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Veröffentlicht am 24.08.2023

Spannend bis zum Schluss, aber etwas schnulzig

Wellenkinder
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In "Wellenkinder" verfolgen wir drei unterschiedliche Menschen - Jan, Oda und Margit. Jan ist scheinbar der Protagonist der Gegenwart, wir erfahren, dass er Eheprobleme hat, aber alles dafür tun will, ...

In "Wellenkinder" verfolgen wir drei unterschiedliche Menschen - Jan, Oda und Margit. Jan ist scheinbar der Protagonist der Gegenwart, wir erfahren, dass er Eheprobleme hat, aber alles dafür tun will, seine Frau zurückzugewinnen. Oda ist auf der Flucht vor dem DDR-Regime, wird aber dabei erwischt und gefangengenommen. Unklar ist, was mit ihrem in ihr heranwachsenden Kind passieren wird. Und dann ist da noch Margit, ein Mädchen, das auf einem Flüchtlingsschiff im 2. Weltkrieg ein Waisenkind an sich nimmt und versucht, es als Geschwisterchen aufzuziehen. Je weiter die Geschichten gesponnen werden, desto klarer wird, dass sie irgend etwas miteinander zu tun haben müssen. Die drei Fäden werden langsam zu einem und bis kurz vor dem Ende bleibt offen, wie eng sie miteinander verwoben sind.

Die Autorin schafft es die Spannung bis ans Ende aufrecht zu erhalten. Immer wieder treffen unerwartete Ereignisse oder Erklärungen ein. Die einzelnen Charaktere sind so beschrieben, dass die Leserin oder der Leser sich gut in sie hineinversetzen kann. Besonders bei Odas Leid als Gefangene im DDR-Regime glückt es der Autorin ihren Schmerz absolut nachvollziehbar zu machen. Was mich allerdings etwas genervt hat, war die pathetische Liebe, die die jeweiligen Protagonist/innen für jemanden empfanden - immer wieder wird in überschwänglicher Art und Weise betont, wie das Herz der Figur zerspringt oder für jemanden schlägt - für meinen Geschmack etwas zu viel des Guten. Das hat für mich leider die unterschiedlichen Charaktere, die an und für sich schon unterschiedlich ausgearbeitet waren, doch wieder irgendwie gleich werden lassen.

Mein Fazit: Wellenkinder ist ein spannender, unterhaltsamer und kurzweiliger Roman, der sich über die deutsche Zeitgeschichte streckt, absolut lesenswert, aber insgesamt etwas zu schnulzig geraten ist.

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Veröffentlicht am 03.11.2024

Zukunftsgeflüster

Die große Sehnsucht
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Am Bodensee, Mitte der 1990er: Fete, Michi und Rabe starten die letzte Klasse Gymnasium und durchleben allerhand Zukunftsfantasien. Vor allem für Rabe ist klar, was er werden will: Regisseur. Doch je mehr ...

Am Bodensee, Mitte der 1990er: Fete, Michi und Rabe starten die letzte Klasse Gymnasium und durchleben allerhand Zukunftsfantasien. Vor allem für Rabe ist klar, was er werden will: Regisseur. Doch je mehr sie sich mit konkreten Plänen beschäftigen, desto mehr Realität erleben sie. Und sie spüren, dass die Zeit, die sie jetzt haben, jene ist, die gelebt werden muss.

René Sydow ist mit "Die große Sehnsucht" ein unterhaltsamer Coming-of-Age-Roman gelungen, der die Protagonist:innen voller Leben zeichnet. Die Jungs sind allesamt einfühlsam, engagiert und glauben zu wissen, wohin sie wollen. Natürlich steht das andere Geschlecht im Mittelpunkt und die Beziehungen, die die Hauptprotagonisten entwickeln, fühlen sich trotz Unsicherheiten und gespieltem Selbstbewusstsein sehr authentisch an. Besonders gefallen hat mir, dass der Autor nicht mit oft gelesenen Jungs-/Mädchenklischees spielt, die Charaktere sind einander gegenüber respektvoll, auch wenn es natürlich auch hier das eine schöne Mädchen gibt, das alle begehren. Doch Fantasie und Realität unterscheiden sich und so gelingt es den jungen Männern, tiefergehende Beziehungen aufzubauen.

