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Veröffentlicht am 22.12.2024

Nerviger Protagonist in Midlife-Krise

Sobald wir angekommen sind
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Im Diogenes Verlag erscheint der Roman "Sobald wir angekommen sind" von Micha Lewinsky.

Ben Oppenheim ist fast fünfzig, hat Geldsorgen und Rücken und in einer Midlife-Krise gefangen. Nach seinem Debüt ...

Im Diogenes Verlag erscheint der Roman "Sobald wir angekommen sind" von Micha Lewinsky.

Ben Oppenheim ist fast fünfzig, hat Geldsorgen und Rücken und in einer Midlife-Krise gefangen. Nach seinem Debüt als Autor versucht er vergeblich an den Erfolg anzuknüpfen, doch das klappt einfach nicht. Er schiebt es auf seine aktuelle Lebenssituation, seine Ehe mit Marina ist zerbrochen, mit ihr hat er zwei Kinder und lebt in einer Beziehung mit einer Künstlerin. Die Kriegsvorgänge in Osteuropa machen ihm so sehr Angst, dass er mit Frau und Kindern vor seinen privaten und den weltlichen Sorgen nach Brasilien flieht. Aus der Schweiz nach Brasilien, so wie Stefan Zweig. Was Zweig konnte, kann einem Ben Oppenheim auch nur gelingen. Doch so einfach er sich das vorstellt, ist es nicht.


"Das Leitmotiv des Judentums aber, die Angst, verfolgt und vertrieben zu werden, musste man schon mit der Muttermilch aufsaugen." Zitat Seite 144

Ben Oppenheim ist Jude, nicht sehr gläubig und ein absolut egoistischer Typ mit wirren Gedanken, erfolglos, unentschlossen, unsensibel und bekommt seine Ehe nicht gerettet, aber auch die Beziehung zu seiner neuen Freundin klappt nicht so recht. Außerdem glaubt er daran, zu einem Volk zu gehören, dem die Flucht seit Urzeiten in die Wiege gelegt wurde. Und so lassen ihn düstere Nachrichten sofort an einen drohenden Atomkrieg denken und er flieht Hals über Kopf nach Brasilien.

In dieser Handlung wird tragisch deutlich, welches Schicksal viele jüdische Menschen durch Flucht und den Verlust von Heimat durchmachen. Doch was Ben einfach unausstehlich macht, ist seine Ansicht, einfach der tollste Mann zu sein und ständig seine Meinung zu ändern. Das fand ich recht nervig, nur seine ironischen Ansichten und die Erlebnisse von Bens Frauen (mit oder ohne ihn) ließen mich weiter lesen.

Micha Lewinsky zeigt auf ironische Weise Bens zwiegespaltene Sichtweise auf sein Leben, seine Frauen und die Angst vor dem Weltgeschehen. Es mischen sich ernste Themen mit seichten, dazu kommen Bens sexuelle Gedanken, die zeigen, wie egoistisch er tickt. Kein Sympath, kein Mann, den man gerne kennenlernen möchte und ein echter Anti-Held!

Bei dieser Lektüre hat mir der angenehm zu lesende Schreibstil und der eingebaute Humor gefallen. Und obwohl ich Ben überhaupt nicht mochte, hat mich Lewinsky mit seiner Geschichte gefesselt.

Eine Geschichte über einen Anti-Helden, die von Flucht, Furcht und innerer Zerrissenheit erzählt!

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Veröffentlicht am 25.11.2024

Leider nicht so überzeugend wie andere Bände der Reihe!

Totholz
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Totholz von Andreas Föhr ist der 11. Band der Krimireihe um Wallner & Kreuthner und erscheint im Knaur Verlag.

PHM Leonhardt Kreuthner ist wütend, seine Schwarzbrennerei bekommt Konkurenz durch eine Frau, ...

Totholz von Andreas Föhr ist der 11. Band der Krimireihe um Wallner & Kreuthner und erscheint im Knaur Verlag.

PHM Leonhardt Kreuthner ist wütend, seine Schwarzbrennerei bekommt Konkurenz durch eine Frau, dadurch werden seine illegalen Einnahmen erheblich dezimiert und dann mischt man ihm heimlich auch noch Buttersäure in den Schnaps. Kreuthner sinnt auf Rache und beschießt gemeinsam mit Wallners 93-jährigem Großvater Manfred die fremde Destille mit einer antiken Kanone.

