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Veröffentlicht am 18.10.2019

Eine leise Story, sehr schön geschrieben

Der Gesang der Flusskrebse
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Worum geht es in dem Buch?

Kya lebt in einem Fischerhaus im Marschland in der Nähe der Küstenstadt Barkley Cove (USA) in den 1950er- und 1960er-Jahren. Ihr Vater ist Alkoholiker – ein oft zorniger Mann. ...

Worum geht es in dem Buch?

Kya lebt in einem Fischerhaus im Marschland in der Nähe der Küstenstadt Barkley Cove (USA) in den 1950er- und 1960er-Jahren. Ihr Vater ist Alkoholiker – ein oft zorniger Mann. Deswegen verlassen ihn seine Frau und nach und nach vier seiner Kinder. Nur Kya ist geblieben, die jüngste Tochter. Sie schlägt sich alleine durchs Leben, sammelt Muscheln und beschäftigt sich mit Vögeln. Es gibt Leute in der Stadt, die ihr helfen – also Leute, die ihre Muscheln abkaufen und ihr dafür Kleidung und Geld geben.

Die Schule ist ein traumatisches Erlebnis – und sie schafft es, diese nicht mehr besuchen zu müssen. Tate, ein Jugendlicher, zu dem sie Vertrauen fasst, bringt ihr das Lesen bei. Er wird mehr als ein Freund, und Kya merkt, dass es außer Freundschaft noch Liebe gibt.
Doch auf einmal verschwindet Tate, er geht auf ein College. Sein Abschied schmerzt Kya, aber es gibt noch einen anderen Mann, namens Chase Andrews. Auch er findet Kya anziehend.

Jahre später wird Chase Andrews tot im Sumpf des Marschlandes gefunden. Die Polizei tippt auf Mord und nimmt Ermittlungen auf. Kya wird verdächtigt, Chase umgebracht zu haben.

Meine Meinung zu diesem Buch:

Von Anfang an war ich gepackt vom Schreibstil des Buches. Er ist ruhig und nicht reißerisch. Das Buch ist aus der auktorialen Erzählperspektive (kein Ich-Erzähler) meistens in der Vergangenheit geschrieben. Die Autorin malt Bilder mit Worten, und so kann man sich als Leser das Marschland und die Menschen dort gut vorstellen.

Kya ist mir sympathisch, sie versucht, irgendwie durch das Leben zu kommen. Sie vermisst ihre Mutter und ihre Geschwister, kann aber, da sie weder lesen noch schreiben kann, keine Suche nach ihnen starten. Selbst als nach Jahren ein Brief der Mutter eintrifft, kann sie ihn nicht lesen – und muss miterleben, wie ihr Vater den Brief verbrennt.

Ihr Vater kümmert sich nicht um Kya, sie schlägt sich selbst durchs Leben, bringt sich das Kochen bei – und überlebt. Irgendwann ist der Vater verschwunden. Kya soll die Schule besuchen, weil das im Gesetz steht – doch sie hat keine Freunde und wird nur ausgelacht. Kein Wunder, dass sie von nun an versucht, die Schule zu meiden.

So wird sie menschenscheu – kein Wunder, es gibt nur wenige Leute, denen sie vertrauen kann. Sie vertraut einem Ladenbesitzer in der Stadt und seiner Frau – und sie vertraut Tate, der ihr nicht nur seine Freundschaft gibt, sondern sie auch in die Welt der Buchstaben und Wörter führt. Dadurch entdeckt sie ihre Liebe zu Gedichten.

Parallel zu dieser Geschichte erlebt der Leser die Ermittlungen der Polizei über den Tod von Chase Andrews. Die Polizei hat seine Leiche im Sumpf gefunden und versucht zu ergründen, wie er ums Leben kam. Einige Tatsachen lassen auf Mord schließen.

Als Leserin war ich fasziniert von diesem Roman. Eine Spannung baut sich auf durch die Handlung und die Charaktere. Ich möchte wissen, wie es mit Kya weitergeht und wer wirklich Chase Andrews umgebracht hat. Dass der Verdacht auf Kya fällt, die als Einsiedlerin lebt und als „Marschmädchen“ in der Region bekannt ist, ist klar. Denn sie hatte ein Verhältnis zu Chase.

Das sind alles Gründe, warum ich alle Sterne vergebe und eine Leseempfehlung ausspreche.

Veröffentlicht am 25.09.2019

Die Welt aus der Sicht einer Sehbehinderten

Die Welt in allen Farben
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Während meines Urlaubs konnte ich das Buch „Die Welt in allen Farben“ lesen.

