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Veröffentlicht am 23.11.2017

Schnörkelloser sechster Teil der Marthaler Reihe, der mir leider nicht so sehr zusagte, weil ich mit dem Schreibstil nicht zurecht kam.

Menschenfischer
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Kommissar Marthalers Privatleben ist alles andere als rosig. Um sich ein wenig Ablenkung zu verschaffen, nimmt er nur zu gerne das Angebot eines ehemaligen Kollegen an, der ihn darum gebeten hat ihn in ...

Kommissar Marthalers Privatleben ist alles andere als rosig. Um sich ein wenig Ablenkung zu verschaffen, nimmt er nur zu gerne das Angebot eines ehemaligen Kollegen an, der ihn darum gebeten hat ihn in Frankreich zu besuchen. Denn Marthalers Kollege Ferres, hatte sich einst an einem ungelösten Mord die Zähne ausgebissen und glaubt nun, viele Jahre nach der Tat, einen neuen Ermittlungsansatz gefunden zu haben, mit dem er Marthaler ködern will.

Kaum angekommen in Frankreich, muss Marthaler feststellen, dass Ferres zum Alkoholiker mutiert ist und mehr schlecht als recht, in der Nähe des Strands, vor sich dahinvegetiert. Ferres Geist selbst, nach einem Tag Ausnüchterung, ist jedoch noch vollkommen intakt. Nachdem er Marthaler involviert hat und dieser neugierig geworden ist, wird auf Marthaler ein Mordanschlag verübt, dem er nur mit Mühe und Not entgehen kann. Doch wer kann einen Grund dafür gehabt haben? Der Mörder des dreizehnjährigen Tobias Brüning etwa, der 1998 ermordet und schlimm entstellt in Frankfurt aufgefunden wurde?

Marthaler ist nun, nachdem er persönlich attackiert wurde, entschlossener denn je, Licht uns Dunkel des alten Falles zu bringen. Und Ferres alte Beziehungen sorgen dafür, dass ein TV Sender, den alten Fall nochmals näher beleuchtet. Daraufhin treffen neue Zuschauerhinweise ein, die Marthaler, mittlerweile wieder zurück in Frankfurt, auf eine heiße Spur führen. Dann werden zwei Roma-Kinder ermordet aufgefunden, die ähnliche Entstellungen aufweisen, wie damals Tobias. Ist ein Nachahmungstäter am Werk oder womöglich Tobias Mörder selbst? Marthaler ermittelt zusammen mit der unkonventionellen Kommissarin Kizzy Winterstein, die ähnlich gestrickt ist wie er…

Ich kannte bislang lediglich die gut gemachten „Kommissar Marthaler“ Filme, mit Matthias Koeberlin in der Hauptrolle, als ich zu Marthalers sechstem Teil „Menschenfischer“ griff und war gespannt auf den Schreibstil des Autors. Nun nach dem Lesen des Buches, bin ich ein wenig zwiegespalten bei meiner Einschätzung. Einerseits ließ sich der Krimi flüssig lesen und wartete mit einer sehr bildhaften Ausdrucksweise auf, andererseits kam ich weniger gut klar mit den kurzen Sätzen und knappen Dialogen der Protagonisten in diesem Roman. Er las sich für meinen Geschmack eher wie ein Vorabdrehbuch; beschränkt auf die wichtigsten Szenen. Zwar konnte man sich die Akteure gut vor seinem geistigen Auge vorstellen, da der Autor viele äußerliche Merkmale einstreute, was übrigens auch für die lokalen Gegebenheiten rund um Frankfurt galt, doch fehlten mir einfach längere, bedeutsamere Dialoge.

Dazu kam, dass zwar erwähnt wurde, dass es Polizisten verständlicherweise sehr nah geht, wenn sie mit dermaßen abscheulichen und traurigen Morden konfrontiert werden, doch fehlte mir beim Lesen dann doch die echte Betroffenheit von Marthaler und seinen Kolleginnen und Kollegen. Überhaupt fand ich Jan Seghers Schreibstil sehr nüchtern, knapp und sachlich geraten. Selbst wenn es um Beschreibungen von politischen Ereignissen etc. ging, lasen sich die eingestreuten Passagen, eher wie trockene Zeitungsartikel und weniger wie Dialoge von lebenden Akteuren.

