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Veröffentlicht am 02.11.2024

Wer mobbt, ist feige

Perla der Superhund
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Hündin Perla wohnt mit Familie Rico in einem großen Haus. Vor allem mit dem Jungen Nico verbringt sie viel Zeit. Zwei Talente kann sie vorweisen: Sie bringt andere dazu, sie zu lieben, und sie kann furchteinflößend ...

Hündin Perla wohnt mit Familie Rico in einem großen Haus. Vor allem mit dem Jungen Nico verbringt sie viel Zeit. Zwei Talente kann sie vorweisen: Sie bringt andere dazu, sie zu lieben, und sie kann furchteinflößend kläffen. Als Nico in der Schule zum Opfer von Hänseleien und Schikanen wird, ist vor allem ihre letztere Fähigkeit gefragt…

„Perla der Superhund“ ist das erste Bilderbuch von Isabel Allende, empfohlen für Kinder ab vier Jahren.

Auf knapp 30 Seiten breitet sich die Geschichte aus. Erzählt wird sie in chronologischer Reihenfolge in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Perla. Das hat uns sehr gut gefallen.

Der Text ist kindgerecht und verständlich formuliert: Die Sätze sind nicht zu lang, die meisten Wörter stammen aus dem Alltagsgebrauch. Daher ist die Geschichte meines Erachtens schon für Kinder ab dreieinhalb Jahren nachvollziehbar. Ein Stolperstein ist lediglich, dass der Junge Nico Rico heißt, insbesondere da der Nachname hierzulande mit einem Vornamen verwechselt werden kann.

Protagonistin Perla und Rico stehen im Vordergrund der Geschichte, zwei sympathische Charaktere. Auch die übrigen Figuren werden angemessen dargestellt.

Zwei begrüßenswerte Botschaften enthält die Geschichte auf der inhaltlichen Ebene. Erstens: Wer mobbt, ist feige. Zweitens: Gegen Mobbing kann man sich zur Wehr setzen. Beides wird auf verständliche Weise erklärt. Zwar ist die Umsetzung in der Geschichte recht einfach. Für die Zielgruppe erscheint es mir jedoch passend. Mir als Erwachsene hat sich nicht erschlossen, was es mit dem erwähnten Zauberer und dem Zauberversteck auf sich hat.

Das Erzähltempo ist absolut angemessen. Der Handlung lässt sich sehr gut folgen. Auch der Abschluss ist sinnvoll und macht das Bilderbuch zu einer schönen Abendlektüre.

Die bunten Illustrationen aus der Feder von Sandy Rodriguez sind ebenfalls gelungen. Sie erstrecken sich zum Teil über eine Doppelseite und zeigen teilweise nur Ausschnitte. Die Bebilderung ergänzt die Geschichte hervorragend und zeigt das Geschehen. Der Stil ist eher modern. Dennoch gibt es etliche liebevolle Details zu entdecken.

Das hübsche Cover, für das eine Szene aus dem Buch herausgegriffen wird, ist eine gute Wahl. Auf den prägnanten Titel, der sich eng am Original orientiert („Perla The Mighty Dog“), trifft das ebenso zu.

Mein Fazit:
Mit „Perla der Superhund“ hat Isabel Allende ein empfehlenswertes Bilderbuch geschrieben, das beim abendlichen Vorlesen mittlerweile zu den Favoriten zählt. Die positiven Botschaften zum Thema Mobbing haben uns überzeugt. Wir hoffen auf eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 16.10.2024

Wo das Rampenlicht Schatten wirft

Das Comeback
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Seit etwa einem Jahr ist Grace Turner bei ihren Eltern in Anaheim untergetaucht. Einst war sie ein gefeierter Teenie-Star. Zuletzt stand sie kurz vor ihrer ersten Golden Globe-Nominierung. Nun will sie ...

Seit etwa einem Jahr ist Grace Turner bei ihren Eltern in Anaheim untergetaucht. Einst war sie ein gefeierter Teenie-Star. Zuletzt stand sie kurz vor ihrer ersten Golden Globe-Nominierung. Nun will sie sich ihr Leben zurückholen…

„Das Comeback“ ist der Debütroman von Ella Berman.

