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Veröffentlicht am 08.03.2024

Was wäre, wenn...

10 Tage in Vancouver - Jahre später / 10 Tage in Vancouver
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Meine anfängliche Begeisterung ist leider innerhalb weniger Seiten verflogen... Dabei hat Jutie Getzler eine tolle Vorlage in Form eines interaktiven Romans geliefert.

Das Buch stand schon länger in meinem ...

Meine anfängliche Begeisterung ist leider innerhalb weniger Seiten verflogen... Dabei hat Jutie Getzler eine tolle Vorlage in Form eines interaktiven Romans geliefert.

Das Buch stand schon länger in meinem Regal und vermutlich bin ich mit 37 Jahren einfach nicht mehr die richtige Zielgruppe. Sowohl New Adult als auch Young Adult sind aus diesem Grund nicht meine bevorzugten Genres und ich hätte den Roman - aufgrund des Alters der Hauptprotagonisten (ca. 25-30 J.) - auch nicht in einer dieser Kategorien erwartet.

Die unterschiedlichen Ansätze sind charmant: zufällige, unbewusste Entscheidungen (wie z.B. die Wahl eines Taxis) können unverhoffte Folgen haben... Die Ausgestaltung der einzelnen Verläufe hätte für meinen Geschmack ein wenig kreativer bzw. diverser ausfallen dürfen, teilweise wurden vermeintlich nur die Rollen vertauscht. Zu meinem Missfallen verhalten sich die meisten Handelnden wie Teenager, was den Mangel an Tiefgang verstärkt. Man erfährt wenig aus dem Alltag und bisherigen Leben der Beteiligten. Innerhalb der 10 Tage richten alle Beteiligten den Fokus auf (die ihnen bis dato unbekannte) Lara. Eigene Pläne oder gar Verpflichtungen: Fehlanzeige...

Leider haben alle Versionen einen gemeinsamen Nenner: widersprüchliches Verhalten. "...ich hätte lieber zentraler - irgendwo in Downtown gewohnt..." Sechs Sätze weiter: "Ich kann es mir vorstellen, wollte dort [in New York] nicht wohnen. In der Beziehung bin ich ein Landei."

Auch die sprunghaften Meinungsänderungen verringern die Glaubwürdigkeit, wenn z.B. eine zufällige Entdeckung "der Hammer ist", um zwei Absätze weiter als "langweilig" bezeichnet zu werden - mit der festen Absicht nach kurzer Zeit zu besagter Attraktion zurückkehren zu wollen.

Oder die Erkenntnis "Erstaunlich, wie die Gewohnheit Dinge verändert" - die Rede ist von einem Zeitraum von 24 Stunden! Lara blieb mir dadurch über alle Handlungsstränge hinweg fremd. Die Handlung ist über weite Strecken meilenweit entfernt von jeglicher Realität. Da verwundert es auch nicht, dass Lara die Reise völlig unvorbereitet angetreten hat...

Die drei Geschichten umfassen 120 bis 200 Seiten, wobei vor allem die kürzeste Version zu Lasten der Substanz geht, indem einige Tage komplett ausgespart werden. Inhaltlich kommt es auf den wenigen Seiten zu Wiederholungen des gerade Erlebten. Alle Geschehnisse und Worte werden peinlich genau aus Lara's Perspektive analysiert und es bleibt kaum Raum für eigene Gedanken. ("Ich denke, er freut sich wirklich, dass ich hier bin. Es ist bestimmt doof, mit Mitte zwanzig ausschließlich Senioren um sich zu haben. Wie alt mag er sein?") Diese Zwiegespräche nehmen viel Raum ein und unterbrechen für mich persönlich den Lesefluss.

Tag 2 nach der Ankunft in Vancouver: "Sein Dackelblick trifft mitten in mein Herz. Lachend schaue ich in seine schönen Augen und fühle mich eigenartigerweise wie von einer schweren Last befreit. Ich bin mir sicher, was auch immer er mir nicht sagen kann oder will, was auch immer es ist, wir zwei überstehen das, denn wir gehören zusammen. Er scheint erleichtert, nimmt mich unglaublich sehnsüchtig in seine Arme."

Belanglosigkeiten enden in überbordenden emotionalen Beschreibungen, Kleinigkeiten werden ständig bereut oder direkt entschuldigt. Sobald Lara nur einen Blick zugeworfen bekommt (was des Öfteren geschieht), kann sie keinen klaren Gedanken mehr fassen... Ich möchte es am liebsten nicht erwähnen, aber hier ist gelegentlich Fremdschämen angesagt.

