Das Buch erzählt eine nette Geschichte mit einer wichtigen Botschaft und auch der Inhalt wäre interessant gewesen: eine Frau, die wissenschaftlich hochbegabt ist und in den 1950ern gegen den Status quo ihrer Zeit ankämpfen muss. Als feministisches Meisterwerk gelobt, habe ich nun also eine Geschichte über eine toughe Wissenschaftlerin erwartet, die beeindruckt, inspiriert und Mut macht. Stattdessen ist da Elizabeth Zott. Sie ist überragend in allem was sie tut: eine intelligente Chemikerin, strahlend schön und eine phantastische Köchin. Wenn andere Eltern Spinat kochen hassen die Kids es, wenn Elizabeth Spinat kocht ist es das Beste was das Kind jemals gegessen hat. Mhm, ja…
Überhaupt habe ich das mit der Kochshow nicht verstanden. Den Job bekommt sie, weil sie den Produzenten mit ihrer „besonderen Art“ begeistert und das ganze Land interessiert sich plötzlich für Chemie. Elizabeth ist ruppig, schon fast dämlich naiv, sozial komplett unbeholfen und kaum in der Lage zwischenmenschliche Beziehungen zu knüpfen. Sie trägt einen meist unbegründeten Hass und eine Verachtung gegen so ziemlich alles in sich. Wie also kann sie die Zuschauer für sich einnehmen und mit einer Kochshow, bei der sie Salz als Natriumcarbonat bezeichnet und zum Kochvorgang die chemischen Prozesse beschreibt, die Massen begeistern? Nur weil sie Elizabeth Zott ist? Das ist mir zu wenig - und Sätze wie “Furchtlosigkeit in der Küche wird zu Furchtlosigkeit im Leben” sind mir zu plump.
Auch beim Rest der Familie geizt die Autorin nicht mit Superlativen. Tochter Madeline liest mit vier Jahren bereits Romane und wissenschaftliche Artikel, begreift komplexe Zusammenhänge und schreibt im Sandkasten lieber E=mc² anstatt dort zu spielen. Der Familienhund ist ebenfalls absurd intelligent, holt das Kind selbstständig von der Schule ab, versteht hunderte Worte und begreift die Welt um sich herum als wäre er ein Mensch. Wenn er aus eigenem Antrieb Blumen aufs Grab legt oder über Philosophen nachdenkt ist mir das zu fantastisch und für mich fehlplatziert im Roman.
So missglückt ich die extrem überzeichneten Charaktere fand, so gut ist der Schreibstil. Die Story ist spannend und temporeich erzählt und liest sich richtig gut. Schade ist dann aber wieder, dass viele sehr ernste Themen inhaltlich aufgegriffen werden und einfach dadurch gelöst werden, dass die Charaktere sie ignorieren. Gerade bei der vorkommenden psychischen und physischen Gewalt ist mir das zu wenig.
Ich wollte das Buch wirklich mögen, aber am Ende hat es mich nur enttäuscht.