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Veröffentlicht am 01.08.2017

Erschreckend- trifft den Zeitgeist

Als die Träume in den Himmel stiegen
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Rezension zu „Als die Träume in den Himmel steigen“ von Laura McVeigh
Inhalt:
Samar muss mit ihrer Familie aus dem gelben Haus in Kabul flüchten. Mit ihren Eltern und Geschwistern kommt sie bei ihren Großeltern ...

Rezension zu „Als die Träume in den Himmel steigen“ von Laura McVeigh
Inhalt:
Samar muss mit ihrer Familie aus dem gelben Haus in Kabul flüchten. Mit ihren Eltern und Geschwistern kommt sie bei ihren Großeltern im Hindukusch unter. Lange bleiben sie auch dort nicht sicher. Die Taliban fallen in das Dorf ein und Samar und der Familie bleibt nur die Flucht aus dem Land, in dem sie aufgewachsen sind.

Meinung:
Laura Mc Veigh erzählt die berührende, erschreckende Geschichte der jungen Samar und ihrer Familie. Eine Geschichte, die zeigt, wie stark Gruppen ein Volk, ein ganzes Land nicht nur verändern, sondern auch bis in die Privatsphäre eindringen können. Die Folge: Einschränkungen im Alltag, die wir uns nicht vorzustellen wagen.
Der Schreibstil, zwar flüssig, aber auch etwas wirr, unterstützt den Eindruck des Chaos, das das Leben der Familie stets begleitet.
Samar ist ein starker Charakter, der klar über die Vergangenheit berichtet, aber die Gegenwart mit Träumen verbringt. Zu Beginn noch ein Kind, wächst sie im Laufe des Buches heran. Der Roman ist aus ihrer Sicht geschrieben, weshalb offene Fragen bleiben. Dies macht den Roman sehr authentisch. Durch ihre Imaginationen, die sich mit der Realität vermischen, verliert man zu Beginn etwas den Faden, allerdings ergibt sich dies schnell. Dem Roman gibt dieser Stil etwas Besonderes. Die zunächst kindliche Sicht auf die schrecklichen Geschehnisse machen sie noch eindrucksvoller und ihre Flucht in die Imagination lässt erahnen, wie traumatisierend es ist, den Schrecken des Krieges erleben zu müssen. Samar zeigt, dass Aufgeben keine Option ist. Für sie ist die Familie das wichtigste und mit ihr vereint möchte sie in Freiheit und Frieden leben.
Beeindruckend an dem Roman ist auch, wie viele Parallelen zu anderen Schreckensherrschaften und Kriegen sich ziehen lassen. Einige Menschen lassen sich negativ beeinflussen und schließen sich den Machthabern an, die meisten leiden unter den Verhältnissen, sind machtlos, müssen vielleicht fliehen.
Da Samar ein Mädchen ist, macht der Roman auch aufmerksam auf die Unterdrückung der Frauen im Nahen Osten und er zeigt, wie wichtig die richtige Bildung ist. Samar schöpft aus ihrer Bildung Kraft und Hoffnung. Dies hat ihre Mutter ihr vorgelebt. Sie ist ein Nebencharakter, den ich richtig toll fand und bei dem ich es etwas schade fand, dass der Leser nicht mehr über ihre Vergangenheit erfährt.
Der Roman ist sehr lesenswert und trifft mit seinem Thema den Zeitgeist, auch wenn er nicht den aktuellen großen Konflikt in Syrien behandelt. Ein emotionales Buch, dass sich nicht in eins lesen lässt, da die Geschehnisse den Lesern geradezu zu erschlagen drohen. Inhaltlich ist es keine leichte Kost und damit auch kein Roman für Zwischendurch.

Veröffentlicht am 03.11.2024

gute Fortsetzung

Still ist die Nacht (Ein Fall für Maya Topelius 2)
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Rezension zu „Still ist die Nacht“ von Sandra Aslund
Sandra Aslund hat mit „Still ist die Nacht“ eine gute Fortsetzung ihrer Schweden-Krimi Reihe rund um Ermittlerin Maya Topelius geschrieben. Durch den ...

