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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2020

Wenn die Zukunft so ganz anders als erwartet ist...

Im nächsten Leben wird alles besser
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Stellen Sie sich vor, Sie erwachen eines Morgens und befinden sich 25 Jahre in der Zukunft. Ihre Erinnerungen an diese Zeit sind jedoch nicht vorhanden. Wie denn auch, Sie sind ja gestern erst noch im ...

Stellen Sie sich vor, Sie erwachen eines Morgens und befinden sich 25 Jahre in der Zukunft. Ihre Erinnerungen an diese Zeit sind jedoch nicht vorhanden. Wie denn auch, Sie sind ja gestern erst noch im Jahr 2020 gewesen! So ergeht es auch Arnold Kahl, der nach einem Streit mit seiner Frau Kathrin am Vorabend plötzlich im Jahr 2045 die Augen aufschlägt und von einem „synthetischen Charakter“ – das Wort ‚Roboter‘ verwendet man in der Zukunft nicht! – namens Gustav in einer „Residenz für Leute im besten Alter“ – denn auch Seniorenheim sagt man nicht mehr! – versorgt wird. Arnold versucht mit Hilfe von Gustav die letzten Jahre zu rekonstruieren und erfährt dabei Erschreckendes über sein zukünftiges Ich – oder vergangenes Ich? Irgendwie muss Arnold zurück ins Jahr 2020 und das Ruder noch herumreißen. Allerdings hat der Leiter der Altersresidenz ganz andere Pläne mit dem renitenten Amnesie-Patienten... Denn wer der Gesellschaft und den Krankenkassen zur Last fällt, wird in das digitale Programm „Times Beach“ hochgeladen. Wird Arnold dem servergestützten ewigen Paradies noch entkommen können?

Hans Rath ist es wieder einmal gelungen, mich mit seiner Geschichte zu fesseln und absolut zu begeistern. Er schafft es einfach immer wieder, die perfekte Mischung zwischen Humor und Tiefsinnigkeit zu finden, mich zum Lachen, Weinen und Nachdenken zu bringen. Am Ende musste ich mir selbst an die eigene Nase fassen und so manch angesprochenes Thema erstmal sacken lassen. Gibt es einen freien Willen? Würden wir ihn, so er denn existiert, auch den Künstlichen Intelligenzen zugestehen? Und würden sie dann nicht auch Gefühle wie Freundschaft empfinden können? Aber sind sie dann nicht vielleicht am Ende sogar die besseren Menschen, so wie der loyale Gustav, oder haben wir möglicherweise genau davor Angst? Oder ist es mehr eine generelle Furcht vor der Zukunft, von der wir glauben, dass sie unveränderlich ist, wenn man erst einmal eine bestimmte Richtung eingeschlagen hat? Also finden wir uns tatsächlich lieber mit unserem Alltagstrott ab und verlieren die Lebensfreude, werden verbittert und miesepetrig, so wie Arnold? Und geben dabei die Bindung zu unserer Familie auf, weil es selbstverständlich ist, dass sie immer da ist, weil man eben blutsbedingt zusammengehört? Wenn uns diese neue Geschichte von Hans Rath etwas lehrt, dann, dass wir jeden Tag so leben sollten, als wäre es unser letzter. Und dass wir abends beruhigt und ohne Vorwürfe und Zweifel ins Bett gehen sollten, weil wir keine ungeklärten Streitigkeiten vom Tag zurückgelassen haben. Danke für diese Erinnerung, Herr Rath!

Die schrulligen und sehr eigensinnigen Figuren dieser Geschichte muss man einfach lieben, obwohl ich Arnold gern das ein oder andere Mal am Kragen gepackt hätte... Den halben Stern Abzug gibt es für die Auflösung um die Person von Gustav. Das erschien mir einfach zu weit hergeholt und passte für mich so gar nicht. Ich hätte allerdings nichts gegen einen Freund wie Gustav einzuwenden, solch eine Loyalität (und Sinn für Humor) findet man nicht alle Tage!

