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Veröffentlicht am 10.11.2024

Großes Potenzial mit Schwächen - ein Roman mit enttäuschenden Wendungen

Die Unmöglichkeit des Lebens
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Mit "Die Unmöglichkeit des Lebens" hat Matt Haig einen Roman vorgelegt, der sich um die Themen Neuanfang und Selbsterkenntnis dreht. Die Geschichte entfaltet sich rund um Grace, eine ehemalige Mathematiklehrerin, ...

Mit "Die Unmöglichkeit des Lebens" hat Matt Haig einen Roman vorgelegt, der sich um die Themen Neuanfang und Selbsterkenntnis dreht. Die Geschichte entfaltet sich rund um Grace, eine ehemalige Mathematiklehrerin, die sich nach dem Tod einer alten Freundin auf die Suche nach deren Geheimnissen begibt – und dabei auch Einblicke in die eigene Vergangenheit gewinnt. Der britische Autor Matt Haig, Jahrgang 1975, ist bekannt für seine Romane mit tiefgründigen und oft philosophischen Themen. Seine persönlichen Erfahrungen mit Depressionen und Angststörungen prägen auch Werke wie "Die Mitternachtsbibliothek" und "Ich und die Menschen", die sich mit der Frage nach dem Sinn des Lebens auseinandersetzen. Haig lebt mit seiner Familie in Brighton.

Worum geht's?

Grace, eine pensionierte Lehrerin, erbt unerwartet ein kleines, heruntergekommenes Haus auf Ibiza von einer alten Freundin, zu der sie den Kontakt schon lange verloren hatte. Ohne groß zu zögern, reist sie auf die Insel, um Antworten über das Leben und die Geheimnisse ihrer Freundin zu finden. Was sie entdeckt, stellt jedoch ihr eigenes Leben und ihre Sichtweise auf die Realität infrage. Sie stößt auf mysteriöse Ereignisse und gerät in eine Welt, die ihre eigenen Prinzipien herausfordert und mehr von ihr verlangt, als sie je erwartet hätte. Um die verborgenen Rätsel zu lösen, muss Grace auch ihre eigene Vergangenheit bewältigen.

Meine Meinung

Der Klappentext von "Die Unmöglichkeit des Lebens" hat mich neugierig gemacht. Und auch die Bekanntheit des Autors. Auch das Cover ist ein echter Hingucker und passt zum ersten Eindruck, den man von der Geschichte bekommt. Mit 416 Seiten ist das Buch relativ umfangreich, aber da ich schon von Haigs "Die Mitternachtsbibliothek" nicht ganz überzeugt war, wollte ich dem Autor hiermit noch einmal eine Chance geben. Der Anfang des Buches versprach tatsächlich einiges: Die Gefühle und die Einsamkeit von Grace werden sehr authentisch dargestellt, was mich als Leserin direkt angesprochen hat. Doch leider verliert sich die Handlung bald in einer esoterischen, merkwürdig mystischen Richtung, die ich persönlich nur schwer nachvollziehen konnte.

Obwohl der Schreibstil angenehm und flüssig ist, mit kurzen Kapiteln, die das Lesen erleichtern, war der Lesefluss insgesamt oft gestört. Viele dieser kurzen Kapitel waren mir sogar zu abrupt (das soll was heißen), sodass es mir schwerfiel, wirklich in die Geschichte einzutauchen und bei den ständigen, oft unzusammenhängenden Wendungen den roten Faden zu finden. Die Handlung wirkte auf mich zu konstruiert und wenig glaubwürdig; vieles war einfach nicht nachvollziehbar. Bis zum Schluss blieb unklar, ob das Buch nun in den Bereich Fantasy einzuordnen ist oder ob Haig hier einfach möglichst viele geheimnisvolle und unerklärliche Elemente einbauen wollte. Besonders störend fand ich, dass der Klappentext zwar neugierig macht, aber kaum auf die Richtung hinweist, die das Buch tatsächlich nimmt. Die Ereignisse, die sich ab der Mitte des Buches entfalten, waren für mich daher eine negative Überraschung, da sie sich nicht mit meinen Erwartungen deckten.

