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Karolina_Hruskova

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Die einzigartige und zauberhafte Magie Aspens

Like Snow We Fall
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Paisley hat einen Traum: Ihre Teilnahme an Olympia. Und mit der Aufnahme an der renommiertesten Eiskunstlaufschule in Aspen scheint sie ihrem großen Traum sogar ein Stück näher zu kommen. Aspen bedeutet ...

Paisley hat einen Traum: Ihre Teilnahme an Olympia. Und mit der Aufnahme an der renommiertesten Eiskunstlaufschule in Aspen scheint sie ihrem großen Traum sogar ein Stück näher zu kommen. Aspen bedeutet für sie jedoch nicht nur die Chance auf Erfolg in ihrer Karriere, sondern auch eine Chance darauf, ihr altes Leben hinter sich lassen zu können und neu zu beginnen. Schon kurz nach ihrer Ankunft trifft sie auf Knox, der als erfolgreicher Snowboarder nicht nur berühmt, sondern auch alles andere als bodenständig und vernünftig ist. Während seine hemmungslosen Feiern Paisley fast schon von ihrem Training ablenken, lernt sie Knox nach und nach von einer Seite kennen, die sonst niemand zu Gesicht bekommt. Ist es daher noch Zufall, dass sich ihre Wege immer wieder in Aspen kreuzen oder werden sie durch die aufkeimende Anziehungskraft zwischen ihnen dazu gebracht? Bald jedoch holt Paisley ihre Vergangenheit ein und zwingt sie zu handeln…

Ich möchte fast behaupten, dass ich das Cover liebe. Durch den vielen Glitzer und das Funkeln sieht es zum einen sehr edel aus, zum anderen spiegelt es wunderbar die Atmosphäre des Romans wider: Aspen wird als reines Winter Wonderland mit funkelndem Schnee, atemberaubenden Sonnenaufgängen, vereisten Seen und kuscheligen Mänteln, Handschuhen und Mützen beschrieben. Nur alleine während der detaillierten Beschreibungen möchte man sich eigentlich in eine Decke einkuscheln und an einer heißen Schokolade nippen. Das Cover unterstreicht mit seinen kühlen Farben und dem Funkeln genau das, was dem Leser bevorsteht.

Die Hauptpersonen Paisley und Knox mochte ich. Paisley hat offensichtlich ein großes Geheimnis, vor dem sie geflohen ist. Mit nichts Weiterem als einer kleinen Tasche und ihren abgenutzten Schlittschuhen kommt sie in Aspen an und wird sofort herzlich in die dortige Gemeinschaft aufgenommen. Naja, ein bisschen skeptisch war ich schon, als ihr hier mehr als einmal der Zufall weitergeholfen hat – irgendwie kamen mir die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Bewohner Aspens gleich am Anfang unnatürlich und unglaubwürdig vor. Als ich mich damit jedoch arrangiert hatte, mochte ich den Umgang untereinander sogar irgendwann. Aufgrund ihrer Vorgeschichte machte Paisley allerdings oft den Eindruck, dass sie etwas distanziert den anderen gegenüber aufgetreten ist – überraschend war für mich allerdings, dass sie kein bisschen schwach war. Im Gegenteil, sie behauptete sich oft Knox gegenüber, vertrat ihren Standpunkt und war ehrgeizig auf dem Eis. Die Distanz ist möglicherweise als eine Art Selbstschutz zu werten. In Anbetracht der Tatsache, was hinter Paisleys Geheimnis steckt, finde ich es umso beeindruckender, dass sie tief in ihrem Inneren nicht ganz zerbrochen zu sein scheint.

Knox hingegen scheint sehr offen und unbekümmert zu sein. Zwar ist er ein erfolgreicher Snowboarder, schert sich aber nicht viel um seine Karriere und das Bild von sich selbst in der Öffentlichkeit – eher sind ihm Partys wichtiger als sein Sport. Er ist sogar absolut unvernünftig und töricht, während er den vermeintlichen Traum seines Vaters, der beste Snowboarder zu sein, verfolgt. Auf der einen Seite ist es bemerkenswert, dass er alles dafür gibt, um seinen Vater glücklich zu machen, auf der anderen Seite sehe ich aber keine Charakterstärke darin. Erst als Knox und Paisley mehr Zeit miteinander verbringen, lässt Knox nach und nach die Hüllen fallen und sein wahres Ich kommt zum Vorschein. Das gefällt mir übrigens auch deutlich besser, da Knox unter der Oberfläche weit mehr zu bieten hat.

Irgendwann kam und ging anscheinend auch der Punkt, an dem sie sich ineinander verliebten beziehungsweise die Anziehungskraft zwischen ihnen auf eine neue Ebene angehoben wurde. Ich habe den Punkt einfach nicht bemerkt. An sich ist es nichts Schlechtes, im Gegenteil, die Geschichte der beiden wurde so flüssig und wohlig erzählt, dass ich diese Entwicklung als etwas ganz Natürliches wahrgenommen habe.

