Hat mich diesmal nicht ganz überzeugt
In seinem dritten Kriminalroman lässt Michael Ritter im Dunstkreis der Wiener Secession ermitteln. Man schreibt das Jahr 1917 und der Erste Weltkrieg wird trotz der (halbherzigen) Bemühungen von Kaiser ...
In seinem dritten Kriminalroman lässt Michael Ritter im Dunstkreis der Wiener Secession ermitteln. Man schreibt das Jahr 1917 und der Erste Weltkrieg wird trotz der (halbherzigen) Bemühungen von Kaiser Karl, der nach dem Tod von Franz Joseph nun regiert, Frieden zu schließen, noch ein Jahr weitergehen und Tausende Opfer fordern.
Michael Sterner, einer der Künstler wird erstochen aufgefunden und eines seiner Kunstwerke, die Plastik einer bronzenen Gänse ist verschwunden. Blöderweise haben Sterner kurz zuvor mit dem Präsidenten der Secession lautstark gestritten, daher zählt er für den jungen Kommissar Hechter zu den Hauptverdächtigen.
Nun soll Kriminaloberinspektor Dr. Otto Fried, auf Drängen seines ehemaligen Schulfreundes und nunmehrigen Präsidenten der Wiener Künstlervereinigung Secession, Ferdinand Schmutzer, nur ungern nach. Zum einem ist er auf Urlaub und zum anderen hat sein junger Kollege Hechter den Fall als leitender Ermittler übertragen bekommen. Allerdings ist Dr. Fried schon ein wenig neugierig und stellt gemeinsam mit seinem ebenfalls beurlaubten Assistenten Novak, die eine oder andere Nachforschung auf eigene Faust an.
Gleichzeitig plagen ihn private Sorgen, denn Max, sein Schwiegersohn, ist eben aus dem Lazarett entlassen worden und zieht bei Dr. Fried und seiner Tochter Amalia ein. Im Schlepptau hat er Josef Wurmer, der ihm angeblich das Leben gerettet hat und sich dabei die Hände schwer verletzt hat. Dabei sind seine Hände sein größtes Kapital ist der ebenso Künstler wie der Tote.
Als Wurmer dann noch in einer Branntweinlaune erklärt, dass er und Sterner ein homosexuelles Verhältnis hatten, lenkt dies Dr. Frieds Überlegungen in eine ganz andere Richtung. Doch Hechter will von seinem Hauptverdächtigen nicht abrücken ...
Meine Meinung:
Dieser dritte Fall für Dr. Otto Fried hat mir nicht ganz so gut gefallen wie die beiden Vorgänger („Wiener Hochzeitsmord“ und „Wiener Machenschaften“).
Mir ist nicht ganz klar, warum Fried und Novak ihren Urlaub nicht abbrechen können. Die aktuell gültige Regelung, dass nicht konsumierte Urlaubstage mit Jahresende verfallen, wird es wohl nicht sein.
Bei ihren privaten Recherchen stolpern Fried und Novak ein bisschen durch die Geschichte. Tja, so ganz ohne die Helferleins im Büro, die für Akteneinsicht etc. geht es eben doch nicht. Hechter, zuvor noch ein sympathischer Kerl, zeigt nun Ehrgeiz und Ambitionen für höhere Weihen. Ob die Zusammenarbeit in Zukunft gut gehen wird?
Der zweite Handlungsstrang rund um Schwiegersohn Max, der ja schon im ersten Fall eine Rolle gespielt hat, sowie um Josef Wurmer hat mich da fast mehr interessiert. Die mehrfache Erwähnung der sauberen Verbände an seinen Händen hat mich auf seine Spur gelockt. Wurmer ist das, was man in Wien einen Strizzi nennt. Immer wieder in Geldnöten, ist er für Kartenspiel und Branntwein gerne zu haben. Rücksichtslos manipuliert er Max und nützt dessen Naivität und Vertrauen aus. Und ja, der Krieg bringt bei den meisten das Schlechteste zum Vorschein.
Ich bin schon neugierig, ob und wie es mit Dr. Otto Fried, seiner Tochter Amalia und Schwiegersohn Max weitergeht. Die nächsten Herausforderungen mit der Niederlage im Krieg, dem Zerfall der Donaumonarchie und der Spanischen Grippe stehen schon vor den Toren.
Fazit:
Nicht ganz so eloquent wie die beiden anderen Fälle, daher nur 3 Sterne.