Bekommt viel zu wenig Aufmerksamkeit
Die gehorsame TochterAbigail Heywood ist in Newhaven Plantation in der Gemeinde der New America Baptist Church aufgewachsen. Als gute Tochter weiß sie, was sich gehört und da Newhaven auf einer kleinen Insel liegt, kommt sie ...
Abigail Heywood ist in Newhaven Plantation in der Gemeinde der New America Baptist Church aufgewachsen. Als gute Tochter weiß sie, was sich gehört und da Newhaven auf einer kleinen Insel liegt, kommt sie auch nicht mit der Versuchung in Verbindung. Sie weiß, dass sie als Frau einem Mann zu dienen hat und für Heim und Kinder zuständig ist. Doch als sie gemeinsam mit ihrem Vater, der Pastor Heywood, in die kleine Stadt fährt, trifft sie auf eine junge Frau.
Kurze Zeit später brennt ein Haus der NABC ab, zwei Opfer sind in dem Haus, der Pastor und seine Frau. Abigail hingegen ist weitestgehend unverletzt, kann sich aber an nichts mehr erinnern, weder aus der Nacht des Brandes noch an die Zeit zuvor. Was geschah hier wirklich?
Mich sprach der Klappentext unheimlich an und dann habe ich viel zu lange gezögert, dieses Buch zu lesen, was ich im Nachhinein wirklich bedaure, denn es ist wirklich absolut fesselnd und spannend.
Lauren van rensburg schreibt sehr bildlich und direkt und versetzt ihren Leser somit gleich mitten ins Geschehen. Ihren Thriller hat sie auf verschiedenen Zeitebenen und mit eingebauten Auszügen aus diversen Interviews aufgebaut. Wir beginnen in der Gegenwart kurz nach dem Brand und reisen dann sechs Wochen in der Zeit zurück bis kurz vor den Brand.
Gerade durch dieses hin- und herspringen durch die Zeiten eröffnen sich nur nach und nach die Wahrheiten für den Leser, man kann hier unheimlich viel miträtseln und vermuten und für mich war es wirklich von der ersten bis zur letzten Seite an absolut fesselnd. Zwar finden wir in diesem Buch keine klassischen Ermittlungen, dafür verfolgen wir intensiv, wie in der Sekte auf der Insel gehandelt wird, was absolut erschreckend und beängstigend ist.
Die New America Baptist Church ist eine Sekte, auch wenn sie sich selbst nicht so sehen, sondern als eine Gemeinschaft, die nach den Regeln Jesu und der Bibel handelt. Was und wie aber in dieser Sekte gehandelt wird, gleicht einer wahren Gehirnwäsche, hier herrscht das Patriarchat, Frauen haben dem Mann zu gehorschen und ihnen Kinder zu gebähren, widerspricht eine, wirdohne zu zögern auf ganz grausame Weise Folter eingesetzt.
All diese Ereignisse erlebt der Leser in der Ich-Perspektive aus der Sicht der Protagonistin Abigail. Ich war hier hoch emotional, gefangen zwischen endloser Wut und Fassungslosigkeit, wie geschickt einem das Wort im Munde verdreht wird und wer hier in Wirklichkeit Zuflucht auf der Insel fand.
Das Setting, diese einsame Insel mit ihren Bewohnern, wurde für mich absolut greifbar, ich spürte die Hitze des Sommers und konnte beinahe am eigenen Leib spüren, wie sehr Abigail hier leidet.
Abigail fand ich großartig charakterisiert, sie ist gerade einmal siebzehn Jahre alt und erst als sie Summer kennenlernt, beginnt sie selbst ihre Augen zu öffnen, sieht was auf der Insel wirklich geschieht und versucht, sich selbst zu finden. Doch das wird hier auf der Insel beinahe unmöglich, denn eine gehorsame Tochter stellt nichts in Frage, stellt sich nicht zur Schau, gehorscht und dient. Ihre Entwicklung und was wirklich hinter ihrer Geschichte steckt, war wirklich berührend und schockierend.
Die Nebencharaktere waren so unheimlich glaubhaft, sie haben mich wirklich beeindruckt mit ihren Handlungen, auch wenn es nicht immer im positiven Sinne gemeint ist. Für mich ist es fast schon unvorstellbar, dass es so ein Leben geben kann und doch weiß man, dass es diese Sekten gibt.
Mein Fazit: Dieses Buch habe ich an nur einem Tag förmlich inhaliert, denn für mich war es von der ersten bis zur letzten Seite einfach nur spannend, emotional und berührend. Ich habe die Handlung mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit, Angst und Abscheu, aber auch Faszination verfolgt und bin auch jetzt beim Finden von Worten für meine Rezension wieder völlig gefangen von der Geschichte. Für mich war es die Überraschung des Jahres, denn mit einer solchen Geschichte habe ich wirklich nicht gerechnet. Ganz großes Kino und absolut lesenswert.