Der Schreibstil des Autors ist einnehmend und ich konnte mir die Szenen des Buches sehr bildlich vorstellen. Die Erzählperspektive wechselt zwischen den drei Hauptfiguren, selten werden auch Elternperspektiven erläutert. Die meiste Aufmerksam erhält Rabe mit seiner Fokussierung auf seine Zukunft als Regisseur. Hier ist besonders schön zu sehen, dass der Junge zwar schon seit er denken kann, sein Ziel vor Augen hat, aber als dieses näher kommt, zweifelt er mitunter, ob es tatsächlich das ist was er will. Dazu trägt auch seine sich entwickelnde Beziehung zu Viola bei, die er mehr und mehr ins Herz schließt. Auch Fete wird eingehender beleuchtet, er ist der Partytiger und gilt als Frauenheld. Dass es damit in der Realität aber nicht weit her ist, überrascht nicht nur seine Herzensdame Dani, sondern auch die Lesenden. Nur Michi wird etwas stiefmütterlich beschrieben, was schade ist, denn seine Geschichte wird zwar angedeutet, aber nur wenig erläutert.

Trotzdem mir das Buch sehr gefallen hat, finde ich es schade, dass es zwischen den drei Hauptcharakteren ein Ungleichgewicht an Erzähltem gibt. Hier hätte es mir persönlich besser gefallen, wenn entweder nur ein Charakter die volle Aufmerksamkeit bekommt oder aber alle drei Protagonisten gleichermaßen erzählt werden. Irritiert hat mich die nur ganz selten auftauchende Erzählperspektive eines Elternteils und auch das Auftauchen eines verloren geglaubten Vaters wird nicht näher beleuchtet, obwohl anzunehmen ist, dass dies durchaus etwas mit dem Jungen anstellt. Die Beschreibungen der 90er-Jahren standen für mich gar nicht so zentral im Fokus, waren aber schön, auch wenn manche geäußerten Zukunftsprognosen der Figuren für mich etwas zu konstruiert und deshalb etwas unglaubwürdig erschienen.

Mein Fazit: "Die große Sehnsucht" ist ein unterhaltsamer Coming-of-Age Roman, der in den 1990er spielt. Besonders schön ist die Einfühlsamkeit, die Zielstrebigkeit und die Tiefe der Charaktere, auch wenn sie leider nicht allesamt die gleiche erzählende Aufmerksamkeit bekommen. Der Schreibstil des Autors ist kurzweilig und auch wenn das Buch für mich kleinere Schwächen hat, habe ich es gern gelesen.

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Veröffentlicht am 20.10.2024

Ein Spiel mit Schwächen

Das große Spiel
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Vier Protagonist:innen, die im Laufe der rund 500 Seiten auf vielen Zeit- und Irrwegen zueinanderfinden. Im Zentrum steht der Ozean, aber er ist nur ein kleiner roter Faden durch die Geschichte.
Rafi - ...

Vier Protagonist:innen, die im Laufe der rund 500 Seiten auf vielen Zeit- und Irrwegen zueinanderfinden. Im Zentrum steht der Ozean, aber er ist nur ein kleiner roter Faden durch die Geschichte.
Rafi - ein hochintelligenter, bibliophiler junger Schwarzer, der aus seinem sozialen Milieu ausbricht. Todd, der sein Freund wird, obwohl seine Herkunft nicht unterschiedlicher sein könnte. Sie beide verbindet eine seltsame Art der Freundschaft, die vor allem durch gemeinsames Spielen getragen wird. Diese endet, als der Ernst des Lebens beginnt, doch die intensive gemeinsame Zeit soll sie noch lange beschäftigen. Die Künstlerin Ina wohnt und schafft auf der kleinen französisch-polynesischen Insel Makatea und sieht, wie die Übermacht des Menschen die Natur zerstört. Die Kanadierin Evie lebt für das Tauchen in den Ozeanen, um ihre faszinierenden Geschöpfe kennen- und verstehen zu lernen. Alle sind Teil der großen Veränderungen unserer Zeit. Und ihre Schicksale hängen stärker zusammen, als es möglich schien.