Worum geht es in diesem Buch?
Kate wohnt in London und ist verheiratet mit Tony. Tony ist lieblos. Er lässt sie beispielsweise ...

Während meines Urlaubs konnte ich das Buch „Die Welt in allen Farben“ lesen.

Worum geht es in diesem Buch?
Kate wohnt in London und ist verheiratet mit Tony. Tony ist lieblos. Er lässt sie beispielsweise allein, wenn sie verletzt ist und Hilfe braucht. Ihm macht es Spaß, Leute psychisch zu quälen. Als er beispielsweise herausbekommt, dass sie gewisse Geräusche nicht mag, versucht er genau mit diesen Geräuschen Kate zu verstören.
Kate bekommt immer wieder Panikattacken und Momente, während derer sie sich zu Hause einigelt.
Nova ist blind. Blind geboren, sehr klug, sie spricht fünf Sprachen und arbeitet bei der Polizei in London.
Eines Tages lässt sich Nova operieren. Die Operation bringt ihr die Fähigkeit zu sehen, aber sie muss trainieren, wie sie Formen, Objekte und Körper genau sehen und einordnen kann. Sie bekommt Karten und therapeutische Hilfe, um Fortschritte zu machen. Dieses Sehtraining ist mühsam, es erfordert viel Zeit und Geduld.
Als Nova im Krankenhaus liegt, lernt sie Kate kennen, die ebenfalls dort Patientin ist. Sie tauschen Telefonnummern aus und treffen sich wenige Male. Dadurch merken sie, dass sie einander brauchen, dass sie sich irgendwie ergänzen. Kate hilft Nova beim Sehtraining und Nova hilft Kate, ihre Panikattacken zu reduzieren und wieder mehr Vertrauen zu haben.
Nova wohnt einige Zeit bei Kate – und aus Freundschaft entwickelt sich Liebe. Die beiden Frauen merken, dass Tony eine ernsthafte Bedrohung ist. Er kann angsteinflößend, fies und brutal sein. Eines Tages droht die Situation zu eskalieren.

Meine Meinung:
Da mein Sohn sehbehindert ist, hat mich die Lektüre dieses Buches interessiert. Es ist in einer einfachen Sprache aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler) geschrieben.
Ich habe dieses Buch gern gelesen. Es ist kurzweilig und interessant. Vom Thema her ist es etwas völlig Anderes als alle Bücher, die ich bisher gelesen habe. Kate und Nova sind mir sympathisch. Jede der beiden Frauen ist hilfesuchend auf ihre Weise. Beide Frauen entwickeln sich in diesem Roman, sie lernen voneinander.
Kate ist oft ängstlich und will schnell aufgeben. Nova ist selbstbewusster als Kate, weil Nova es gelernt hat, als Blinde im täglichen Leben zurechtzukommen. Aber die neue Situation – das Sehen-Lernen – überfordert sie oft. Immer wieder will sie aufgeben und als Blinde weiterleben, weil sie das gut kann. Aber Kate ist ein Antrieb für Nova, das Ziel sehen zu lernen, weiterzuverfolgen.
Als Leser erfährt man, wie Nova die Welt und ihre Sicht der Dinge aus der Sicht einer sehbehinderten Person sieht. Das fand ich faszinierend zu lesen. Ebenfalls die immer wieder eingestreuten Sehregeln sind einfallsreich und interessant und regten mich zum Nachdenken an.
In Kates innere Welt der Panikattacken und weiterer psychischen Probleme einzutauchen, fand ich da schon schwieriger. Kates Verhalten ist wohl oft nur für Psychologen nachvollziehbar.
Den Schluss des Buches fand ich etwas wirklichkeitsfremd und abrupt. Die Gründe für diesen Schluss sind aber auch für mich nachvollziehbar.
Die Liebeszenen zwischen den beiden Frauen sind nicht zu ausführlich geschildert, sie haben mich beim Lesen nicht gestört.
Ich fühlte mich von der Lektüre gut unterhalten, und die Handlung fand ich interessant. Deswegen vergebe ich fünf Sterne.

Veröffentlicht am 01.08.2024

Eine alte Liebe, die neu entflammt

Long Island
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Worum geht es in dem Buch?

Eilis ist Irin, lebt aber schon lange in den USA, genauer gesagt in Long Island. Ihr Mann Tony ist italienischer Abstammung. Seine Familie lebt ebenfalls in Long Island, deswegen ...