Insgesamt würde ich das Buch als Sammlung von drei Szenarien der gleichen Hauptprotagonistin in Episodenform beschreiben. Ohne zu viel verraten zu wollen: im Hinblick auf den kurzen Zeitraum der Handlung sind alle ziemlich unrealistisch. In Kombination mit der stetigen "Unsicherheit" und den "Geheimnissen" ist das Konzept leider wenig überzeugend. Des Weiteren war für mich die "Interaktivität" enttäuschend. Ein einziger Auswahlpunkt zu Beginn der Handlung? Hier wurde viel Potential verschenkt. 2-3 weitere Wahloptionen hätte ich mir in jedem Fall gewünscht, war dies doch mein Hauptgrund zu diesem Roman zu greifen. Tatsächlich erscheint mir die Umsetzung aufgrund der parallelen Handlungsstränge und verschiedenen Protagonisten jedoch sehr komplex. Das wäre mit einem linearen Erzählstrang einfacher umzusetzen. Der Schauplatz ist gut gewählt, spielt aber keine große Rolle.

Mit der eigentlich einfachen Sprache bin ich nur schwer warm geworden, vor allem die häufige Verwendung von Adjektiven sticht hervor und bauscht Nebensächlichkeiten übertrieben auf. Dafür das Lara's Englisch vermeintlich schlecht ist, drückt sie sich sehr wortgewandt in der ungewohnten Fremdsprache aus. Die Ausdrucksweise wirkt jedoch des Öfteren unpassend, teilweise kindlich. ("...ich schmelze in seinen Armen dahin wie ein Stück Wachs, dass jemand in eine Flamme geworfen hat.") Hinzu kommt eine hohe Anzahl von Wortwiederholungen und Ausdrucksweisen, die ich nicht anders als schwülstig bezeichnen kann. (scheue Lächeln, verzeihendes Grinsen, Verängstigung, Verwunderung) Fremde Menschen interagieren ab dem Moment des Kennenlernens ausschließlich "behutsam", "sanft", "liebe- und rücksichtsvoll" und sind überaus "empfindsam".

Hier ein Beispiel: "Ich spüre seinen Atem auf meiner Haut, im nächsten Moment seine Lippen, die unablässig meine küssen. Meine Beine fühlen sich watteweich an, die Schmetterlinge in meinem Bauch tanzen Rumba und mein Herz trommelt wie die Buschtrommeln einer Sippe australischer Eingeborener, die eine Hochzeit feiern. Niemand anders hat solch ein Gefühl im Blick und küsst dermaßen hingebungsvoll"

Für die Prüfung von Wortwahl, Rechtschreibung und Interpunktion trägt ganz klar das Lektorat die Verantwortung. Zwischenzeitlich wurden zu allen Konstellationen Folgeromane veröffentlicht. Bei einer Entstehungszeit von 11 Jahren stellt sich mir die Frage, ob hier eventuell zu viele Überarbeitungen das Ergebnis geschmälert haben könnten...

Warum ich das Buch nicht abgebrochen habe? Ich möchte mir ein vollständiges Bild machen und habe in diesem Fall auf Besserung gehofft... Und tatsächlich hat mich meine zuletzt aufgesparte Version sowohl stilistisch als inhaltlich am meisten angesprochen. Diese hebt sich ganz klar von den zuvor genannten Kritikpunkten ab. (Hier treten Lara's umfangreiche Gedankengänge etwas in den Hintergrund und der Handlungsverlauf ist etwas offener gestaltet.)

Das Durchhalten hat sich also gelohnt, allerdings bleibt mein Gesamteindruck mittelmäßig.

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Veröffentlicht am 02.11.2024

Freiheit ist das wichtigste Gut

Das Glück am Ende des Ozeans
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Ich hatte über viele Seiten das Gefühl einen Erstlingsroman zu lesen, aber dem ist nicht so...

Aufgrund des Klappentextes war ich auf die Ereignisse während der Überfahrt gespannt und überrascht, dass ...

Ich hatte über viele Seiten das Gefühl einen Erstlingsroman zu lesen, aber dem ist nicht so...

