Irgendwie nicht ganz ausgeschrieben
A thousand heartbeats ist der aktuelle Roman von Kiera Cass. Beworben wird er als Fantasy-Standalone mit über 600 Seiten und das erste, was natürlich auffällt ist dieses wunderschöne Cover mit seinen Rosa- ...
A thousand heartbeats ist der aktuelle Roman von Kiera Cass. Beworben wird er als Fantasy-Standalone mit über 600 Seiten und das erste, was natürlich auffällt ist dieses wunderschöne Cover mit seinen Rosa- und Violetttönen - zum Verlieben. Und genau das hofft man natürlich auch von der Geschichte…
Diese ist aus der wechselnden Perspektive von Prinzession Annika und Soldat Lennox geschrieben, welche zunächst einmal nichts miteinander zu tun zu haben scheinen. Während Annika ein vermeintlich behütetes Leben im Schloss führt, viel Zeit in der Bibliothek verbringt, gegen die Langeweile Schlösser knackt und Schwertkampf übt und von ihrem Vater aus politischen Gründen zwangsverheiratet wird, wohnt Lennox in einer heruntergekommenen Burg außerhalb des Königreichs, muss sich mit dem Partner seiner Mutter - dieser ist im Übrigen das Oberhaupt der doch recht großen Gruppe Heimatloser - herumschlagen und unterstützt in der Burg, wie er kann, egal ob es um die Ausbildung neuer Rekruten oder die Bestrafung von Deserteuren geht. Allen ist klar, dass sich zwischen den beiden etwas anbahnen muss, aber der Beginn der Lovestory lässt lange auf sich warten und während jedes weiteren Kapitels (übrigens leider nie länger als 8 Seiten lang), durch die man dank des flotten und leicht zu lesenden Schreibstils der Autorin praktisch hindurch fliegt, stirbt die Hoffnung auf eine gut ausgeschriebene Geschichte mehr und mehr. Am Ende war schlichtweg nicht mehr genug Zeit für ein ordentliches und sinnvoll entwickeltes Enemys-to-Lovers und das Ganze wirkte doch arg konstruiert. Die Geschichte konnte sich einfach nicht genug entfalten und dass, obwohl da echt viel drinsteckt. Die oberflächlichen Beschreibungen der Charaktere wecken großes Interesse, der Spannungsbogen ist bis zum letzen Drittel bemerkenswert - und dann ist da einfach nicht mehr genug Platz, um auch die Nebencharaktere ausführlich zu beschreiben, alle zu Wort kommen zu lassen, den Spannungsbogen sinnvoll zu Ende zu führen. Das führt dann leider auch dazu, dass nicht alles so wirklich aufgelöst wird, es bleiben mehr Fragen auf als üblich.
Ein Highlight für mich war dann nochmal der Epilog, in dem sich wirklich Zeit genommen wurde für eine Momentaufnahme. Hier findet sich auch wieder die Romantik, die im ganzen Buch immer wieder auftaucht, es sind die kleinen Dinge. Und dazu passt dann auch eins meiner zwei Lieblingszitate aus dem Roman:
„Die Liebe hat keine Gestalt.“, flüstert er. „Sie hat einen Klang. Sie klingt wie tausend Herzschläge zugleich“.
Wie schön es einfach ist, dass sich darin auch der Titel findet, oder?
Ihr merkt schon, ich kann mich nicht so recht entscheiden zwischen guter Idee und mäßiger Umsetzung. Für mich zieht sich ein „ich hätte gerne mehr Details gehabt“ oder „Ich wäre gerne tiefer in die Geschichte eingetaucht“ durch den ganzen Roman und lässt mich etwas frustriert zurück.
Noch eine letzte Anmerkung: Obwohl das Buch als Fantasy-Standalone beworben wurde, kamen die Fantasyanteile definitiv zu kurz. Das hat mich prinzipiell gar nicht so unfassbar gestört, weil meine Erwartung eher in die Selection-Richtung ging, enttäuschend kann das aber natürlich schon sein. Die ausgedachte Welt fand ich nicht einmal fantastisch genug, um sie schon als Fantasy durchgehen zu lassen, umso seltsamer war es dann, wenn tatsächlich mal fantastische Elemente dabei waren, das Gesamtbild war da einfach nicht ganz stimmig.
Empfehlen würde ich es eher für diejenigen unter euch, die eine schnelle und oberflächliche Lektüre für nebenbei suchen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es ein guter Romantasy-Einstieg für 12- bis 14-Jährige ist, viele Fantasy-Elemente dürfen aber nicht erwartet werden.
Mein Fazit ist auf jeden Fall, dass die Geschichte nicht ordentlich ausgeschrieben ist. Da steckt einfach sooo viel Potential drin, aber die Umsetzung ist zumindest für mich nicht ansprechend. Eigentlich lese ich Bücher gern drei- oder viermal, dieses würde ich leider kein zweites Mal in die Hand nehmen, weil es mich am Ende echt angestrengt hat, mich nicht zu sehr zu ärgern. Am liebsten würde ich die Autorin bitten, genau die gleiche Storyline auf zwei oder drei Romane aufzuteilen und mehr in dabei mehr in die Tiefe zu gehen.