Die Struktur des Romans ist klar ersichtlich und einleuchtend: Auf einen kurzen Prolog folgen zwei Teile („Davor“ und „Danach“). Darüber hinaus ist die Geschichte in insgesamt 60 kurze Kapitel gegliedert. Der Roman endet mit einem Epilog.

Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Grace - zwar in chronologischer Reihenfolge, aber mit diversen Rückblenden. Der Schreibstil ist schnörkellos, aber dennoch atmosphärisch, eindringlich und anschaulich. Er ist geprägt von authentisch klingenden Dialogen.

Mit Grace steht eine interessante Figur im Fokus. Sehr gefallen hat mir, dass dieser Charakter mit viel psychologischer Tiefe ausgestattet ist. Ihre Fehler und Schwächen machen sie nicht ungeschränkt sympathisch, jedoch lebensnah. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich gut nachvollziehen.

Auf der inhaltlichen Ebene ist der Roman sehr aktuell: Es geht es um patriarchale Machtstrukturen in der Unterhaltungsindustrie. Die Geschichte stellt einen „Me too“-Fall dar, wobei die Autorin nicht auf wahre Begebenheiten eingeht. Phänomene wie Gaslighting und Grooming tauchen auf. Damit wirft der Roman ein Schlaglicht auf wichtige Themen wie den Machtmissbrauch, vor allem gegenüber Frauen. Er klärt auf, rüttelt wach, erschüttert und macht nachdenklich. Anderen Betroffenen, die nicht über ihre Erlebnisse und eventuelle Traumata sprechen können, verleiht die Geschichte eine Stimme. Weitere Aspekte wie Abhängigkeit von Alkohol und Drogen sorgen für Vielschichtigkeit.

Auf den mehr als 400 Seiten konnte mich die Story nicht nur berühren, sondern auch gut unterhalten. Schon nach wenigen Kapiteln hat sich ein Lesesog eingestellt, der dank weniger Längen bis zum Schluss erhalten geblieben ist. Die Handlung erscheint schlüssig.

Der deutsche Titel ist wortgetreu aus dem englischsprachigen Original („The Comeback“) übersetzt. Er passt meiner Ansicht nach gut zum Inhalt. Auch das Cover, ebenfalls eine sinnvolle Wahl, wurde übernommen.

Mein Fazit:
Mit „Das Comeback“ hat mich Ella Berman in mehrfacher Hinsicht überzeugt. Ich hoffe, dass auch ihr zweiter Roman in Deutschland verlegt werden wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 28.09.2024

Ein unvorstellbarer Verlust

Mein drittes Leben
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Für Linda, einst eine erfolgreiche Kuratorin, ist die Zeit stehen geblieben. Seit dem Unfalltod ihrer 17-jährigen Tochter Sonja hat eine allumfassende Trauer sie fest im Griff. Schon zwei Jahre lang hat ...

Für Linda, einst eine erfolgreiche Kuratorin, ist die Zeit stehen geblieben. Seit dem Unfalltod ihrer 17-jährigen Tochter Sonja hat eine allumfassende Trauer sie fest im Griff. Schon zwei Jahre lang hat sich die Mittvierzigerin auf einen ehemaligen Bauernhof fernab von Leipzig zurückgezogen. Ihr Mann Richard, der sie dort sporadisch besuchen kommt, weiß nicht mehr, wie er ihr helfen könnte. So droht Linda jetzt auch noch, dass ihr die Ehe entgleitet.

„Mein drittes Leben“ ist ein Roman von Daniela Krien, der es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2024 geschafft hat.

Die Struktur des Romans ist wohl durchdacht und schlüssig. Er besteht aus zwei Teilen mit insgesamt 31 kurzen Kapiteln. Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Linda - in chronologischer Reihenfolge, aber mit mehreren Rückblicken. Die Handlung spielt in Leipzig und einem Dorf in Ostdeutschland, dessen Name nicht verraten wird. Sie umspannt mehrere Jahre.

