Gegen alle Widerstände
Ich muss zugeben, dass ich nicht nur ein Coffeeholic, sondern auch ein Schokoholic bin ;) und so ist mir natürlich der Roman von Lisa Graf sofort ins Auge gesprungen. Und weil ich schon den Kaffee angesprochen ...
Ich muss zugeben, dass ich nicht nur ein Coffeeholic, sondern auch ein Schokoholic bin ;) und so ist mir natürlich der Roman von Lisa Graf sofort ins Auge gesprungen. Und weil ich schon den Kaffee angesprochen habe - die Dallmayr Trilogie der Autorin habe ich tatsächlich noch gar nicht gelesen. Auch "Lindt & Sprüngli" soll eine Trilogie werden und ich bin schon mega gespannt darauf!
In "Zwei Familien - eine Leidenschaft" begegnen wir allerdings erst einer der beiden und zwar der Familie Sprüngli. Wir sind im Jahre 1826 in Zürich. David Sprüngli ist Geselle in der Konditorei Vogel in der Marktgasse, die über die Grenzen hinaus für exquisite Torten bekannt ist. Sein erst zehnjähriger Sohn Rudolf interessiert sich ebenfalls für die Konditorenlehre, doch als er beim Apotheker Flückinger den ersten Kakaotaler kostet, möchte er selbst so etwas ähnliches kreieren - nur schmackhafter und nicht so bröselig soll es schmecken. Und trotz seines Alters möchte der noch kleine Rudolf seinen Traum erfüllen.
In der Schweiz gibt es zu dieser Zeit erst zwei Hersteller von Schokolade und diese sind in der französischen Westschweiz beheimatet.
Der ersten Teil der Saga erzählt nur vom Werdegang der Familie Sprüngli. Die Geschichte handelt von den Jahren 1826 bis 1863 und erzählt vom Werdegang von Rudolf. Dabei ist sowohl die berufliche, wie auch die private Entwicklung Thema.
Während Vater David nicht von seinen Traditionen abrücken möchte und Rudolfs Neugier und Unternehmergeist nicht verstehen kann, möchte sein Sohn seinen Traum einmal Schokalde herzustellen unbedingt durchsetzten. Die Kluft zwischen der alten und neuen Generation wird immer größer, denn Rudolf möchte Neues wagen. Nach seiner Gesellenprüfung geht er deshalb auf Wanderschaft in die Westschweiz, um die Schokoladeherstellung bei Chocolatier François-Louis Cailler zu erlernen. Wenige Jahre später erreicht ihm die Nachricht, dass sein Vater die Konditorei Vogel nach dem Tod des Inhabers gekauft und in "David Sprüngli et fils" umgetauft hat. Daraufhin macht er sich auf den Weg zurück nach Zürich in die Konditorei, die nun auch seinen Namen trägt. Seinen Traum Schokolade herzustellen ist er all die Jahre treu geblieben, wie auch seine Liebe zu Katharina, der Tochter des Feuerwächters und Instrumentenbauers Kaspar Ammann.
Inspiriert durch andere Unternehmer zu dieser Zeit, setzt er sich gegen die festgefahrenen Ansichten seines Vaters durch und stellt noch unter einfachen Bedingungen 1845 als Erster in der deutschsprachigen Schweiz eine feste Schokoladetafel her. Im Roman steht ihm seine Ehefrau Katharina stets zur Seite und bringt auch die spätere Idee eine Confiserie mit in die Familie.
Lisa Graf hat einen sehr bildhaften und lebendigen Erzählstil. Die damalige Zeit ist anschaulich dargestellt. Ich habe das erste Mal von einem Feuerturm gehört, wo in alle Himmelrichtungen nach Feuer Ausschau gehalten und im Notfall mit einer Glocke gewarnt wurde. Man erfährt auch von den Lebensumständen der ärmeren Bevölkerung, den schlimmen Arbeitsbedingungen in den Fabriken und den Zünften. Lisa Graf hat hervorragend recherchiert und Fakten mit Fiktion - besonders rund um die weiblichen Familienangehörigen, die im Stammbaum der Familie Sprüngli nicht einmal heutzutage auf der aktuellen Seite von Sprüngli auftauchen! - miteingewoben.
Deshalb freut es mich umso mehr, dass Lisa Graf nicht nur aus der Sicht von Rudolf, sondern auch aus der von Katharina, seiner zukünftigen Frau, erzählt.
Einen Kritikpunkt habe ich aber trotzdem: Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein zehnjäriger Junge Anfang des erst 19. Jahrhunderts Taschengeld hat, um für seine kranke Mutter beim Apotheker den ersten Schokoladentaler zu kaufen, hatten doch die meisten Menschen nicht einmal genug zu essen.
Noch schnell ein Wort zum Buchcover, welches ein echter Hingucker ist. Ich habe mich wohlweislich noch vor dem Lesen des Buches mit Schokolade eingedeckt.
Fazit:
Noch geht es im ersten Band der Trilogie nur um die Familie Sprüngli, aber mir hat der Auftakt trotzdem gut gefallen und ich bin schon gespannt, wie es weitergehen wird. Empfehlung für Freunde von Familiensagen und Schokoladenliebhaber.