Ich bin mir nach wie vor nicht sicher, wie ich Richard Powers "Das große Spiel" fassen kann. Das Ende ist atemberaubend und lässt mich etwas ratlos, aber euphorisiert zurück. Der Weg dorthin hatte für mich aber teilweise extreme Längen, die auch mit Langeweile und Unmut verbunden waren, sodass ich zwischendurch immer wieder zu einem anderen Buch greifen musste.

Der Schreibstill Powers ist sensationell - wunderschön, philosophisch und stellenweise tiefberührend. In der Erzählung wird zwischen den Protagonist:innen abgewechselt. Todd spricht direkt zu den Lesenden, die anderen Figuren werden aus dritter Person erzählt. Ich habe bei "Das große Spiel" bemerkt, dass ich mit zwei Erzählinhalten nicht sonderlich viel anfangen kann: religiöse Welten - auch wenn es wie in diesem Fall Naturreligionen sind - sowie kapitalistische Narzissten. Beide Erzählstränge (Todd & die Inhalte auf Makatea) fand ich immer wieder sehr mühsam zu lesen, besonders weil sie ziemlich ausschweifend beschrieben werden.

Voll in den Bann gezogen hat mich hingegen die Erzählung um Evie - ihre Beschreibungen der Tauchgänge, was sie dort sieht und fühlt, waren für mich zu tiefst berührend und ich konnte mich zu hundert Prozent in die Figur hineinfühlen. Auch ihre schwierige Beziehung zu anderen Menschen, allem voran ihrem Mann und ihren Kindern, sind absolut nachvollziehbar. Der Aufbau der Freundschaft zwischen Rafi und Todd fand ich ebenfalls gut gelungen, auch weil sie wechselseitig zwischen Todd als Erzähler und der distanzierteren Beschreibung von Rafi geschildert wurde. Der plötzliche Bruch, den die Beziehung der beiden erlitt, kann ich ehrlich gesagt nicht wirklich nachvollziehen. Zudem gibt es einen weiteren Protagonisten - den Bürgermeister von Makatea, der eine wesentliche, wenn auch keine verbindende Rolle in der Geschichte spielt. Seinen Unmut gegen sein eigenes Amt und den damit einhergehenden, zu treffenden Entscheidungen fand ich erfrischend und mitunter sogar lustig.

Die zeitlichen Sprünge sind teilweise so unverhofft, dass es einige Zeilen oder auch Seiten dauerte, bis ich sie halbwegs zuordnen konnte und stellen oft einen Bruch in der Geschichte dar, der für mich ab und an zu konstruiert und unnötig wirkte. Wenig nachvollziehen konnte ich die Gewichtung des Erzählten - weshalb wir z.B. zwar viel über die Entwicklung der Freundschaft von Todd und Rafi und Todds weiteren Werdegang erfahren, allerdings kaum etwas über das Post-Freundschaftsbruch-Leben von Rafi und Ina. Beide bleiben für mich im gesamten leider zu wenig gezeichnete Figuren.

Mein Fazit: "Das große Spiel" besticht mit einer großartigen Sprache und einer interessanten Storyline, die leider immer wieder durch langatmiges Erzählen unterbrochen wird. Die Charaktere werden unterschiedlich ausgearbeitet, die Gewichtung des Erzähltes konnte nicht immer nachvollzogen werden. Trotz einiger Schwachpunkte werden mir die Szenen mit der Taucherin Evie und dem nachhallenden Ende noch lange in Erinnerung bleiben.

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Über eine Identität zwischen Land und Stadt

Mühlensommer
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Maria, Mutter zweier pubertierender Töchter, ist mittlerweile ein echter Stadt-Mensch geworden. Als ihr Vater einen schweren Unfall hat, kehrt sie zurück auf den Hof ihrer Familie, um ihre Mutter zu unterstützen. ...

