicht selbst kommen könnte (oder schon gekommen ist). Anzurechnen ist dem Autor allerdings, dass er ein absurdes Thema wie “Zombieapokalypse” erstaunlich sachlich und plausibel zu behandeln vermag. Und auch das Alienkapitel hat mich tatsächlich zum Schmunzeln gebracht - vor allem wegen der erstaunlichen Fantasie des Homo Sapiens.
Ansonsten hat sich mein Schmunzeln aber doch sehr in Grenzen gehalten. Offenbar teile ich den Humor des Autors nicht, weswegen seine Scherze bei mir mehr Augenrollen ausgelöst haben, als mich zu unterhalten (Klammerbemerkungen missbrauchen, um über die eigenen Witze zu lachen, kann ich einfach nicht entschuldigen). Dieses sich selbst nicht ganz ernst nehmen gepaart mit dem Geschmack von Verschwörungstheorien, die manche Themen hatten, führte dazu, dass es mir immer mal wieder schwer fiel, den Autor überhaupt ernst zu nehmen. Und die dringlichen, wirklichen und akuten Risiken verlieren durch diese Gesellschaft und Aufbereitung irgendwie an der Brisanz, die ihnen zusteht.

“Das kleine Buch der grossen Risiken” war für mich nicht direkt Zeitverschwendung. Aber gebraucht habe ich es auch nicht. Es war ganz zügig lesbar, auch weil es einen überschaubaren Umfang hat. Für mich bleibt die Frage offen, für wen dieses Buch sein soll. Verschwörungstheoretiker werden sich damit nicht überzeugen lassen, Hypochonder nicht beruhigen. Untätige Konsumzombies und Smombies vermag es bestimmt nicht wieder zu beleben. Aber vielleicht findet ja ein evil-mind-Du darin Inspiration, wie es die Gesellschaft über die Klippe kicken kann.

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