Es ist sicherlich kein schlechter Krimi, doch ich finde schon, dass es den Protagonisten gut tun würde, wenn sie in Zukunft mehr Gefühle zeigen würden. Dass Marthaler etwa dermaßen schnoddrig und abgeklärt auf die Ankündigung seiner ehemals großen Liebe reagierte, beispielsweise, wirkte unglaubwürdig. Vor allem aber war es die Kürze der gemeinsamen Dialoge, die mich enttäuscht hat.

Kizzy Winterstein dagegen hat reichlich Potential und schneidet in diesem sechsten Teil der Marthaler Reihe eigentlich am Besten ab. Meine heimliche Lieblingsakteurin brachte frischen Wind in den Roman und ich mochte ihre Art zu Ermitteln sehr. Ob man ein Fan der Krimibuchreihe wird, hängt ganz davon ab, ob einem der eigenwillige, nüchterne Schreibstil des Autors gefällt.

Veröffentlicht am 30.09.2017

Ein Frühwerk der Autorin, mit einem spannenden Suspenseplot, aber auch einigen Längen und Schwächen. Romancefans könnten enttäuscht sein!

Der verbotene Liebesbrief
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Die Journalistin Joanna Haslam, möchte, nachdem sie von ihrem Freund verlassen wurde und nun unter einer schlimmen Erkältung leidend, schniefend auf der Couch liegt, eigentlich nur eines, ihre Ruhe. Doch ...

Die Journalistin Joanna Haslam, möchte, nachdem sie von ihrem Freund verlassen wurde und nun unter einer schlimmen Erkältung leidend, schniefend auf der Couch liegt, eigentlich nur eines, ihre Ruhe. Doch ihr energischer Chef denkt gar nicht daran, Joanna ihre Krankheit auskurieren zu lassen. Er schickt die fiebrige Joanna stattdessen zu einer Trauerfeier eines Prominenten. Sir James Harrison, der im Alter von fünfundneunzig Jahren verschied, war einer der größten britischen Schauspieler überhaupt. Auch sein Sohn Charles und dessen Kinder, Zoe und Marcus, sind diesem Genre treu verbunden. Während aus Charles ein berühmter Hollywoodregisseur wurde, der seit vielen Jahren in den USA lebt, strebt Zoe eine Schauspielkarriere an. Da sie äußerst talentiert ist, werden ihre beruflichen Schritte gerne von der Presse verfolgt. Auch das enfant terrible der Familie, Marcus, arbeitet am großen Durchbruch seiner Regisseurkarriere, doch bislang hat der Erfolg noch auf sich warten lassen. Zwar hat er ein vielversprechendes Drehbuch in petto, doch fehlt es ihm an Startkapital, nach einem desaströsen Flop an den Kinokassen zuvor.

In der Kirche, während die Trauerfeier ihren Lauf nimmt, erleidet die Sitznachbarin Joannas, die sich Rose nennt, einen Schwächeanfall. Mitleidig bringt Joanna die ältere, betagte Dame zum Taxi und begleitet sie bis vor deren Haustür. Rose umgibt jedoch ein Geheimnis, dass sie, als sie erfährt, dass Joanna eine Journalistin ist, zu gerne teilen möchte. Doch sie warnt die junge Frau auch davor, denn es könnte sie in Lebensgefahr bringen. Joanna, die die große Story wittert, lässt sich nicht abbringen. Als sie, wenige Tage später, ominöse Dokumente per Post von Rose zugestellt bekommt, will sie Rose aufsuchen, doch diese wurde von der Nachbarin tot aufgefunden. Ist Rose tatsächlich eines, natürlichen Todes gestorben? Schließlich war sie bereits sehr schwach und kränklich, als sie sich in Joannas Begleitung befand.

