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LindaRabbit

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Veröffentlicht am 05.11.2024

Die tapfere Waliserin

Die Tochter der Drachenkrone
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Die dreizehnjärige Tochter eines Waliser Fürsten hasst die normannischen Eindringlinge. Sie interessieren sich nicht für die Kultur der Einheimischen, sie versuchen nicht deren Sprache zu lernen, sie halten ...

Die dreizehnjärige Tochter eines Waliser Fürsten hasst die normannischen Eindringlinge. Sie interessieren sich nicht für die Kultur der Einheimischen, sie versuchen nicht deren Sprache zu lernen, sie halten sich nicht an Absprache. (Ihr jüngerer Bruder wurde als Pfand an den Feind gegeben und was machten die, sie blendeten den Jungen, und er ist jetzt hilflos wie ein neugeborenes Baby).

Es ist ein spannender Einstieg in den Roman, aber er zeigt auch die Brutalität des 12. Jahrhunderts. Und die Dreizehnjährige als Mädchen hat sowieso nichts zu sagen. Ihr Vater ist ein stattlicher Mann, ein großer Fürst, ein Diplomat. Doch das grassierende Fieber erwischt auch ihn.
Was für eine brutale Szene, der Priester will aus persönlichem Haß den Leichnam des Fürsten nicht in geweihter Erde begraben lassen. Er lässt den Leichnam auspeitschen.

Ist das jetzt reine Phantasie oder haben selbstherrliche Kirchenmänner das tatsächlich machen lassen? Ich vermute die Autorin, die - wie es heißt - schon einige historische Romane schrieb, hat gut recherchiert. Bislang habe ich noch nie von so etwas gelesen.
Doch bereits der spannende Einstieg zeigt, dass es ein interessanter Roman ist.

Eine Dreizehnjährige, ein junges Mädchen spielt die Hauptrolle in einer Zeit, in der Frauen nur eine Rolle im diplomatischen Geschachere innehatten (wer muss wen heiraten, damit Bündnisse geschlossen sind) und lediglich Gebärmaschinen für ihre streitsüchtigen Ehegesponste waren.

Auf jeden Fall wird viel von der walisischen Kultur erzählt, allein das macht es schon zu einem vielversprechenden Lesestück.

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Veröffentlicht am 31.10.2024

In der Bretagne

Die Frauen der Kamelien-Insel
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Wo anders als in dem wunderschönen Landstrich am Atlantik lässt sich Herz - Schmerz besser beschreiben?

Sylvia und Mael, große Liebe und die großartige Bretagne mit ihrer reichhaltigen Kultur.
Eine entsetzliche ...

Wo anders als in dem wunderschönen Landstrich am Atlantik lässt sich Herz - Schmerz besser beschreiben?

Sylvia und Mael, große Liebe und die großartige Bretagne mit ihrer reichhaltigen Kultur.
Eine entsetzliche Trennung (der Mann hieß auch noch Holger, und wer machte nicht schlechte Erfahrungen mit Männern namens Holger?) und Sylvia, die dann an der bretonischen Küste, auf der Kamelieninsel ihre große Liebe fand.
Herzensgute Menschen säumen die Lebensläufe von Sylvia und Mael, die jetzt alle vereint zur Hochzeitsfeier angetreten sind.

Wem dabei nicht das Herz überfließt ist herzlos, oder?
Am Meisten beeindrucken die erfahrene Leserin die bezaubernden Landschaftsbeschreibungen... und wer sich bereits in anderen Romanen / Filmen, die an der bretonischen Küste verloren hat, findet auch in diesem Roman wieder ein gefühlvolles Werk zum Seele baumeln lassen...

Und wenn die geneigte Leserin die Beschreibung von diesem herrlichen Mannsbild namens Mael liest, dann fragt sie sich, warum sie selbst noch nicht so einen gefunden hat. In der Bretagne? Durchaus angemessen, denn sie sind charmant, die Bretonen, voller Einfälle und Hartnäckigkeit... Wer weiß, vielleicht beim nächsten Bretagne Besuch...

