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Veröffentlicht am 04.11.2018

Schmöker für trübe Herbsttage

Die Tochter des Uhrmachers
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Romane, in denen ein Geheimnis aus der Vergangenheit gelüftet werden will, haben Konjunktur. Dafür verknüpfen die (üblicherweise) Autorinnen Gegenwärtiges mit Vergangenem, was mal mehr, mal weniger gut ...

Romane, in denen ein Geheimnis aus der Vergangenheit gelüftet werden will, haben Konjunktur. Dafür verknüpfen die (üblicherweise) Autorinnen Gegenwärtiges mit Vergangenem, was mal mehr, mal weniger gut gelingt. Ein erfolgreiches Konzept, zumindest für die Australierin Kate Morton, deren Schmöker sich regelmäßig in den Bestsellerlisten etablieren.

In ihrem neuen Roman „Die Tochter des Uhrmachers“ sichtet Elodie, Archivarin und die zukünftige Braut, anlässlich ihrer bevorstehenden Hochzeit Familienfotos und stößt dabei auf das Bild eines Hauses, das Erinnerungen an die Gute Nacht-Geschichten hervorruft, die ihr ihre verstorbene Mutter allabendlich erzählt hat. Und es ist dieses Haus, hinter dessen Mauern sich im Lauf der Jahre so viel ereignet hat und das deshalb zum Dreh- und Angelpunkt des Romans wird.

Und daraus resultiert auch das große „Aber“, dessen ich mich während des Lesens nicht erwehren konnte. Es war einfach zuviel von allem, was dazu führte, dass die Geschichte immer nur an den verschiedenen Oberflächen gekratzt hat: vier verschiedene Zeitebenen (eigentlich drei: Gegenwart, Ende neunzehntes Jahrhundert, Zweiter Weltkrieg) mit vier unterschiedlichen Protagonistinnen, deren Schicksal samt und sonders mit dem Herrenhaus Birchwood Manor verknüpft ist. Jede hat ihre eigene Geschichte, und die Verknüpfungen bekommt Morton auch gut hin, aber die Personen bleiben flach, erreichen den Leser nicht.

Dennoch, wer einen Schmöker für die trüben Herbsttage sucht, den man trotz des Umfangs zügig herunterlesen kann, kann hier unbedenklich zugreifen.

Veröffentlicht am 18.11.2024

Die Krallen der Heuschrecken

Vergeltung
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Umweltzerstörung durch die kriminellen Machenschaften dubioser Unternehmen ist ein aktuelles Thema, das im speziellen Fall nicht nur skandinavische Krimi- und Thrillerautoren sondern auch deren Leser umtreibt, ...

Umweltzerstörung durch die kriminellen Machenschaften dubioser Unternehmen ist ein aktuelles Thema, das im speziellen Fall nicht nur skandinavische Krimi- und Thrillerautoren sondern auch deren Leser umtreibt, sich in einen spannenden Plot integrieren lässt und für sehr gute Verkaufszahlen sorgt. Zumindest kann man das vermuten, wenn man sich die diversen Neuerscheinungen anschaut.

Und auch Karin Smirnoff reiht sich mit „Vergeltung“ (Originaltitel Lokattens klor d.h. Die Krallen der Heuschrecken), der Fortsetzung von Stieg Larsons erfolgreicher Millenium-Reihe hier ein. Ging es in dem ersten Teil um einen Windpark, ist hier nun ein stillgelegter Tagebau das Objekt der Begierde. Wenn es nach den Investoren und anderen dubiosen Entscheidungsträgern geht, soll diese Mine reaktiviert werden, was zweifelsohne verheerende Umweltschäden verursachen würde. Natürlich ruft das eine Gruppe engagierter Aktivisten auf den Plan, unter ihnen auch Lisbeth Salanders Nichte Svala, die dies mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern möchten.

Aber damit nicht genug, zumindest nicht für die Autorin. Wie bereits im Vorgänger müssen natürlich auch noch korrupte Behörden, Rechtsradikale und Profikiller ihren Auftritt haben, nicht zu vergessen die Vergangenheit des kleinen Dorfes im schwedischen Norden. All das gespickt mit jeder Menge völlig überflüssiger Gewaltdarstellungen samt einem unterirdischen Sprachniveau. Salander und Blomkvist hingegen spielen nur Nebenrollen, so dass ich mich immer wieder gefragt habe, wo denn nun die Bezüge zu Millenium sind.

Nein, das ist meiner Meinung nach keine gelungene Fortsetzung, und mir scheint es an der Zeit, dass die Rechte-Inhaber endlich begreifen, dass sie mit dem Gestümper, das die Epigonen abliefern, Larsons Erbe beschädigen. Aber dafür ist wohl der finanzielle Anreiz zu groß, siehe dazu auch den Originaltitel des Buches.