Joanna will unbedingt Roses Geheimnis in Erfahrung bringen. Doch plötzlich werden ihr von überall Steine in den Weg gelegt. Es scheint, als wolle jemand verhindern, dass das Geheimnis ans Licht kommt. Lediglich Marcus, der Enkel von Sir James Harrison, den sie bei einem Interview kennenlernt, möchte ihr helfen. Joanna ist hin und hergerissen, denn Marcus ist ein äußerst attraktiver Mann, mit einem schlechten Ruf was Frauen angeht. Soll sie, nach ihrer letzten Enttäuschung in Sachen Liebe, tatsächlich noch einmal einem Womanizer vertrauen?

Ich hatte bereits viel Gutes über Lucinda Rileys Romane gehört, doch immer wenn eine Autorin so sehr gehypt wird, werde ich unsicher, ob ich den vielen positiven Stimmen Glauben schenken soll, oder lieber nicht. Als nun „Der verbotene Liebesbrief“, erschien, der ein Einzelband ist, hat mit meine Neugierde dann doch keine Ruhe gelassen, zumal ich Romanen mit dunklen Familiengeheimnissen, im Stile einer Kate Morton, Katherine Webb, Susanna Kearsley etc., einfach nicht aus dem Wege gehen kann. Im Inneren des Romans wurde als Originaltitel „The Love Letter“ angegeben, mit dem Hinweis, dass das Buch im Jahre 2017 auch in englischer Sprache erscheinen wird. Beim Recherchieren, nachdem ich das Buch gelesen hatte, stieß ich dann allerdings auf einen anderen Originaltitel und mir wurde einiges klar. Es handelt sich bei „Der verbotene Liebesbrief“ nämlich um einen, bereits im Jahre 2000 veröffentlichten Roman der Autorin, den sie damals unter ihrem Pseudonym Lucinda Edmonds schrieb. (Seeing Double)

Nun habe ich keine Vergleichsmöglichkeiten, weiß also nicht, ob sich Lucinda Rileys Schreibstil im Laufe der Jahre stark verändert hat, doch falls es so ist, was ich glaube, hat man der Autorin mit der Neuveröffentlichung, dieses Romantic Suspense Romans, keinen Gefallen getan. Zugegeben, der Suspenseanteil in „Der verbotene Liebesbrief“ ist äußerst undurchsichtig gestrickt, so dass man lange Zeit darüber im Dunklen tappt, welches Geheimnis Rose hatte und wieso dafür so viele Menschen sterben mussten. Und für den Suspenseanteil würde ich gerne die volle Punktzahl vergeben, doch leider gab es dann doch so einiges, was ich als recht schwach geschrieben empfand.

Zunächst einmal sind die Protagonisten in diesem Roman alles andere als facettenreich konstruiert. Man erfährt zwar viel über ihren privaten Hintergrund, doch wenig über ihre Gefühlswelt. Und ihre gemeinsamen Dialoge wirken sehr oft dermaßen hölzern und klischeehaft, dass man zwischenzeitlich glaubt, man habe einen Rosamunde Pilcher Roman vor sich. Fans dieser Autorin mögen mir bitte diesen Vergleich verzeihen. Erschwerend kommt dazu, dass die Autorin keinerlei Liebesszenen eingebaut hat. Was an sich, wären die Gespräche zwischen ihren Figuren intensiver geraten, ja kein Problem darstellen würde. So aber fragt man sich beim Lesen, wieso Marcus, ein alkoholabhängiger Möchtegernregisseur, so plötzlich vom Alkohol ablassen kann, obwohl er Joanna erst zweimal getroffen hat. Er weiß sofort, dass sie die Frau seines Lebens ist. Und das, obwohl beide zu diesem Zeitpunkt, erst recht wenig übereinander wissen. Auch die verständnisvolle Art eines kleinen, zehnjährigen Jungen, der kurz zuvor seinen Großvater verloren hat, wirkte dermaßen unglaubwürdig geschrieben, dass ich mir nur verwundert die Augen reiben konnte.

