Gedichte gegen den Hass und das Patriarchat
BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«Mit ihren zwei Schwestern und drei Brüdern verbringt Sibylla Schwarz, genannt Billie, eine unbeschwerte Kindheit in Greifswald. Doch der Dreißigjährige Krieg macht vor Pommern nicht Halt. Während die Stadt ...
Mit ihren zwei Schwestern und drei Brüdern verbringt Sibylla Schwarz, genannt Billie, eine unbeschwerte Kindheit in Greifswald. Doch der Dreißigjährige Krieg macht vor Pommern nicht Halt. Während die Stadt unter der Besetzung leidet, entdeckt die 14-Jährige ihre Liebe zur Dichtkunst - und zu der hübschen Pfarrerstochter Judith Tanck. Beides kann sie in große Schwierigkeiten bringen…
„Billie“ ist der Debütroman von Stefan Cordes.
Die Geschichte basiert auf der historischen Persönlichkeit Sibylla Schwarz, einer interessanten und leider zu Unrecht vielen unbekannten Dichterin. Der Roman setzt ihr nicht nur ein Denkmal, sondern bringt sie einem breiteren Publikum nahe. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich sehr gut nachvollziehen. Sowohl die Protagonistin als auch die weiteren Figuren wirken authentisch.
Unterteilt in 144 kurze Kapitel, wird die Geschichte in chronologischer Reihenfolge in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Billie erzählt. Die Handlung erstreckt sich über mehrere Jahre und spielt an wechselnden Orten, vorwiegend in Greifswald.
Auf den knapp 380 Seiten wird Billies Leben auf unterhaltsame, berührende und fesselnde Weise beschrieben. Unerwartete Geschehnisse sorgen dafür, dass beim Lesen keine Langeweile aufkommt. Zugleich spart der Roman an Übertreibungen und unnötiger Dramatisierung.
Die fundierte Recherche ist der Geschichte immer wieder anzumerken. Nur an wenigen Stellen weicht sie von den tatsächlichen Fakten ab. Von der sorgfältigen Quellenarbeit zeugt auch das Nachwort („Was aus ihnen wurde“), das den eigentlichen Roman perfekt ergänzt.
Mit dem Vokabular, das behutsam an das 17. Jahrhundert angepasst wurde, und einem poetischen Unterton passt die Sprache des Romans hervorragend zur Geschichte. Zugleich ist es gelungen, einen ganz eigene, unverwechselbare Erzählstimme zu schaffen. Gut gefallen hat mir auch, dass sich die Zitate aus dem Werk der Dichterin sehr harmonisch und organisch in den Gesamttext einfügen.
Ausgesprochen gelungen empfinde ich das ungewöhnliche Covermotiv. Es zeigt Erato, Billies Lieblingsmuse.
Mein Fazit:
Mit „Billie“ hat mich Stefan Cordes in mehrfacher Hinsicht überzeugt. Ein unbedingt empfehlenswerter Roman, der mehr als nur Unterhaltung bietet und schon jetzt einen Platz unter meinen Jahreshighlights ergattert hat