Doch wie es sich für einen guten Roman gehört, taucht bald die böse Hexe auf, in Form der früheren Freundin von Mael, bringt ein Kind mit und behauptet, dass er Maels Sohn sei... Jetzt geht's rund, aber viele gute Menschen unterstützen den emotionalen Aufruhr bis sich die Wogen wieder geglättet haben...
Und weiterhin plätschert der Atlantik mit seinen sanften, aber auch durchaus heftigen Wellen gegen die Küste...

Gut geschrieben!


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Veröffentlicht am 31.10.2024

Vom Ammersee nach Veneto

Die Seidenvilla
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Peters Beerdigung (sehr gut ausgedrückt, den Schmerz des Abschiedsnehmen, die Trauer und die Trauerfeier mit ihren vielen Menschen) und dann ein Kondolenzbrief, der eine Einladung enthält: Tess aus Veneto ...

Peters Beerdigung (sehr gut ausgedrückt, den Schmerz des Abschiedsnehmen, die Trauer und die Trauerfeier mit ihren vielen Menschen) und dann ein Kondolenzbrief, der eine Einladung enthält: Tess aus Veneto lädt Angela ein, eine Auszeit bei ihr in Veneto zu verbringen.

Und dann tut Angela das einzige Richtige in ihrer Situation - sie entflieht dem Ammersee und der Trauer und begibt sich nach Veneto, lässt sich auf etwas Neues ein. D.h. zuerst einmal Tage der Erholung.
In dem jedem Ende steckt auch ein Aufbruch. Oder - wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich eine andere ...

In Veneto erwartet Angela ein himmlischer Ort, eine wunderschöne Landschaft, betörende Blüten und Bäume, warmherzigen Menschen und eine Abkehr von ihrer unendlichen Trauer...
Es ist so wunderschön geschrieben, dass der lesende Mensch mit jedem Schritt, den Angela unternimmt, meint an der Seite der Hauptperson zu stehen, zu gehen, zu riechen.

Es ist ein Wohlfühlbuch zum Abschalten von der eigenen (vielleicht tristen) Situation, dem Hinüberträumen in eine schöne Welt, die von Schmerzen heilt.
Es ist keine große Literatur, aber angenehm zu lesen...

Und Italien heilt. Weil die Menschen dort, nicht gerade die Reichsten der Welt, aber voller Herzensgüte sind und eine kulturellen Vergangenheit besitzen, die sich heute noch voller Staunen für jeden Interessierten öffnet. Und dann erst die italienische Küche - mamma mia!

Sehr empfehlungswert, dieses Büchlein... für die kleinen Fluchten aus dem Alltag oder für eine große Flucht auf den Spuren von Angela...



Es ist so erfrischend dieses Lebensabenteuer zu lesen.

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Veröffentlicht am 30.10.2024

Auf den Spuren der Seide

Im Glanz der Seidenvilla
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Sehr schönes Umschlagbild, dazu der leichte Schal, der im Wind flattert (Erkennungszeichen der exotischen Bücher der Autorin, die hier als Tabea Bach schreibt).

Angela und ihre Webstühle aus dem 19. Jahrhundert, ...

Sehr schönes Umschlagbild, dazu der leichte Schal, der im Wind flattert (Erkennungszeichen der exotischen Bücher der Autorin, die hier als Tabea Bach schreibt).

Angela und ihre Webstühle aus dem 19. Jahrhundert, die noch einwandfrei funktionieren (finde ich großartig, dass alte Mechanik so hochgelobt wird). Vier hochfähige Weberinnen und ein Weber stehen ihr mit ihren Talenten und Fertigkeiten zur Seite.
Doch nun steht ein großes Fest an - alle, die mit der Seidenvilla verbunden sind, kommen an und gleich bekommt man die besten Charakterisierungen aller Beteiligten. Es geht sehr italienisch zu, bunt und vielfältig.