Dazu ist der Roman mit seinen fast 650 Seiten alles andere als kurz und so habe ich mich zwischenzeitlich, ziemlich durch die Seiten quälen müssen, einfach weil er einige, wie ich fand, vermeidbare Längen aufweist. Ein wenig erinnert mich Lucinda Rileys Frühwerk, an das von anderen berühmten und bekannten Autorinnen; wie zum Beispiel Susan Elizabeth Phillips (Glitterbaby) oder aber Nora Roberts und Sandra Browns erste Versuche im Romantic Suspense Genre. „Der verbotene Liebesbrief“ ist alles andere als ein schlechter Roman, doch leider auch keine durchweg fesselnde Lektüre, sondern zeigt gewisse Schwächen von Debütautoren noch recht deutlich. Wenn man darüber hinwegsehen kann, eingefleischter Fan der Autorin oder einfach nur neugierig ist, auf den ansonsten gelungenen Suspenseplot, kann man aber trotzdem ruhig zugreifen.

Veröffentlicht am 20.06.2017

Harmlose, gefällige Urlaubslektüre, die etwas mehr Tiefgang und Seitenzahlen vertragen könnte

Mit dir auf Düne sieben
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Ausgerechnet die Hochzeitsplanerin Jette wurde zwei Jahre zuvor von ihrer großen Liebe Klaas, den sie bereits von Kindesbeinen an kannte, vor dem Traualtar stehen gelassen. Und noch immer kann sie nicht ...

Ausgerechnet die Hochzeitsplanerin Jette wurde zwei Jahre zuvor von ihrer großen Liebe Klaas, den sie bereits von Kindesbeinen an kannte, vor dem Traualtar stehen gelassen. Und noch immer kann sie nicht verstehen, wieso er ihr das antat, denn sie glaubte fest daran, dass er sie genauso lieben würde, wie Jette eben ihren Klaas. Seitdem hat Klaas sich kaum in St. Peter Ording sehen lassen. Doch eines Tages, als Jette im Ort unterwegs ist, kommt Klaas ihr mit einem Wagen entgegen. Jette will ihm unbedingt aus dem Wege gehen, doch das ist einfacher gesagt als getan. Und dann steht er plötzlich vor ihr und lädt sie zu einem gemeinsamen Abendessen ein, wo er ihr angeblich alles erklären will. Es wird ein schöner Abend voller Erinnerungen, doch warum Klaas damals ging, sagt er ihr wieder nicht. Und Jette traut sich nicht zu fragen. Als am nächsten Tag eine ihr unbekannte Frau in Jettes Agentur steht, die eine Hochzeitsplanerin benötigt, staunt Jette daher nicht schlecht, als ihr Blick auf den Namen des Bräutigams fällt: Klaas!

Viel Zeit sich über die Abgebrühtheit ihres Exverlobten zu ärgern, bleibt ihr allerdings nicht, denn es hat sich zudem ein Fußballstar angemeldet, der seiner Freundin, einem Model, einen Hochzeitsantrag machen möchte. Und auch ein attraktiver Sänger, der seit einer erfolgreichen Castingshow vor einigen Jahren, unbedingt neue Engagements benötigt, schneit ihr ins Haus. Marten entpuppt sich als Glücksgriff auf Hochzeiten und Geburtstagsfeiern und außerdem beginnt Jettes Herz in seiner Nähe verdächtig schneller zu schlagen. Doch Arbeit und Privates will sie keinesfalls miteinander verbinden, oder soll sie doch über ihren Schatten springen?