Worum geht es in dem Buch?

Eilis ist Irin, lebt aber schon lange in den USA, genauer gesagt in Long Island. Ihr Mann Tony ist italienischer Abstammung. Seine Familie lebt ebenfalls in Long Island, deswegen trifft man sich oft, isst zusammen und kennt sich.
Eilis ist zufrieden – sie hat zwei Kinder, die erwachsen sind. Eines Tages bricht ihre heile Welt zusammen. Ein Mann, bei dem Tony als Klempner tätig war, erzählt Eilis, dass seine Frau ein Kind von Tony bekommt. Der Mann will dieses Kind nicht im Haus haben und wird es Eilis vorbeibringen.
Für Tonys Mutter ist es eine absolute Selbstverständlichkeit, dass das Kind von Eilis und Tonys Familie aufgezogen wird. Doch Eilis ist anderer Meinung. Sie will am liebsten mit diesem Kind nichts zu tun haben. Um klare Gedanken fassen zu können, reist sie nach Enniscorthy in Irland zu ihrer Mutter.
Dort trifft sie Jim, den Besitzer eines Pubs, wieder. Er war ihre große Liebe vor mehr als 20 Jahren. Eine Liebe, die sich nicht realisieren ließ. Aber jetzt flammen alte Gefühle auf – Eilis und Jim merken, dass sie immer noch viel füreinander empfinden. Sie treffen sich heimlich.
Nancy, die Inhaberin eines Fish-And-Chips-Shops, macht sich ebenfalls Hoffnung auf Jim. Sie ist Witwe, aber nun bereit für eine neue Beziehung. Akribisch bereitet sie ihre Hochzeit vor.

Meine Meinung zu dem Buch:

Ich habe das Buch „Brooklyn“ nicht gelesen, in dem bereits von Eilis und Jim geschrieben wurde. Aber auch, ohne „Brooklyn“ zu kennen, habe ich gut in die Geschichte von „Long Island“ hineingefunden.
Der Roman „Long Island“ liest sich flüssig, mir gefällt der Schreibstil. Eilis und Jim sind sympathisch – und der Autor kann sehr gut den Zwiespalt schildern, in dem sie sich befinden. Sie merken, dass sie sich immer noch lieben – aber lässt sich das realisieren? Eilis ist verheiratet, hat eine Familie in den USA. Jim war fest entschlossen, Nancy zu heiraten – bis er Eilis wiedersah.
Sie treffen sich geheim, denn in Enniscorthy wird viel geredet. Leider wird mehr übereinander geredet als miteinander – und so ergeben sich immer wieder Gerüchte.
Spannend bleibt das Buch deswegen, weil man bis zum Schluss nicht weiß, ob Eilis und Jim sich endgültig für eine gemeinsame Zukunft entscheiden.
Der Schluss hat mich sehr überrascht – und nicht ganz zufriedengestellt.

Ich vergebe 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 11.12.2024

Ereignisreicher historischer Roman

A Song to Drown Rivers
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Worum geht es in dem Buch?

XiShi ist die Ich-Erzählerin. Sie soll im antiken chinesischen Reich Yue, ungefähr 506 vor Christus (Quelle: Wikipedia.org) gelebt haben.
Selbst im heutigen China ist Xishi ...

Worum geht es in dem Buch?

XiShi ist die Ich-Erzählerin. Sie soll im antiken chinesischen Reich Yue, ungefähr 506 vor Christus (Quelle: Wikipedia.org) gelebt haben.
Selbst im heutigen China ist Xishi immer noch ein Begriff. Viele Reiseführer erzählen Touristen die Legenden von Xishi. Die chinesische Autorin Ann Liang, die jetzt in Australien lebt, hat sich dieser Legenden angenommen und daraus einen historischen Roman geschrieben.
Als junges Mädchen soll Xishi ihre Heimat Yue verlassen und als Geliebte des Königs Fuchai in dessen Palast ziehen. König Fuchai ist Herrscher des Reiches Wu. Mit ihrer Schönheit und Klugheit soll Xishi Fuchai so bezirzen, dass er und sein Reich zu Fall gebracht werden – und das Reich Yue wieder frei wird.
Zu diesem Zweck wird Xishi ausgebildet. Sie soll lernt nicht nur, mit dem Schwert zu kämpfen, sondern auch, wie man mit Klugheit und List Personen beeinflussen kann. Während ihrer Ausbildung verliebt sie sich in ihren Lehrer Fanli.
Als sie die Gunst von König Fuchai gewinnt und er sie begehrt, muss sie vorsichtig sein, damit sie weder sich, noch Fanli in Gefahr bringt.

