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Veröffentlicht am 18.03.2019

Ein irres Puzzle

Vater, Mutter, Tod
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Nichts ist wie es scheint. Ein Kind stirbt irgendwo in Berlin. Eine Frau trifft sich mit ihrer Mutter, die eigentlich seit zwei Jahren tot ist. Und das ist nur der Anfang einer verrückten Achterbahnfahrt ...

Nichts ist wie es scheint. Ein Kind stirbt irgendwo in Berlin. Eine Frau trifft sich mit ihrer Mutter, die eigentlich seit zwei Jahren tot ist. Und das ist nur der Anfang einer verrückten Achterbahnfahrt der Ereignisse.

Ich möchte nicht zu viel von der Handlung vorweg nehmen, denn das Buch lebt maßgeblich davon, dass sich die Geschichte nach und nach entfaltet und der Leser versucht, den Sinn zu erkennen. Das ist manchmal wirklich schwer, denn die Handlung ist wie ein riesiges Puzzle mit ganz kleinen Puzzleteilen. Immer wenn man denkt, man hat ein größeres Stück zusammengesetzt, merkt man, dass noch so viele Teile lose in der Gegend rumfliegen und man noch weit entfernt davon ist, das ganze Bild zu sehen. Man folgt der Handlung Schritt für Schritt und versucht, einen Sinn zu erkennen - was ist Realität und was Einbildung? Wer hat Recht, wer ist das Opfer und wer der Täter? Und was passiert überhaupt? Streckenweise ist das etwas frustrierend, man hat das Gefühl, die Handlung nicht richtig zu verstehen oder etwas Wesentliches überlesen zu haben. Doch das treibt einen nur an, weiterzulesen. Und dann breitet sich nach und nach der Sinn vor einem aus. Am Ende werden schließlich alle Fragen beantwortet und man erfährt, was tatsächlich passiert ist. Ich fand es wirklich faszinierend, wie diese scheinbar wirren Handlungsstränge am Ende aufgelöst wurden. "Vater, Mutter, Tod" ist wirklich unglaublich einfallsreich. Es besticht durch spannende Charaktere, eine Handlung, die Nervenkitzel auslöst, und eine dichte Atmosphäre. So surreal und verwirrend einige Geschehnisse auch waren, Siegfried Langer schafft es mühelos, den Leser in die aktuelle Situation zu versetzen und die passende Stimmung zu vermitteln.

Ein unheimlich spannendes Buch, das ich kaum aus der Hand legen konnte. Toll!

Veröffentlicht am 12.11.2018

Wichtig für alle deutschen Himmelsrichtungen

Integriert doch erst mal uns!
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Mit ihrer Streitschrift versucht die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping mit dem Klischee des Jammer-Ossis aufzuräumen. Von der wenig transparenten Abwicklung ehemaliger DDR-Betriebe durch ...

Mit ihrer Streitschrift versucht die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping mit dem Klischee des Jammer-Ossis aufzuräumen. Von der wenig transparenten Abwicklung ehemaliger DDR-Betriebe durch die Treuhand bis zur Abwertung ostdeutscher Bildungsabschlüsse und Berufserfahrung nach der Wende: Sie beleuchtet auf vielen Ebenen, wie der Nachwende-Frust entstanden ist und warum sich so viele Ostdeutsche bis heute abgehängt und ignoriert fühlen. Am stärksten ist das Buch, wenn sie über Schicksale von Personen und Personengruppen wie etwa den ostdeutschen Kohlearbeitern berichtet, mit denen sie im Laufe ihrer Politik-Karriere selbst in Berührung gekommen ist.

Gleichzeitig bleibt Köpping nicht in der Opferrolle, sondern untersucht auch, wie beispielsweise die Naivität und das Verlangen nach Westwaren einige Entwicklungen im Osten begünstigt haben. Sie zeigt, dass es auch in den alten Bundesländern Städte und Regionen gibt, die mit starkem Strukturwandel kämpfen, auch wenn dieser nicht so plötzlich wie im Osten eintrat. Zudem betont sie immer wieder, dass all diese Entwicklungen keinen Fremdenhass rechtfertigen. Damit plädiert Petra Köpping nachvollziehbar für eine gegenseitige Wertschätzung von Menschen in Ost und West.

Einige Argumente werden immer wieder aufgegriffen, sodass das Buch relativ viele Wiederholungen enthält. Köpping schreibt eher locker und teils umgangssprachlich. Man merkt, dass der Autorin das Thema am Herzen liegt und dass sie sich schon sehr lange damit beschäftigt. Die Streitschrift liest sich wie eine Erweiterung von Petra Köppings Rede vom politischen Reformationstag 2016, für die sie damals viel Aufmerksamkeit erhielt. Die Rede ist auch im Anhang abgedruckt.

Veröffentlicht am 15.07.2018

Spannende Krise eines unsympathischen Pharmakonzerns

Riskante Manöver
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Ein unsympathischer Pharmakonzern, ein für Kinder tödliches Medikament und zwei verschwundene Mitarbeiter: Die Krisen-PR-Spezialisten Mats Holm und Laura May werden von Wenner Pharma für einen schwierigen ...