Durch eine Zeugenaussage der Schwarzbrennerin Pippa wird eine verscharrte Leiche im Wald entdeckt, doch von dem Toten kennt man weder Namen noch weiß man, ob er überhaupt bei einem Kapitaldelikt verstorben ist. Die Autopsie stellt einen Motoradunfall fest. Aber wer vergräbt denn einen verunfallten Motoradfahrer im Wald? Kommissar Clemens Wallner beginnt mit seinen Ermittlungen und kurz darauf ist Pippa verschwunden.

Im 11. Fall für die Ermittler Wallner & Kreuthner konnte mich die Erzählweise noch am meisten überzeugen, ansonsten ist das Buch für mich bisher der schwächste Band der Reihe.

Wallner widmet sich dem Leichenfund, während sich Kreuthner lieber mit illegalen Dingen beschäftigt. Diese Aktionen fand ich immer ganz originell und unterhaltsam, aber dieses Mal war mir sein Verhalten einfach zu übertrieben. Die Geschichte wurde mit der Zeit immer verworrener und driftete ins Chaotische ab. Bei Wallner gab es jede Menge Verdächtige, aber irgendwie keine brauchbare Spur.

Bisher mochte ich die Krimireihe sehr, weil mir die Figuren und die unterhaltsame Handlung gefallen und die Bücher sehr humorvoll geschrieben sind. Ich mag die Hauptfiguren Wallner, Kreuthner und den verschrobenen Manfred, aber in diesem Roman wurde es mir doch zu bunt. Da brennt der Kreuthner seinen Schnaps schwarz, das kann ich so noch hinnehmen. Aber was man keinem glaubhaften Polizeibeamten zutraut und was mich deshalb auch gestört hat, ist der Kanonen-Angriff auf Pippas Schwarzbrennerei. Insgesamt war mir die Fülle an Gesetzeswidrigkeiten wie Mord, Betrug, Erpressung und Entführung ein wenig too much und die Figuren waren irgendwie alle etwas durchgeknallt.

Die Story zog sich insgesamt ziemlich in die Länge und bei den Tatverdächtigen gibt es einfach zu viele Wendungen, die mir beim Mitraten den Spaß verdarben.

Dieser Band konnte mich leider nicht fesseln und ich habe an diesem Krimi auch sehr lange gelesen.

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Veröffentlicht am 05.11.2024

Hat mich leider nicht so gepackt wie erhofft!

Vielleicht hat das Leben Besseres vor
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Der neue Roman Vielleicht hat das Leben Besseres vor von Anne Gesthuysen erscheint bei Kiepenheuer & Witsch.

Anne Gesthuysens Erzählstil ist präzise und knapp, sie beschreibt in kurzen Sätzen eine lebendige ...

Der neue Roman Vielleicht hat das Leben Besseres vor von Anne Gesthuysen erscheint bei Kiepenheuer & Witsch.

Anne Gesthuysens Erzählstil ist präzise und knapp, sie beschreibt in kurzen Sätzen eine lebendige Szenerie mit vielen Figuren und Handlungen, die sich miteinander verknüpfen und uns Einblick in das Gefüge einer ländlichen Gesellschaft verschaffen und am Schicksal mehrerer Personen teilhaben lassen.

Dabei geht es um Themen des Lebens, die vom Dorfklatsch weiter getragen werden, um menschliche Dramen und Krankheit, etwas Liebe, um Trennung, Selbstaufgabe und Mutterliebe und ein wenig Krimiaufklärung ist auch mit dabei.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Heike, deren Tochter Raffaela im Kleinkindalter nach einen Unfall geistig behindert ist. Heike ist gefangen zwischen Schuldgefühlen, Mutterliebe und Selbstaufgabe. Ihr persönliches Glück dreht sich nur um Tochter und Sohn, deren Wohl ihr am Herzen liegen, für sie selbst bleibt nicht viel Raum für eigene Lebenswünsche. Ein weiteres Unglück ihrer Tochter setzt ihr schwer zu und lässt einige Frage auf das weitere Leben als Familie offen.

Anna, die Pastorin der Dorfes steht ihren Gemeindemitgliedern hilfreich zur Seite, sie trägt selbst ein Trauma mit sich und ist sehr empathisch und erkennt, wann Menschen Hilfe benötigen.