„Mit dir auf Düne sieben“, ist mein erster Roman der Autorin. Ich erwartete einen locker, fluffigen Urlaubsroman, a la Janne Mommsen und im Großen und Ganzen, habe ich auch das bekommen. Mit zwei Einschränkungen: Zum einen ist die Geschichte unglaublich kurz, denn sie wurde in einer, dermaßen großen Schrift abgedruckt, dass man wahrscheinlich in Normalgröße höchstens die Hälfte der angegebenen Seitenzahl vor sich haben würde. Die Romanheldin, die die Story aus ihrer Sicht, also in „Ich-Form“, erzählt, bleibt leider etwas blass- überhaupt fehlt es dem Roman an allen Ecken und Kanten an Tiefgang. Man bekommt viel harmlosen Small Talk zwischen den Bewohnern von St. Peter Ording geboten, dazu entspinnt sich eine kleine, harmlose Liebesgeschichte zwischen Jette und Marten. Allerdings fehlte es auch dieser, meiner Meinung nach, an tiefschürfenden Gesprächen. Marten hat immerhin eine Tochter, was der Grund dafür ist, dass Jette sich etwas ziert. Eine Aussprache zwischen ihnen, in denen sie ihre Bedenken auf den Tisch bringt, fehlte völlig. Das lässt die Heldin ein wenig unreif wirken, denn auch in anderen Situationen verhält sie sich völlig unbeholfen und naiv. Wieso sie etwa Klaas beim Essen nicht zur Rede stellt, war auch so ein Punkt, den ich nicht nachvollziehen konnte. Der Roman lässt sich schnell lesen und manche Passagen darin fand ich durchaus gut geschrieben; wie zum Beispiel Jettes Begegnungen mit ihrer knorrigen Tante, doch mehr als drei von fünf Punkten kann ich hier leider trotzdem nicht vergeben, weil mich einfach zuviel beim Lesen gestört hat und ich mir selbst bei einer harmlosen Urlaubslektüre echt wirkende Emotionen, Tiefgang und Dialoge erhoffe, die nicht nur harmloses Wortgeplänkel sind. Meine Worte mögen vielleicht etwas hart wirken; dennoch, ich hoffe sehr, dass die Autorin am Ball bleibt, denn sie kann durchaus schreiben und müsste lediglich ihren Charakteren in Taten und Worten, mehr Tiefgang auf den Leib schreiben.

Veröffentlicht am 20.06.2017

Sehr moderne „Stolz & Vorurteil“ Adaption für „Chick-lit Fans, über weite Strecken leider aber auch recht belanglos und unromantisch geschrieben

Vermählung
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Cincinnati USA:

Die Familie Bennet, lebt in Saus und Braus und das obwohl der Patriarch der Familie, Mr. Bennet keine großartigen Einkünfte hat und lediglich von seinem schwindenden Erbe zehrt. Besonders ...

Cincinnati USA:

Die Familie Bennet, lebt in Saus und Braus und das obwohl der Patriarch der Familie, Mr. Bennet keine großartigen Einkünfte hat und lediglich von seinem schwindenden Erbe zehrt. Besonders seine Frau, liebt es unnütze Einrichtungsgegenstände und anderen Nippes zu kaufen und macht aus diesem Grunde regelmäßig die Shoppingkanäle im TV unsicher. Als Mr. Bennet einen Herzanfall erleidet, von dem er sich schnell wieder erholt, türmen sich weitere Schulden auf, denn außer Jane und Liz, besitzt keiner der übrigen Bennets eine Krankenversicherung. Und auch das Haus der Familie ist bereits mit einer Hypothek belastet. Rat tut also Not. Und dieser kommt ausgerechnet von Liz, die aus allen Wolken fällt, als sie von ihrem Vater die unschöne Wahrheit erfährt. Liz beschließt, alles in die Hand zu nehmen, damit das Haus möglichst bald und zu einem guten Preis verkauft werden kann, denn auf ihre Familienangehörigen, die sie liebt, von denen sie jedoch weiß, dass sie in geschäftlichen Belangen absolut unfähig sind, kann sie nicht zählen.