Auf sprachlicher Ebene hat mich der Roman komplett überzeugt. Auf den ersten Blick wirkt der Text schnörkellos und unspektakulär, fast nüchtern. Dennoch wird viel Atmosphäre vermittelt. Die Beschreibungen sind wunderbar anschaulich. Die Autorin beweist eine feine Beobachtungsgabe und eine Menge Sprachgefühl. Viele Zeilen sind eindringlich formuliert, gehen unter die Haut. Trotz oder gerade wegen des unaufgeregten Schreibstils konnte mich der Text schnell für sich einnehmen.

Auch die Figuren sind ein Plus des Romans. Sie werden realitätsnah und mit psychologischer Tiefe dargestellt. Protagonistin Linda ist ein interessanter und sympathischer Charakter, in den ich mich gut hineinfühlen und deren Gedanken und Gefühle ich gut nachvollziehen konnte. Positiv aufgefallen ist mir, dass die Personen - wie im wahren Leben - zwar Schwächen und Widersprüchlichkeiten in sich tragen. Weil sie ihre eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten eingestehen und reflektieren können, kommen Linda und Richard besonders menschlich und liebenswert rüber.

Die Geschichte widmet sich der Frage, wie man mit einem unvorstellbar großen Verlust, dem Tod des eigenen Kindes, weiterleben kann. Ihr gelingt es darzustellen, wie scheinbar endlos lange der Trauerprozess dauert, welche Rückschläge und Hindernisse auf diesem schweren Weg liegen und wie stark ein solcher Verlust uns lähmen kann. Das macht den Roman zu einer sehr berührenden, aber kitschfreien Lektüre. Immer wieder hatte ich beim Lesen einen dicken Kloß im Hals.

Obwohl auf den fast 300 Seiten stellenweise gar nicht so viel passiert, hat mich die Geschichte zu keinem Zeitpunkt gelangweilt. Die Handlung bleibt von Anfang bis Ende stimmig und glaubhaft.

Das Covermotiv, eine Hochspringerin, lässt sich vermutlich nur mit viel Fantasie in Bezug zum Inhalt setzen. Mir hat sich der Zusammenhang leider nicht erschlossen. Umso passender ist für mich allerdings der Titel.

Mein Fazit:
Mit „Mein drittes Leben“ hat mich Daniela Krien rundum begeistert. Obwohl es der Roman bedauerlicherweise nicht in die engere Auswahl für den Buchpreis geschafft hat, gehört er schon jetzt zu meinen Lieblingsbüchern 2024. Eine Lektüre, die nachhallt. Große Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.09.2024

Der Biberbär und das Streifenschwein

Mister O'Lui sucht das Glück
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Der Biberbär Mister O'Lui mag sein Zuhause, wo er bei Käsebrot mit Marmelade und Kakao gerne die Zeitung liest. Doch dann stellt sich ihm die Frage: Ist er wirklich rundum glücklich? Als er das Glück ...

Der Biberbär Mister O'Lui mag sein Zuhause, wo er bei Käsebrot mit Marmelade und Kakao gerne die Zeitung liest. Doch dann stellt sich ihm die Frage: Ist er wirklich rundum glücklich? Als er das Glück suchen möchte, macht er Bekanntschaft mit dem kleinen Wildschwein Rupert…

„Mister O‘Lui sucht das Glück“ ist ein Bilderbuch von Silke Siefert, geeignet für Kinder ab vier Jahren.

Das Bilderbuch beginnt mit zwei Steckbriefen: dem von Mister O‘Lui und Rupert. Erzählt wird die Geschichte anschließend auf zwölf Doppelseiten.

Die Illustrationen von Grafikdesignerin Silke Siefert sind sehr ansprechend. Sie zeigen die Liebe zu Details und sind in der harmonischen, nicht zu grellen Farbgebung äußerst modern. Die Zeichnungen erstrecken sich zum Teil über zwei Seiten. Sie korrespondieren hervorragend mit dem Inhalt der Geschichte. Die Tierfiguren sind zudem ausgesprochen niedlich geraten.