Ein unsympathischer Pharmakonzern, ein für Kinder tödliches Medikament und zwei verschwundene Mitarbeiter: Die Krisen-PR-Spezialisten Mats Holm und Laura May werden von Wenner Pharma für einen schwierigen Fall engagiert. Die beiden sollen den Konzern durch die Krise führen. Dabei werden sie nicht nur mit einer wütenden Öffentlichkeit und einer gewissenhaften Presse konfrontiert, sondern geraten auch mit einigen arroganten, besserwisserischen Mitgliedern des Unternehmensvorstands aneinander.

Birand Bingül erzählt die Geschichte realistisch und rasant. Einzig einige Entwicklungen im Bereich Mord und Folter fand ich überzogen und unnötig für die Geschichte. Der Rest liest sich jedoch sehr spannend. Gerade der Kontrast zwischen der kühlen, berechnenden Welt des Pharmakonzerns und der chaotischen, erschütternden Krankheitssituation der kleinen Sophie charakterisiert die beiden Seiten hervorragend. Mats und Laura müssen hier einen gewaltigen Spagat hinlegen, um ihren Auftrag erledigen zu können.

Neben dem komplexen Fall erzählt der Krimi auch die persönliche Geschichte von Mats und seiner verstorbenen Frau Helena, die Lauras Schwester war. Zwischen den Erwachsenen und Mats‘ 19-jähriger Tochter Liv gibt es eine Menge Konflikte. Wodurch diese ausgelöst wurden, erfährt der Leser erst nach und nach in kurzen Erinnerungen. Alle Protagonisten sind mit großer Liebe zum Detail gezeichnet, so dass man schnell mit ihnen mitfiebert. All diese Elemente fügt Bingül zu einem gelungenen und fesselnden Debütkrimi zusammen.

Veröffentlicht am 29.10.2024

Aktivistinnen aus Gegenwart und Vergangenheit

Tage mit Milena
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In Katrin Bursegs neuem Roman "Tage mit Milena" treffen zwei beeindruckende Frauen aufeinander und verändern unerwartet das Leben der anderen.

Da ist Annika, die gerade in die Wechseljahre kommt und ein ...

In Katrin Bursegs neuem Roman "Tage mit Milena" treffen zwei beeindruckende Frauen aufeinander und verändern unerwartet das Leben der anderen.

Da ist Annika, die gerade in die Wechseljahre kommt und ein gutbürgerliches Leben mit ihrem Mann in Lübeck führt. Sie hat eine Vergangenheit in der Hamburger Hausbesetzerszene in den 1980er Jahren, die sie scheinbar hinter sich gelassen hat. In der Altstadt betreibt sie das Schreibwarengeschäft ihres verstorbenen Schwiegervaters. Dort taucht zu Beginn des Romans die 17-jährige Luzie auf und kauft Sekundenkleber, mit dem sie sich später zum Klimaprotest auf die Straße vor dem Geschäft klebt. Als Mitglied der Letzten Generation setzt sie sich aus Überzeugung für eine klimagerechte Zukunft ein.

Aus dieser Zufallsbegegnung entsteht eine Bekanntschaft, die die beiden Frauen erst nach Hamburg und dann nach Venedig bringt. Diese Reise, die v.a. bei Annika auch innerlich stattfindet, bewegt viel. Die Autorin hat einen sehr bildlichen Schreibstil, der mitreißt und sich angenehm und leicht lesen lässt, sodass man richtig in die Geschichte hineingezogen wird. Außerdem hat mir gut gefallen, dass sie sich intensiv mit Klimaprotesten beschäftigt und so einen sehr aktuellen Bezug reinbringt.

Einige der Handlungswendepunkte wirkten auf mich leider etwas erzwungen. Sie kamen nicht richtig aus der Motivation der Charaktere heraus, sondern etwas zu impulsiv. Abgesehen davon ist der Roman gut strukturiert und zeichnet sich durch spannende Themen und interessante Charaktere aus.

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Veröffentlicht am 18.06.2024

Aktueller Blick auf eine klassische Geschichte

James
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Auch wenn ich Huckleberry Finn nie gelesen habe, kennt man trotzdem die groben Grundzüge dieser Geschichte, in der auch der Sklave Jim vorkommt. Das reicht, um "James" von Percival Everett noch mehr wertschätzen ...

Auch wenn ich Huckleberry Finn nie gelesen habe, kennt man trotzdem die groben Grundzüge dieser Geschichte, in der auch der Sklave Jim vorkommt. Das reicht, um "James" von Percival Everett noch mehr wertschätzen zu können, als es dieses beeindruckende Buch für sich alleinstehend bereits verdient.
Der Roman erzählt die Geschichte des Sklaven James und bietet damit eine moderne Charakterzeichnung und eine völlig neue Perspektive auf eine klassische Romanfigur. Seine Lebensumstände, das Lebens mit seiner Familie in Sklaverei und seine Flucht entlang des Mississippi, bei der er auch Huck trifft, beschreibt der Autor mit einer Tiefe und Klarheit, die oft beklemmend wirkt. Auch die immer wieder eingestreuten humorvollen Momente lenken nicht von der Dramatik und Aktualität der Geschichte ab. Wie lebensgefährlich und menschenverachtend Rassismus ist, bringt das Buch auf den Punkt. Nicht immer die einfachste Lektüre, aber eine die besonders heute enorm wichtig ist!

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