Fazit

"Die Unmöglichkeit des Lebens" ist ein Roman, der interessante Ansätze aufweist, aber zu sehr von der Realität abweicht und eine verwirrende Mischung aus Esoterik und Geheimnissen bietet, die ich schwer nachvollziehen konnte. Wer eine in sich stimmige, tiefgründige Geschichte erwartet, könnte hier enttäuscht werden. 2 von 5 Sternen.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.11.2024

Atmosphärisch dicht, aber nur bedingt spannend & Privates im Vordergrund

Die rauen Nächte von Graz
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In seinem Krimi „Die rauen Nächte von Graz“ entfaltet Robert Preis eine düstere Weihnachtsatmosphäre, in der Sonderermittler Armin Trost einem Serienmörder auf der Spur ist. Robert Preis, geboren 1972 ...

In seinem Krimi „Die rauen Nächte von Graz“ entfaltet Robert Preis eine düstere Weihnachtsatmosphäre, in der Sonderermittler Armin Trost einem Serienmörder auf der Spur ist. Robert Preis, geboren 1972 in Graz, ist Journalist und Krimiautor und bekannt für seine Serie um den Ermittler Trost, der in der österreichischen Stadt Graz ermittelt. Preis, der sich bereits mit historischen und Fantasy-Romanen einen Namen gemacht hat, ist in der Krimiszene vor allem für die tiefe Verwobenheit seiner Geschichten mit der steirischen Region und Kultur bekannt.

Worum geht’s genau?

Im winterlichen Graz sorgt ein Serienmörder für Unruhe und Angst unter den Bewohnern. Seine Opfer sind junge Frauen, an deren Tatorten er als grausames Erkennungszeichen Blumensträuße hinterlässt. In diesem nervenaufreibenden Fall muss Armin Trost undercover ermitteln, doch sein Höllentrip in die Dunkelheit wird zunehmend auch eine Reise in seine eigenen seelischen Abgründe. Während die Ermittlungen sich immer weiter zuspitzen, scheint auch Trost selbst mehr und mehr zu zerbrechen und stößt an die Grenzen seines Verstandes und seiner Belastbarkeit.

Meine Meinung

Als Neuleserin der Serie um Armin Trost hatte ich zunächst doch hohe Erwartungen an das Buch. Ich hab mich aufgrund des Klappentextes für ein Reziexemplar im Rahmen einer Leserunde beworben und es gewonnen. Der Beginn ist wirklich spannend und atmosphärisch dicht geschrieben, man spürt förmlich die unheilvolle Kälte und das beklemmende Setting in Graz. Allerdings ließ die Spannung nach diesem vielversprechenden Auftakt bald stark nach. Die Handlung geriet für mich im Mittelteil ins Stocken und wurde zunehmend langatmig, was meine Lesefreude erheblich minderte. Erst gegen Ende nimmt die Geschichte wieder an Fahrt auf und bietet ein wirklich packendes Finale.

Ein weiterer Schwachpunkt - neben der Langatmigkeit im Mittelteil - war für mich der sehr ausgedehnte Fokus auf das Privatleben des Protagonisten Trost. Seine Romanze, die Alpträume, Panikattacken und Halluzinationen nahmen für meinen Geschmack zu viel Raum ein, wodurch die Hauptgeschichte und der Flow leiden. Leider hat mich dieser psychologische Nebenschauplatz kaum gepackt, da diese Facette der zerrissenen, traumatisierten Ermittlerfigur in der Kriminalliteratur nicht neu ist und hier wenig frischen Wind mitbringt. Ich hatte das Gefühl das so oder so ähnlich schon 100x gelesen (und mich gelangweilt) zu haben.

Positiv hervorheben möchte ich den bildhaften und atmosphärisch dichten Schreibstil von Preis, der in den kurzen Kapiteln (I like!) gut zur Geltung kommt. Die winterliche Kulisse und das Setting in Graz sind ebenfalls gelungen. Die Figur Armin Trost hingegen blieb für mich leider schwer zugänglich. Mir fehlte der Bezug zu ihm, sodass ich kaum Sympathie oder Mitgefühl aufbauen konnte. Vielleicht wäre Vorwissen durch die vorherigen Bände hilfreich gewesen, um die komplexe Figur Trost und seine Entwicklung besser zu verstehen. Doch ohne diesen Hintergrund fehlt hier der emotionale Anker, und es bleibt unwahrscheinlich, dass ich ein weiteres Buch der Reihe lesen werde.

