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Veröffentlicht am 31.12.2016

Viele kleine Szenen sind nichts für schwache Nerven.

Der Schmerzsammler
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Martin Conrath schreibt Krimis und als männlicher Part von "Sabine Martin" historische Romane. ARD-Tatorte wurden von ihm zu Romanen gemacht. Mit dem "Schmerzsammler" geht er mit einer neuen Protagonistin ...

Martin Conrath schreibt Krimis und als männlicher Part von "Sabine Martin" historische Romane. ARD-Tatorte wurden von ihm zu Romanen gemacht. Mit dem "Schmerzsammler" geht er mit einer neuen Protagonistin das Genre der Psychothriller an.

Die Protagonistin Fran Miller ist Fallanalytikerin und Sektenbeauftrage beim LKA in Düsseldorf. Sie betreibt einen ungewöhnlichen Ausgleichssport: zum "Herunterkommen" braucht sie den Kick einer Extremsportart. Ein Partner im Team ist Bruno Rheinstahl, ein väterlicher Freund, den die Deutsch-Amerikanerin im Alter von zehn Jahren durch ihren Vater, ebenfalls Polizist, kennengelernt hat. Dritter im Team ist Günther Anleder, ebenfalls Profiler und spezialisiert auf geistige Krankheitsbilder. Alle gehören zur Abteilung "Operative Fallanalyse", die aus Forschungsgeldern finanziert wird und nicht täglich draußen im Einsatz ist. Momentan sind sie weit in die Satanistenszene abgetaucht und haben dort ihr Betätigungsfeld. Der Anruf eines Polizeikollegen aus Hamburg zieht zunächst Fran, dann das Team in einen aktuellen Fall. Der Hamburger ermittelt in einem Mordfall und hegt Vermutungen, dass er etwas mit der satanischen Sekteszene zu tun haben könnte. Da er von der "Teufelsbraut" Fran Miller gehört hat, bittet er sie um eine Einschätzung. Sie zieht sofort ihre Kollegen hinzu. Doch dann werden sie zu einem aktuellen Fall in Düsseldorf abgezogen: Grabschändung mit Anzeichen einer Schwarzen Messe. Ein klarer Fall für das Team. Keine Auszeit von der Forschung im Sektenmilieu, sondern praktische Unterstützung aus der Realität.

In verschiedenen Strängen wird auf den Showdown am Ende des Romans hingearbeitet. Zunächst scheinen alle Stränge zusammenhanglos. Zunächst die Polizeiarbeit, dann die Mitglieder einer Satanistengruppe, das Vorgehen eines äußerst brutalen Täters und schließlich der Drangsal der Opfer.

Natürlich geht man als Liebhaber von Krimis und Thrillern davon aus, dass alles irgendwie zusammengehört. Doch in welcher Weise ist sehr spannend vom Autor verpackt. Schließlich führt es doch zu einer unerwarteten Lösung. Einerseits als Leser erfüllt ist es andererseits schade, denn man weiß, dass der Roman nun fast beendet ist.

Aus unterschiedlichen Perspektiven werden die Stränge erzählt. In der dritten Person wird von der Ermittlungsarbeit und von den Opfern des Täters erzählt. Mittels Ich-Perspektive schlüpft der Leser in die Figur des Täters. Das ist besonders perfide, denn eigentlich möchte man nicht der Täter sein. Denn der geht extrem brutal vor sich. Schließlich sammelt er wie andere Briefmarken die Schmerzen seiner Opfer. Und die schönsten Schmerzen erreicht er bei ihnen kurz vor deren Tod.

Conrath hat für diesen Thriller ein interessantes Figurenensemble geschaffen, welches in vielen Teilen denen anderer aktueller Krimis und Thriller entspricht: der väterliche Freund, die Kumpanei unter Kollegen, die nur auf Karriere bedachte Chefin. Doch der Protagonistin Fran(ziska) Miller hat er eine besondere Vergangenheit verpasst, der man gerne noch weiter auf die Schliche kommen möchte, was im Herbst wohl mit einem Folgeroman passieren kann.

Viele kleine Szenen sind nichts für schwache Nerven. Den Lesern, die sich starken Nervenkitzel wünschen, ist der Thriller in jedem Fall empfohlen.

