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Veröffentlicht am 31.10.2024

Elze - mutig und tapfer

Am Fluss der Zeiten
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Zum ersten mal lese ich einen Roman von Ulrike Renk und ich bin restlos begeistert. Auf mehr als 500 Seiten entfaltet sich eine hervorragende und auch spannende Zeitreise in die Jahre 1551 bis 1553. Geschildert ...

Zum ersten mal lese ich einen Roman von Ulrike Renk und ich bin restlos begeistert. Auf mehr als 500 Seiten entfaltet sich eine hervorragende und auch spannende Zeitreise in die Jahre 1551 bis 1553. Geschildert wird das Leben, Arbeiten und der Alltag auf einem Bauernhof in der Nähe von Münster. Im Mittelpunkt des Romangeschehens steht Elze, die älteste Tochter, die gemeinsam mit ihren Eltern, den drei älteren Brüdern, ihrer jüngeren Schwester, einer Schwester ihres Vaters sowie der Ehefrau einer ihrer Brüder nicht nur die Arbeit im Haushalt verrichtet, sondern auch zu landwirtschaftlichen Arbeiten ihren Beitrag leistet. Ein warmherziges und harmonisches Familienleben zeichnet die Bewohner des Kalmule-Hofes auf, wobei der Tante gegenüber, die während der Zeit der Wiedertäufer in Münster arbeiten musste und noch immer unter den damaligen Erlebnissen leidet, sehr viel Verständnis auf Grund ihres teilweise merkwürdigen Verhaltens entgegengebracht wird.

Mit sehr großem Verständnis für den damaligen Alltag versteht es die Autorin bis in Kleinigkeiten ein stimmiges und auch intensives Bild der damaligen Zeit, der Arbeits- und Lebensbedingungen, vor allem aber auch das tiefe Abhängigkeitsverhältnis als s.g. Eigenbehörigen gegenüber den jeweiligen Grundherren. So war z.B. eine Heirat nur bei Zugehörigkeit zum gleichen Grundherrn möglich oder man konnte jederzeit zu einem mindestens einjährigen Gesindedienst herangezogen werden. Und genau dieses Schicksal ereilt Elze, die zu einem solchen Dienst in Münster verpflichtet wird. Dass dies gerade im Hinblick auf den gleichen Dienst ihrer Tante vor vielen Jahren ebenfalls in Münster bei allen Familienmitgliedern große Sorgen hervorruft, ist offensichtlich. Doch es besteht keine Möglichkeit, sich diesem Dienst zu entziehen. Dass diese Dienstpflicht ungeahnte Entwicklungen nach sich ziehen würden, wird im weiteren Verlauf teilweise sehr drastisch und doch auch sehr einfühlsam beschrieben.

Die Romanhandlung beginnt zwar einige Jahre nach Beendigung des s.g. Täuferreichs, doch findet diese Zeit mit all ihren Strömungen und Entwicklungen eine gut integrierte Berücksichtigung. Verschiedene Charaktere klären letztendlich Elze über das auf, was sich ereignet hat, was sie erlebt haben, sodass sich ein sehr gut recherchiertes, vor allem aber hervorragend dargestelltes Gesamtbild ergibt, wozu auch ein sehr verständlicher Schreibstil einen nicht unwesentlichen Beitrag leistet.

Für mich ein wunderbarer Roman, der in eine Welt entführt, in dem gerade die Thematik der Eigenbehörigkeit mit all ihren Konsequenzen im alltäglichen Leben lebensnah geschildert wird. Und was mir auch sehr gut gefallen hat, waren die leichten kritischen Anmerkungen vor allem von Elze und ihrem Bruder Claes, die in einigen Gesprächen die persönliche Lebenssituation bzw. die mangelnden Freiheiten sehr anschaulich darstellten.

Abschließend sei noch erwähnt, dass es sich um ein sehr wertiges Buch handelt. Mit Schutzumschlag in einer ansprechenden Haptik und zudem mit einem Lesebändchen versehen. Zudem ist ein Personenregister vorhanden und einige persönliche Anmerkungen zum Entstehen des Romans, vor allem aber auch sehr interessanten weiteren Hinweisen zum Täuferreich.

Ein gelungener Auftakt einer Trilogie, auf deren Fortsetzung ich schon sehr gespannt bin und die ich mir auf keinen Fall entgehen lassen werde.