Der Roman lässt uns in das Dorfleben eintauchen, die verschiedenen Personen werden erkennbar eingeführt und es wird deutlich, wie im Dorf die Gerüchteküche brodelt und damit das gegenseitige Vertrauen zerstört, was ernste Folgen nach sich zieht.

Die Geschichte um Raffaelas Verhalten, Heikes Schuldgefühlen und Raffaelas späteren Unfall, sowie die Suche nach dem Verursacher fand ich sehr spannend. Und auch Heikes Liebe als Mutter und ihre Aufopferung für ihr Kind hat mich sehr berührt. Ihr gesunder Sohn Johannes erweist sich als Stütze, auch er liebt seine Schwester Raffaela und versucht bestmöglich mit ihr umzugehen, was durch ihr Verhalten nicht immer gelingt. Hier ist es der Autorin gelungen, mich tief an die Figuren zu fesseln, indem sie intensiv und mit Feingefühl beschrieben werden. Dagegen verblassen die anderen Nebenfiguren und wirken nur wie schmückendes Beiwerk. Leider konnte mich auch die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Anna und Volker nicht packen, dort fehlt es einfach an Feingefühl.

Insgesamt gesehen, spricht Anne Gesthuysen im Roman eine Vielzahl von Themen an, die sich vom Ukraine-Krieg, über Migration, Homosexualität, Drogensucht, Hundehaltung und gesellschaftliches Leben drehen und das war mir einfach zu viel und zu schwammig. Denn dadurch gerät die Haupthandlung um Heike, Maria und Anna immer etwas in den Hintergrund.

Was ich aus dem Roman mitgenommen habe ich die Tatsache, dass Glück zerbrechlich ist und Menschen zusammen halten müssen, um jedem den nötigen Raum zum Leben zu geben.


Dieser Roman ist ein Mix aus Dorfleben, schweren Schicksalen und menschlichen Beziehungen, die nicht immer einfach verlaufen. Auch wenn das Leben viele Facetten hat, dieses Buch hätte sich besser auf wenige Themen fokussieren sollen.

Veröffentlicht am 30.10.2024

Gegensätze ziehen sich an!

Ich will dies, das und dich
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Im Knaur Verlag erscheint der Roman Ich will dies, das und dich von Saskia Louis.

Svea Nussbaum ist 31 Jahre und hat so manche Ausrede und Unwahrheit in unangenehmen Situationen parat. Selbst in ihrer ...

Im Knaur Verlag erscheint der Roman Ich will dies, das und dich von Saskia Louis.

Svea Nussbaum ist 31 Jahre und hat so manche Ausrede und Unwahrheit in unangenehmen Situationen parat. Selbst in ihrer Familie ist sie nicht ganz ehrlich, möchte aber auch niemandem vor den Kopf stoßen. Doch an einem besonders peinlichen Silvesterabend hat sie genug von ihren Lügen, sie erstellt eine persönliche Liste mit Vorsätzen. Leider passiert ihr ein dummes Missgeschick, sie sendet die Liste statt eines Arbeitsdokuments an den CEO der Firma, die sie als Kunden gewinnen soll. Der Empfänger ist William Grant, ein ehrlicher, erfolgreicher und charmanter Firmenchef, der ihr die Leitung des Projekts zusagt und außerdem auch seine eigene Liste an Vorsätzen zuschickt. Es beginnt eine abenteuerliche und auch romantische Geschichte, bei der Gegensätze aufeinander prallen und sich dennoch anziehen.

Ich bin durch den lebendigen und humorvollen Erzählstil von Saskia Louis geradezu durch das Buch geflogen und habe die Geschichte zwischen Svea und Will gespannt verfolgt. Sie lernen sich durch ein Missgeschick Sveas kennen und erfahren mit der Zeit sehr persönlichen Dinge voneinander, entwickeln sich weiter und kommen sich immer näher.

Svea ist eine leicht chaotische Protagonistin, die ich mehr als nur einmal gerne geschüttelt hätte. Mit ihrer Lügerei ist sie in einem Teufelskreis gefangen, aus dem sie nun versucht, wieder rauszukommen. Will ist die Person, der ihr dabei weiter hilft und sie mit Wahrheiten konfrontiert, die sie einfach nicht sehen möchte.

Egal wie klein oder groß die Notlügen sind, einige verbinden sich zu einem Labyrinth, aus dem es kaum ein Entkommen geben kann, es sei denn, man stellt Dinge klar und sagt die Wahrheit.