Passend zum Thema kann ich nur wärmstens die Serie „Upload“ empfehlen, die sich ebenfalls mit der Idee des digitalen Weiterlebens nach dem ‚fleischlichen‘ Tod befasst. Zwar auf recht skurrile Art und Weise, aber das ist ja hier bei Arnold und Gustav nicht unbedingt anders.

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Veröffentlicht am 18.04.2020

Sondermeldung: Kaufen Sie dieses Sachbuch!

Tagesschau & Co. – Wie Sender und Redaktionen Nachrichten machen
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Dieses Buch müsste auf den Straßen angepriesen werden, wie die aktuellen Tageszeitungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Berlin! Warum gab es dieses wunderbare Sachbuch nicht schon vor 20 Jahren, als ...

Dieses Buch müsste auf den Straßen angepriesen werden, wie die aktuellen Tageszeitungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Berlin! Warum gab es dieses wunderbare Sachbuch nicht schon vor 20 Jahren, als ich Kind war? Aber besser spät als nie! Ich sehe die Nachrichtenwelt auf jeden Fall wieder mit anderen Augen, nachdem ich dieses herausragende Sachbuch gelesen habe.

Mittels einer durchdachten, gut strukturierten und mit anschaulichen Beispielen beschriebenen Herangehensweise werden auch heikle und für Kinder schwierige Themen wie beispielsweise Fake News und Kriegsberichterstattung aufgegriffen und in einer für Kinder verständlichen Sprache erklärt. Nachdenklich hat mich dabei wieder einmal das Ereignis rund um 9/11 gemacht, das ich selbst als Jugendliche miterlebt habe und von dem Peter Kloeppel in seinem Interview berichtet. Wie verändert sich die Wahrnehmung, wenn man Zeitzeuge ist? Wo unterscheiden sich eigene Erlebnisse und Empfindungen von objektiver Berichterstattung? Wie würde ich meinem Kind dieses dramatische Ereignis erklären? Eines macht dieses Buch sehr deutlich: Wir sollten unsere Kinder nicht vor schlechten Nachrichten bewahren und nichts vor ihnen verbergen. Viel wichtiger ist eine gemeinsame Aufarbeitung des in den Nachrichten Gesehenen oder Gehörten. Und die Sensibilisierung dafür, was wahr und falsch ist bzw. woran man dies erkennen und unterscheiden kann.

Das Layout dieses Sachbuches ist kind- (und erwachsenen-)gerecht, an einigen wenige Stellen aber etwas überladen durch zu viele Info- und Frageboxen. Die Interviews sind einheitlich gestaltet durch das immer gleiche Hintergrundlayout und daran gut zu erkennen. Auch die Zeichnungen gleichen sich im Stil und tragen zu einem hohen Erkennungswert bei. So kann auf jeder Seite nicht nur der Text gelesen, sondern durch die Illustrationen noch viel mehr entdeckt werden, was das Leseerlebnis deutlich verlängert.

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Veröffentlicht am 03.11.2024

Willkommen in Everwish, wo die Wünsche zuhause sind!

Wishkeeper, Band 1: Das Land der verborgenen Wünsche (Wunschwesen-Fantasy von der Mitternachtskatzen-Autorin für Kinder ab 9 Jahren)
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Lexi hat eine geheime Gabe: Sie sieht kleine Schmetterlinge, die außer ihr niemand wahrnimmt. Bis sie jedoch im Hyde Park auf Milo trifft, der die kleinen Flattertiere Motten nennt. Zusammen beschließen ...

