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Veröffentlicht am 21.01.2018

Tolles Thema, weniger gut erzählt. :(

Das Erbe der Rosenthals
1

"Das Erbe der Rosenthals" von Armando Lucas Correa ist ein historischer Roman. Hauptsächlich geht es um Hannah. Diese ist ein 12-jähriges, jüdisches Mädchen, welches zur Zeit des Nationalsozialismus in ...

"Das Erbe der Rosenthals" von Armando Lucas Correa ist ein historischer Roman. Hauptsächlich geht es um Hannah. Diese ist ein 12-jähriges, jüdisches Mädchen, welches zur Zeit des Nationalsozialismus in Berlin lebt. Ihre Familie ist wohlhabend und wird von den Nazis unter Druck gesetzt, sodass ihnen eine Flucht nach Kuba als einziger Ausweg erscheint.
Parallel zu Hannah geht es um Anna, ebenfalls ein 12-jähriges Mädchen, sie lebt allerdings im Jahr 2014 in New York. Sie ist ohne ihren Vater aufgewachsen und macht sich, zusammen mit ihrer Mutter, auf die Suche nach ihren Wurzeln.

A. L. Correa greift mit seinem Roman ein Thema auf, welches mich sehr interessiert. Die Judenverfolgung ist ein Kapitel der deutschen Geschichte, welches nicht vergessen werden darf! Romane, die dieses Thema behandeln, machen die Thematik greifbarer und versetzen den Leser zurück in dieses furchtbare Zeitalter des Hasses und des Leids.
Dass auch Juden mithilfe von Schiffspassagen nach Kuba fliehen konnten, war mir bisher völlig unbekannt. Ich fand es gut, dass man hier neues lernen konnte und auch historische Fakten in Form von Bildern, Passagierlisten und Telegrammen dargestellt wurden. Auch das Nachwort, welches nochmal einige Fakten erläutert hat mir sehr gut gefallen.

Leider hat es der Autor überhaupt nicht geschafft, mich mit seiner Erzählperspektive zu fesseln. Die Geschichte wird aus Sicht von Hannah und Anna geschrieben, also aus der Ich-Perspektive 12-jähriger Mädchen. Dadurch bleibt die Erzählung zum teil oberflächlich und nicht detailliert genug. 12-jährige Mädchen können gewisse Zusammenhänge nun mal noch nicht begreifen und in Worte fassen. Dadurch hackt gerade zu Beginn der Geschichte der Erzählfluss enorm und einige Details bleiben ungeklärt. Auch der Wechsel zwischen Vergangenheit und Zukunft erfolgte für meinen Geschmack zu häufig. Kaum hatte man sich in einen Charakter hineingelesen, sprang es zum anderen Mädchen. Diese Zeitsprünge haben mich in vorherigen Romanen nicht gestört, hier waren sie einfach zu oft.
Am besten hat mir der Bericht der Schiffspassage nach Kuba gefallen. Hier gab es kaum Sprünge in der Erzählzeit und Hannah berichtet sehr detailliert und genau von der Überfahrt.

Sehr schade fand ich, dass weder das Schicksal von Annas Vater, noch das Schicksal von Leo, Hannahs Freund, eindeutig geklärt wird. Hannah bzw. Anna stellen darüber nur Vermutungen an, eindeutig geklärt wird es aber leider nicht.

Insgesamt wirkt die gesamte Erzählung auf mich künstlich und erzwungen. Einen richtigen roten Faden konnte ich nicht erkennen, Hannahs Geschichte ist unglaublich interessant, aber die Verknüpfung zur Zukunft wirkt zu erzwungen. Auch das "Schicksal" der Rosenthals wirkt eher aus der Luft gegriffen. Ich konnte kein konkretes Familienschicksal erkennen und empfinde die Sicht der Personen als zu negativ dargestellt.

Mein Fazit:
Das Thema des historischen Romans ist wirklich gut gewählt. Leider hinkt die Erzählung an manchen Stellen und konnte mich als Leserin kaum fesseln. Von mir gibt es daher nur 3 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Authentizität
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 31.10.2024

Das Seltsame

Tee für die Geister
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„Die Leute, die am wenigsten zweifeln, sind zwangsläufig die, die sich am meisten irren.“

„Tee für die Geister“ ist ein Roman des magischen Realismus von der Autorin Chris Vuklisevic. Er erschien im September ...

