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Veröffentlicht am 03.11.2024

Spannender Cosy Crime

Miss Emily und der Skandal von Allerby House
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Miss Emily hat sich auf Higher Barton eingelebt. Solangsam hat sie Freunde gefunden, und der Wunsch, nach London zu gehen, schwächt sich ab. Als ihre Freundin Selena den gut betuchten Jago Carter-Jones ...

Miss Emily hat sich auf Higher Barton eingelebt. Solangsam hat sie Freunde gefunden, und der Wunsch, nach London zu gehen, schwächt sich ab. Als ihre Freundin Selena den gut betuchten Jago Carter-Jones heiraten soll, ist die Gegend jedoch schockiert. Selena eilt kein guter Ruf voraus, denn sie hat in den Vereinigten Staaten als Tänzerin gearbeitet, viele vermuten noch mehr dahinter. Als Jago ermordet aufgefunden wird, und Selena über ihn gebeugt mit einem Messer in der Hand sitzt, will Emily den Mord aufklären. Sie glaubt nicht an die Schuld von Selena, und will den Fall klären. Doch auch hier wird schnell klar: Die Öffentlichkeit ist noch nicht ganz bereit für die junge Ermittlerin. Ihr Onkel verhängt einen Hausarrest, das Gericht und die Polizei verpassen ihr einen Maulkorb. Aber dennoch erhält sie Hilfe: ihr Onkel und auch der Vikar merken, dass an dem Fall etwas faul ist und ermitteln mit Emily mit. Schnell wird klar: hier ist nichts, wie es scheint, und es wird ganz schön spannend. Denn der Täter ist noch in der Gegend, und lässt nicht nur Emily spüren, dass er keine weiteren Ermittlungen wünscht.

Mir gefällt die Reihe um Miss Emily sehr gut. Es ist ein Setting, das sich im Anfang des 20. Jahrhunderts eingefunden hat. Die Gesellschaft befindet sich im Wandel, die Frauen kämpfen um ihre Rechte, insbesondere ums Wahlrecht. Aber auch der moderne Fortschritt hält Einzug. Telefone und Automobile werden erschwinglicher, und halten Einzug auch in entferntere Gegenden. Es wird auch an den Arbeitsbedingungen gearbeitet und diese werden verbessert. Diesen Wandel lässt die Autorin Rebecca Michéle wunderbar in die Geschichte mit einfließen, ebenso die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen, ohne langweilig zu wirken. Aber auch der Wandel der Protagonisten ist spürbar: kontinuierlich nähern sich die Protagonisten einander an, und finden Kompromisse. So wie Emily merkt, dass die Gegend um Higher Barton noch nicht bereit ist für manch politische Diskussion um Frauenwahlrecht, uns sie sich versucht, diese behutsamer zu führen, merken auch die Alteingesessenen: so konservativ wie bisher kann es auch nicht bleiben. Dieser behutsame Kompromiss ist sehr gut umgesetzt. In diesem zweiten Teil der Reihe um Miss Emily nähern sich auch der Vikar und Emily weiter an, ohne auf ihren humorvollen Schlagabtausch zu verzichten. Und so kommt Emily auch hier wieder geschickt an die Lösung – im Team mit ihren Freunden

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Veröffentlicht am 03.11.2024

Mutige TItelheldin

Miss Emily und der tote Diener von Higher Barton
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Emily Tremaine lebt Anfang des 20. Jahrhunderts in London. Diese Zeit ist geprägt vom Wandel. Viele Frauen stehen für ihre Rechte ein, u. a. dem Wahlrecht. Doch die Aufmüpfigkeit kommt nicht bei allen ...

Emily Tremaine lebt Anfang des 20. Jahrhunderts in London. Diese Zeit ist geprägt vom Wandel. Viele Frauen stehen für ihre Rechte ein, u. a. dem Wahlrecht. Doch die Aufmüpfigkeit kommt nicht bei allen gut an. Allein Emilies Mutter fühlt sich machtlos und schickt ihre Tochter zu einem entfernten Verwandten aufs Land nach Cornwall. Für Emily ist klar: hier bleibt sie nicht länger als nötig. Die Suffragetten brauchen ihre Unterstützung.