Meine Leseerfahrung:

Da ich selbst schon in China war und dort von Xishi gehört habe, hat mich das Buch „A Song to Drown Rivers“ interessiert. Das Buch ist rein äußerlich sehr schön gestaltet – ein reines Kunstwerk mit einem samtigen kunstvollen Umschlag und ebensolchem Buchschnitt.
Es dauerte, bis ich richtig in der Lektüre drin war. Anfangs fand ich das Buch nicht spannend. Interessant wurde es, als die Liebesgeschichte zwischen Xishi und Fanli ihren Lauf nahm. Wobei die Autorin auf offenherzige Szenen verzichtet, was ich gut finde.
Xishi entwickelt sich im Roman. Sie weiß, was sie mit Worten bewirken kann – nachdem ein Wort von ihr fast zu einer Katastrophe geführt hätte. Sie handelt klug und überlegt gegenüber dem König Fuchai. Dennoch bleiben Schicksalsschläge nicht aus. Diese haben aber auch damit zu tun, weil der König immer wieder seine Macht demonstrieren muss.
So entwickelt sich der Roman zu einem actionreichen, aber auch emotionalen Blick auf eine bekannte chinesische Legende – und auf eine bewundernswerte Frau.
Ich vergebe vier Sterne.

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Veröffentlicht am 03.11.2024

Kein Thriller, aber dennoch interessant

Finster
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Worum geht es in dem Buch?
Im Dorf Katzenbrunn im Odenwald verschwinden immer wieder Jungen. Kommissar im Ruhestand Hans G. Stahl konnte, als er noch bei der Polizei arbeitete, den Täter, den alle „Greifer“ ...

Worum geht es in dem Buch?
Im Dorf Katzenbrunn im Odenwald verschwinden immer wieder Jungen. Kommissar im Ruhestand Hans G. Stahl konnte, als er noch bei der Polizei arbeitete, den Täter, den alle „Greifer“ nennen, nicht finden. Das lässt ihm keine Ruhe – und so ermittelt er „undercover“, nachdem wieder ein Junge, nämlich Nikolaus Kämmerer, verschwunden ist.
Er hat ein Zimmer genommen im Gasthaus von Wirtin Geli.
In Katzenbrunn leben verschlossene, oft merkwürdige Menschen. Zum Beispiel Oskar, der sich um seine alkoholkranke Mutter kümmert. Oder Dr. Krumbiegl, der eine Klinik für psychosomatische Krankheiten leitet. Annegret Bergmann arbeitet bei ihm. Sie ist ihrem Chef absolut hörig und meldet ihm alles, was sie ungewöhnlich findet.
Es gab in dem Dorf ein Fotogeschäft. Aber der Inhaber, Herr Strick, hat sich das Leben genommen.
In diesem Umfeld ermittelt Hans G. Stahl. Er hat Gehprobleme, was ihn aber nicht daran hindert, interessanten Spuren nachzugehen. Beispielsweise, als er mehrere Foto-Filmrollen in einer Schachtel findet.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch liest sich schnell. Praktisch sind die kurzen Kapitel, die es dem Leser ermöglichen, immer wieder Pausen zu machen.
Vorwiegend ist das Buch aus der auktorialen Erzählperspektive (kein Ich-Erzähler) geschrieben. Eine der Personen schreibt als Ich-Erzähler. Das hat mich nicht gestört. Was mich eher störte, war, dass das Buch ein Thriller sein soll, aber für mich keiner ist. Für mich ist das Buch ein gut erzählter Krimi über einen Kommissar, der nach verschwundenen Jungen fahndet.
Das Buch spielt in den 1980er-Jahren. Das gibt dem Autor beispielsweise die Möglichkeit, Foto-Filmrollen in die Handlung einzubauen.
Hans G. Stahl ermittelt in einem Umfeld, in dem viele Leute merkwürdig sind und sich merkwürdig verhalten. Er forscht nach, wo sich die verschwundenen Jungen befinden könnten. Vielleicht sind sie noch am Leben. So nach und nach bahnt sich eine Romanze zwischen ihm und Geli an.
Die Auflösung des Falls ist eine Überraschung.
„Finster“ ist ein deutscher Krimi über Ermittlungen in einer merkwürdigen Atmosphäre in den 1980er-Jahren. Ein Thriller ist es nicht – aber dennoch interessant. Ich vergebe vier Sterne.

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