Veröffentlicht am 28.10.2024

Infomaterial zum Thema Windkraft, aber kein Krimi

Black Forest
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In „Black Forest“, Band 11 der Georg Dengler-Reihe, schickt der Autor seinen in Stuttgart ansässigen Protagonisten zurück in das Dorf seiner Kindheit. Grund dafür ist ein Anruf der dortigen Polizei, die ...

In „Black Forest“, Band 11 der Georg Dengler-Reihe, schickt der Autor seinen in Stuttgart ansässigen Protagonisten zurück in das Dorf seiner Kindheit. Grund dafür ist ein Anruf der dortigen Polizei, die ihn davon in Kenntnis setzt, dass seine Mutter offenbar davon überzeugt ist, dass sich in der Nacht verdächtige Gestalten auf ihrem Hof herumtreiben. Ist seine Mutter in Gefahr oder gleitet sie allmählich in eine Altersdemenz ab? Beunruhigende Nachrichten, die dafür sorgen, dass er sich umgehend auf den Weg macht, auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubt, in die Enge des Schwarzwaldes zurückzukehren, die er schon so lange hinter sich gelassen hat.

Ich verfolge diese Reihe seit Beginn, rechne also damit, dass sich auch dieses Buch mit einem aktuellen politischen Thema beschäftigt. Genau deshalb habe ich die Denglers gerne gelesen, auch wenn die eingearbeiteten Passagen mit den entsprechenden Hintergrundinformationen immer wieder für Längen gesorgt und Distanz zur Handlung geschaffen haben. In dem vorliegenden Band wurde allerdings meiner Meinung nach den Bogen überspannt.

Anfangs durch die stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen und Dialekteinsprengsel eher Richtung Heimatroman, entwickelt sich die Story zunehmend in Richtung eines Thesenpapiers zur aktuellen Energiepolitik und Klimadebatte, in der gebetsmühlenartig die Vorteile der Windkraft aufgeführt werden. Und die Rollen sind klar verteilt. Die Gegner, im politischen Spektrum rechts angesiedelt, sind entweder unzureichend informiert oder haben monetäre Interessen, die Befürworter, edel, hilfreich und gute Klimaschützer hingegen, handeln aus hehrer Motivation.

Es ist offensichtlich, dass der Autor seine Leserschaft von den Vorteilen der Windkraft überzeugen möchte, aber mit Spannungsliteratur hat dieser 11. Fall von Dengler so überhaupt nichts zu tun. Zäh, langatmig, überfrachtet mit Studienergebnissen und mit erhobenem Zeigefinger geschrieben, quält man sich von Seite zu Seite.

Wenn ich ein Wahlprogramm oder eine Eloge auf Ricarda Lang lesen möchte, greife ich üblicherweise nicht zu einem Kriminalroman. Und was wird das nächste Thema sein? Ein Krimi über die Vorteile von Wärmepumpen? Tut mir leid, aber das war’s für mich mit dieser Reihe.

Nachtrag, damit kein falscher Eindruck entsteht: Wir haben seit vielen Jahren eine PV-Anlage auf dem Dach, erzeugen unser Warmwasser mittels Solarthermie und beziehen unseren Strom von den Stromrebellen (EWS).

Veröffentlicht am 22.10.2024

Unsensibel, reißerisch und derb

Wintersonnenwende (Wolf und Berg ermitteln 2)
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„Wintersonnenwende“, das zweite Gemeinschaftsprojekt des schwedischen Autorenduos Pascal Engman und Johannes Selåker startet mit einem Prolog, in dem der Untergang des Ostsee-Fährschiffs Estonia 1994 thematisiert ...

„Wintersonnenwende“, das zweite Gemeinschaftsprojekt des schwedischen Autorenduos Pascal Engman und Johannes Selåker startet mit einem Prolog, in dem der Untergang des Ostsee-Fährschiffs Estonia 1994 thematisiert wird, bei dem 852 Menschen den Tod finden. Was dies, zumindest in Ansätzen, für die Handlung bedeutet, wird sich gegen Ende des Kriminalromans zeigen.

Wie bereits im Vorgänger „Sommersonnenwende“ laufen zunächst zwei Handlungsstränge parallel, in denen die bereits bekannten Protagonisten, Kommissar Tomas Wolf und die Journalistin Vera Berg, unabhängig voneinander agieren: Wolf und sein Kollege Zingo Johanssen werden in der Silvesternacht zu einem Einsatz beordert. Ein Mann wurde erschossen, und es wird sich im Lauf der Ermittlungen herausstellen, dass er früher für die Säpo gearbeitet hat. Aber welche Rolle spielt die junge Prostituierte, die unbekleidet fluchtartig den Tatort verließ? Vera Berg hingegen ist auf der Suche nach einer exklusiven Story, die nicht nur ihre Position in der Aftonbladet-Redaktion sondern auch ihr hohes Gehalt sichert. Und dann hat sie ja auch noch das ungute Gefühl, dass Wolf etwas mit dem bis dato ungeklärten Verschwinden seines Bruders zu tun haben könnte…

Soweit die Ausgangssituation in diesem Kriminalroman, in dem im Wesentlichen drei Themen die Story bestimmen und, warum auch immer, in eine Handlung gepresst werden, die einfach nur plump, reißerisch und derb daherkommt. Es geht um Spionage, Elternschaft und Prostitution.