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  • Thema
Veröffentlicht am 15.09.2024

Gelungener Abschluss

Das Erbe der Greiffenbergs - Hoffnungsvolle Aussichten
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Mit großer Begeisterung habe ich nun über drei Bände hinweg das Auf und Ab der Unternehmerfamilie der Greiffenberg verfolgen können. Aber nicht nur, was persönliche Entwicklung der Familienmitglieder betrifft, ...

Mit großer Begeisterung habe ich nun über drei Bände hinweg das Auf und Ab der Unternehmerfamilie der Greiffenberg verfolgen können. Aber nicht nur, was persönliche Entwicklung der Familienmitglieder betrifft, sondern auch die Probleme eines heruntergewirtschafteten Familienunternehmens, vieles verursacht durch die Unbelehrbarkeit und Starrköpfigkeit des Seniorchefs und dessen vorübergehendem spurlosen Verschwinden, anbelangt.
Im nunmehr dritten und somit letzten Band hat mich die Autorin mit dem für mich besten Roman zu dieser Serie überrascht.
Auf bemerkenswerte und überzeugende Weise ist es ihr gelungen, jedes Familienmitglied an einen Wendepunkt des jeweiligen Lebens heranzuführen. Ludwig, der nicht bereit ist, den nach seiner Rückkehr rücksichtslos wieder übernommenen Chefposten unter Berücksichtigung der von Pauline und Ferdinand erfolgreich gemeisterten Probleme des Familienbetriebs, an die nächste Generation weiterzugeben.
Ludwigs Aufmerksamkeit und auch teure Geschenke an seine Ehefrau zeigen nicht die erhoffte Wirkung – Therese wirkt zunehmend distanzierter, da sie durch Ludwigs Vertrauensbruch vieles neu überdenkt.
Antonia, die sich nach bestandenem Abitur den Vorbereitungen für ein Kunststudium widmet, wird durch den rein zufälligen Kontakt mit dem Sohn eines ehemaligen und kurz zuvor verstorbenen Mitarbeiters nicht nur mit Jahrzehnte zurückliegende vertuschte Ereignisse im Unternehmen konfrontiert sondern muss sich auch der Frage nach Familienloyalität und Gerechtigkeit stellen.
Pauline sieht sich nach der geschäftlichen Ignoranz ihres Vaters mit einer zunehmenden Beziehungskrise Konfrontiert, da sich die Zukunftsvision ihres Freundes deutlich von ihrer eigenen unterscheidet.
Für Ferdinand steht auf Grund eines verheißungsvollen beruflichen Angebots eine Fernbeziehung im Raum – die, wie unschwer vorstellbar, alles andere als positiv aufgenommen wird.
Und an Oma Elsa, nach wie vor aufmerksam die familiären und unternehmerischen Entwicklungen beobachtend und gelegentlich – so wie eh und je – regelnd eingreifend, gehen auch altersbedingte Erkrankungen nicht spurlos vorüber.
Der Autorin ist es gelungen, eine äußerst abwechslungsreiche Romanhandlung in ihrem gewohnt leichten und flüssigen Schreibstil zu vermitteln. Dabei gefallen mir besonders die unterschiedlichen, nachvollziehbaren und realistischen Probleme der jeweiligen Protagonisten sehr gut. Ich bin sehr gerne den jeweiligen Entwicklungsphasen, sowohl gedanklich/gefühlsmäßig als auch durch konkrete Handlungen gefolgt. Sie wurden mit sehr großem Verständnis und Einfühlungsvermögen entwickelt und waren realistisch. Auch wenn ich dann über die eine oder andere Entscheidung dann doch überrascht war – aber sie passte.
Zudem schließt der Roman nun mit interessanten Aspekten auf die weitere Entwicklung von Protagonisten, die sich nun anders als zu Beginn des dritten Bandes erwartet gestalten wird. Für mich ein versöhnlicher und hoffnungsvoller Abschied von Familie Greiffenberg.

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  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 26.07.2024

Im Fluchtgepäck: drei wichtige Bücher

Die Glücksfrauen - Die Kraft der Bücher
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Jeder Band der Trilogie über das schicksalhafte Zerbrechen einer Freundschaft zwischen Luise, Maria und Anni in den Wirren des Zweiten Weltkriegs ist einer anderen der drei Freundinnen gewidmet. Im vorliegenden ...