Dabei schlägt sich Liz schon mit genug anderen Problemen herum. Ihre Mutter möchte sie mit einem Cousin verkuppeln, der zwar reich aber absolut nerdig ist und so gar nicht Liz Geschmack entspricht, Liz verheirateter Geliebter Jasper Wick macht keine großartigen Anstalten, einen Schritt weiterzugehen und sich endlich von seiner Frau zu trennen, mit der ihn angeblich nur noch eine rein platonische Beziehung verbindet und zu allem Überfluss muss sie sich auf einer Party auch noch die snobistischen Bemerkungen eines Chirurgen namens Fitzwilliam Darcy anhören, der kein gutes Haar an der Damenwelt Cincinnatis lässt. Immerhin hat Mr. Darcy auch einen gutaussehenden Freund namens Chip Bingley, der sich wiederum in Jane, Liz älteste Schwester verguckt. Und auch Jane verliebt sich Hals über Kopf in den sensiblen Mann, der vor Jahren bekannt wurde, als er an der Dating-TV-Show „Vermählung“, teilnahm. Dadurch, dass Jane und Chip sich nun regelmäßig treffen, muss auch Liz bei diversen Veranstaltungen immer wieder Darcy begegnen, der ihr mit seiner selbstgerechten Art so ziemlich den letzten Nerv raubt. Als Darcy ihr dann auch noch erzählt, dass Jasper Wick und er einst zur gleichen Zeit die Schulbank drückten und Jasper nach einem Skandal die Universität verlassen musste, reicht es Liz. Sie kann nicht glauben, dass Jasper ihr so einen einschneidenden Vorfall verschwiegen hat. Und in der Tat, Jasper hat eine ganz andere Version auf Lager. Wem soll Liz nur glauben?

Derweil hat Jane ganz andere Probleme, sie ist schwanger, allerdings ist das Kind nicht von Chip…

„Vermählung“, von Curtis Sittenfeld, gehört zu einer bislang vierbändigen Reihe, „The Jane Austen Project“ genannt. Vier Autoren/Autorinnen haben sich Jane Austens Klassikern angenommen und jeweils zu einer modernen Adaption umgeschrieben. Dazu gehört natürlich auch, dass alle Romane in der heutigen Zeit spielen. Vor einiger Zeit erschien mit „Jane Austens Northanger Abbey“ von Krimiautorin Val McDermid, bereits ein Teil des Projektes, welchen ich ebenfalls las. Besagter Roman war eher etwas für Fans des Young Adult Genres und konnte mich leider nicht hundertprozentig überzeugen, zumal die Akteure teilweise auch recht blass blieben.

Curtis Sittenfeld dagegen, ist es gelungen, Jane Austens Bennetfamilie, oder zumindest sämtliche Eigenarten, die jeder von ihnen aufweist, überzeugend in die Neuzeit zu übertragen, was mir zunächst einmal sehr gut gefallen hat. Ob Mr. Bennets beißender Sarkasmus, Janes Zurückhaltung und Vernunft oder aber auch Liz Neigung voreilige Schlüsse zu ziehen- selbst für die übrigen Bennet Geschwister findet sie den passenden Rahmen, um deren urtypischen, übersprudelnden, teils peinlichen Charaktereigenschaften beibehalten zu können. Und auch Curtis Sittenfelds Mr. Darcy konnte mich überzeugen.

Auf 576 Seiten erzählt die Autorin „Stolz & Vorurteil“, auf eine sehr moderne Art und Weise. Auch die Akteure besitzen einen sehr lockeren Umgangston, der mir manchmal sogar etwas zu leger geraten ist. Denn immerhin sind die Bennets, laut der Autorin, allesamt studierte Menschen, die eine elitäre Schulbildung genossen haben und von denen man also annehmen darf, dass sie sich auch dementsprechend ausdrücken, was hier aber leider kaum der Fall ist. Selbst Liz hat ein lockeres Mundwerk und ihren Meinungsverschiedenheiten mit Mr. Darcy, fehlt es zudem eindeutig an Jane Austens Witz und Esprit, so leid es mir auch für die Autorin tun mag. Dazu fand ich Curtis Sittenfelds Ideen manches Mal etwas zu überfrachtet. Etwa aus den jüngeren Bennetschwestern überzeugte Ernährungsgurus zu machen, Jane eine Schwangerschaft auf den Leib zu schreiben oder aber etwa den völlig unromantisch wirkenden One Night Stand zwischen Liz und Darcy zu inszenieren. „Stolz & Vorurteil“, gehört zu meinen Lieblingen von Jane Austen, weil Liz und Mr. Darcys Liebesgeschichte so besonders ist. Die Romantik ergibt sich unterschwellig und behutsam, mit viel Zurückhaltung. Zugegeben, unsere Zeit mag diesbezüglich schnelllebiger und offener sein, doch hätte ich der Autorin gerade bei erwähntem Punkt ein besseres Händchen gewünscht. Liz unmoralisches Angebot wirkt so plump dargeboten, dass ich mich ehrlich gesagt fremdgeschämt habe für sie. Vor allem aber, konnte ich nicht nachvollziehen, wieso sich Curtis Sittenfelds Liz und Darcy überhaupt zueinander hingezogen gefühlt haben. Denn dieser Punkt wird völlig vernachlässigt. Vor allem aber zickt Liz Darcy zunächst dermaßen übertrieben an, dass sie dabei völlig unsympathisch wirkt. Und dann reichen zwei, drei belanglose Gespräche plötzlich aus, um Liz von ihrer totalen Ablehnung Darcys abzubringen und sich ihm Knall auf Fall anzubieten? Sehr unglaubwürdig!

