Schnörkelloser sechster Teil der Marthaler Reihe, der mir leider nicht so sehr zusagte, weil ich mit dem Schreibstil nicht zurecht kam.
MenschenfischerKommissar Marthalers Privatleben ist alles andere als rosig. Um sich ein wenig Ablenkung zu verschaffen, nimmt er nur zu gerne das Angebot eines ehemaligen Kollegen an, der ihn darum gebeten hat ihn in ...
Kommissar Marthalers Privatleben ist alles andere als rosig. Um sich ein wenig Ablenkung zu verschaffen, nimmt er nur zu gerne das Angebot eines ehemaligen Kollegen an, der ihn darum gebeten hat ihn in Frankreich zu besuchen. Denn Marthalers Kollege Ferres, hatte sich einst an einem ungelösten Mord die Zähne ausgebissen und glaubt nun, viele Jahre nach der Tat, einen neuen Ermittlungsansatz gefunden zu haben, mit dem er Marthaler ködern will.
Kaum angekommen in Frankreich, muss Marthaler feststellen, dass Ferres zum Alkoholiker mutiert ist und mehr schlecht als recht, in der Nähe des Strands, vor sich dahinvegetiert. Ferres Geist selbst, nach einem Tag Ausnüchterung, ist jedoch noch vollkommen intakt. Nachdem er Marthaler involviert hat und dieser neugierig geworden ist, wird auf Marthaler ein Mordanschlag verübt, dem er nur mit Mühe und Not entgehen kann. Doch wer kann einen Grund dafür gehabt haben? Der Mörder des dreizehnjährigen Tobias Brüning etwa, der 1998 ermordet und schlimm entstellt in Frankfurt aufgefunden wurde?
Marthaler ist nun, nachdem er persönlich attackiert wurde, entschlossener denn je, Licht uns Dunkel des alten Falles zu bringen. Und Ferres alte Beziehungen sorgen dafür, dass ein TV Sender, den alten Fall nochmals näher beleuchtet. Daraufhin treffen neue Zuschauerhinweise ein, die Marthaler, mittlerweile wieder zurück in Frankfurt, auf eine heiße Spur führen. Dann werden zwei Roma-Kinder ermordet aufgefunden, die ähnliche Entstellungen aufweisen, wie damals Tobias. Ist ein Nachahmungstäter am Werk oder womöglich Tobias Mörder selbst? Marthaler ermittelt zusammen mit der unkonventionellen Kommissarin Kizzy Winterstein, die ähnlich gestrickt ist wie er…
Ich kannte bislang lediglich die gut gemachten „Kommissar Marthaler“ Filme, mit Matthias Koeberlin in der Hauptrolle, als ich zu Marthalers sechstem Teil „Menschenfischer“ griff und war gespannt auf den Schreibstil des Autors. Nun nach dem Lesen des Buches, bin ich ein wenig zwiegespalten bei meiner Einschätzung. Einerseits ließ sich der Krimi flüssig lesen und wartete mit einer sehr bildhaften Ausdrucksweise auf, andererseits kam ich weniger gut klar mit den kurzen Sätzen und knappen Dialogen der Protagonisten in diesem Roman. Er las sich für meinen Geschmack eher wie ein Vorabdrehbuch; beschränkt auf die wichtigsten Szenen. Zwar konnte man sich die Akteure gut vor seinem geistigen Auge vorstellen, da der Autor viele äußerliche Merkmale einstreute, was übrigens auch für die lokalen Gegebenheiten rund um Frankfurt galt, doch fehlten mir einfach längere, bedeutsamere Dialoge.
Dazu kam, dass zwar erwähnt wurde, dass es Polizisten verständlicherweise sehr nah geht, wenn sie mit dermaßen abscheulichen und traurigen Morden konfrontiert werden, doch fehlte mir beim Lesen dann doch die echte Betroffenheit von Marthaler und seinen Kolleginnen und Kollegen. Überhaupt fand ich Jan Seghers Schreibstil sehr nüchtern, knapp und sachlich geraten. Selbst wenn es um Beschreibungen von politischen Ereignissen etc. ging, lasen sich die eingestreuten Passagen, eher wie trockene Zeitungsartikel und weniger wie Dialoge von lebenden Akteuren.
Es ist sicherlich kein schlechter Krimi, doch ich finde schon, dass es den Protagonisten gut tun würde, wenn sie in Zukunft mehr Gefühle zeigen würden. Dass Marthaler etwa dermaßen schnoddrig und abgeklärt auf die Ankündigung seiner ehemals großen Liebe reagierte, beispielsweise, wirkte unglaubwürdig. Vor allem aber war es die Kürze der gemeinsamen Dialoge, die mich enttäuscht hat.
Kizzy Winterstein dagegen hat reichlich Potential und schneidet in diesem sechsten Teil der Marthaler Reihe eigentlich am Besten ab. Meine heimliche Lieblingsakteurin brachte frischen Wind in den Roman und ich mochte ihre Art zu Ermitteln sehr. Ob man ein Fan der Krimibuchreihe wird, hängt ganz davon ab, ob einem der eigenwillige, nüchterne Schreibstil des Autors gefällt.