Jeder Band der Trilogie über das schicksalhafte Zerbrechen einer Freundschaft zwischen Luise, Maria und Anni in den Wirren des Zweiten Weltkriegs ist einer anderen der drei Freundinnen gewidmet. Im vorliegenden dritten Band begibt sich Luises Enkeltochter June auf die Reise nach Brasilien, da sich dort die Spur von Maria, einer jungen Mutter und Ehefrau mit jüdischen Wurzeln, verloren hat. Ihre Enkeltochter Sandra führt eher erfolglos die letzte verbliebene Buchhandlung in Rio, einer ehemals großen Buchhandlungskette ihrer Großmutter. Gemeinsam mit June begibt sie sich auf eine Zeitreise und folgt der Fluchtroute, die ihre Großmutter in einem Tagebuch, das auf Grund eines vagen Hinweises tatsächlich noch – gut versteckt – gefunden wird, notiert hat.

In zwei Zeitsträngen wird der aktuelle Reiseverlauf von June und Sandra und die gefahrvolle Flucht von Maria mit ihrem Ehemann und den beiden noch kleinen gemeinsamen Kindern geschildert. Die Erzählstränge wechseln sich ab und es gelingt jedes mal mühelos, der aktuellen Situation zu folgen.

Dabei hat mich leider die Suche von June und Sandra nicht so in ihren Bann ziehen können, wie die Flucht von Maria. Mit Maria ist der Autorin eine bewundernswerte Charaktere gelungen, die sich im Laufe der Zeit zu einer emanzipierten und durchsetzungsstarken Frau entwickelt. Hat sich Maria noch während ihrer Zeit in Berlin dem zögerlichen Verhalten ihres Ehemannes, untergeordnet so wird sie letztendlich zur treibenden Kraft. Nicht nur, was letztendlich den Aufbruch bedeutet, sondern auch die ihrer Familie gegenüber sorgfältige und verantwortungsvolle Beobachtung der jeweiligen Aufenthaltsorte. Die sie dann mehr als einmal zu kurzfristigen Entscheidungen veranlasst. Nach meiner Einschätzung ist es alleine Maria, ihrer Weitsicht und ihrem sich entwickelnden Selbstbewusstsein, gründend auf dem großen Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihrer Familie zu verdanken, dass nicht nur die Flucht bis Brasilien gelingt, sondern ihr auch der Aufbau einer erfolgreichen Buchhandlungskette gelingt. Und dies auf der Grundlage von drei Büchern, die sie bei ihrem Aufbruch aus Berlin für unverzichtbar hält und von denen sie sich den ganzen langen Fluchtweg über nie getrennt hat.

Erwähnt sei noch, dass die Fluchtroute von Maria und ihrer Familie sehr fesselnd dargestellt wird, wobei ich feststellen konnte, dass der gefahrvolle Weg über die Pyrenäen inzwischen als Wanderroute ausgezeichnet wurde.

Auch der zweite Roman hat mir sehr gut gefallen und gerade die Erzählstränge aus der Vergangenheit haben mich teilweise sehr berührt und ich war mehr als einmal betroffen vom Verhalten so mancher auf den ersten Blick gutwilligen Fluchthelfer, die ich aber als eine glaubwürdige und authentische Darstellung empfunden habe. Und in der Charaktere von Marias Mann ist der Autorin eine sehr interessante Charaktere gelungen, über die ich mehr als einmal den Kopf geschüttelt, aber Maria ob ihrer Geduld bewundert habe. Zunächst eher im Hintergrund wirkend, tritt Maria immer mehr in den Vordergrund bzw. in die Verantwortung und ist letztendlich die treibende und auch helfende Kraft, die eine erfolgreiche Flucht ermöglicht hat.

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Veröffentlicht am 22.07.2024

Das Leben lieben und leben

Der Bademeister ohne Himmel
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Ein interessantes Cover, ein interessanter Titel die mich dann doch neugierig gemacht haben. Dank einer kurzen Inhaltsangabe wusste ich, dass ich diesen Roman lesen möchte. Nicht nur ein sondern gleich ...