Abgesehen von meinen Kritikpunkten, lässt sich „Vermählung“, an sich gut lesen, was am eingängigen Schreibstil der Autorin liegt. Dazu stellt sie auch die übrigen Familienmitglieder, wie etwa Mary, etwas mehr in den Fokus, als es Jane Austen einst machte. Curtis Sittenfeld hat mit ihrer Adaption sicherlich einen Roman geschaffen, den viele Liebesromanfans unterhaltend finden werden. Doch für eine bessere Bewertung meinerseits fehlte mir „mehr Substanz“; also mehr Tiefe und vor allem mehr unterschwellige Romantik. Und vor allem fehlt Jane Austens Humor an allen Ecken und Kanten; selbst wenn Curtis Sittenfeld anfangs durchaus gut beginnen mag; wenn ich hier etwa an Liz Gespräche mit ihrem Vater denke. Leider verliert sich der amüsante Unterton im Laufe der Story- vieles wirkt recht seicht inszeniert und manches Mal habe ich mich dabei ertappt, wie ich diverse Belanglosigkeiten nur überflogen habe. Richtig fesseln konnte mich „Vermählung“ daher leider nicht.

Erwähnenswert ist aber auf alle Fälle die optische Aufmachung des Romans. Genau solch eine geschmackvolle, unaufdringliche und wunderschöne Covergestaltung würde ich mir in Zukunft wünschen, wenn es um die optische Verpackung einer Historical Romance geht.

Veröffentlicht am 01.06.2017

Leider etwas zäher Selbstfindungsroman in dem esoterische Themen eine große Rolle spielen

Strandfliederblüten
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Juliane arbeitet für ein Lifestylemagazin, doch leider sind die Verkaufszahlen mittlerweile ins Bodenlose gefallen, so dass zuerst ihrem Kollegen und Freund Oliver, mit dem sie seit einem halben Jahr zusammen ...

Juliane arbeitet für ein Lifestylemagazin, doch leider sind die Verkaufszahlen mittlerweile ins Bodenlose gefallen, so dass zuerst ihrem Kollegen und Freund Oliver, mit dem sie seit einem halben Jahr zusammen ist, gekündigt wird. Juliane ahnt bereits, dass auch ihr Job auf sehr wackeligen Füßen steht, doch es treiben sie noch größere Sorgen um. Sie ist dahinter gekommen, dass Oliver sie belogen hat. Er ist verheiratet, behauptet aber, er wolle sich bereits von seiner Frau trennen, seitdem er mit Juliane verbandelt sei. Eine letzte gemeinsame Urlaubsreise will Oliver angeblich dazu nutzen, seiner Frau zu sagen, dass es aus ist und er in Zukunft mit Juliane zusammen sein möchte. Juliane hofft und bangt um ihre Beziehung, doch innerlich brodelt es in ihr.