Ich gehöre ja nun nicht zur zartbesaiteten Fraktion, hatte aber während des Lesens permanent ein unbehagliches Gefühl, weniger Schock als Ekel, was im Wesentlichen an den Beschreibungen der brutalen Gewalt lag, der die Frauen ausgesetzt waren.

Unsensibel mit entsprechender Wortwahl, bis ins Kleinste detailliert beschrieben, worauf man problemlos hätte verzichten können, da hier lediglich das voyeuristische Interesse der Leser bedient wird und keinerlei Bezug zum Fortgang der Handlung ersichtlich ist. Vom Ende ganz zu schweigen, in dem plötzlich eine Person aus dem Hut gezaubert wird, die während der gesamten Story kein Thema war.

Offenbar ist man in Schweden noch immer auf der Suche nach einem Nachfolger für das Autorenduo Sjöwall/Wahlöö, die mit ihrer gesellschaftskritischen, zehnbändigen Krimireihe, erschienen zwischen 1965 und 1975, ein neues Kapitel in der skandinavischen Kriminalliteratur aufschlugen. Eines ist gewiss, Engman und Selåker sind es nicht.

Veröffentlicht am 22.09.2024

Schwacher Protagonist und dünne Handlung

Nacht der Verräter
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Max, ein Polizist, der nach einem missglückten Einsatz, den seine Kollegin mit dem Leben bezahlt, schwer traumatisiert ist. Dessen Frau, die wie ein Grab über ihr früheres Leben schweigt, ohne Vorwarnung ...

Max, ein Polizist, der nach einem missglückten Einsatz, den seine Kollegin mit dem Leben bezahlt, schwer traumatisiert ist. Dessen Frau, die wie ein Grab über ihr früheres Leben schweigt, ohne Vorwarnung spurlos verschwindet und ihr dreijähriges Kind zurücklässt.. Zwei Halbbrüder, beide ebenfalls Polizisten, die in dunkle Geschäfte verwickelt sein könnten. Seine Vorgesetzten, die uneingeschränkte Loyalität zum Dienst von ihm fordern und ihn auf seine Halbbrüder ansetzen. Und zuletzt eine kriminelle Organisation, die über Leichen geht.

Soweit die Eckdaten zu Horst Eckerts neuem Thriller „Nacht der Verräter“, in dem er zwar dem aus seiner Vincent und Melia-Reihe bekannten Handlungsort Düsseldorf treu bleibt, ansonsten aber alles zur Seite schiebt, was diese Vorgänger ausgezeichnet hat. Natürlich ist das legitim, und diese Story mag auch an reale Ereignisse in NRW angelehnt sein, aber auf mich wirkte sie über weite Strecken dünn, unglaubwürdig und an den Haaren herbeigezogen.

Die Gründe dafür werde ich hier aus meiner Sicht erläutern. Wer Max dienstfähig geschrieben hat, sollte den Beruf wechseln. Selbst für uns außenstehende Leser ist es schnell klar, dass das nicht verarbeitete Trauma noch immer seinen Blick vernebelt und die Verlustängste wieder an die Oberfläche holen. Und welche Partnerschaft toleriert auf Dauer das Schweigen des Gegenübers über die Vergangenheit, diese Geheimniskrämerei? Lässt eine Mutter, selbst wenn sie in einer Ausnahmesituation ist und nicht weiß, ob sie irgendwann zurückkommen wird, ihr Kind zurück? Was ist mit der familiären Loyalität? Warum müssen die Halbbrüder einen teilrussischen Hintergrund haben? Soll sie das von vornherein schon zwielichtig erscheinen lassen? Und zu guter Letzt, warum und wie könnte ein solch isoliertes Ereignis wie die Enttarnung zweier korrupter Polizisten ein wirksamer Schlag gegen die organisierte Kriminalität sein? Das wäre doch lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein.

Tja, und der Schluss? Oh weia, falls dieser eine Tür für die Fortsetzung offenhalten soll, werde ich sie mit Sicherheit nicht lesen. Mir war dieser Thriller im Gegensatz zu der obengenannten Reihe, die ich sehr gerne gelesen habe, viel zu einfach gestrickt und konnte mich deshalb nicht überzeugen. Vielleicht waren meine Erwartungen aber auch zu hoch, denn bei der Mehrzahl der Leser und Leserinnen, schaut man sich die aktuellen Bewertungen an, konnte der Autor durchaus punkten.

Noch eine Bemerkung zum Schluss: Das Buch hat knapp 400 Seiten, aber hätte man eine Schriftgröße des üblichen Standards verwendet und die extrem kurzen Kapitel fließend enden lassen, würde das den Umfang erheblich reduziert haben.