Besonders gut hat mir das Ende gefallen, bei dem das Tempo der Erzählung zugenommen und in einem Höhepunkt geendet hat, wie er filmreifer nicht mehr hätte sein können. Genau hier wurde mir als Leser bewusst, wie viel Sympathie ich letztendlich während der Geschichte für Paisley aufgebaut habe.

Mit „Like Snow we fall“ habe ich einen Roman gelesen, der mich rundherum zufrieden zurückgelassen hat. Er hat mich ganz von sich eingenommen und restlos verzaubert. Ich habe Fernweh bekommen und sehne mich sogar nach dem Winter, obwohl ich persönlich Team Frühling/Sommer bin. An manchen Stellen war das Geschehen für mich zwar unglaubwürdig, aber als Ganzes betrachtet war ich mehr als bereit, darüber hinwegzusehen und den Hauch Kitsch bereitwillig zu akzeptieren. Sehr gefallen hat mir auch, wie mühelos und lebhaft ich mir Aspen und diesen einzigartigen Zauber der Stadt vorstellen und mich darauf einlassen konnte.
Ein absoluter Wohlfühlroman für mich.

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Veröffentlicht am 01.11.2024

Viele Veränderungen zu Band 1

Küsse unter Sternschnuppen – Tokyo Dreaming
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Der zweite Teil der Tokyo-ever-after-Reihe hat mich etwas überrascht. Den ersten Teil habe ich wegen seines humorvollen und schlagfertigen Schreibstils sehr gemocht, doch davon ist nichts mehr übrig geblieben ...

Der zweite Teil der Tokyo-ever-after-Reihe hat mich etwas überrascht. Den ersten Teil habe ich wegen seines humorvollen und schlagfertigen Schreibstils sehr gemocht, doch davon ist nichts mehr übrig geblieben für den zweiten Teil.

Zwar ist man wieder sehr flüssig und natürlich durch die Geschichte gekommen, aber für mich hat diesmal etwas der Glanz und das ständige Augenzwinkern gefehlt. Akio verschwindet für drei Viertel des Romans und ist nur noch eine Randerscheinung. Izumi steht dafür alleine im Mittelpunkt und entwickelt sich auf verschiedenen Ebenen weiter und wird erwachsener. Allen voran mochte ich die Veränderung bei der Beziehung zu den "Shining-Zwillingen" sehr. Im Gegensatz dazu haben mir die künstlichen Probleme, denen Izumi vermeintlich wegen der Hochzeit ihrer Eltern gegenübersteht, eher weniger gefallen. Klassischer Fall von sinnloser Misskommunikation.

Das traumhafte Setting in Japan und die vielen Informationen über die Kultur und Gesellschaft Japans habe ich wie ein Schwamm aufgesaugt. Alles wird mit Leichtigkeit sehr anschaulich in die Geschichte integriert und formt ein detailliertes Bild.

Leider war ich letztendlich wegen des fehlenden Humors etwas enttäuscht. Allerdings passt das wiederum zu Izumis Erwachsenwerden. Alles in einem hat mir die Geschichte wie auch bei Tokyo ever after aber sehr zugesagt.

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Veröffentlicht am 01.10.2024

Ein zeitloser Roman, der noch immer köstlich amüsieren kann

Der lange Schatten
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Etwas überrascht war ich, weil der Roman erstmals bereits 1975 erschien. Die Autorin kannte ich vorher nicht. Dennoch hätte ich vermutlich nicht gemerkt, dass der Roman knapp 50 Jahre alt ist: Er war weder ...

Etwas überrascht war ich, weil der Roman erstmals bereits 1975 erschien. Die Autorin kannte ich vorher nicht. Dennoch hätte ich vermutlich nicht gemerkt, dass der Roman knapp 50 Jahre alt ist: Er war weder altbacken noch habe ich andere Spuren der damaligen Zeit darin gefunden.

Der Roman an sich hat mich köstlich amüsiert. Imogen, plötzlich Witwe und etwas planlos, wie man sich als solche angemessen verhält, teilt mit dem Leser ihre unbeschönigten, ehrlichen und durchaus ironischen Gedanken zu der neuen Situation, in der sie sich befindet. Teilweise wirkte sie etwas distanziert, doch sie hat es gleichzeitig geschafft, jeder Situation mit verstecktem Witz und Sarkasmus zu begegnen.

Passiert ist relativ viel in einer kurzen Zeitspanne - klar, wenn das Haus plötzlich voll mit (ungeladenen) Gästen ist. Viele verschiedene Charaktere und Klischees trafen dabei aufeinander, die aber auch eine unterhaltsame und wahnsinnig schrullige Vielfalt und Abwechslung mitgebracht haben.

Rückblickend vermute ich, dass mich dieser "bunte Haufen" auch von der Aufklärung der mysteriösen Vorfälle abgelenkt hat. Ich habe sie zur Kenntnis genommen, wurde dabei mit etwas unterschwelliger Spannung bei Laune gehalten, und schwubbs, war der Verursacher auch schon gefunden. Die Erklärungen waren zwar etwas willkürlich, aber für mich okay.