Als Emily auf dem Gut Higher Barton ankommt, wird nicht nur der Gutsherr aus dem Konzept geworfen. Der Chefdiener wurde tot aufgefunden. Der Dorfpolizist ist an einer Ermittlung nicht wirklich interessiert, und so wird der vermeintliche Mord als tragischer Unfall abgestempelt. Emily will sich damit aber nicht geschlagen geben, und ermittelt auf eigene Faust. Damit mischt sie aber die Bewohner auf und um Higher Barton herum auf, denn nicht jeder ist auf Fortschritt eingestellt und noch viel weniger auf eine junge moderne Frau, die sich von Männern nichts sagen lassen will.

Nach und nach gewinnt Emily das Vertrauen von den Bewohnern des Gutes, aber lernt auch die Bewohner des Ortes näher kennen. Gerade das Verhältnis zu ihrem Onkel, aber auch zum Vikar verändert sich. Beide müssen sich erst mit der recht modernen Sichtweise von Emily anfreunden. Die hält nämlich recht wenig vom antiquierten eingestaubten Verhalten. Aber auch Emily erkennt, dass nicht alles von heute auf morgen verändert werden kann. Das hat mir recht gut gefallen, gerade auch das Verhältnis zum Vikar. Ich habe manches mal sehr schmunzeln können und freue mich sehr auf den nächsten Teil.

Die Autorin Rebecca Michéle hat hier einen schönen gemütlichen Krimi erschaffen. Durch ihre Beschreibungen der Landschaft und Umgebung findet man sich sehr schnell in die Zeit von 1905 ein. Ich fand es gerade sehr spannend, wie hier der historische Wandel seinen Lauf nahm. Viele Menschen mussten für ihre Rechte einstehen, und haben öffentlich, aber auch im Hintergrund z. B. für das Wahlrecht gekämpft. Mit so einer Einstellung in ein Umfeld umzuziehen, das noch sehr auf Tradition und die Meinung anderer Menschen zählt, ist es sehr schwer, sich einzufinden. Allein für Emilies Onkel ist es unvorstellbar, sich ein Telefon oder sogar ein Automobil zuzulegen, was für Emily vom Londoner Stadtbild her bereits eigentlich zur Tagesordnung gehört.

Emily ist es auch gewöhnt, Dinge zu hinterfragen, die sie nicht versteht. Gerade die Arbeit des Polizeibeamten bzw. dessen Untätigkeit regt sie maßlos auf, und sie versucht – auch mit Hilfe des Vikars – dem Täter das Handwerk zu legen.

Dieses Buch lässt sich super lesen. Es ist flüßig und leicht geschrieben, es amüsiert und unterhält einen sehr gut. Zudem gefällt mir sehr gut, dass der Fokus auf die Ermittlungsarbeiten von Emily gelegt wird, und nicht auf die Beschreibung der Tat selber. Aber das ist ja auch genau eines der Hauptaugenmerke des Genres Cosy Crime.

Volle Punktzahl, sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 11.10.2024

bewegend und spannend

Josses Tal
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Wir befinden uns in den 1930ern in einem kleinen Dorf. Dort lebt Josef, genannt Josse, bei seinem Großvater auf dessen Hof. Doch die Beziehung der beiden steht unter keinem guten Stern. Der Großvater verachtet ...

Wir befinden uns in den 1930ern in einem kleinen Dorf. Dort lebt Josef, genannt Josse, bei seinem Großvater auf dessen Hof. Doch die Beziehung der beiden steht unter keinem guten Stern. Der Großvater verachtet Josse, lässt kein gutes Haar an ihm. Als eine Nachbarsfamilie sich Josse annimmt, bekommt dieser einen neuen Ziebruder, und der wird ihm zum großen Vorbild. Leider hat der Ziehbruder nicht nur gute Absichten, und kassiert Josse ein für jene Partei, die in den folgenden Jahren Europa in Atem hält. Doch irgendwann erwacht Josse, und muss erfahren, dass er sich nicht so einfach aus den Fängen befreien kann, wie er möchte. Als Erwachsener zieht er sich zurück und öffnet erst sehr spät sein erlebtes Geheimnis.

Puh, dieses Buch hat einen fast sprachlos hinterlassen. Die Geschichte ist fast beklemmend, schrecklich, und doch fühlt man sich mitten drin in dieser Geschichte. Man fühlt so sehr mit mit Josse, der nach Anerkennung sucht. Die Grausamkeiten seines Ziehbruders sind unglaublich, und man möchte schreien vor Wut. Es ist eine Familiengeschichte, die mit den Wirren des Krieges eng verwoben ist.

Für meinen Teil kann ich sagen, dass ich dieses Buch nicht aus der Hand legen konnte. Beklemmend und doch fast schaurig faszinierend will man wissen, was mit Josse genau passiert ist. Es ist keine einfache Geschichte, und doch lässt sie einen nicht mehr los. Lesenswert allemal.

