Schockierendes Thema beeindruckend zu Papier gebracht
Schrei! Nur wenn ich laut bin, wird sich was ändernIn "Schrei" kritisert die Autorin den Umgang mit sexuellem Missbrauch, die fehlende Auseinandersetzung mit den psychischen Folgen und generell das Verhalten gegenüber Mädchen und Frauen. Damals, aber auch ...
In "Schrei" kritisert die Autorin den Umgang mit sexuellem Missbrauch, die fehlende Auseinandersetzung mit den psychischen Folgen und generell das Verhalten gegenüber Mädchen und Frauen. Damals, aber auch heute noch.
Es ist eine Autobiografie in Versform, was ihren Worten sehr viel Ausdruckskraft verleiht. Sie beschreibt viele verschiedene Episoden ihres Lebens und die Geschichten, die andere ihr anvertraut haben und verwebt all das gekonnt mit dem, was generell an der Gesellschaft zu kritisieren ist:
Die Autorin berichtet, wie sie teilweise unter ihren Eltern gelitten hat. Wie ihr in ihrer Kindheit und Jugend jegliche Stabilität fehlte. Wie sie selbst mit 13 vergewaltigt wurde. Sie beschreibt ihre Angstgefühle, die Scham und den Ekel, die sie danach begleitet haben. Das hat mich beim Lesen getroffen wie tausend Messerstiche. Die Berichte anderer Personen machen zudem erschreckend deutlich, wie häufig sexueller Missbrauch wirklich stattfindet.
Anderson schreibt emotionsgeladen und bildgewaltig. Sie klagt an, hält einen Spiegel vor, reflektiert, aber sie spendet auch Hoffnung und Mut, sich nicht unterkriegen zu lassen.
Nach dem Lesen bleibt man nicht nur entsetzt und sprachlos zurück. Die Autorin hat auch trostspendende Worte. Sie versucht Menschen, denen es wie ihr geht, den Mut zu geben, ihre Stimme zu erheben. „Schrei“ ist ein Buch, das in jeder Hinsicht unter die Haut geht. Von mir eine ganz klare Empfehlung.