„Die Leute, die am wenigsten zweifeln, sind zwangsläufig die, die sich am meisten irren.“

„Tee für die Geister“ ist ein Roman des magischen Realismus von der Autorin Chris Vuklisevic. Er erschien im September 2024 und ist ein Einzelband.
Als die Mutter von Felicité und Egonia stirbt, kommen die Zwillingsschwestern erstmalig nach 30 Jahren wieder zusammen. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach ihrer Herkunft und den Geheimnissen ihrer Mutter. Was hatte Carmine zu verbergen und wer war sie in Wirklichkeit?

Chris Vuklisevic schafft in ihrem Roman eine Welt, die der unseren ähnelt. Sie benutzt reale Orte als Setting und mischt fantastische Elemente in die Handlung. So bewegt sie sich nah an der Grenze zwischen Realität und Fantasie.
Felicité ist Geisterschleuserin. Sie hilft denjenigen, die im Sterben ihren Satz nicht zu Ende sprechen durften und nun als Geister durch die Welt ziehen. Sie hört ihnen mithilfe ihrer Kuriosi-Tees zu und schleust sie dann auf die andere Seite. Sie ist jemand, vor dem die Leute Angst oder mindestens Respekt haben und hütet so manches Geheimnis. Gleichzeitig war sie aber auch immer eine Sklavin ihrer Mutter, denn diese hat sie stets an sich gebunden und über Schuldgefühle manipuliert. Egonia hingegen ist eine Hexe. Wenn sie spricht, kommen Schmetterlinge aus ihrem Mund und bringen Verderben und Verwesung. Sie ist die unsichtbare der beiden Schwestern. Die ungeliebte, die geächtete. Sie war früh auf sich allein gestellt und hat nur selten Liebe erfahren dürfen.
Vor einigen Jahren haben die Schwestern sich entzweit und erst der Tod ihrer Mutter bringt sie wieder zusammen. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach der Vergangenheit und kommen einander darüber wieder näher.
Der Roman handelt entsprechend von Geschwisterliebe, von Selbstfindung, von Aufarbeitung der eigenen Kindheit, vom seelischen Heilen. Es gibt einige spannende Wendungen und die scheinbar surreale und doch reale Welt ist als Setting gut gewählt. Auch die Figuren sind interessant gezeichnet und definitiv einzigartig.
Leider ist der Schreibstil ungewöhnlich und für mich war es unmöglich, mich daran zu gewöhnen. Die Geschichte wird von einem zunächst unbekannten Ich-Erzähler meistens im Präsens beschrieben. Er spricht den Leser immer wieder direkt an, erzählt Felicités und Egonias Geschichte, beschreibt Hintergrundinformationen. Gleichzeitig webt er weiter Informationen ein, die für die Geschichte meiner Meinung nach nicht relevant sind und nur ablenken. Darüber hinaus gibt es gedichtartige Passagen, die Unterhaltungen oder direkte Erzählungen der Figuren darstellen.
Die Handlung wechselt zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen dem Erzähler und den Protagonistinnen. Der Handlungsverlauf ist nicht wirklich linear, vieles spielt für die eigentlich Handlung keine Rolle und ist eher Füllstoff für das Buch. Bis zum Ende war die Handlung für mich daher oft wirr und unverständlich, ich glaube, ich habe vieles überhaupt nicht verstanden. Der Schreibstil hat mich einfach durcheinander gebracht und mir das Lesen massiv erschwert.
Einige Male hätte ich das Buch fast beiseite gelegt und mich beim Lesen leider wirklich gequält. So habe ich mich mit dem Buch insgesamt wohl über 4 Wochen beschäftigt und muss wirklich sagen, dass es für mich absolut unpassend war.

Ich schreibe eine solche Bewertung nicht gerne, aber für mich passte hier leider fast nichts. Die Grundidee der Handlung fand ich gelungen und interessant, ich hatte mich auch tatsächlich aufs Lesen gefreut. Der Schreibstil hat es mir dann aber leider wirklich verdorben und ich empfehle euch, zunächst eine Leseprobe auszutesten, wenn euch der Roman interessiert!
Von mir gibt es schließlich nur 2,5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.08.2020

Rache

Verdacht auf Mord
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„Dazu ist alles gesagt.“

„Verdacht auf Mord“ ist ein Kriminalroman von Karin Wahlberg, übersetzt von Lotta Ruegger und Holger Wolandt. Er erschien im März 2007 und ist der fünfte Band der Krimireihe um ...