Ein interessantes Cover, ein interessanter Titel die mich dann doch neugierig gemacht haben. Dank einer kurzen Inhaltsangabe wusste ich, dass ich diesen Roman lesen möchte. Nicht nur ein sondern gleich mehrere ernste Themen wurden auf eine ganz besondere Weise leicht und doch mit großem Einfühlungsvermögen und Verständnis wunderbar und berührend miteinander verknüpft, erläutert und mit wunderbaren Protagonisten bildhaft in Szene gesetzt.
Ein Teenager, Linda, Teenager und damit dem Grunde nach in einem interessanten und wichtigen Lebensabschnitt, betrachtet die Schule als lästigen Zwang, dem sie sich liebend gerne entzieht und beschäftigt sich sehr oft und intensiv mit dem Thema „sterben“. Ihre (einzige) Freundschaft mit Kevin, der zunehmend an dem Chaos des Weltgeschehens leidet und verzweifelt, stellt auch keine großartige Motivation dar. Und da ist noch der 89jährige, verwitwete, ehemalige Bademeister Hubert, der an Demenz leidet und jeden Tag aufs Neue seine geliebte Ehefrau Rosalie sucht bzw. vermisst, da ihm ihr bereits länger zurückliegende Tod nicht im Gedächtnis bleibt. Linda, der Teenager mit großem Weltschmerz unterstützt an drei Tagen der Woche Huberts Pflegerin Ewa bei der Betreuung.
Ein wunderbar warmherziger Roman, bei dem auf Grund der beruflichen Erfahrung der Autorin gerade dem Thema „Demenz“ eine empathische und sehr verständnisvolle Rolle zufällt. Sehr anschaulich und mit gängigen und bekannten Alltagssituationen und deren Lösungen folgt man sehr gerne dem fortlaufenden Geschehen. Dabei auch beachtens- und erwähnenswert das Einfühlungsvermögen der Autorin in die Gedankenwelt und das Verhalten eines Teenagers. Die Lösungs- und Erklärungsversuche von Linda haben mich begeistert und ich konnte mich hervorragend mit ihr identifizieren.
Ein Buch, das mir in definitiv Erinnerung bleiben wird und wovon ich ausgehe, dass ich es noch einmal lesen werde. Deshalb empfehle ich es sehr gerne weiter!

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Veröffentlicht am 19.07.2024

Ein tierisch erfolgreiches Ermittlerduo

Kola und Hops - Der Kaufhausdieb (eine spannende Geschichte zum Vorlesen und ersten Selbstlesen)
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Bereits das Cover hat mich auf Grund einer doch recht ungewöhnlichen Kombination von zwei völlig unterschiedlichen Tierarten nicht nur schmunzeln lassen, sondern auch gleichzeitig neugierig gemacht: ein ...

Bereits das Cover hat mich auf Grund einer doch recht ungewöhnlichen Kombination von zwei völlig unterschiedlichen Tierarten nicht nur schmunzeln lassen, sondern auch gleichzeitig neugierig gemacht: ein Koalabär und ein Pinguin. Beste Freunde genießen sie ihr Leben und nutzen eines Tages die Gelegenheit, an der Eröffnung eines neuen Kaufhauses teilzunehmen.
Dass sie dort mehr erwartet als eine Vielzahl von weiteren Besuchern und es vieles zu entdecken gibt – damit hatten sie bereits gerechnet. Aber dass sich ihr Besuch dort dann ganz anders entwickelt, das wird in dieser netten Geschichte erzählt.
Die auf knapp 100 Seiten erzählte Geschichte ist in kindgerechter Sprache verfasst, wobei die Leseabschnitte zwar kurz aber dennoch angemessen sind. Zum Vorlesen selbstverständlich geeignet, aber auf Grund der textlichen Gestaltung auch durchaus geeignet, in Erstklässlern die Freude und das Interesse an Büchern zu wecken.
Die Grafiken sind in wiederkehrenden und in einer überschaubaren Menge von Farben gehalten, was mir sehr gut gefällt. Mimik, Gestik bzw. das Gesamterscheinungsbild gerade der beiden Freunde sind gut getroffen und gut zu erkennen bzw. zu interpretieren.
Mein Fazit: eine amüsante und auch spannende kleine Geschichte, deren Texte, Erzählstil und auch die grafische Gestaltung überzeugen.

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