Sie benötigt dringend eine Auszeit von allem. Als sie das Schreiben eines Notars erhält, in dem ihr mitgeteilt wird, dass sie eine Erbschaft gemacht hat, fällt sie aus allen Wolken, denn es ist ihre Großmutter, die ihr ein Haus, einen Leuchtturm und einen Bauernhof vermacht hat. Juliane hat Ada nie kennenlernen dürfen und versucht in der Folgezeit auf Fliederoog, der Hallig, auf der ihr Erbe steht, mehr über die Geheimnisse ihrer Familie herauszufinden. Ihre Mutter, die anscheinend viel mehr weiß, schweigt sich jedoch aus. Gut nur, dass Juliane auf Fliederoog viele neue Freunde findet, selbst wenn aller Anfang schwer ist…

Bereits vor einiger Zeit las ich die beiden optisch sehr attraktiv gestalteten Romane, „Apfelblütenzauber“ und „Wildrosensommer“ der Autorin. Nun ist mit „Strandfliederblüten“ ein weiterer Roman von Gabriella Engelmann erschienen, in dem ein Mensch vor wichtigen Entscheidungen in seinem Leben steht. Die Autorin hat ein Faible für kluge Lebensweisheiten und Esoterik, was sich mittlerweile auch immer mehr in ihren Büchern bemerkbar macht. Und das ist auch schon ein Punkt, der mir nicht so sehr behagt hat, denn im aktuellen Roman, tritt diese Komponente besonders hervor. Ich gebe es zu, ich hatte große Probleme damit, die Gedankengänge mancher Protagonisten in dieser Geschichte nachvollziehen zu können. Das Liebe alle Probleme dieser Welt lösen kann, ist zwar für mich ein schöner Gedanke, doch zu einfach. Dass man lediglich fest an etwas glauben muss, um geheilt zu werden von allem Unbill; nun ab diesem Moment, war ich ganz heraus aus dem geschilderten Gedankenkonstrukt. Aber, wer als Leser einen Hang zu esoterischer Thematik hat, wird sicherlich auf seine Kosten kommen. Nach dem eigentlichen Roman hat die Autorin auch noch einige Buchtipps für ihre Leser und Meditationsübungen auf Lager, die „Strandfliederblüten“, für geneigte Leser perfekt abrunden.

Dass ich für „Strandfliederblüten“, nicht mehr als 3 von 5 Punkten vergeben habe, liegt aber weniger daran, dass ich mit dem esoterischen Hintergrund nicht zurecht kam, sondern, dass ich dazu beim Lesen mit einigen Längen zu kämpfen hatte. Mir fiel es sehr schwer, Julianes Werdegang zu verfolgen, weil mir die Romanheldin und auch ihre Familienmitglieder sehr unsympathisch waren. Dass Juliane so lange zögert den Schlussstrich zu ziehen, nachdem sie erfährt, dass sie sich mit einem verheirateten Mann eingelassen hat, fand ich furchtbar. Auch das seltsame Agieren ihrer Mutter, die sich über die Vergangenheit ausschweigt und nur dann und wann ein paar giftige Bröckchen fallen lässt, konnte ich nicht nachvollziehen. Überhaupt fand ich, dass es den Dialogen zwischen Juliane und ihrer Mutter an allem fehlt, was man eigentlich erwartet, bei Menschen die sich lieben und nahe sind. Als sich gegen Ende des Romans aufklärt, wieso es zum Zwist zwischen Julianes Mutter und Großmutter gekommen ist, entpuppte sich dann selbst Ada noch als egoistische Träumerin, die ihre Handlungsweisen im Alter allerdings bereut hat. Und ausgerechnet Juliane schlägt sich sogleich auf die Seite ihrer Großmutter und hält ihrer Mutter eine hochtrabende Rede über Verzeihen und Liebe. Tut mir leid, aber in dem Moment war ich mehr als versucht, den Roman ganz zur Seite zu legen.

Wunderschön fand ich dagegen die Naturbeschreibungen oder der Örtlichkeiten die Juliane auf Fliederoog vorfindet und genauso herrlich, die knorrigen Bewohner. Auch Gabriella Engelmanns Schreibstil ist eingängig und unterhaltsam. Wären die Protagonisten etwas sympathischer geraten gewesen, die Story etwas spannender und der esoterische Einfluss geringer, hätte ich sicherlich eine höhere Punktzahl vergeben.