Fazit

„Die rauen Nächte von Graz“ startet stark und atmosphärisch, verliert aber im Verlauf zunehmend an Spannung durch einen übermäßig langen Fokus auf das Innenleben des Protagonisten. Insgesamt konnte mich der Krimi leider nicht wirklich überzeugen. Daher vergebe ich 2 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.11.2024

Ein stilistisch gelungener, aber (für mich) wenig greifbarer Erzählband

Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne
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In seinem Roman "Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne" erkundet Saša Stanišić die verpassten Chancen und Wege, die das Leben aufzeigt ...

In seinem Roman "Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne" erkundet Saša Stanišić die verpassten Chancen und Wege, die das Leben aufzeigt – jene Möglichkeiten, die wir wählen oder an denen wir vorbeigehen. Der preisgekrönte deutschsprachige Autor, der 1978 in Višegrad geboren wurde und seit seiner Jugend in Deutschland lebt, ist bekannt für seine Werke, die sich zwischen humorvollen und tiefsinnigen Geschichten bewegen.

Worum geht's genau?

Stanišić beleuchtet in einer Reihe von Erzählungen die Entscheidungen und Möglichkeiten, die sich im Leben eröffnen – und ebenso die verpassten Chancen, die diese Wege mit sich bringen. Durch verschiedene Charaktere und Begebenheiten, die sich überschneiden und verweben, setzt sich das Bild einer vielschichtigen Welt zusammen, in der die Protagonisten an Scheidewegen stehen. Da gibt es etwa die Reinigungskraft, die endlich die Zügel ihres Lebens in die Hand nehmen möchte, oder einen Vater, der sich darin übt, gegen seinen kleinen Sohn im Memory-Spiel zu gewinnen. Auch der Schriftsteller selbst erscheint und erzählt von einer Reise nach Helgoland, bei der er erkennt, dass er diese Reise möglicherweise bereits erlebt hat.

Meine Meinung

Ich habe mir länger Gedanken darüber gemacht, ob ich das Buch lesen soll. Das Cover hat mich sofort angesprochen und der ungewöhnliche Titel finde ich nach wie vor GRENZGENIAL und hat meine Neugier geweckt. Der Klappentext hingegen schien mir nicht ganz so vielversprechend, dennoch wollte ich mich überraschen lassen. Leider war das Buch für mich dann aber nicht das, was ich erwartet hatte. Ich hatte auf einen durchgehenden Roman gehofft und wurde stattdessen mit einer Sammlung von Geschichten konfrontiert. Zwar sind diese Geschichten miteinander verbunden und die Figuren tauchen teilweise auch in den Erzählungen anderer auf, doch für mich fehlte der rote Faden, der alles zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen würde. Es war, als ob ich eine Ansammlung von Momenten betrachte, ohne das große Ganze wirklich zu erfassen.

Zu den Charakteren konnte ich nur schwer eine Verbindung aufbauen. Besonders gelungen fand ich jedoch die Geschichte der Jugendlichen, die die Zukunft "spielerisch" anprobieren & (nicht) einloggen. Auch die zweite Geschichte von Dilek fand ich ansprechend und nachvollziehbar. Doch bei den übrigen Geschichten fühlte ich mich weniger eingebunden, und einige empfand ich sogar als eher mittelmäßig und nicht besonders einprägsam.

Der Schreibstil von Saša Stanišić hat mir an sich sehr gut gefallen. Seine Wortwahl ist präzise, und er hat eine besondere Art, mit Sprache umzugehen, die das Lesen an vielen Stellen angenehm machte. Dennoch empfand ich einige Passagen als zu langatmig. Vielleicht fehlte mir hier auch der nötige Zugang oder die Bereitschaft, mich tiefer auf manche der Themen einzulassen. Bei einigen Stellen war mir nicht klar, wie sie zu verstehen waren oder welche Botschaft Stanišić vermitteln wollte.

Fazit

Leider hat mich "Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne" nicht überzeugt. Der fehlende rote Faden und die distanzierte Beziehung zu den Charakteren sind einige Gründe für die Bewertung. Daher vergebe ich 2 von 5 Sternen, da der Stil zwar ansprechend, das Buch für mich jedoch insgesamt nicht zugänglich und stimmig war.

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Veröffentlicht am 25.10.2024

Ein WG-Leben ohne Ecken und Kanten: Interessante Idee, aber unauthentische Umsetzung

Wohnverwandtschaften
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In "Wohnverwandtschaften" erzählt Isabel Bogdan von einer Wohngemeinschaft, die aus vier Menschen verschiedener Lebensphasen besteht und dabei die Grenzen zwischen Freundschaft und Familie auslotet. Die ...