Veröffentlicht am 03.11.2024

Jagd im Doppelpack

Gefährliches Komplott
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Dies ist mein erster Thriller von David Baldacci. Es ist erstaunlich, dass es so lange gedauert hat, bis ich ein Buch dieses Autors in die Hände bekommen habe. Es ist schade, aber jetzt kann ich endlich ...

Dies ist mein erster Thriller von David Baldacci. Es ist erstaunlich, dass es so lange gedauert hat, bis ich ein Buch dieses Autors in die Hände bekommen habe. Es ist schade, aber jetzt kann ich endlich damit anfangen. Es gibt jedoch schon Rezensionen zu seinen Romanen auf diesem Blog, also kann man gerne darin stöbern.

Wir machen uns mit Mickey vertraut, einer jungen Mutter, die gerade ihre beiden Kinder betreut. Früher war Mickey als Kriminaltechnikerin, Streifenpolizistin und Detective bei der Polizei tätig. Sie hat jedoch ihren Job aufgegeben und arbeitet nun bei einer renommierten Sicherheitsfirma, bei der sie online Geld von Kredit- und Steuerbetrügern aufspürt und ihnen wieder entzieht. Diese Aufgabe erledigt sie mit großem Erfolg und sie kann sie bequem von zu Hause aus erledigen.

Mickey erhält einen Anruf von einer Kollegin, die sie darum bittet, eine Inventarliste in einem Haus wenige Meilen entfernt anzufertigen. Der Grund dafür ist, dass Mickey in der Nähe des Hauses wohnt. Also beschließt sie, das Homeoffice zu verlassen. Doch als sie in dem Haus ankommt, entdeckt sie eine Leiche, die bereits seit einiger Zeit gefesselt auf einem Stuhl sitzt. Sofort benachrichtigt sie die Polizei und gerät selbst kurzzeitig unter Verdacht, da es nicht nach einem Unfall oder Selbstmord aussieht. Nachdem Mickey die Polizei informiert hat, nehmen diese die Ermittlungen auf und befragen sie ausführlich.

Währenddessen versucht Mickey auf eigene Faust herauszufinden, wer für den Mord verantwortlich sein könnte. Sie beginnt, Hinweise zu sammeln und verdächtige Personen in der Umgebung zu beobachten. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, da es keine offensichtlichen Spuren oder Zeugen gibt. Mickey ist entschlossen, den Fall zu lösen und den wahren Täter zur Rechenschaft zu ziehen, auch wenn sie dabei selbst in Gefahr gerät.

Wenn Mickey denkt, die kann den Verdacht schnell durch die Aufklärung ihrer Kollegin und des Vorgesetzten aus der Welt schaffen, dann hat sie sich getäuscht: Diese Kollegin gibt es gar nicht. Mickey hatte sich zu schnell für den Auftrag engagiert, ohne sich ausreichend rückzuversichern.

David Baldacci fokussiert in »Gefährliches Komplott« hauptsächlich auf zwei Hauptcharaktere, die miteinander interagieren. Diese Charaktere sind Mickey Gibson und ihre Auftraggeberin. Obwohl Mickey nicht weiß, wer ihre Auftraggeberin ist, finden sie dennoch Wege der Kommunikation. Letztendlich möchte Mickey jedoch auch herausfinden, wer ihre Auftraggeberin ist.

Die Spannung nährt sich also aus verschiedenen Quellen. Einerseits aus der Ermittlung um den Toten und dessen Mörder mit all seinen Motiven und Zielen. Andererseits soll aufgedeckt werden, wer die Gegenspielerin von MIckey ist. Beide Frauen sind offenbar sehr versiert in Ermittlungen und Online-Recherchen. Doch es ergibt sich immer wieder die Frage, warum Mickey für diesen Auftrag (letzten Endes den Toten zu finden) eingespannt wurde.

Der Roman ist ein perfides Katz-und-Maus-Spiel und so manche Figur gerät in einen Verdacht. Die ehemalige Polizistin Mickey Gibson macht als Mutter und Ermittlerin offenbar sehr gute Arbeit. Sie kann einem schnell ans Herz wachsen samt ihrer beiden Kinder. Es ist faszinierend, wie die beiden vom Autor immer wieder in die Handlung eingebunden werden. Das Homeoffice inklusive Kinder und Kindermädchen ist so lebhaft gestaltet, dass man sich dabei sogar die stressigen Ermittlungen vorstellen kann.