Rezension zu „Still ist die Nacht“ von Sandra Aslund
Sandra Aslund hat mit „Still ist die Nacht“ eine gute Fortsetzung ihrer Schweden-Krimi Reihe rund um Ermittlerin Maya Topelius geschrieben. Durch den angenehmen Schreibstil fliegt man durch die Seiten. Das Setting ist lebhaft beschrieben, sodass man sich gedanklich schnell auf der schwedischen Insel befindet. Dabei wechselt sich das typische gemütliche mit unheilvollen Momenten ab.
Der Roman beginnt mit einem Mord, der lange rätselhaft bleibt. Im Fokus steht ein zweiter Mord, der während eines Yoga-Retreats auf einer kleinen Insel geschieht. Schnell weiß kaum jemand, wem zu trauen ist. Der Fall ist spannend aufgebaut. Sandra Aslund wirft ihren Lesern geschickt kleine Brocken hin, bis sich das Gesamtbild ergibt.
Der Krimi besticht außerdem, wie auch schon sein Vorgänger, durch die Figuren. Ermittlerin Maya ist eigentlich im Urlaub als Teilnehmerin des Yoga-Retreats. Durch den Mord wird sie dann aber doch in den Fall eingespannt. Ihr Partner Pär ist natürlich auch involviert. Die zwei sind ein spannendes Team, auch wenn die Dynamik der beiden in diesem Band weniger zum Tragen kommt, als im ersten. Das liegt auch daran, dass die zwei nicht so viel Zeit miteinander verbringen, da Maya auf der Insel ist, Pär aber nicht dauerhaft. Und dann wären da noch Mayas Freundinnen. Emely leitet das Yoga-Retreat, damit steht sie im Beziehungsgeflecht der Frauen im Vordergrund. Zwischen Maya und Emely fällt einiges vor, man lernt alle vier Frauen wieder ein Stück besser kennen. Eine auftauchende Figur, Penelope, war mir etwas zu konstruiert. Sie verhält sich teilweise sehr gruselig. Theoretisch ist das in einem Krimi gut, aber mir war das zu esoterisch angehaucht, sodass ich die Figur nicht so richtig ernst nehmen konnte.
Insgesamt ist „Still ist die Nacht“ aber ein schöner Krimi. Man sollte ein Fan davon sein, dass die Ermittler ein Privatleben haben, dass immer wieder Teil der Geschichte ist. Ist das der Fall, hat man sicherlich seinen Spaß mit dieser Reihe. Der dritte Band wird am Ende fies angeteasert und baut schon Spannung auf. Seit Band 1 frage ich mich, wie die Andeutungen rund um Ingrid zusammenpassen. Das wird hier weiter befeuert.

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Veröffentlicht am 13.10.2024

mitreißend und mitnehmend

Alles, was ich geben kann – The Last Letter
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Rezension zu „Alles, was ich geben kann“ von Rebecca Yarros
Briefe, die zwei Menschen verbinden. Damit legt Rebecca Yarros die Grundlage für eine wundervolle Liebesgeschichte, die sie, passend zum Genre, ...

Rezension zu „Alles, was ich geben kann“ von Rebecca Yarros
Briefe, die zwei Menschen verbinden. Damit legt Rebecca Yarros die Grundlage für eine wundervolle Liebesgeschichte, die sie, passend zum Genre, in einem leicht zu lesenden und mitfühlsamen Ton erzählt.
Protagonistin Ella musste in ihrem Leben schon viel ertragen. Ihre Großeltern und Eltern leben schon nicht mehr und auch ihr Bruder Ryan stirbt im Einsatz. Vorher macht er ihr und seinem besten Freund Beckett aber eine Art Geschenk. Er erzählt Ella von einem Kollegen, der keine Familie hat und bittet sie, diesem Kollegen Briefe zu schreiben. So lernen sich Beckett und Ella über die Briefe kennen.
Nach Ryans Tod trifft Beckett auf Ella, die allerdings nicht weiß, wer er ist. Das sorgt für einen Spannungsbogen. Die Geschichte der beiden ist berührend, mitreißend und durch Becketts unaufgedeckter Identität immer einen Schritt am Abgrund.
Die Charaktere sind toll. Ella ist eine starke junge Frau, die sich durchs Leben kämpft und lernen muss, Dinge aus der Hand zu geben und sich auch auf andere zu verlassen. Beckett ist ein Goldstück. Er ist selbstlos und liebevoll. Durch Ellas Briefe lernt er was „zu Hause“ bedeuten könnte.
Absolut gelungen sind Ellas Kinder. Die Zwillinge Maisie und Colden sind besonders. Sie sind klug und sehr empathisch. Ihre Bindung ist faszinierend. Mit ihrer Art bereichern sie den Roman in jedem Moment.
Neben der Liebesgeschichte zwischen Ella und Beckett geht es vor allem auch um Familie und um das Ankommen an einem Ort bzw. bei Menschen. Es wird deutlich, wie viel besser die Welt ist, wenn Menschen füreinander da sind.
Der Roman rührt zu Tränen, am Ende fast etwas zu sehr. Ellas Schicksalsschläge sind schwer zu ertragen. Zum Schluss hätte es gerne einer weniger sein dürfen. Dennoch kann man am Ende seinen Frieden mit der Geschichte finden.
Insgesamt also ein gelungener Roman, den ich breit empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 26.06.2024

den eigenen Weg finden

Die Sache mit Rachel
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Rezension zu „Die Sache mit Rachel“ von Caroline O´Donoghue

Caroline O´Donoghue erzählt die Geschichte von Rachel. Rachel ist eine junge Frau, die gerade studiert. Ihre Eltern sind in einer finanziell ...