Der Text ist ausführlich genug, ohne mit zu ausschweifenden Beschreibungen zu langweilen. Das Vokabular und die Syntax passen zur Altersgruppe.

Im Grunde umfasst die Geschichte nur zwei Protagonisten: den Biberbären Mister O‘Lui und den Frischling Rupert. Anhand der Steckbriefe und der Details aus der Geschichte lernt man beide gut kennen. Leider bleibt etwas unklar, was genau ein Biberbär sein soll.

Positiv aufgefallen ist mir, dass sich die Geschichte kleinen Kindern ohne viele zusätzliche Erläuterungen erschließt. Inhaltlich geht es um die Frage nach dem Glück. Als Antwort darauf thematisiert das Bilderbuch die Freundschaft. Eine angemessene und begrüßenswerte Botschaft, die schlüssig und kindgerecht erklärt wird. Zwar wären zu diesem Bereich weitere Aspekte zu nennen. Dies hätte die Geschichte für Kindergartenkinder womöglich aber zu kompliziert gemacht. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass das Thema für viele Kinder interessant sein dürfte und Stoff für Gespräche liefert.

Ein schönes Extra ist die ausführliche und mit Fotos ergänzte Anleitung zum Basteln von Marienkäfern. Außerdem findet sich ein Link zu einem Rezept für Biberbär-Kekse.

Das stimmige Cover und der leicht verständliche Titel vervollständigen den sehr positiven Gesamteindruck.

Mein Fazit:
„Mister O‘Lui sucht das Glück“ ist ein charmantes, mit Liebe erstelltes Bilderbuch. Die Geschichte von Silke Siefert ist in optischer, sprachlicher und inhaltlicher Hinsicht gelungen. Wir freuen uns auf die nächsten Episoden des Biberbären und seiner Freunde.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 02.09.2024

Alles schläft, einsam wacht

Der längste Schlaf
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Mit dem Schlaf kennt sich Mara Lux auf wissenschaftlicher Ebene gut aus. Doch ironischerweise leidet ausgerechnet die Forscherin unter Insomnia. Die Nachricht eines Notars lässt die Wahl-Londonerin nach ...

Mit dem Schlaf kennt sich Mara Lux auf wissenschaftlicher Ebene gut aus. Doch ironischerweise leidet ausgerechnet die Forscherin unter Insomnia. Die Nachricht eines Notars lässt die Wahl-Londonerin nach Deutschland reisen. Dort macht Mara erstaunliche Entdeckungen…

„Der längste Schlaf“ ist ein Roman von Melanie Raabe.

Die Struktur des Romans ist klar: Es gibt 18 Kapitel, die mehrfach von träumerischen Einschüben getrennt werden. Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Mara. Die Handlung spielt in Deutschland und England.

In sprachlicher Hinsicht ist der Roman unauffällig und schnörkellos. Dialoge wechseln sich ab mit anschaulichen Beschreibungen.

Mara steht im Mittelpunkt der Geschichte. Eine interessante Protagonistin, deren Gedanken sich leicht nachvollziehen lassen.

Vor allem die Themen Träume und Schlafforschung machen den Roman zu einer reizvollen Lektüre. Die wissenschaftlichen Ausführungen sind lehrreich, ohne zu langweilen.

Die Fragen nach dem Grund von Maras Schlaflosigkeit, ihrer Vergangenheit und den Erlebnissen innerhalb ihrer Träume erzeugen Spannung und einen großen Unterhaltungswert. Auf den rund 340 Seiten entwickelt die Geschichte einen Lesesog. Der Roman kann zudem immer wieder überraschen.

Das ungewöhnliche, künstlerisch anmutende Cover passt sehr gut zum Inhalt. Dies gilt auch für den mehrdeutigen Titel.

Mein Fazit:
Auch mit „Der längste Schlaf“ hat mich Melanie Raabe überzeugt. Die fesselnde, kurzweilige Geschichte ist absolut lesenswert.