Maria, Mutter zweier pubertierender Töchter, ist mittlerweile ein echter Stadt-Mensch geworden. Als ihr Vater einen schweren Unfall hat, kehrt sie zurück auf den Hof ihrer Familie, um ihre Mutter zu unterstützen. Viele Erinnerungen an ihre Kindheit keimen auf - trotzdem sie viel auf der "Mühle" mitarbeiten musste, war es zum größten Teil eine unbeschwerte Zeit, wenn auch mit einigen Entbehrungen. Doch das Verhältnis zur ihrer Familie, speziell zu ihrem Bruder Thomas, ist angespannt, viel Groll bleibt unausgesprochen. Die Sorge um ihren Vater jedoch ordnet die Familienverhältnisse neu...

Martina Bogdahn nimmt uns in "Mühlensommer" mit auf eine Reise in Marias Erinnerungswelten über ihre Kindheit am Land. Die gegenwärtigen Episoden, die geprägt sind von der Sorge um den Vater, Konflikten mit dem Bruder, der Demenzerkrankung der Großmutter und der Verzweiflung der Mutter, wechseln sich ab mit den Blicken in die Vergangenheit. Marias Kindheit scheint eine schöne gewesen zu sein, allerdings begleitet von einer gewissen Rohheit der älteren Generation und dem Selbstverständnis, dass Kinder am Hof mitzuarbeiten haben. Andererseits besticht das Großwerden in der Peripherie durch eine tiefe Verbundenheit zur Natur und zum Wechsel der Jahreszeiten. Irgendwann in der Pubertät fühlte sich die Protagonistin dann eingeengt in diesen konservativen Verhältnissen und trat die Flucht in die Stadt an - dieses Entwicklungsstadium wird allerdings nur angedeutet, der Fokus der Erinnerungen liegt auf ihrer Grundschulzeit. Trotzdem deutete sich schon früh an, dass Maria danach strebt, ihren Horizont zu erweitern, die Einfachheit des Landlebens und die Einschränkungen am Bauernhof setzte ihr zunehmend zu. Auch heute bleibt eine Art von Hassliebe zum Landleben und dem Verhältnis zu den Menschen dort bestehen, doch im Laufe der Geschichte keimt immer mehr die Sehnsucht nach einer einfacheren Lebensweise auf. Die Zerrissenheit Marias, ihre zwei Seiten, die ländliche und die urbane, scheinen im ganzen Roman ein Zwiegespräch zu führen. Und letztendlich entscheidet ein Konsens, den ihre Mutter vorschlägt, für welche Seite sich die Protagonistin entscheidet.

Der Schreibstil Bogdahns ist einnehmend und sehr angenehm zu lesen. Die abwechselnden Episoden zwischen Gegenwart und Vergangenheit bringen eine besondere Abwechslung in die Geschichte. Die Schilderungen über Marias Kindheits-Ich sind durch eine kindliche Leichtigkeit, die Gegenwarts-Maria von einer gewissen Erschöpfung des Erwachsenseins gekennzeichnet und sind dadurch absolut nachvollziehbar. Zwischendurch hatte der Text einige Längen, die es mir teilweise schwer machten, aufmerksam zu folgen. Einige Szenen, die den Umgang mit Tieren sehr detailliert schildern, waren für mich eher grausam zu lesen, da ich sie als sehr roh und unempathisch den Tieren gegenüber empfand - ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass diese die bäuerliche Realität widerspiegeln. Ich glaube auch, dass diese von der Autorin bewusst so detailliert (und realitätsnah?) geschildert wurden, nehmen sie doch in der Erzählung relativ viel Raum ein. Trotzdem die Härte des bäuerlichen Lebens umfangreich beschrieben wird, konnte ich doch eine gewisse Verklärung des Landlebens erkennen. Besonders gelungen ist es der Autorin meines Erachtens die Zerrissenheit darzustellen, die Maria zwischen der urbanen und der ländlichen Welt hin und her schleudert - ihre Gedankengänge, die sich diesbezüglich im Laufe der Geschichte erst peu á peu herauskristallisieren, waren für mich wirklich absolut nachvollziehbar und ließen mich tief mit der Figur verbunden fühlen.