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Veröffentlicht am 11.10.2024

Humorvoll

Im Zweifel für das Monster
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Daniel Becker ist Rechtsanwalt in einer renommierten Kanzlei. Er soll einen Fall über E-Zigaretten vorbereiten und aufarbeiten. Doch da kommt ihm ein Monster in die Quere. Becker als rationaler Anwalt ...

Daniel Becker ist Rechtsanwalt in einer renommierten Kanzlei. Er soll einen Fall über E-Zigaretten vorbereiten und aufarbeiten. Doch da kommt ihm ein Monster in die Quere. Becker als rationaler Anwalt hat das Gefühl, er würde Monster sehen. Damit ist er nicht alleine, seine Kollegen müssen ihm sozusagen gegenüber den anderen Mandanten den Hintern retten.

Beckers monsterhafter Mandant hat aus Versehen ein Mädchen getötet. Eigentlich keine böse Absicht, er war nur das Monster unterm Bett und das Mädchen hat sich zu Tode erschreckt. So muss Becker nun ermitteln und sich überlegen, wie er seinen Mandanten freiboxt. Der muss nämlich bei offiziellen Terminen auch noch eine menschliche Gestalt annehmen. Das Monster raubt dem Anwalt den letzten Nerv. Der schmale Grat zwischen Familie, Mandant und seinen Kollegen wird zum Hochseilakt. Gerade die Kanzlei, bei der er angestellt ist, hat ihn genauestens unter Beobachtung.

Bei diesem Hörbuch habe ich mich sehr amüsiert. Der verrückteste Fall und man bekommt ihn. Der Mandant: schrullig und schuldig (oder vielleicht doch nicht?). Die Familie geht einem auf den Geist, und die Kanzlei hat so gar kein Verständnis für die aktuelle Situation. Und doch rockt Becker den Fall und kann seinem Mandanten helfen.

Matthias Lühn als Sprecher feiere ich eh, er ist einer meiner Lieblingssprecher. Und Lühn haucht dem Monster mit seiner Stimme die nötige Unschuld ein. Ich konnte schmunzeln, lachen, und mitfiebern, ob der Anwalt sein Monster rausboxen kann. Ich freue mich schon auf den zweiten Teil. Volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 11.10.2024

Überzeugende Biographie

Oppenheimer
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Oppenheimer, war das nicht der mit der Atombombe? Genau. Aber wer war Oppenheimer wirklich? Was hat ihn ausgemacht? In dieser Biographie beleuchten Kai Bird & Martin J. Sherwin Oppenheimer genau.

Bevor ...

Oppenheimer, war das nicht der mit der Atombombe? Genau. Aber wer war Oppenheimer wirklich? Was hat ihn ausgemacht? In dieser Biographie beleuchten Kai Bird & Martin J. Sherwin Oppenheimer genau.

Bevor ich jetzt Oppenheimers Biographie zusammen fasse – das kann man in einschlägigen Internetprotalen selbst nachlesen, oder eben dieses Buch. Das ist übrigens als sehr gelungen empfunden habe. Oppenheimers Familie, Jugend, Studium, Forschung, der Umzug in die USA wird genau beleuchtet, ohne langweilig zu wirken. Alles läuft auf die Forschung heraus, die in der schrecklichen Atombombe endete. Aber hier bricht die Biographie nicht ab. Sie geht weiter, und beleuchtet auch Oppenheimers Situation während bzw. nach der Atombombe. Wie ging Oppenheimer um mit der Verantwortung, die auch er zu tragen hatte? Was hat der Gerichtsprozess mit ihm gemacht, dem er sich stellen musste?

Oppenheimer war ein hochintelligenter Mann. Manch Gefühlsregung viel ihm schwer, und doch ging die Atombombe auch an ihm nicht spurlos vorbei. Genie, Mensch: Oppenheimer hatte einiges davon. Er war an vielen Stellen unbequem, störrisch, fordernd. Ein Zeitgenosse, mit dem nicht viele klarkamen, vor dem viele Respekt hatten, aber auch ihren Hut zogen. Ein eigenartiger Mensch. Heute würde man vielleicht Nerd sagen. Eine beeindruckende Biografie, die meines Erachtens Oppenheimer vermutlich ganz gut trifft. Es ist nicht leicht, hier die Brücke zu schlagen zwischen Genie und Wahnsinn, aber auch Mensch. Klare Lese-/Hörempfehlung.

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