Lexi hat eine geheime Gabe: Sie sieht kleine Schmetterlinge, die außer ihr niemand wahrnimmt. Bis sie jedoch im Hyde Park auf Milo trifft, der die kleinen Flattertiere Motten nennt. Zusammen beschließen sie, den Wesen zu folgen, um endlich hinter ihr Geheimnis zu kommen. Zu ihrer Überraschung sammeln sich die geflügelten Tiere an einem Denkmal und verschwinden in einem hellen Licht. Milo und Lexi überlegen nicht lang und folgen den Wesen, doch wo sie herauskommen, hätten sie sich nie vorstellen können: Sie landen vor einem gewaltigen sprechenden Baum namens Cascadia, der sie im magischen Wunschland Everwish begrüßt und sie umgehend zu Wishkeepern ernennt, da sie dringend gebraucht werden. Denn der bisherige Wishkeeper ist in Everwish verschwunden, aber die Wünsche müssen in ihr jeweiliges Gebiet begleitet werden – sonst gerät das Gleichgewicht aus den Fugen. Aber sind die beiden Kinder dieser Aufgabe gewachsen?
Das Buch ist rein von der Außengestaltung her eine einzige Augenweide! Der farbige Buchschnitt auf drei Seiten ist ein echter Hingucker, besonders der abgebildete Lumix, ein fuchsähnliches Wesen, auf dem Vorderschnitt ist ein Eyecatcher. Auf den Vorsatzblättern befinden sich die einzigen farbigen Illustrationen des Buches, vorn eine Darstellung der Protagonisten mit den Wesen von Everwish, hinten eine Karte der Wunschwelt. Jedes Kapitel beginnt mit der Zeichnung eines Lumix auf einem Ast und die Fußzeile ziert eine dazu passende Ranke. Also optisch ein wirkliches Highlight!
Die Geschichte befasst sich mit den Themen Verantwortung, Ehrlichkeit, Zusammenhalt, Verbundenheit und auch Durchhaltevermögen. Für ein Kinderbuch absolut angemessene und klar dargestellte Motive. Die Spannung nimmt von Kapitel zu Kapitel zu und ich muss ehrlich gestehen: Ich hatte keine Vorstellung, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln könnte. Ich habe es einfach auf mich zukommen lassen und bin geradezu durch die Seiten geflogen. Der Schreibstil der Autorin ist klar, leicht verständlich, flüssig lesbar und für Kinder gut nachvollziehbar. Die Kapitel haben eine sehr gute Länge, sowohl für junge Selbstleser als auch für Vorleser. Das Weltensetting ist durch die angefügte Karte gut vorstellbar, außerdem beschreibt die Autorin sehr detailliert und sehr fantasieanregend. Die Grundidee der Story gefiel mir gut und ist mir so noch nicht begegnet. Ein rundum gelungenes Buch!
Ich habe allerdings auch drei kleinere Kritikpunkte: 1. Ich finde die Protagonisten bzw. die Figuren im Generellen zu blass, zu wenig ausgestaltet, zu wenig in ihrer Innenwelt dargestellt. Daher kann ich als Leserin kaum eine Beziehung zu den Figuren aufbauen, aber auch die Protagonisten untereinander entwickeln keine Freundschaft zueinander, sondern eher so etwas wie eine Zweckgemeinschaft. Das finde ich für ein Kinderbuch sehr schade, aber es scheint darauf hier thematisch auch nicht der Hauptfokus zu liegen. 2. Lexi und Milo wird viel zu viel Verantwortung bei einer zu geringen Informationslage aufgebürdet. Sie werden kaum über Gefahren, das Vorgehen und die Abläufe, ihre Aufgaben und die Wesen – ob nun gut oder böse – in Everwish aufgeklärt, sondern der Baum Cascadia schubst sie sinnbildlich ins eiskalte Wasser. Ich muss sagen, dass mich dieser Umstand recht stark gestört hat. Ebenso, wie die Tatsache, dass 3. recht viele offene Fragen geblieben sind. Warum können einige Kinder die Inklinge/Schmetterlinge sehen und andere nicht? Wonach werden die Wishkeeper ausgewählt? Was genau ist ein Horroxer, welche Gefahren gehen von ihnen aus – für Everwish und die reale Welt? Wer hat Everwish überhaupt erschaffen? Ich hoffe sehr, dass sich in den Folgebänden etwas mehr aufklärt, denn dahingehend bleibe ich etwas unbefriedigt zurück.
Trotzdem gibt es von mir eine klare Leseempfehlung für neugierige Wunsch-Abenteurer ab 8 Jahren!

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Glaubst du noch an den Weihnachtsmann?

Schatten – Der Pakt (Schatten 1)
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Petes bester Freundin Sara geht es nicht gut, sie ist sehr schwach. Niemand weiß, was sie hat, aber es geht ihr täglich schlechter. Pete sieht nur noch eine verzweifelte Möglichkeit: Er will sich vom Weihnachtsmann ...

