Hohe Erwartungen und gemischte Gefühle
Immortal LongingsDanke an Lovelybooks, die mir im Rahmen einer Leserunde ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon jedoch unabhängig.
Welch Grausame Gnade der Autorin war 2022 eins meiner ...
Danke an Lovelybooks, die mir im Rahmen einer Leserunde ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon jedoch unabhängig.
Welch Grausame Gnade der Autorin war 2022 eins meiner Fantasy-Jahreshighlights und dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an ihre neue Serie Immortal Longings. Die deutsche Ausgabe kommt auch noch wunderschön daher, mit dem schwarz-goldenen Cover der US-Ausgabe als Hardcover. Unter dem Schutzumschlag findet man die Zeichnung vom Cover mit Goldfolie eingeprägt, was sehr edel aussieht, und die Erstauflage kommt auch mit Farbschnitt daher (der mir persönlich einen Tacken zu gelb ist). Das Buch hat mit über 20€ in der Übersetzung schon einen stolzen Preis, aber ich war mir sehr sicher, dass es mir gefallen würde.
Leider konnte das Buch meinen Erwartungen nicht vollständig gerecht werden. Aber starten wir mit dem Positiven.
Der Untertitel von Band 1 – Ein Spiel auf Liebe und Tod – ist eindeutig Programm, da wir sehr schnell in die mörderischen Spiele eintauchen, die voller Gewalt sind. Der Schreibstil von Chloe Gong gefällt mir auch hier sehr gut, es ist düster und atmosphärisch, und besonders die vielen Actionszenen kann sie so realistisch beschreiben, dass ich es bildlich vor mir sehen konnte.
Das Worldbuilding in dem Buch fand ich ehrlich gesagt wenig gelungen. Es gibt kaum Erklärungen zu den Spielen oder der „Magie“ der Welt (Stichwort Springen), und aus dem Kontext heraus wurde das auch nicht unbedingt klar. Manche Dinge habe ich bis zum Ende nicht verstanden. Das ist sehr schade, weil ich die asiatisch-futuristisch-dystopische Welt an sich spannend fand, und es anscheinend auch angelegt an eine historische Begebenheit in einem Stadtteil von Hongkong war.
Die Charaktere sind für mich erst im letzten Drittel des Buches greifbar geworden, davor waren sie sehr blass für mich. Im Buch liest man abwechselnd aus den Perspektiven von Calla, Anton und Augustus, und vom Stil her haben die sich wenig unterschieden, sodass man echt gut gucken musste, um wen es grade ging. Besonders die Namen „Anton“ und „Augustus“ habe ich am Anfang oft verwechselt, als ich noch zu wenig über die zwei wusste, um die genau zuzuordnen zu können.
Die Liebesgeschichte – inspiriert von Shakespeares Tragödie Antonius und Cleopatra – war für mich kaum greifbar. Besonders die intime Szene zwischen den Protagonisten wirkte auf mich reingezwungen in die Geschichte, und hätte für mich nicht sein müssen.
„Tut’s weh?“ „Alles, was du machst, tut weh.“ „Dann tu mir auch weh.“
Was das Buch allerdings hatte war eine hohe Spannungskurve, die zusammen mit dem guten Schreibstil einen Sog auf mich ausgeübt hat, sodass ich das Buch kaum aus den Händen legen wollte. Besonders der Twist am Ende war unfassbar überraschend und nochmal düsterer, als alles was ich mir ausgemalt hatte. Ich gebe zu, dass ich das Kapitel zwei Mal lesen musste, um es genau zu verstehen, aber im Grunde war es genial.
Und genau deshalb kann mir vorstellen, noch den 2. Band zu lesen. Allerdings kostet der auf Deutsch 25€ und das Cover ist sehr lila-lila, während die englische Taschenbuchausgabe ein dunkelblau-lilanes Cover hat, was mich einerseits mehr anspricht und kostentechnisch mit um die 10€ für mich grade attraktiver klingt, wenn ich nicht sicher bin, ob mir das Buch gefallen wird.
Insgesamt bin ich für Immortal Longings bei einer Bewertung von 3 Sternen. Es ist ein Buch, das sein Potential bezüglich des Worldbuildings nicht ganz ausgeschöpft hat, und auch bei der Liebesgeschichte mich nicht umhauen konnte, aber gut geschrieben und spannend war. Trotzdem würde ich Welch Grausame Gnade eher weiterempfehlen als diese Reihe.