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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2024

Gott und die Welt

Lieben
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In diesem Band der Reihe Hanser Berlin LEBEN soll es ums Lieben gehen, und zwar nicht nur im Sinn der rosaroten Brille, sondern etwas weiter gefasst.
„Die romantische Liebe hat ein wankelmütiges Wesen. ...

In diesem Band der Reihe Hanser Berlin LEBEN soll es ums Lieben gehen, und zwar nicht nur im Sinn der rosaroten Brille, sondern etwas weiter gefasst.
„Die romantische Liebe hat ein wankelmütiges Wesen. Sie erhebt uns in die höchsten Höhen und stürzt uns in die tiefsten Tiefen, sie befreit und sperrt uns ein, wir sehnen uns nach ihr, und wenn wir sie finden, sind wir oft so überwältigt, dass wir Reißaus nehmen.“ Solche sprachlichen Bilder lassen mich in Verzückung geraten. Allerdings ist imselben Kapitel ständig von „Lovers“ die Rede - warum nicht „Liebende“, um nicht eine Fremdsprache zu bemühen?
Die Autorin wird an vielen Stellen sehr persönlich, wofür ich großen Respekt habe, zumal es unter anderem um Missbrauch geht. Doch die Liebe bleibt dabei auf der Strecke. Ich sehe den Kontext nicht bei einer Vergewaltigung und auch nicht bei der Deutung der Sterne.
Es geht hier um Werte, Freundschaft, Tiere oder den Kosmos. Und das sind durchaus spannende Themen. Mir ging jedoch beim Lesen meist ein Gedanke durch den Kopf, und der war: Das ist doch völlig am Thema vorbei. Und deshalb fällt mein Urteil harsch aus: Ich empfehle das Buch nicht, handelt es sich doch um eine Mogelpackung.

Veröffentlicht am 14.11.2023

Verkorkst

Im Prinzip ist alles okay
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Miryam hat in ihrem Leben schon viel durchgemacht. Doch auch als frischgebackene Mutter ist es schwer für sie, ihr Glück zu finden.
Im Roman werden, aus der Perspektive der Protagonistin, verschiedene ...

Miryam hat in ihrem Leben schon viel durchgemacht. Doch auch als frischgebackene Mutter ist es schwer für sie, ihr Glück zu finden.
Im Roman werden, aus der Perspektive der Protagonistin, verschiedene Momente ihres verkorksten Lebens aufgegriffen. Wir erfahren, wie sie von einem schwierigen Elternhaus in die nächste toxische Beziehung torkelt und schließlich bei dem Vater ihres Kindes landet. Wenn man den so reden hört, kann man auch hier nicht auf ein respekt- oder gar liebevolles Miteinander schließen: „Nur weil dein Vater scheiße war, nervst du jetzt alle. Geh mal lieber in die Wanne, Miryam, du musst mal deine Psychosen einweichen und uns hier in Ruhe frühstücken lassen.“
Ich habe mich von der anfänglichen Eloquenz der Ich-Erzählerin einwickeln lassen und war schnell von den niveaulosen Dialogen genervt. Sie wird beispielsweise als „Du Opfer“ angesprochen und lässt das ohne weitere Gedanken oder Reaktionen so stehen. Es wird klar, dass sie es im Leben schwerhatte, und ich verstehe, dass sie daran zu knabbern hat. Doch, wie dies vermittelt wird, ist übertrieben (alle Menschen sind fies zu ihr, sogar die Chefin, die gar nichts zur Sache tut) oder realitätsfern (selbst ein Psychologe verurteilt sie beim ersten Gespräch). „Im Prinzip ist alles okay“, aber ein Lesegenuss wollte sich bei mir nicht einstellen.

Veröffentlicht am 05.01.2023

Böser Reinfall

Als das Böse kam
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“‘Allein durch Vaters Zeugenaussage wurden die gefährlichsten Finstermänner Südlands verhaftet und für Jahrzehnte ins Gefängnis gesteckt.’ … ‘Deshalb suchen sie uns auf der ganzen Welt.’” - Aus diesem ...