Aufgrund des Klappentextes war ich auf die Ereignisse während der Überfahrt gespannt und überrascht, dass dieser Abschnitt lediglich drei kurze Kapitel umfasste. (Allzu vorhersehbar kann man die Handlung daher nicht bezeichnen.) Die Darstellung wirkt bis dahin sprunghaft, wie eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse. Weitere Szenen hätten der Entwicklung gut getan. Auch der Blick in die Gefühlswelt der drei Protagonistinnen bleibt anfangs verwehrt, von Freundschaft keine Spur. Das Verhalten nach dem verbindenden Ereignis ist unglaubwürdig, vor allem seitens der amischen Gottwitha. Annett's vehementes Auftreten dürfte ebenfalls kaum dem einer 18-Jährigen Mitte des 19. Jahrhunderts entsprechen. Dies widerspricht vor allem der Tatsache, dass sie ihr 2.-Klasse-Ticket samt eigener Kabine ohne schlüssige Begründung für einen Platz im Zwischendeck aufgegeben hat. (Gleichwohl konnte sie jedoch gefälschte Papiere besorgen?) Ich könnte hier noch weitere Beispiele nennen, möchte aber nicht spoilern.

Die Sprache ist einfach und bemüht sich damaliger Ausdrucksweisen zu bedienen: "Und kaum waren diese Worte ausgesprochen, da musste sie wieder bitterlich weinen, und ihre Schultern bebten, die Nasenflügel zitterten, die Brüste hoben und senkten sich. Vivian versuchte nun gar nicht mehr, Gottwitha zu beruhigen, sondern wartete einfach, und dabei lächelte sie."

Ich hätte nach den ersten Kapiteln fast aufgegeben, breche Bücher jedoch ungern ab. Die Schicksale von Annett, Gottwitha und Susanne werden nach der Ankunft in New York abwechselnd weiterverfolgt, die unterschiedlichen Lebenswege etwas tiefgründiger betrachtet.

Da ich an der Lebensweise der Amischen großes Interesse habe und u.a. mehrere Siedlungen in den USA besuchen durfte, war ich an diesem Teil besonders interessiert. Die Darstellung unterscheidet sich deutlich von den gottesfürchtigen Familienmenschen (mit starkem Gemeinschaftssinn), die mir persönlich und in anderweitigen Schilderungen begegnet sind. An der historischen Genauigkeit habe ich darüber hinaus ebenfalls Zweifel. Vermutlich ist mit dem mehrfach erwähnten Batterfield Park, der New Yorker Battery Park gemeint?! Nach mehreren Besuchen der Stadt hat auch Google keine Erklärung für die abweichende Bezeichnung gefunden.

Fazit:
Die Geschichte bleibt insgesamt trivial, lässt aber in Ansätzen Potential erkennen. Viele wichtige Themen wirken wahllos platziert und oberflächlich abgehandelt. Leider bleiben dabei auch Klischees nicht aus, vor allem gegen Ende des Buches.

Tipp: Wesentlich gelungener in Bezug auf die Auswanderer-Thematik ist beispielsweise "Schiff der tausend Träume" von Leah Fleming.

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Bienvenue au château Brémont

Das kleine Weingut in Frankreich
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"Dieses Buch ist all jenen gewidmet, die sich mit schwierigen Familienthemen herumschlagen müssen – möge es für euch ein Licht am Ende des Tunnels geben."

Diese Widmung hat die Autorin dem neusten Teil ...

"Dieses Buch ist all jenen gewidmet, die sich mit schwierigen Familienthemen herumschlagen müssen – möge es für euch ein Licht am Ende des Tunnels geben."

Diese Widmung hat die Autorin dem neusten Teil der Romantic-Escapes-Reihe vorangestellt, aber ich habe etwas völlig anderes im Hinblick auf die folgende Geschichte erwartet. Bei Julie Chaplin's Neuerscheinungen greife ich blind zu und bin gespannt, mit welchem Inhalt Sie diesmal überrascht.

Auch im 10. Band ist man wieder direkt im Geschehen, genauer gesagt: mit der sympathischen Hattie im Château Saint Martin. Zwecks einer detaillierteren Inhaltsangabe verweise ich auf den Klappentext. Ein Pluspunkt ist wie gewohnt das lokale Flair: die Landschaftsbeschreibung samt Kulinarik.Champagnerproduktion zählt nicht unbedingt zu meinen Interessen, aber auf die Autorin ist wie immer Verlass: das Thema wurde informativ und kurzweilig in die Handlung eingebunden. Ebenso gibt es ein gut gewähltes Wiedersehen mit bekannten Protagonisten aus den vorherigen Geschichten.

