Ferryman: Der Tod ist nur der Anfang
FerrymanDie Geschichte spielt auf den Inseln von Prospera, wo die Bewohner ein privilegiertes Leben führen, bis ihre Lebenszeit abläuft. Dann werden sie auf die geheimnisvolle Nachbarinsel Nursery geschickt, um ...
Die Geschichte spielt auf den Inseln von Prospera, wo die Bewohner ein privilegiertes Leben führen, bis ihre Lebenszeit abläuft. Dann werden sie auf die geheimnisvolle Nachbarinsel Nursery geschickt, um dort "neu gebootet" zu werden, was ihnen ein weiteres Leben ermöglicht. Im Alter von 16 Jahren verlassen sie die Insel Nursery und werden in bestehende Familien auf Prospera integriert, wo sie aufwachsen. Wenn sie erwachsen sind, können sie sich eine Tätigkeit aussuchen, die ihren Begabungen, Fähigkeiten und Wünschen entspricht. Proctor Bennett, der Fährmann, begleitet die alt gewordenen Bewohner Prosperas zur Fähre, wenn ihre Lebenszeit "aufgebraucht" ist. Er hat seine Aufgabe nie hinterfragt, bis er eine kryptische Nachricht erhält, die seine tiefsten Ängste bestätigt und das Schicksal der Menschheit infrage stellt.
Soviel zu dem, was im Klappentext steht.
Justin Cronins Passage-Trilogie hat mich seinerzeit wirklich begeistert, und so war ich natürlich sehr gespannt darauf, was mich mit "Ferryman" erwartet.
Cronin schafft es erneut, seine Leserinnen und Leser in eine faszinierende Welt zu entführen. Anfangs wirkt das Leben auf Prospera wie ein Traum – mir kam schnell Shangri-La in den Sinn, jene geheimnisvolle Welt in Tibet. Doch nach und nach bröckelt diese Illusion, und ein düsteres Bild kommt zum Vorschein. Besonders beeindruckt hat mich, wie Cronin gesellschaftspolitische Kritik in die Handlung einfließen lässt. Immer wieder stellt er Fragen, die zum Nachdenken anregen. Manchmal wünschte ich mir allerdings, er würde schneller zur Sache kommen, da man als Leser recht bald spürt, dass hinter der perfekten Fassade etwas nicht stimmt.
Proctor Bennetts Träume sind ein klarer Hinweis darauf, dass nicht alles so ist, wie es scheint – Träume sind etwas Ungewöhnliches für die Bewohner von Prospera. Zudem wird deutlich, dass das Personal, das für das Wohl der Prosperaner verantwortlich ist im Annex in Armut leben. Diese Kontraste machen die Geschichte umso spannender.
Insgesamt ist "Ferryman" ein faszinierender Roman, der durch seine dichte Atmosphäre und gesellschaftspolitischen Themen beeindruckt. Cronins Erzählkunst schafft es, die Leserinnen und Leser in eine scheinbar perfekte Welt zu entführen, deren düstere Geheimnisse nach und nach enthüllt werden. Trotz kleinerer Längen bleibt die Geschichte im Großen und Ganzen spannend, sodass sie mich bis zur letzten Seite gut unterhalten hat.