Toller Reighenauftakt rund um die Hohensteins
Das Hotel am DrachenfelsDie Autorin katapultiert den Leser sehr schnell in die Geschichte - das hinten abgedruckte Personenregister ist am Anfang deswegen sehr hilfreich. Jedoch bekommt man schnell den Überblick über die Familie ...
Die Autorin katapultiert den Leser sehr schnell in die Geschichte - das hinten abgedruckte Personenregister ist am Anfang deswegen sehr hilfreich. Jedoch bekommt man schnell den Überblick über die Familie der Hohensteins, den illustren Gästen und dem Personal des Hotels. Das beginnende zwanzigste Jahrhundert ist eine sehr interessante Epoche, in der sich die Gesellschaft noch in die reiche Oberschicht, den Adelsfamilien und dem "gemeinen Fußvolk" teilt, wo die Wirtschaft am Beginn eines großen Aufschwunges steht, Fabriken entstehen und die Frauen beginnen für ihre Rechte zu kämpfen. Für mich eine wahnsinnig spannende Zeit, über die sehr gerne lese.
In "Das Hotel am Drachenfels" werden die damaligen gesellschaftlichen Ansichten und Zwänge hervorragend dargestellt. Mit Maximilan Hohenstein hat die Autorin einen autoritären Mann erschaffen, der das damalige Bild widerspiegelt. Der harte Geschäftsmann, der nur seiner Tochter Johanna gegenüber etwas an Zuneigung zeigt, seine Söhne ignoriert und seine Frau Anne betrügt, wahrt nach Außen hin den Schein und stellt sich als das perfekte Familienoberhaupt dar. Seine beiden Söhne Karl und Alexander nehmen es ebenfalls mit der Treue nicht so genau, wobei Alexander aber noch unverheiratet ist. Tochter Johanna schwärmt für den Freund ihres Bruders, Philipp von Landau. Der unehelicher Halbbruder des Hoteleigentümers, Konrad Alsberg, macht von seinem Erbrecht Gebrauch und fordert seine Hälfte des Hotels. Und auch das Dienstmädchen Henrietta hat sich aus einem bestimmten Grund für ihre Stelle im Hause Hohenstein beworben. Diesen erfährt man erst am Ende des Buches.
Die verschiedenen Handlungsstränge, die aus dem Leben der Hohensteins, deren Dienstboten und den Gästen erzählt, ist sehr vielschichtig. Überraschende Wendungen, Machtspiele und Intrigen und einige geheimnisvollen Geschehnisse lassen den Spannungsbogen nicht absinken und werden von der Autorin platziert eingesetzt. Manchmal erinnert der Roman auch an eine Fernsehserie a lá Downtown Abbey, die Folge um Folge immer wieder etwas Neues zu bieten hat.
Die Figuren sind authentisch und sehr vielschichtig dargestellt. Maximilian, der alles Neue ablehnt und sich für die Traditionen einsetzt, steht Konrad Alsberg mit seiner Aufgeschlossenheit den neuen Errungenschaften, wie dem Telefon oder das elektrische Licht, gegenüber. Auch sein ältester Sohn Karl begeistert sich dafür und möchte das Hotel gerne modernisieren. Dies ergibt alleine schon Differenzen und Ränkespiele zwischen den eigenen Familienmitgliedern. Doch auch Skandale, wie das Verschwinden eines Mädchens, das mit ihren Eltern und der jüngeren Schwester als Gast im Hotel eingecheckt hatte, bringt Spannung und eine überraschende Wendung in den Roman.
Die bildhaften Beschreibungen der Umgebung rund um das Siebengebirge, den Drachenfels und den Eselssteig runden die Erzählung perfekt ab.
Für mich hat die Autorin einen tollen historischen Roman rund um die Jahrhundertwende geschaffen, der unterhält und sich sehr gut lesen lässt.
Ich freue mich schon auf Band 2 "Das Erbe der Hohensteins", der im September erscheinen wird.
Schreibstil:
Anna Jonas konnte mich mit ihrem wundervollen und bildhaften Schreibstil überzeugen. Ich fühlte mich von Beginn an wohl in ihrem Roman, der in der 3. Person erzählt wird und in drei Teile aufgeteilt ist. Zu Beginn des Buches befindet sich eine Karte mit den wichtigsten Orten und wie bereits erwähnt am Ende ein Personenverzeichnis.
Fazit:
Themen wie Machtspiele und Intrigen sind ein großer Teil des Romans, der mit einer abwechslungsreichen Handlung und einem wundervollen Schreibstil punktet. Aber auch der damalige Wandel zwischen dem Althergebrachten und der Moderne wird großartig miteingebunden und zeigt auf, wie die Menschen auf die neuen Errungenschaften reagierten. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung rund um die Hohensteins und empfehle diesen Roman gerne weiter.