Eine Gezeiteninsel und besondere Beziehungen
Die blaue StundeDie Fairburn-Stiftung hat die Werke der Künstlerin Vanessa Chapman geerbt. Eines Tages steht eine Leihgabe im Verdacht, einen menschlichen Knochen zu enthalten. Handelt es sich dabei um eine Rippe ihres ...
Die Fairburn-Stiftung hat die Werke der Künstlerin Vanessa Chapman geerbt. Eines Tages steht eine Leihgabe im Verdacht, einen menschlichen Knochen zu enthalten. Handelt es sich dabei um eine Rippe ihres verschwundenen Mannes? Der Kurator der Stiftung, James Becker, besucht Chapmans Vertraute Grace, um herauszufinden, was geschah.
Es ist mein erster Roman der bekannten Autorin. Demzufolge war ich sehr gespannt und, um es vorwegzunehmen, ich wurde nicht enttäuscht.
Besonders gut gefallen haben mir die Beschreibungen der Insel, die nur bei Ebbe erreichbar ist. Das Meer, das besondere Licht, die unterschiedlichen Stimmungen, die beide gemeinsam oder allein hervorrufen, sind hervorragend wiedergegeben. Über allem scheint ein Geheimnis oder ein Schrecken zu schweben, etwas, das trotz der Sehnsucht nach einem solchen Ort ein Gruselgefühl hervorruft.
Paula Hawkins wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Erinnerungen, Tagebucheinträge, Rückblenden wechseln mit dem aktuellen Geschehen ab. Die Beziehungen der Protagonisten untereinander spielen eine wichtige Rolle. So ist James' Ehefrau die ehemalige Verlobte seines Chefs und Freundes Sebastian Lennox. Seinem Vater, der bei einem Jagdunfall starb, wird eine Affäre mit Vanessa Chapman nachgesagt. Die Beziehung zwischen Grace und Vanessa ist ebenfalls besonders, denn für Grace hatte sie eine völlig andere Bedeutung als für Vanessa.
Aus all dem entwickelt Paula Hawkins eine Geschichte mit vielen Details, die schließlich ineinander greifen und ein Bild entstehen lassen. Die Spannung baut sich sehr langsam auf, etwas, das ich mag. Wer jedoch einen Krimi oder gar einen Thriller erwartet, wird sich sicher langweilen.
Die bereits erwähnten Details tragen dazu bei, dass einiges spätestens im letzten Drittel absehbar ist. Das hat meine Lesefreude nicht geschmälert.
Das Titelbild ist absolut gelungen, es passt in Bildausschnitt und Farbgebung perfekt zu Titel und Inhalt.
Fazit: eine dramatische Geschichte atmosphärisch erzählt