Ich kann diesen packenden Thriller wärmstens empfehlen. Er hat mir viel Spaß bereitet und ich hatte große Freude daran.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024


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Veröffentlicht am 03.11.2024

Ein gemütlicher und spannender Cornwall-Krimi mit Sandra Flemming

Die Braut sieht rot
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Rebecca Michéle präsentiert mit diesem Roman einen fesselnden Krimi, der im idyllischen Cornwall im Süden Englands spielt. Die Hauptprotagonistin, eine Hotelbesitzerin, steht der berühmten Miss Marple ...

Rebecca Michéle präsentiert mit diesem Roman einen fesselnden Krimi, der im idyllischen Cornwall im Süden Englands spielt. Die Hauptprotagonistin, eine Hotelbesitzerin, steht der berühmten Miss Marple in nichts nach und ermittelt mit beeindruckendem Geschick.

In Cornwall, wo der Sommer herrscht, sorgt Sandra Flemming als Inhaberin nicht nur für ihre Gäste im Higher Barton Romantic Hotel, sondern auch für ihr Zimmermädchen Imogen. Imogen ist unsterblich in einen Adeligen verliebt, doch dessen Mutter ist gegen ihre Beziehung. Um Lady Claire, die zukünftige Schwiegermutter, von Imogens Qualitäten zu überzeugen, planen die Liebenden einen gemeinsamen Urlaub im Hotel. Aber dann passiert ein Mord in der Gegend, und das Opfer sieht Lady Claire überraschend ähnlich.

Direkt danach passiert ein weiterer Angriff. Dieses Mal trifft es tatsächlich Lady Claire. Der Freund der Hotelbesitzerin und Hobbydetektivin Sandra Flemming, Detective Chiefinspector Christopher Bourke, war gerade noch besorgt um seine Polizeiwache in Lower Barton, als er plötzlich alle Hände voll zu tun hat. Er gibt liebevoll seiner Partnerin den Rat, sich von den Ermittlungen fernzuhalten. Die Braut sieht rot.

Auch dieser Kriminalroman von Rebecca Michéle ist ein gemütlicher und schöner virtueller Urlaub. Die Beschreibungen zu Landschaft, Sehenswürdigkeiten und Gepflogenheiten sind einfach hinreißend. Man erfährt sehr viel über diesen Landstrich und wenn man wie ich diese Region schon mehrfach bereist hat, dann ist das Eintauchen in diesen Roman wirklich wie ein kleiner Urlaub. Man wird an so viele Erlebnisse erinnert, denen man selbst dort begegnet ist. Einfach wunderschön.

Aber das bedeutet nicht, dass die Spannung eines Krimis vernachlässigt wird, ganz im Gegenteil! Die Geschichte ist voller Spannung und reines Cosy Crime. Es gibt viele überraschende Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Handlungssträngen. Egal, ob es um die romantische Beziehung zwischen dem Zimmermädchen und dem jungen Adligen geht oder um die Angriffe auf die rothaarigen Damen in der Stadt – hier ist alles möglich und jede Wendung wird dich überraschen.

„Die Braut sieht rot“ ist ein fesselnder cornischer Kriminalroman, der nicht nur eine spannende Geschichte bietet, sondern auch die wunderschöne Landschaft der Region lebendig werden lässt. Die Figuren rund um das Ermittlerteam sind charmant und gut ausgearbeitet, was das Mitfiebern leicht macht. Besonders toll sind die vielen Sehenswürdigkeiten und Ausflugstipps, die man beim Lesen entdeckt – perfekt für Reisende!

Leider ist das Buch viel zu schnell zu Ende gelesen, und man möchte eigentlich gar nicht Abschied nehmen. Ein echtes Muss für Krimifans und Cornwall-Liebhaber!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

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Veröffentlicht am 21.10.2024

Jack Reacher auf der Suche nach seinen Wurzeln …

Der Spezialist
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Dies ist Band 23 der Jack-Reacher-Reihe von Lee Child. Anders als in vorherigen Romanen gibt es hier keinen Verbrechensfall, der von Jack Reacher gelöst werden muss. Dass es am Ende schließlich doch anders ...

