Schön und spannend
"A Song to Drown Rivers" entführt die Leserinnen und Leser ins China des 6. Jahrhunderts und bietet eine eindrucksvolle Neuinterpretation der Legende von Xi Shi, einer der Vier Schönheiten des antiken ...
"A Song to Drown Rivers" entführt die Leserinnen und Leser ins China des 6. Jahrhunderts und bietet eine eindrucksvolle Neuinterpretation der Legende von Xi Shi, einer der Vier Schönheiten des antiken Chinas. Ann Liang gelingt es, die historische Kulisse mit einer fesselnden Spionagegeschichte und einer zarten, doch konfliktreichen Liebesgeschichte zu verweben.
Schwieriger Einstieg, aber spannendes Mittelteil
Zu Beginn hatte ich Schwierigkeiten, mich in die Handlung hineinzufinden. Das lag vor allem an der ausführlichen Einführung der Charaktere und der politischen Situation zwischen den Königreichen Yue und Wu. Doch sobald Xishi ihre Ausbildung zur Spionin beendet hat und ins Nachbarkönigreich aufbricht, nimmt die Geschichte Fahrt auf. Hier entfaltet sich ein Netz aus Intrigen, Machtkämpfen und gefährlichen Situationen, das mich gefesselt hat. Liangs Darstellung dieser Welt und ihrer Bräuche ist lebendig und atmosphärisch, sodass man förmlich in die antike chinesische Kultur eintaucht.
Starke Frauenfigur und Machtkämpfe
Besonders interessant ist, wie Ann Liang die Rolle der Frau im historischen Kontext neu interpretiert. Xishi ist nicht nur eine schöne Fassade, die als Waffe gegen den feindlichen König eingesetzt wird; sie ist eine vielschichtige Protagonistin, deren Stärke in ihrer Klugheit, ihrem Mut und ihrer Fähigkeit zu täuschen liegt. Die Geschichte verdeutlicht, dass Macht nicht nur in körperlicher Stärke oder in politischen Titeln liegt, sondern auch in der Fähigkeit, Menschen zu beeinflussen und Situationen zu ihrem Vorteil zu wenden.
Vielschichtige Charaktere und eine unerwartete Liebesgeschichte
Ein Highlight des Buches ist die Dynamik zwischen den Charakteren. Nicht nur die Hauptfiguren Xishi und Fanli sind gut ausgearbeitet, sondern auch die Nebencharaktere tragen viel zur Tiefe der Handlung bei. Die Liebesgeschichte zwischen Xishi und Fanli verläuft überraschend subtil und steht nicht immer im Mittelpunkt, was dem Buch eine angenehme Balance gibt. Statt einer typischen Romanze entfaltet sich eine langsam wachsende, zaghafte Beziehung, die gegen Ende turbulenter wird und dramatische Wendungen nimmt.
Poetische Sprache und eindrucksvolle Aufmachung
Ann Liang überzeugt mit einer poetischen, fast schon lyrischen Sprache, die perfekt zur Atmosphäre passt. Sie schafft es, sowohl die Schönheit der Landschaften als auch die inneren Konflikte der Figuren eindrucksvoll zu beschreiben. Auch die Aufmachung des Buches ist ein echter Hingucker: Der Buchschnitt und die kunstvollen Verzierungen unter dem Schutzumschlag verleihen der Hardcover-Ausgabe ein edles Erscheinungsbild und machen das Buch zu einem echten Schmuckstück im Regal.
Kritikpunkte: Langatmige Stellen und ein durchwachsenes Ende
Allerdings gibt es auch einige Passagen, die sich in die Länge ziehen und den Lesefluss bremsen. Gerade in der Mitte des Buches hätte die Handlung stellenweise gestrafft werden können. Das Ende der Geschichte hinterließ bei mir gemischte Gefühle: Während die finale Konfrontation spannend inszeniert ist, wirkt der Abschluss etwas gehetzt und ist schlichtweg nicht nach meinem Geschmack.
Fazit
"A Song to Drown Rivers" ist ein atmosphärisch dichtes und spannendes Buch, das durch starke Charaktere, eine faszinierende historische Kulisse und eine feinfühlige, nicht überladene Liebesgeschichte besticht. Trotz einiger langatmiger Passagen bietet der Roman ein gutes Leseerlebnis und ist besonders für Fans historischer Romane und Liebesgeschichten mit Tiefgang zu empfehlen. Die poetische Sprache und die wunderschöne Aufmachung des Buches machen es zu einem echten Highlight im Bücherregal.