“‘Allein durch Vaters Zeugenaussage wurden die gefährlichsten Finstermänner Südlands verhaftet und für Jahrzehnte ins Gefängnis gesteckt.’ … ‘Deshalb suchen sie uns auf der ganzen Welt.’” - Aus diesem Grund versteckt sich ein Paar mit zwei Kindern auf einer Insel. Sie führen ein abgeschiedenes Leben, bis eines Tages doch Eindringlinge zu ihnen kommen.
Der Einstieg des Romans vermittelt noch gut die Atmosphäre und Bedrohlichkeit der Situation. Doch schnell haben mich die Unstimmigkeiten und das unlogische Verhalten der Figuren davon abgehalten, das Buch in irgendeiner Form zu genießen. Anfangs ließen sich Aktionen des Mädchens vielleicht noch als Naivität durch das Aufwachsen ohne soziale Kontakte abtun, doch auch die Erwachsenen verhielten sich seltsam konstruiert, so dass ich selbst bei der nachvollziehbaren Auflösung nur den Kopf schütteln konnte. Dieser Roman war ein Reinfall für mich.

Veröffentlicht am 02.10.2021

Action mit Antiheldin

Fiona - Beginn ver. 1.0
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Die 23-jährige Fiona, Tochter aus gutem Hause, ermittelt im Todesfall ihres jüngeren Bruders und gerät dadurch ins Visier einer Verbrecherbande.
Die Grundidee, den unerwarteten Tod eines Familienmitglieds ...

Die 23-jährige Fiona, Tochter aus gutem Hause, ermittelt im Todesfall ihres jüngeren Bruders und gerät dadurch ins Visier einer Verbrecherbande.
Die Grundidee, den unerwarteten Tod eines Familienmitglieds nicht auf sich beruhen zu lassen, ist gut. Doch der Roman bietet neben reichlich Action auch jede Menge Unglaubwürdiges. Das geht schon damit los, dass die Protagonistin als Hilfspolizistin anheuert, und weiter damit, dass sie scheinbar selbst den härtesten Kerlen überlegen ist.
Am meisten aber stören ihre vulgäre und selbstgefällige Art, die sie zu einer echten Antiheldin machen, und unsinnige Dialoge, wie: „‚Wo gehst du hin?‘, erkundigte sich mein Vater. ‚Den Mörder finden.‘ ‚Wirst du es schaffen?‘ ‚Vielleicht.‘“ Auch wenn es inzwischen eine Neuauflage gibt, habe ich nach diesem ersten Teil (Ausgabe von 2014) kein Bedürfnis, die Reihe fortzusetzen.

Veröffentlicht am 17.08.2021

Von Affen und Menschen

Erste Person Singular
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“Erste Person Singular” steht stellvertretend für eine Sammlung von acht Kurzgeschichten Haruki Murakamis, die sich unterschiedlichsten Themen widmen. Mal ruft eine Frau beim Sex den Namen eines anderen ...

“Erste Person Singular” steht stellvertretend für eine Sammlung von acht Kurzgeschichten Haruki Murakamis, die sich unterschiedlichsten Themen widmen. Mal ruft eine Frau beim Sex den Namen eines anderen Mannes (als des aktuellen Liebhabers), mal schreibt jemand eine fiktive Plattenkritik, und einem sprechenden Affen begegnen wir auch.
Letzterer ist noch der originellste Zug des Autors; darüber hinaus bleibt nicht viel Bemerkenswertes hängen. “Kafka am Strand” ganz positiv im Kopf, hatte ich mehr erwartet und war somit vom belanglos erscheinenden Dahingeplätscher der Handlungen enttäuscht. Da konnte auch die professionelle Sprechstimme von Frank Arnold nicht viel rausreißen.