In dieser Hinsicht fand ich die Geschichte zwar sehr amüsant, aber da es inhaltlich um viele Nebensächlichkeiten ging, die die Story ausschmücken, hatte das Buch für mich auch Längen, die mich nicht ganz so interessiert haben.

Gegen die unperfekte, aber emotional ehrliche Svea ist Will für mich der Sympath der Geschichte, den man einfach gern haben muss. Er ist vollkommen anders als Svea, sehr ehrlich und hält etwas auf Prinzipien und dennoch ziehen sich hier die Gegensätze wunderbar an. Die sich entwickelnde Liebesgeschichte habe ich sehr gerne verfolgt, man spürt immer wieder das Knistern zwischen den Beiden und ihre Dialoge sprühen voller Witz und romantischer Dinge.


Diese gefühlvolle Geschichte zeigt deutlich, wie sich Gegensätze anziehen und wie man nur mit Ehrlichkeit eine intensive Beziehung aufbauen kann.

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Veröffentlicht am 24.10.2024

Unterhaltsames Wintertreffen von Freunden mit etwas Romantik

Weihnachtspost im kleinen Cottage
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Im Ullstein Verlag erscheint Marie Hatzbachs Roman Weihnachtspost im kleinen Cottage.

Als Klara die Weihnachtsgeschichte von Dickens in einer Buchhandlung entdeckt, erinnert sie sich an den Weihnachtsbuchclub ...

Im Ullstein Verlag erscheint Marie Hatzbachs Roman Weihnachtspost im kleinen Cottage.

Als Klara die Weihnachtsgeschichte von Dickens in einer Buchhandlung entdeckt, erinnert sie sich an den Weihnachtsbuchclub mit ihren drei Freunden aus Schulzeiten. In einem englischen Cottage in Rochester schrieben sie ihre Weihnachtsträume in Briefen nieder und zwar zu ihrer Vergangenheit, der Gegenwart und von ihrer Zukunft. Lange haben sie sich nicht mehr gesehen und Klara lädt sie zu ein paar gemeinsamen Tagen ins Cottage ein. Was wohl aus Jonas, Alex und Annika geworden ist und ob sich ihre Zukunftsträume erfüllt haben?

Dieser unterhaltsam erzählte Roman entführt ins winterliche Rochester in ein heimeliges Cottage. Dort treffen sich vier Freunde nach fünfzehn Jahren erstmalig wieder und unterhalten sich über das Erlebte, ihre Lebensträume und persönlichen Einstellungen und Probleme. Alle möchten voneinander wissen, was aus den alten Wünschen für die Zukunft geworden ist.

Im Laufe der Handlung haben sich die Figuren immer mehr geöffnet und ich hatte schon eine Ahnung, was noch kommen könnte.

Marie Hatzbach hat einen einnehmenden lebendigen Erzählstil, dem man gerne folgt und sie verbreitet bildhaft die Atmosphäre im Cottage und in der verschneiten Gegend. Ich konnte mir gut vorstellen, wie die vier Freunde sich bei interessanten Ausflügen in die Umgebung und bei ihren Punschabenden aus ihren Leben erzählen und aus ihren früheren Briefen vorlesen. Dabei kommen einige bisher ungesagte und zum Teil auch unangenehme Wahrheiten ans Licht, über die sie reden und sich gegenseitig Halt geben. Und zwischen Klara und Jonas entwickeln sich die alten Gefühle füreinander weiter.

Dieses Buch führt in eine heimelige Atmosphäre im verschneiten Rochester, bei der die verschiedenen Lebenserfahrungen und Schwierigkeiten der Freunde Gesprächsstoff bieten und auch zum Diskutieren verleiten. Sie kennen ihre unterschiedlichen Macken relativ gut, kommen miteinander aus und geben sich gegenseitig Rückhalt und sprechen über Fehler des Lebens oder verpasste Chancen. Alle Protagonisten sind wiedererkennbar beschrieben und ich habe die Liebesbeziehung zwischen Klara und Jonas herbei gesehnt. Insgesamt gesehen erscheinen mir manche Szenen etwas in die Länge gezogen.


Wer Geschichten über Freunde mit etwas Romantik mag, dem wird dieses Buch eine unterhaltsame Lesezeit bieten. Manchmal bieten sich neue Wege im Leben, man muss ihnen nur eine Chance geben.

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