In "Wohnverwandtschaften" erzählt Isabel Bogdan von einer Wohngemeinschaft, die aus vier Menschen verschiedener Lebensphasen besteht und dabei die Grenzen zwischen Freundschaft und Familie auslotet. Die Autorin, die unter anderem Werke von bekannten Autoren wie Jonathan Safran Foer und Nick Hornby ins Deutsche übersetzte, hat sich auch als Schriftstellerin einen Namen gemacht. Ihr Debütroman "Der Pfau" war ein großer Erfolg und zeigte ihren feinsinnigen Humor und präzisen Stil. Bogdan, die in Hamburg lebt und arbeitet, verknüpft in ihrem neuen Roman nun humorvolle und nachdenkliche Töne, um eine Geschichte über moderne Wahlfamilien zu erzählen.

Worum geht’s genau?
Nach der Trennung von ihrem langjährigen Partner Flo zieht Constanze als Übergangslösung in eine Wohngemeinschaft, die von Jörg, einem älteren Witwer, gegründet wurde. Neben ihm leben noch Murat, ein charmanter und lebenslustiger Mann in den Fünfzigern, und Anke, eine Schauspielerin, die unter den beruflichen und persönlichen Herausforderungen des Älterwerdens leidet, in der WG. Alle vier bringen ihre individuellen Geschichten, Hoffnungen und Unsicherheiten in die Wohngemeinschaft ein. Dabei stellt sich bald die Frage: Ist diese Zweck-WG mehr als eine bloße Wohnlösung? Könnte sie eine Art Ersatzfamilie sein, die ihnen Halt gibt?

Meine Meinung
Leider muss ich sagen, dass mich der Roman "Wohnverwandtschaften" enttäuscht hat. Die Vorstellung, dass Freundschaften eine bessere Familie sein könnten, ist zwar eine interessante Thematik, die sich allerdings im Buch nicht wirklich befriedigend widergespiegelt hat. Die vier Hauptfiguren haben zwar ihre eigenen Baustellen im Leben, scheinen jedoch keine Probleme mit ihren leiblichen Familien zu haben, wodurch das Thema der „besseren Familie“ hier nicht nachvollziehbar herausgearbeitet wird. Die einzelnen Charaktere sind dabei durchaus vielseitig: Jörg, der nach dem Tod seiner Frau (den er noch nicht überwunden hat) seine Lebenssituation verändert & die WG gegründet hat; Murat, der mit Mitte fünfzig eine jugendliche Freiheit zu leben scheint, die jedoch oberflächlich bleibt; Anke, die um ihre Schauspielkarriere bangt und mit den sozialen Erwartungen ans Alter kämpft; und schließlich Constanze, die nach der gescheiterten Beziehung & einem von ihr abgelehnten Heiratsantrag auf der Suche nach sich selbst ist. Für mich sind leider alle Figuren trotz dieser Hintergründe erstaunlich unnahbar geblieben. Die sehr harmonisch beschrieben WG-Leben hat auf mich künstlich inszeniert und unrealistisch gewirkt.

Insbesondere die "Rivalität" zwischen Constanze und Anke in Bezug auf Murat war für mich wenig authentisch und erschien aufgezwungen, ohne einen echten Spannungsbogen zu entwickeln. Auch zur Erzählweise mit den kurzen Kapiteln und langen inneren Monologen hab ich keinen Zugang gefunden - ebenso wie zu den Charakteren. Die Perspektive von Jörg fand ich dabei noch am gelungensten, während mich die Abschnitte der anderen Charaktere durch die langatmigen Gedankengänge oft eher ermüdeten. Die Dialoge, vor allem zwischen Jörg und Anke, waren dagegen ein Lichtblick: Sie waren humorvoll und haben mich gelegentlich schmunzeln lassen. Insgesamt jedoch hat mich der Roman nicht gepackt, obwohl die Themen die angeschnitten werden, wie bspw. Zusammenleben, Altern und Demenz, an sich spannend und wichtig sind - jedoch für meinen Geschmack zu oberflächlich behandelt wurden.