Und schon vom Eintreffen her geht es zur Sache mit dem italienischen Temperament. Dolce vita in Italia.

Schönes Sittenbild einer kleinen Kommune, deren Einkünfte sich um die Seidenverarbeitung dreht.

Guter Stil und gut lesbar!




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Veröffentlicht am 31.08.2023

Das seltsame Wesen im Wasser (der Riesenkalamar oder das Unterseekabel?)

Weil da war etwas im Wasser
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‚Pouvez-on serieusement imagine que la production de l‘encre, chez le poulpe, aurait ete selectionne au cours de l‘evolution‘ecrire?‘ (Autobiographie d‘un poulpe)

‚Als ein riesiger Tintenfisch ein Tiefseekabel ...

‚Pouvez-on serieusement imagine que la production de l‘encre, chez le poulpe, aurait ete selectionne au cours de l‘evolution‘ecrire?‘ (Autobiographie d‘un poulpe)

‚Als ein riesiger Tintenfisch ein Tiefseekabel berührt, beginnen seine Arme davon zu erzählen, wie es ist, ein Ungeheuer zu sein.‘ Tiefseekabel sind dazu verlegt worden, um technische Signale von A nach B zu leiten. Und nun erzählt ein Riesenkalamar diesem Kabel von seinem Leben? Doch das Kabel selbst kann ja nicht Geschichten aufnehmen, es leitet nur. So hat Luca Kieser die Geschichte des Kalamars aufgenommen und erzählt sie. Der Schlusssatz der rückseitigen Information endet mit ‚Ein außergewöhnliches literarisches Abenteuer‘.

Der vorstellende Text berichtete von dem Riesenkalamar, von Sanja und Dagmar (Sanja ist fasziniert von dem Meeresgetier und geht eine Beziehung mit ihm ein), von der Umwelt und den tiefgehenden (im wahrsten Sinne des Wortes) Veränderungen und anthropogenen Zerstörungen. Nun folgt aus tierischer Sicht die Wahrnehmung (erinnert vielleicht ein klein wenig an den ‚Schwarm‘ von Schätzing).

Es sind sanfte Worte, ja durchaus poetisch zu benennen. Aber in ihrer Sanftheit ziemlich aufrüttelnd. Ergreifend! Die Schreibe ist einfach, wirkt oft sehr Pennälerhaft (Gedankenassoziationen). Wird aus Sicht der Arme des Kalamars geschrieben.

Es gibt jedoch auch jede Menge interessanter Infos zu Bereichen, mit denen ich mich nie beschäftigt habe - Krill, Kalamar, Wal, Arktis, Eisberge (jaja, auch die Titanic wird erwähnt, wohl das bekannteste Eisbergunglück). Mit der Leseprobe hatte ich Schwierigkeiten und wollte aber dem Buch eine Chance geben. Nun, ich habe es nicht bereut mutig zu sein. Es ist ein Lesegenuss der anderen Art Literatur. Nicht schnell und spannend wegzulesen, sondern Wort für Wort einwirken lassen, Zeitgeben zum tief sinken lassen (wobei wir wieder bei der Tiefsee sind). Zugegeben – es ist ein forderndes Lesen, sehr fordernd! Insofern keine Alltagslektüre...

Das Umschlagsbild ist aufregend und eigen gestaltet, mit Alleinstellungsmerkmal, so einen Umschlag gibt es nicht so schnell wieder. Ohne einen Schutzumschlag, braucht es auch nicht. Das gesamte Buch ist in Unterwasserfarben, blau türkis, gestaltet mit rötlichen Kalamararme (sechs seiner acht Arme). Sehr auffällig. Ebenso auffällig, weil ungewöhnlich, ist der der in weiß aufgedruckte Titel: Weil da war etwas im Wasser… und natürlich fragt sich der lesende Mensch sofort, was war denn da im Wasser?
Das Buch selbst kommt sehr hochwertig daher, liegt angenehm griffig in der Hand. Picus Verlag, Wien, 2023

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