»Der lange Schatten« ist ein zeitloser Roman, in dem viel Unterhaltung, Schmunzeln und eine gute Portion Spannung steckt. Perfekt für einen verregneten Abend im Herbst!

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Veröffentlicht am 08.08.2024

Rau, launisch, direkt

Mitternachtsschwimmer
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Eigentlich hat mir »Mitternachtsschwimmer« gut gefallen. Das Lesen an sich habe ich wirklich genossen - doch mein Fazit wird von ein, zwei Kleinigkeiten überschattet, die sich im Roman nicht richtig angefühlt ...

Eigentlich hat mir »Mitternachtsschwimmer« gut gefallen. Das Lesen an sich habe ich wirklich genossen - doch mein Fazit wird von ein, zwei Kleinigkeiten überschattet, die sich im Roman nicht richtig angefühlt haben.

Die Sprache ist mir gleich besonders aufgefallen: rau wie die See, launisch, direkt und ohne Schnickschnack, denn das hat die Geschichte wirklich nicht nötig gehabt. Auf mich hat der Text dadurch sehr authentisch und von Grund auf ehrlich gewirkt.

Evan, den ein schrecklicher Verlust nach Ballybrady getrieben hat, ist während des Lockdowns plötzlich mit Schuld, Trauer, Freundschaft und Vatersein konfrontiert. Er durchlebt Höhen und Tiefen und findet inmitten des Lockdowns ungeahnten Frieden. Grace, die ihrem Namen so gerecht und ungerecht werden konnte, wie es nur ging, begleitet ihn hierbei zuerst distanziert, doch steht dann im weiteren Verlauf unmittelbar und unterstützend an Evans Seite. Mit ihrer schrulligen Art sticht sie sogar zwischen den größten Exzentrikern des Dorfes hervor - was sie neben ihrer besonderen Schroffheit auch liebenswert macht.

Trotz des Tiefgangs habe ich allerdings an ein paar Stellen ein echtes Profil vermisst. Ja, die Figuren hatten Ecken und Kanten, doch waren sie in erster Linie einfach nur wahrnehmbar, aber nicht bis ins Detail ausgefeilt.

Leider empfand ich ausgerechnet auch den Schluss dann als enttäuschend; als sei ich in der Erzählung verrutscht und lese plötzlich das Ende einer ganz anderen Geschichte. Letztendlich hat mir eine einzige Wendung die Befriedigung eines in sich geschlossenen Endes genommen.

Davon abgesehen habe ich eine angenehme Entschleunigung erfahren und war abseits der Alltagshektik. »Mitternachtsschwimmer« ist auf vielen Ebenen eine bereichernde und damit auch eine empfehlenswerte Geschichte.

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Veröffentlicht am 17.07.2024

Traue deiner Wahrnehmung nicht

Ihr raffiniertes Spiel
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»Ihr raffiniertes Spiel« hat mich ganz schön aufs Glatteis geführt. Nach meinem Empfinden war die Geschichte von Tate ein eher untypischer Thriller. Wenn man bedenkt, was für Themen behandelt wurden, ist ...

»Ihr raffiniertes Spiel« hat mich ganz schön aufs Glatteis geführt. Nach meinem Empfinden war die Geschichte von Tate ein eher untypischer Thriller. Wenn man bedenkt, was für Themen behandelt wurden, ist die Geschichte sehr leise, wenn nicht sogar sanft erzählt worden. Keine Action, eher unterschwellige Spannung.

Und genau diese Kombination hat mich sofort gefesselt - die ersten 100 Seiten waren gelesen, ohne dass ich es gemerkt hatte. Tate verstrickt sich in vielen widersprüchlichen Aussagen im Gespräch mit ihrer Anwältin. Natürlich habe ich mitgerätselt und eigene Thesen aufgestellt, aber alle waren letztendlich so krass weit von der Wahrheit entfernt. Das hat mich richtig verblüfft.

In der Mitte des Romans, als Tate sich ihrer Anwältin anvertraut, bekommt man als Leser:in viele, viele Details von Tate, die trotzdem noch kein richtiges Bild ergeben. Das hat die Geschichte gut vorangetrieben, obwohl alles aus einer einzig großen Länge zu bestehen schien. Das Bild klärt sich erst im weiteren Verlauf, als Tate nach und nach mehr Ergänzungen und Hintergrundinformationen mit der Geschichte verknüpft. Die vielen Geheimnisse und Zusammenhänge haben mich aber auch verwirrt.

Irgendwann hatte ich tatsächlich Vorbehalte, weil mir die Twists etwas zu groß, zu gewollt und einfach zu viel waren. Aber die Vorbehalte haben sich nach und nach wieder in Luft aufgelöst, denn letztendlich haben sie gut funktioniert.

Am Ende von »Ihr raffiniertes Spiel« habe ich mich vor allem eins gefragt: Kann ich meiner eigenen Wahrnehmung noch trauen? Ich denke, das spricht schon genug für den Thriller. Mir hat er gut gefallen und mich begeistert.

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