Norwegen, irgendwann zu Beginn des 10. Jahrhunderts: Als eine Seherin in das Dorf der drei Freundinnen Oddy, Signy und Gunnhild Halt macht, ist die Aufregung groß und viele wünschen sich eine Vorhersage. Obwohl Gunnhilds Mutter es ihr verbietet, begleitet Gunnhild ihre Freundinnen heimlich. Den drei Mädchen wird allerdings eine Weissagung gemacht, die das ganze Dorf in Aufruhr versetzt. Ihr Schicksal ist unwiderruflich miteinander verwoben, doch eine von ihnen verdunkelt die Zukunft der anderen. Jeder im Dorf betrachtet die Mädchen nun misstrauisch, doch als Gunnhild hört, dass ihr Vater bereits eine Ehe mit einem alten Mann des Dorfes arrangiert hat, flieht sie gemeinsam mit der Seherin aus ihrer Heimat und kehrt erst zwölf Jahre später zurück in ihr Dorf. Denn ihre Freundin Signy wurde verschleppt und gemeinsam mit Oddny setzt Gunnhild alles daran, Signy wiederzufinden.
Nordische Sagen und Mythologien haben es mir einfach angetan und eine Erzählung der Gunnhild Erik Saga klang so gut, dass ich neugierig wurde.
Die Gestaltung des Buches ist wunderschön und auch der Einstieg in diese Saga, die teilweise auf realen Begebenheiten, aber auch aus Mythos besteht, ist hier sehr gut nacherzählt worden. Mir hat der Schreibstil von Genevieve Gornicheck sehr gut gefallen, denn zum einen schafft sie es, die Begebenheiten des damaligen Lebens bildhaft darzustellen, zum anderen ist sie aber sprachlich so modern geblieben, dass es nicht langatmig wird.
Gleichzeitig baut Gornicheck auch sehr moderne Themen ein, die in die Zeit nicht richtig passen wollten, aber trotzdem dem Buch Schwung verliehen.
Durch diese teils mythischen teils geschichtlichen Aspekte wird diese Geschichte abwechslungsreich und spannend. Auch bleibt es lange geheimnisvoll, wer der drei Frauen denn nun das Schicksal der anderen verdunkelt. Natürlich dreht sich hier die Geschichte um die Suche nach Signy und was die Frauen dafür auf sich nehmen. Hin und wieder gab es Längen und einen Schluss, der mir übereilt vorkam, insgesamt aber war es wirklich mitreißend.
Die Zeiten, die hart und rau waren, werden gut dargestellt. Der Leser erhält einen Einblick in das karge Leben, geprägt von Überfällen, Entführungen, Sklaverei und mehr. Es wurde authentisch beschrieben, ohne übertrieben brutal dargestellt zu sein.
Wer sich ein bisschen mit den Mythologien des Nordens auskennt, weiß, dass Gunnhild auch die Königin Norwegens genannt wurde, sie war ja auch mit König Erik Blutaxt verheiratet. Sie war bekannt für ihre Klugheit und ihre Gabe wichtige Entscheidungen zu treffen. Genau diese starke, besondere Frau schafft die Autorin hier auch hervorragend darzustellen. Gunnhild beweist hier schon als Kind ihre Stärke, indem sie sich ihrem Vater widersetzt und nicht den ihr angedachten Mann heiratet. Eine extrem bewundernswerte Frau in dieser Zeit.
Auch alle anderen Charaktere werden sehr gut dargestellt und da man hier zwischen den Perspektiven, in erster Linie zwischen Oddny und Gunnhild wechselt, erhält man tiefe Einblicke.
Mein Fazit: Ein gelungenes Buch mit einem Genremix, der auch Lesern gefallen wird, die nicht unbedingt historische Romane mögen. Besonders gut gefallen haben mir Gunnhild und ihre Freundinnen, die wirklich starke Wikinger Frauen waren, was bei Gunnhild ja auch in die Realität passte. Ich kann das Buch sehr empfehlen.