Dies ist Band 23 der Jack-Reacher-Reihe von Lee Child. Anders als in vorherigen Romanen gibt es hier keinen Verbrechensfall, der von Jack Reacher gelöst werden muss. Dass es am Ende schließlich doch anders ist, steht auf einem anderen Blatt.

»Der Spezialist« spielt bis weit über die Hälfte hinaus hauptsächlich in zwei getrennten Handlungssträngen. Der erste Handlungsstrang dreht sich um Jack Reacher und seine Vergangenheit. Auf seinem Weg in das südwestliche San Diego zwecks Überwinterung in einem wärmeren Landstrich entdeckt Reacher eher durch einen Zufall den Ort Laconia, an dem seine Großeltern gelebt und sein Vater geboren wurde. Ahnungslos begibt sich Reacher auf eine Reise in die Vergangenheit seiner Familie, um ein wenig herumzustöbern und die Umgebung zu erkunden. Auf den spuren seines Vaters tritt er unwissentlich einigen Leuten auf die Füße, was anfangs jedoch völlig unwichtig erscheint.

Im zweiten Handlungsstrang treffen wir auf Paddy und Shorty, zwei junge Menschen, die einen frischen Start anstreben und von zu Hause abgehauen sind, um im Süden etwas Neues aufzubauen. Während ihrer Reise in den Süden streikt plötzlich ihr Auto. Sie müssen nach einem Motel suchen und haben Glück, dass eins abseits im Wald zu finden ist. Dort planen sie, das Auto zu reparieren.

Allerdings hat ihr Aufenthalt im Motel unerwartete Konsequenzen. Bereits in der ersten Nacht geschehen mysteriöse Dinge, als Paddy versucht, nach draußen zu gehen und Luft zu schnappen. Für einen kurzen Moment hat sie das Gefühl, dass sich die Tür nicht öffnen lässt. Am nächsten Morgen erzählt sie Shorty davon, doch dieser hat überhaupt keine Probleme damit, die Tür zu öffnen.

Die Männer im Motel, die äußerst höflich und hilfsbereit erscheinen, wirken dennoch unheimlich auf die beiden jungen Leute und es scheint, dass sie sie daran hindern wollen, ihre Reise fortzusetzen.

Sowohl der Handlungsstrang von Reacher als auch der des Paares finden am selben Ort statt. Das ist zunächst die einzige Gemeinsamkeit. Obwohl sich das Motel einige Meilen außerhalb von Jacks Aufenthaltsort befindet, gehört es immer noch zum selben County. Erst in der zweiten Hälfte des Buches werden die Handlungsstränge miteinander verknüpft. Ganz sanft, denn man spürt, dass auch Jack nochmal einen Schlafplatz für eine Nacht benötigen wird.

Aber bereits zuvor war es spannend, wie die beiden Stränge zusammengeführt werden würden. Letzten Endes dreht es sich darum, ob Jack dem Pärchen helfen kann.

Es macht Spaß, Jack Reacher in »Der Spezialist« dabei zuzusehen, wie er bei den Recherchen den Ärger auf sich zieht. Und seine Partnerin in diesem Roman ist wieder eine Ermittlerin – Detective Amos. Typische Kleinstadtpolizistin, die wie ihr Chef keinen Ärger will. Sie setzt alles daran, Reacher aus der Stadt zu verbannen, kann letztendlich aber seine Argumente nicht ignorieren. Ein wunderbares Spielchen zwischen den Beiden, was beste Unterhaltung bietet.

In dieser Geschichte hat Reacher nicht nur die Spuren seiner Familie entdeckt, sondern auch eine aufregende Verbindung zu einer Polizistin in der Kleinstadt geknüpft. Währenddessen entpuppen sich die Motel-Besitzer als wahre Meister in perfiden Spielen mit ihren Gästen Paddy und Shorty. Es bleibt spannend, wie sich all diese Fäden miteinander verweben und was das für Reacher bedeutet. Wenn euch dieser Einblick in die packende Handlung gefallen hat, teilt den Blogpost doch mit euern Freunden in den sozialen Medien! Lasst uns wissen, was ihr denkt!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

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Veröffentlicht am 24.08.2024

Von Pinselstrichen und Seelenbildern: Die inspirierende Geschichte Georgia O’Keeffes

Die Farben der Wüste (Ikonen ihrer Zeit 12)
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Dieser wunderbare Roman von Amelia Martin ist eine fiktionalisierte Biografie der herausragenden amerikanischen Malerin zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Wer ein Fan von Kunst und Farben ist, wer ...