Petes bester Freundin Sara geht es nicht gut, sie ist sehr schwach. Niemand weiß, was sie hat, aber es geht ihr täglich schlechter. Pete sieht nur noch eine verzweifelte Möglichkeit: Er will sich vom Weihnachtsmann wünschen, dass es Sara wieder besser geht. Sein Wunsch wird nicht nur vom Weihnachtsmann gehört, sondern auch von einem nach Stall riechenden Wesen, das an einen Elfen erinnert. Im Tausch für Saras Gesundheit fordert das Männlein Petes Schatten. Ein guter Tausch, wie Pete zunächst annimmt. Doch er wird zunehmend lethargisch, wütend und grenzt sich ab. Was ist nur mit ihm los?
Der Reihenauftakt beginnt direkt sehr düster, was mich im ersten Moment kurz überrumpelt hat. Eine nette Weihnachtsgeschichte findet man hier sicherlich nicht vor. Die Trilogie ist definitiv nur etwas für Kinder, die nicht schreckhaft sind und sich nicht schnell gruseln oder zu Albträumen neigen.
Die hier aufgegriffenen Themen könnten gegensätzlicher kaum sein: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Egoismus stehen Freundschaft, Altruismus, Zusammenhalt und Selbstlosigkeit gegenüber. Die in der Geschichte beschriebenen Emotionen sind sehr authentisch dargestellt und gut nachzuvollziehen, auch dann, wenn die Protagonisten gerade mit sich und ihren Gefühlen hadern oder zu kämpfen haben.
Die detailreichen Zeichnungen stellen ein weiteres Highlight dar, die die Stimmungen der Geschichte passend und gut aufgreifen, auch wenn sie nur in schwarz und weiß gezeichnet sind.

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Veröffentlicht am 27.04.2024

Ein neues Abenteuer für die Monsterforscher-Kinder

Indigo Wild
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Indigo und ihr gehörloser Bruder Quick kümmern sich um Monster, die ihre Eltern aus der Unbekannten Wildnis retten und sie dann zu ihnen nach Hause schicken, um sie gesund zu pflegen und um ihnen ein neues ...

Indigo und ihr gehörloser Bruder Quick kümmern sich um Monster, die ihre Eltern aus der Unbekannten Wildnis retten und sie dann zu ihnen nach Hause schicken, um sie gesund zu pflegen und um ihnen ein neues Zuhause zu bieten. Doch dieses Mal steht ein Monster vor der Tür, das berichtet, dass sämtliche Forscher der Unbekannten Wildnis verschwunden sind – unter ihnen auch die Wilds, Indigos und Quicks Eltern. Nun müssen also die Kinder zu einer Rettungsmission aufbrechen und ihren Mut unter Beweis stellen. Ob sie auch zu echten Abenteurern geboren sind?
Das zweite Abenteuer der Wild-Geschwister findet dieses Mal nicht im magischen Haus der Forscher im Geleebohnenweg 27 statt, sondern wir reisen gemeinsam mit ihnen in die Wirkungsstätte der Monster-Entdecker, in die Unbekannte Wildnis. Wo es im ersten Band chaotisch, witzig und magisch zuging, wird es hier spannend, gefährlich und abenteuerlich. Dieses Mal gibt es sogar richtige Bösewichte, die mit Eis Monster fangen – und (kleine) Forscher. An einigen Stellen wird es ziemlich gruselig-spannend, was für etwas jüngere Kinder dann doch ein wenig zu viel sein könnte.
Einen Stern Abzug gibt es, weil mich die Geschichte nicht so mitreißen konnte wie im ersten Band. Warum das so ist, kann ich nicht genau sagen. Das letzte Drittel missfiel mir aus schwer greifbaren Gründen. Dennoch freue ich mich auf weitere Abenteuer mit den Monster-Forschern! Vielleicht im nächsten Band dann wieder im Geleebohnenweg.
Der Sprecher Monty Arnold hat hier wieder einmal sein volles Können bewiesen. Das Hörbuch bietet mit seinen Sound Effekten einen tollen Hörspaß! Von mir eine ganz klare Empfehlung zum Hörbuch.

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