„Dazu ist alles gesagt.“

„Verdacht auf Mord“ ist ein Kriminalroman von Karin Wahlberg, übersetzt von Lotta Ruegger und Holger Wolandt. Er erschien im März 2007 und ist der fünfte Band der Krimireihe um die Chirurgin Veronica Lundborg und den Kommissar Claes Claesson. Er ist dabei aber in sich abgeschlossen und kann unabhängig von der Buchreihe gelesen werden.
Als in einer Klinik in Lund eine unbekannte Männerleiche gefunden und eine junge Frau auf der Straße überfallen wird, sieht die dortige Kriminalpolizei zunächst keinen Zusammenhang. Erst durch die Unterstützung von Kommissar Claesson aus Oskarshamn und dem Zufall, lässt sich eine Verbindung erkennen…

„Verdacht auf Mord“ war seit langem mal wieder ein Krimi, an den in mich herangetraut habe. Außerhalb meines Wohlfühlgenres lese ich nur selten, meistens dann aber doch sehr gerne. In diesem Fall wurde ich allerdings leider herbe enttäuscht. Der Krimi, der als Bestseller und „Titel, der in jedem Bücherregal vorhanden sein sollte“ beschrieben wurde, konnte mich leider von Anfang an nicht abholen.
Die eigentlichen Protagonisten Claes Claesson und seine Frau Veronica Lundberg, blieben für mich die meiste Zeit mehr oder weniger unscheinbar. Die personale Erzählperspektive sowie die Handlung wechseln während des gesamten Romans zwischen mehreren Personen hin und her, ein Schwerpunkt ist kaum erkennbar. Die vielen Wechsel und unklaren Zusammenhänge machen die Handlung kompliziert und verwirrend, ein flüssiges Lesen stellt sich kaum ein. Der eher abgehackte Schreibstil und der recht eigenwillige Stil immer nur die eingeschränkte und für mich häufig irritierende Sicht der jeweiligen Figuren erschwerten den Lesefluss zusätzlich. Mehrfach habe ich das Buch beiseitegelegt und darüber nachgedacht, es abzubrechen, wollte ihm aber eine Chance geben.
Insgesamt konnte ich mich mit keiner der Figuren identifizieren oder eine Beziehung aufbauen. Die Atmosphäre war von Beginn an sehr düster, die Gedanken aller Charaktere sehr düster und negativ. Auch die eigentlichen Hauptfiguren traten für mich im Grunde gar nicht in Erscheinung und hätte ich es nicht auf dem Klappentext gelesen, hätte ich sie als solche auch nur schwer ausmachen können. Dies mag allerdings ein wenig anders sein, wenn man die vorherigen Bände der Reihe kennt.
Da sich das Lesen also in den ersten ¾ des Buches sehr zäh gestaltete, konnte leider auch kaum Spannung aufkommen. Ermittlungsarbeit gab es so gut wie keine, die Handlung drehte sich mehr um die verschiedenen Personen und deren Erlebnisse.
Im letzten Viertel konnte mich der Roman dann aber doch noch überraschen. Plötzlich wurde der Schreibstil flüssiger, die Handlung spannender und das Erzähltempo dadurch deutlich rasanter. Endlich begann die eigentliche Ermittlungsarbeit und einige Spannungsmomente gab es ebenso. Leider hatte ich dann aber tatsächlich von Anfang an die richtige Person als Täter im Hinterkopf, obwohl ich die Zusammenhänge noch nicht kennen konnte.
Diese Zusammenhänge jedoch sind der Autorin rückblickend sehr gut gelungen. Geschickt baut sie die Erklärungen und die Hintergründe des Täters durch mehrere Puzzlesteine, Rückblicke und Erzählstränge auf und webt so eine tragische und wirklich traurige Geschichte. Diese Idee gefällt mir an sich wirklich gut, konnte aber leider in der Gesamthandlung nicht so sehr überzeugen.
Eine richtige Überraschung gab es am Ende für mich also nicht, jedoch konnte ich das Buch insgesamt mit einem positiven Eindruck abschließen und bin froh, es nicht beiseitegelegt zu haben. Dies entspricht nämlich nicht meinen Lesegewohnheiten!

Mein Fazit: Leider konnte der Kriminalroman „Verdacht auf Mord“ mich nicht überzeugen. Lange Zeit plätscherte die Handlung dahin, das Lesen fiel schwer und ich musste mich nahezu überreden weiterzulesen. Da das Ende dann doch noch besser wurde und ich im letzten Viertel tatsächlich noch Spaß am Lesen entwickelte, vergebe ich 2,5 von 5 Sternen.

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