Dieser wunderbare Roman von Amelia Martin ist eine fiktionalisierte Biografie der herausragenden amerikanischen Malerin zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Wer ein Fan von Kunst und Farben ist, wer Malerei liebt und seine Zeit gerne in Museen, Ausstellungen und Galerien verbringt, dem sei dieser Roman über Georgia O’Keeffe ans Herz gelegt.

In New Mexico, unter dem leuchtenden Himmel, blickt Georgia O’Keeffe auf ihr Leben zurück. Da waren die aufregenden Jahre in New York, umgeben von Künstlern und Fotografen. Sie kämpfte für Frauenrechte und entwickelte eine große Liebe zu Alfred Stieglitz, dessen Aktfotos von Georgia O’Keeffe sie weltweit bekannt machten. Doch erst jetzt, in der Einsamkeit der Wüste, findet die erwachsene Künstlerin endlich die innere Ruhe, nach der sie ihr ganzes Leben lang gesucht hat. Dabei wird klar, dass sie längst über ihren Ehemann und Förderer Stieglitz hinausgewachsen ist. Endlich kann sie ganz frei sein.

Amelia Martin schafft es in »Die Farben der Wüste« mit ihren bildreichen Formulierungen, nicht nur die Wüstenlandschaften sondern auch das klein- und großstädtische Lebensumfeld von Georgia O’Keeffe treffend zu beschreiben. Leser gewinnen einen treffenden Blick auf die beeindruckenden Farbtöne, die Georgia O’Keeffe in ihren Werken einfängt. Sensibel und detailliert werden die Beziehungen der Künstlerin zu ihren Mitmenschen, die eigene Familie, Freunde, Bekannte und Künstlerkollegen, dargestellt. Leser erhalten inspirierende Einblicke und eine Portion kreativen Schwung bei der Lektüre dieses lesenswerten Romans.

Georgia O’Keeffes sich langsam aufbauende Beziehung zum Galeristen, Fotografen und verheirateten Alfred Stieglitz macht den Einblick in ihr Leben besonders spannend. Sie fühlt sich zwar zu verschiedenen Männern hingezogen, aber ihr Interesse liegt zunächst ausschließlich bei der Malerei, der Kunst. Doch dies soll nicht ohne Folgen bleiben.

Aber auch, nachdem Georgia O’Keeffe den „Mann fürs Leben“ gefunden hat, ist die Beziehung ja nicht am Ende, es geht auf und runter. Und so sehr sie sich ein Kind von ihrem Mann wünscht, tut der sich sehr schwer, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.

Hinter Amelia Martin verbirgt die die Schriftstellerin Constanze Wilken, die auch mit in England und Wales spielenden Romanen, Familiensagas und anderen historischen Romanen (z.B. „Salz und Schokolade“) bereits beachtliche Aufmerksamkeit erlangte.

Insgesamt zeigt »Die Farben der Wüste« eindrucksvoll, wie die faszinierende Lebensgeschichte von Georgia O’Keeffe nicht nur von Herausforderungen geprägt ist, sondern auch von einer bemerkenswerten Emanzipation und inneren Stärke. Amelia Martin gelingt es, diese komplexe Figur bildhaft und detailreich zum Leben zu erwecken, sodass wir mit Georgia O’Keeffe lachen, leiden und schließlich ihre Kreativität feiern können. Für Künstler und Leser gleichermaßen bietet dieser Roman eine inspirierende Perspektive auf die Schönheit, die aus Schmerz entstehen kann.

Das Cover von des Romans unterstützt den Inhalt des Buches auf sehr passende Weise. Die Blumenmotive und die Farbenpracht, so wie sie von der Künstlerin den Betrachtern ihrer Bilder angeboten werden, kommen voll zur Geltung. Übrigens ein Umstand, der mich nach diesem Buch hat greifen lassen.

»Die Farben der Wüste« ist der zwölfte Roman aus der Reihe Ikonen der Zeit des Ullstein-Verlages, in der u. a. bereits Romane über Josephine Baker, Audrey Hepburn und Elizabeth Taylor erschienen sind.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

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