“Blau. Blauer. Am blausten.”, diese Art von Steigerungskunst, lässt sich in dem Buch “Nichts-Was im Leben wichtig ist” von Jane Teller oftmals lesen. Allerdings steckt in diesem Buch mehr drin als der Leser zunächst vermuten mag. Tatsächlich wurde das Buch nach Veröffentlichung im Jahr 2000 an dänischen Schulen verboten, da es für großes Aufsehen sorgte. In Deutschland wurde es erst im Jahr 2010 vom Verlag dtv publiziert und stieß sofort auf gespaltene Meinungen. Trotz Startschwierigkeiten ist das Buch mittlerweile in 25 Sprachen übersetzt und unteranderem für den Jugendnobelpreis nominiert worden.
Ein Siebtklässler sitzt in einem Pflaumenbaum und weigert sich zur Schule zu gehen oder sonst irgendetwas zu machen, seine Begründung ist: ”Nichts im Leben hat eine Bedeutung.”. Punkt. Das wars. Oder doch nicht? Wer hätte gedacht, dass Pierre Anthon durch einen so simplen Satz, ein Rachespiel mit so extremen Ausmaßen anzetteln würde? Pierres Mitschüler wollen versuchen ihn zu beweisen, dass es immer etwas gibt, was im Leben von Bedeutung ist. Dazu sammeln sie von jedem Schüler aus der Klasse das Objekt, an dem die Person am meisten hängt. Ein “Berg aus Bedeutung” entwickelt sich. Wer nun denkt, dass sich die Geschichte doch ganz niedlich anhöre, der wird spätestens an dem Punkt merken, als ein Mädchen dazu aufgefordert wird die Leiche ihres toten Bruders zu “opfern”, dass es sich um mehr, als nur ein kleines Spiel handelt. Da nahezu in jedem Kapitel der Berg um einen Gegenstand erweitert wird, gelingt es der Autorin den Spannungsbogen von Anfang bis Ende aufrecht zu erhalten. Hinzu kommt, dass der Schreibstil sehr leicht ist und somit einen schnellen Lesefluss ermöglicht. Allerdings sollte erwähnt sein, dass das Buch aus der Sicht der zwölfjährigen Agnes geschrieben ist und somit viele Formulierungen ziemlich kindlich wirken, was den einen oder anderen Leser möglicherweise stören könnte. Gleichzeitig ist es interessant mitzulesen, wie die Mitschüler immer mehr mit der Frage belastet werden “Wer sind wir?”, “Was hat wirklich Bedeutung” und “Wann ist man jemand?”. Um diese Fragen dreht sich das gesamte Buch und es wird immer wieder darauf zurückgekommen, auf eine klare Antwort wartet der Leser aber vergeblich. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr dreht sich auch der eigene Kopf um diese Fragen. Es fällt auf, dass sich mit der Zeit ein gewisser Hass gegenüber Pierre Anthon entwickelt, dazu fällt mir ein passendes Zitat von Hermann Hesse ein: “Wenn wir einen Menschen hassen, so hassen wir in seinem Bilde etwas, was in uns selber sitzt. Was nicht in uns selber ist, das regt uns nicht auf.”. Ich bin der Meinung, dass dies auch auf Pierres Klassenkameraden zutrifft. Sie wissen, dass an dem was er sagt, etwas dran ist, wollen es sich aber nicht eingestehen und als Folge versuchen sie verzweifelt ihm das Gegenteil zu beweisen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Buch in vielen Aspekten überzeugt und die Charaktere dem Leser noch für längere Zeit in Erinnerung bleiben werden. Wer Spaß an philosophischen Themen hat und Bücher mag in denen Menschen versuchen ihren eigenen Wert zu finden, wie es z.B. in Hermanns Hesse “Demian” der Fall ist, der wird sicherlich mit diesem Buch nichts bereuen.
Zum Schluss noch einen kleinen Denkanstoß:
“Nur das Denken, das wir leben, hat einen Wert."
– Hermann Hesse, Demian
LG Sophie