Leider waren das Verhalten der Protagonisten und der Plot diesmal klischeehaft, oberflächlich und vorhersehbar. Die Kapitel wirkten teils episodenhaft und ich hätte mir etwas mehr Einblick in das Alltagsgeschehen auf dem Chateau gewünscht. Mit Letzterem habe ich gerade bei dieser Reihe kein Problem, allerdings störte mich der negative Unterton, welcher durch die Spielchen und Intrigen vor allem im ersten Teil vorherrschte. Hattie hatte es ziemlich schwer zuversichtlich zu bleiben. Auch die Liebesgeschichte(n) fand ich wenig überzeugend.
Ich hätte mir mehr Spannung und Tiefgang gewünscht, da das Setting wirklich Potenzial bot.

"Das kleine Weingut in Frankreich" von Julie Caplin hat zwar einen charmanten Schauplatz und einige nette Momente, konnte mich jedoch nicht wirklich überzeugen.

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Veröffentlicht am 14.03.2023

"Das Leben besteht aus Kompromissen, Wiederholungen, Vergessen oder Genesen"

Feuer
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Zur Abwechslung habe ich zu einem nicht selbst gewählten Buch gegriffen. Maria Pourchet war mir kein Begriff und aufgrund des Klappentextes hätte ich die Geschichte wohl nicht ausgesucht. Dieser erweckt ...

Zur Abwechslung habe ich zu einem nicht selbst gewählten Buch gegriffen. Maria Pourchet war mir kein Begriff und aufgrund des Klappentextes hätte ich die Geschichte wohl nicht ausgesucht. Dieser erweckt den Eindruck eines Neuanfangs bzw. einer leidenschaftlichen Liebesgeschichte in Paris. In der Beschreibung heißt es darüberhinaus: "Ein faszinierender Roman über die Komplexität der Liebe und die großen gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit."
Meine Vorstellungen bzw. Erwartungen gingen daher wohl in eine völlig falsche Richtung... Was die (überschaubare) Handlung angelangt, gibt es dem Klappentext nichts hinzufügen.

"Du bist eine Frau mit wenig Hoffnung, Laure"

Das erste Kapitel ist verstörend, gar zerstörerisch. Gedankensprünge von Satz zu Satz, aneinandergereihte Aufzählungen - man erkennt kaum die spezielle Erzählstimme von Laure. Sie berichtet von sich in der 3. Person während Sie den/die Leser*in in Form der Ansprache "Du" in die Geschehnisse einbezieht. (Gelegentlich hält sie auch Zwiesprachen mit ihrer verstorbenen Mutter und Großmutter.) Diese Perspektive erweist sich als interessantes, jedoch auch gewöhnungsbedürftiges Stilmittel. Ich fand es etwas befremdlich und fühlte mich nicht angesprochen, vor allem da mir Clément über weite Strecken unsympathisch war. Ich empfehle unbedingt einen Blick in die Leseprobe zu werfen, da die Kapitel abwechselnd von Laure und Clément erzählt werden. Für seine Sicht bedient sich die Autorin des klassischen Ich-Erzählers. So lernt man beide Hauptprotagonisten im (Arbeits-)Alltag kennen.

"Ja, Meeting, Mitarbeiter, Sonnenbräune. Und ich habe verloren, wie ich heute Morgen zur Kenntnis nehmen musste. Eine Entdeckung, die ich zum ersten Mal bei meiner Geburt machte, als ich in das enttäuschte Gesicht meiner Mutter und auf unsere damalige Tapete mit den schwarzen Hibiskusblüten auf blauem Grund blickte, und die sich seither fast tagtäglich wiederholt. So was bezeichnet man bei uns als Prägung. Ich rede mit dir, als wären wir, du und ich, nicht beide aus ein paar Tropfen Sperma entstanden, du hast bestimmt auch irgendwelche Prägungen erfahren, für wen halte ich mich."

Dieses Zitat ist ein wahlloses Beispiel für den anstrengenden Stil aus unzusammenhängenden Informationen, kontextlosen Einschüben sowie belanglosen Aufzählungen. Die Charaktere bleiben blass und unpersönlich. Was bewegt die Protagonisten? Auch die Wahrnehmung von Laure's Familie wäre ein spannender Aspekt gewesen. Leider kommt dieser lediglich am Rande vor.

Ich hätte nach dem ersten Kapitel, eigentlich bis zur Hälfte, fast aufgegeben. Aber ich breche Bücher ungern ab und nach etwa 150 Seiten ändert sich tatsächlich der Ton. Zwischenzeitlich hat man den speziellen Stil verinnerlicht und Laure und Clément wirken menschlicher. Da ich kein Freund allzu direkter Ausdrucksweisen bin, wäre weniger für mich des Öfteren mehr gewesen. Obwohl ich das Buch an einem Tag beendete, hat mich die Handlung kaum berührt und lediglich gegen Ende mein Interesse geweckt.

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