Schauriger Klassiker
Nachts kommt die Angst, begleitet von einem unglaublichen Druck auf die Brust, der das Atmen erschwert und auch am Tag manifestiert sich immer stärker ein Gefühl beobachtet und verfolgt zu werden.
Der ...
Nachts kommt die Angst, begleitet von einem unglaublichen Druck auf die Brust, der das Atmen erschwert und auch am Tag manifestiert sich immer stärker ein Gefühl beobachtet und verfolgt zu werden.
Der namenlose Ich-Erzähler in diesem Gruselklassiker von Guy De Maupassant beschreibt in einer Art Tagebuch, wie immer mehr eine unerklärliche Angst von ihm Besitz ergreift, wie er nachts nicht mehr zur Ruhe kommt und auch am Tag das Gefühl nicht abschütteln kann, dass da etwas bei ihm ist, etwas das ihn belauert, beobachtet, ihm die Luft zum Atmen nimmt. Zuerst glaubt er an eine Überreiztheit der Nerven, findet kurze Besserung durch einen Ortswechsel, aber zurück zu Hause verschlechtert sich der Zustand zusehens. Der sichtlich verängstigte Erzähler sucht nach Erklärungen für die mysteriösen Erscheinungen von denen er Zeuge wird und findet sie letztlich auch. Der Horla, ein unsichtbares Wesen, das den Geist seiner Opfer befällt.
Das Buch schlummerte schon ein Jahr auf meinem SUB und zu Halloween dachte ich mir, es wäre an der Zeit es endlich zu lesen. Ich habe den Autor in meiner Jugend entdeckt, bin aber mit seinem Roman "Ein Leben" damals nicht warm geworden und habe es abgebrochen. Auch bei "Der Horla" hatte ich stellenweise Probleme mit der Sprache des Künstlers und fand es etwas schwer zu lesen. Ob das am Alter des Textes liegt, oder an der Übersetzung kann ich nicht sagen, wobei ich es wohl am ehesten auf das Alter schieben würde. Die Erzählung an sich erinnert ein wenig an Edgar Allen Poe und enthält typisch klassische Gruselelemente. Die Ängste, die der anonyme Erzähler beschreibt, seine Empfindungen und Gedankengänge sind gut dargestellt, von Seite zu Seite wird die stetig steigende nervliche Anspannung spürbar. Der Leser wird Zeuge seiner inneren Zerrissenheit und ebenso seiner aufkeimenden Hoffnung, immer im Ungewissen, ob es eine Rettung geben wird.
Optisch ist diese Sonderausgabe aus dem Reclamverlag ein absolutes Highlight. Die aufwändige Gestaltung des Hardcovers ist schon ohne den Schutzumschlag ein Hingucker, die Illustrationen der Zwillingsschwestern Anna und Elena Balbusso sind ungewöhnlich, virtuos und absolut passend zur Geschichte. Ein Lesebändchen rundet den Gesamteindruck ab. Das Buch bietet sich förmlich als Geschenk für Fans klassischer Gruselgeschichten an und ist eine Zierde für jedes Bücherregal.