Mein Fazit: Mühlensommer ist ein mitunter philosophischer Roman über das Für und Wieder des Landlebens, über innerfamiliäre Konflikte und das Aussöhnen mit den eigenen Gegebenheiten. Trotzdem die thematisierte konservative Rohheit ab und an schwer zu ertragen ist und der Texte sich teilweise in die Länge zieht, ist Martina Bogdahn ein absolut lesenswertes Buch gelungen!

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Veröffentlicht am 26.01.2024

Charakterstarke Spannung

Der blaue Tod
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Durch Zufall gerät die frisch gebackene Mutter und Ex-Soldatin Sara Konrad auf die Spur einer ungewöhnlichen Todesserie in einem Pflegeheim. Mit der Unterstützung ihrer Sportbekanntschaft Max begibt sie ...

Durch Zufall gerät die frisch gebackene Mutter und Ex-Soldatin Sara Konrad auf die Spur einer ungewöhnlichen Todesserie in einem Pflegeheim. Mit der Unterstützung ihrer Sportbekanntschaft Max begibt sie sich auf eine rasante Aufklärungstour um die Täter zu fassen.

"Der blaue Tod" von Marley Alexis Owen ist ein spannender, rasanter Thriller, der den Leser:innen viel Einblick in die Gedankenwelt der Protagonistin Sara gibt. Sie wird von ihrer Vergangenheit als Soldatin verfolgt und kann sich nur schwer mit ihrer Mutterrolle identifizieren. Sie ist aber von Personen umgeben, die sie so sein lassen, wie sie ist, auch wenn das das eine oder andere Mal zu Auseinandersetzungen führt. Ihre Ungeduld und ihr Getriebensein bewirken aber schließlich, dass sie die Spur der Todesserie aufnimmt, ungehindert der möglichen Gefahren oder Konsequenzen. Der Schauplatz Hamburg spielt eine kleine Rolle in der Geschichte und wir dürfen die Protagonist:innen durch die Stadt begleiten. Relativ früh werden die Lesenden in Konversationen betreffend der Taten mitgenommen, ohne dass verraten wird, um wen es sich bei den Sprechenden handelt - peu á peu wird angedeutet, wer da dahinter stecken könnte. Ohne zu spoilern, muss ich sagen, dass es ob der erlebten Grausamkeiten durch einen Elternteil durchaus nachvollziehbar ist, wie die Ideen zu den Taten entstanden sind - diesbezüglich ist es der Autorin wirklich gelungen, mich zu fesseln und ich dachte mir oft, dass diese Geschichte als eigene Erzählung auch sehr interessant wäre. Die endgültige Aufklärung und wie alles gekommen ist, erfolgt kurz vor Ende des Buches - genau so wie es sein soll.

Allerdings ist es mir trotzdem etwas schwer gefallen, mich in die Geschichte hineinzufinden. Das liegt vor allem daran, dass oft von Saras Vergangenheit erzählt wird und Dinge angedeutet werden, die im Vorgängerroman passiert sind. Da ich diesen jedoch nicht gelesen habe, hatte ich das ganze Buch über das Gefühl, Essentielles über Sara nicht zu wissen. Außerdem ist mir die Protagonistin irgendwie zu hart, ich konnte nie so wirklich Sympathie mit ihr aufbauen. Das kann daran liegen, dass mir persönlich ein so enormer Ehrgeiz und der Unwille, sich mit seiner Psyche auseinanderzusetzen, eher fremd sind. Auch die Erklärungen warum Max Sara so unterstützend zur Seite steht, waren für mich etwas zu weit hergeholt. Wer es mir allerdings angetan hat, war Saras Mann Lukas - er scheint das Gegenteil von Sara zu sein, ist sehr geduldig, verständnisvoll und einfühlsam - ein toller Charakter! Grundsätzlich finde ich, dass es ein großes Talent der Autorin ist, die unterschiedlichen Charaktere vielschichtig und tiefgründig darzustellen.

Mein Fazit: "Der blaue Tod" ist ein spannender Thriller mit einer starken und mutigen Protagonistin, die mir persönlich aber zu hart war. Wer die Reihe um Sara Konrad noch nicht kennt und wem es wichtig ist, die gesamte Geschichte der Hauptfigur zu kennen, dem würde ich anraten, zuerst den ersten Teil "Der Stalker" zu lesen.

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