Beeindruckende Autobiografie über eine zerstörte Kindheit
WavewalkerSuzanne Heywood nimmt uns mit auf die "Wavewalker", ein Segelboot, mit dem ihr Vater die Reise von Captain Cook nachsegeln will. Für diesen Traum bringt er seine Kinder um ihre Schuldbildung, ihre Freundschaften ...
Suzanne Heywood nimmt uns mit auf die "Wavewalker", ein Segelboot, mit dem ihr Vater die Reise von Captain Cook nachsegeln will. Für diesen Traum bringt er seine Kinder um ihre Schuldbildung, ihre Freundschaften und ignoriert die Seekrankheit seiner Frau. Die Familie verbringt zehn Jahre auf wenigen Quadratmetern auf den Meeren dieser Erde, der Einsamkeit, den Ängsten, Geldsorgen und den Naturgewalten ausgesetzt. Dabei kommt es zwangsläufig immer wieder zu Konflikten, den die Familienmitglieder aufgrund der Enge des Bootes nicht aus dem Wege gehen können. Die Kinder müssen sich häufig den Wünschen und Planungen der Eltern beugen und stehen mit der Bewältigung ihrer kindlichen Sorgen, Ängsten und Problemen alleine gegenüber. Keine Möglichkeit sich Freunden oder Verwandten anzuvertrauen. Oft wenden sie sich daher an die angeheuerten Crewmitglieder, die ihr Vater mit an Bord nimmt, um die Reise über die Ozeane überhaupt bewältigen zu können. Über diese Sorgen und Ängste können dann selbst die schönsten Strände, Sonnenauf- und -untergänge und die Tierwelt des Meeres nicht hinwegtrösten. Was wird die Zukunft für Suzanne und ihren Bruder Jon bereithalten? Werden sie sich irgendwann gegen die Eltern durchsetzen können?
Diese Autobiografie fesselt von Beginn an. Bereits der Beginn der Reise lässt erahnen, was da auf die Familie zukommen wird. Eine Fahrt ins Ungewisse, auch wenn der Vater sein Segelhandwerk zu verstehen scheint. Die Beschreibung der Stürme auf dem Meer und die Todesängste, die die Kinder dabei durchstehen müssen, sind so authentisch beschrieben, dass man sich selber auf dem Boot zu sehen scheint. Es macht uns selber traurig, die gerade erst entstandenen Freundschaften bereits nach kurzen Aufenthalten an Land wieder beenden zu müssen. Aufgrund der langen Zeit auf dem Boot, weiß die Familie am Ende beinahe gar nicht mehr, haben wir noch irgendwo ein Zuhause.
Die Autobiografie lässt uns sehr nachdenklich und verstörend zurück. Offenbart sie doch sehr deutlich, wie schnell und nachlässig eine Kindheit zerstört werden kann, ohne den Eltern eine böswillige Absicht zu unterstellen. Hervorzuheben sind an dieser Stelle noch die sehr schön gestaltete Zeichnung des Bootsinnern, die die im Verhältnis gesehen geringe Fläche des Segelbootes veranschaulicht und die zahlreichen Fotos in der Buchmitte, die die Gefühlsschwankungen der Kinder zwischen der Einsamkeit und der Schönheit des Ozeans beleuchten. Absolut lesenswert.