Rezension zu „Die Sache mit Rachel“ von Caroline O´Donoghue

Caroline O´Donoghue erzählt die Geschichte von Rachel. Rachel ist eine junge Frau, die gerade studiert. Ihre Eltern sind in einer finanziell schwierigen Situation. Rachel jobbt daher in einer Buchhandlung. Dort lernt sie James kennen, der ihr bester Freund wird. Schnell beschließen die zwei zusammenzuziehen, obwohl sie sehr verschieden sind. Rachel die Chaotin und James, der ordentliche. Beide gemeinsam haben, dass sie ihren Weg noch finden müssen. Sie haben Träume, an deren Erfüllung sie mal mehr mal weniger glauben. Beide haben mit Tiefpunkten zu kämpfen, rappeln sich aber immer wieder auf. Spannend macht die Geschichte auch James Affäre, die ihn und Rachel in schwierige Situationen bringt. Dieser Teil ist toll erzählt und macht Spaß, ebenso wie Rachels Beziehung, auch wenn sie sich hier und da etwas zu kindisch verhält. In der Mitte bekommt die Geschichte einen kleinen Einbruch.. sie zieht sich hin und beide Figuren scheinen in ihrer Situation gefangen und kommen kaum weiter. Das Ende ist aber überaus gelungen und versöhnt mit den Schwächen in der Mitte. Insgesamt ist „Die Sache mit Rachel“ ein gutes Buch für alle, die junge Protagonisten auf der Suche nach ihrem Weg begleiten möchten und für die Freundschaft in Büchern ein tolles Thema ist. Da es immer wieder Zeitsprünge gibt, wird die Freundschaft der beiden über die Jahre schön deutlich und ist gelungen beschrieben. Insgesamt eine unterhaltsame Lektüre.

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Veröffentlicht am 22.06.2024

Wohlfühlbuch

Genau jetzt mit dir
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Rezension zu „Genau jetzt mit dir“ von Tine Nell
In „Genau jetzt mit dir“ erzählt Tine Nell in ruhigem, angenehmen Ton die Geschichte von Alma und Liam. Die Geschichte spielt in Schweden. Da die ganze ...

Rezension zu „Genau jetzt mit dir“ von Tine Nell
In „Genau jetzt mit dir“ erzählt Tine Nell in ruhigem, angenehmen Ton die Geschichte von Alma und Liam. Die Geschichte spielt in Schweden. Da die ganze Atmosphäre eher gemütlich ist, passt das sehr gut ebenso wie die Verbindung von Naturbeschreibungen und Naturverbundenheit der Figuren.
Die Charaktere sind sympathisch. Da wäre zunächst natürlich die Protagonistin Alma, die nach dem Tod ihrer Mutter zurück nach Schweden zu ihrer Tante zieht und deren Hebammenpraxis sie arbeiten kann. Übrigens: Das Hebammen-Thema kommt immer mal wieder zum Vorschein, nimmt aber keinen übergroßen Raum ein. Zurück zu Alma: Alma ist nett und zunächst etwas unsicher. Letzteres ändert sich zum Glück noch, was auch an einem „Geheimnis“ liegt, dass sie mit sich herumträgt. Es macht Spaß ihr zu Folgen und zu erleben, wie sie in Schweden langsam ankommt und aufblüht.
Ein richtiges Goldstück ist ihre Tante Edda. Sie ist eine Seele von Mensch, was gut zu ihrem Beruf passt. Engagiert kümmert sie sich um ihre Mitmenschen und hat immer ein offenes Ohr. Auch sie trägt etwas mit sich herum, dass nach und nach ans Licht kommt. In diesem Fall hätte es dieses „Geheimnis“ für mich allerdings nicht gebraucht, sondern hat die Thematik fast etwas überladen.
Früh trifft Alma auf Lima, den Bruder einer der Schwangeren, die sie im Rahmen ihrer Arbeit betreut. Liam ist ein toller Typ. Er kümmert sich liebevoll um seine schwangere Schwester und deren Sohn Fynn (der übrigens mein Highlight ist) und bemüht sich sehr um Alma.
Die Geschichte überzeugt durch eine eher ruhige Atmosphäre und den freundlichen Umgang der Figuren miteinander. Es gibt wenig Drama. Damit ist das Buch ein absolutes Wohlfühlbuch und jedem zu empfehlen, der eine schöne, positive Geschichte lesen möchte, die mit wenig „Krisen“ auskommt und erwachsen erzählt wird.
Schön ist auch, dass der zweite Band leicht angeteasert wird. Wir lernen in diesem Buch Liams Freund Cai kennen. Ein grob und stets schlecht gelaunt wirkendender Typ der gerne in der Natur ist und einen guten Kern hat. Außerdem taucht Almas Halbschwester Liv auf, die sehr nett ist, aber ein absoluter Stadtmensch (sagt sie zumindest). Schnell wird deutlich, wie unterschiedlich die beiden sind. Das verspricht einen amüsanten Folgeband.

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