Fazit
"Wohnverwandtschaften" behandelt eigentlich interessante Themen, bleibt für mich jedoch zu inszeniert und distanziert. Trotz der gelungenen Dialoge und mancher humorvollen Momente fehlt dem Roman für mich persönlich die emotionale Tiefe, um das Kernthema Freundschaft als Wahlfamilie wirklich überzeugend darzustellen. Daher kann ich nur 2 von 5 Sternen vergeben.

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Veröffentlicht am 21.10.2024

Italienische Magie in fragmentarischen Momenten

Ja, es ist ein Zauberort
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Alfred Kerrs "Ja, es ist ein Zauberort" bietet einen Einblick in die Italien-Reisen des berühmten Kritikers und Essayisten. In diesem Buch sind Kerrs Beobachtungen und Eindrücke von seinen Aufenthalten ...

Alfred Kerrs "Ja, es ist ein Zauberort" bietet einen Einblick in die Italien-Reisen des berühmten Kritikers und Essayisten. In diesem Buch sind Kerrs Beobachtungen und Eindrücke von seinen Aufenthalten in Italien versammelt. Er schildert seine Reisen mit poetischen Notizen und tiefen Eindrücken, die das Leben und die Kultur Italiens zu Beginn des 20. Jahrhunderts widerspiegeln. Kerr, einer der einflussreichsten deutschen Kritiker seiner Zeit, war bekannt für seine sprachgewandten Theaterkritiken und seine exakte Beobachtungsgabe. Die in der Reihe „Übermorgen“ erschienene Sammlung zeigt, wie stark Italien ihn inspiriert hat.

Worum geht's?

In "Ja, es ist ein Zauberort" beschreibt Kerr seine Reisen durch italienische Städte wie Venedig, Rom und Padua. Die Notizen sind weniger ein zusammenhängender Reisebericht, sondern eher lose Gedankensplitter, die er während seiner Aufenthalte festgehalten hat. Kerr schildert die italienische Landschaft, die Architektur und die Menschen mit einer besonderen Faszination. Der Leser begleitet ihn in zauberhafte Lagunenstädte, durch verwinkelte Gassen und in prachtvolle Kirchen. Diese Eindrücke reichen von malerischen Beschreibungen bis hin zu tiefgründigen Reflexionen über das Leben, die Schönheit der Natur und die italienische Kultur.

Meine Meinung

Das Buch hat definitiv seinen Charme, angefangen bei dem wunderschönen Cover, das direkt Italien-Urlaubsgefühle aufkommen lässt. Die Liebe Kerrs zu Italien ist in jedem seiner Notizen spürbar, und die poetische Sprache transportiert auf jeden Fall die Atmosphäre der italienischen Städte. Besonders gelungen fand ich seine Beschreibungen von Orten wie Venedig oder Rom. Kerr vermischt die Magie der Städte mit einer gewissen Melancholie, was den Texten Tiefe verleiht.

Allerdings muss ich sagen, dass ich mir den Inhalt des Buches etwas anders vorgestellt habe. Die Notizen sind sehr fragmentarisch, was das Lesen erschwert. Statt eines durchgehenden Textes handelt es sich um kurze Tagebuchaufzeichnungen, die oft nur Momentaufnahmen verschiedener Reisen widerspiegeln. Dadurch entsteht ein gewisser Bruch in der Erzählung, und der Lesefluss wird gestört. Für Leser:innen, die einen zusammenhängenden Reisebericht erwarten, kann das enttäuschend sein.

Ein weiterer Aspekt, der mich persönlich nicht überzeugt hat, ist die Tatsache, dass die einzelnen Notizen oft ohne klaren Zusammenhang aufeinander folgen. Manchmal fühlte es sich an, als ob ich mitten in Kerrs Gedanken eintauche, ohne einen roten Faden zu erkennen. Das kann zwar durchaus als literarischer Stil verstanden werden, war für mich jedoch nicht ansprechend.

Fazit

Ja, es ist ein Zauberort bietet wunderschöne, stimmungsvolle Eindrücke von Italien, allerdings in einer sehr fragmentarischen Form. Wer kurze, poetische Texte mag, wird sich an Kerrs Italien-Erfahrungen erfreuen, wer jedoch einen zusammenhängenden Reisebericht erwartet, könnte enttäuscht sein. Ich vergebe dem Buch 2 von 5 Sternen, da es zwar atmosphärisch und sprachlich ansprechend ist, aber auf mich insgesamt zu bruchstückhaft und sprunghaft wirkt.

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